Hallo,
ich habe das Buch nun auch und freue mich über einige Übereinstimmungen mit Euren Meinungen.
Ich finde es schon schön, eine Anthologie im normalen Format zu haben, denn leider sind die anderen Anthos, die sich auf Bilder beziehen in dem blöden quadratischen Format und dann noch Soft cover. Hier aber ist ein schönes Buch und ich war besonders gespannt auf die Illustrationen. Neu ist ja, dass ein Kreis geschlossen wird. Da ist schon der Einstieg nett gewählt, statt einer trockenen Einführung mal ein Dialog.
Ich hatte ja die Bilder auch gleich zu Beginn gesehen und für mich sahen fast alle ziemlich trübe und Horror-mäßig aus. Die erste Geschichte ist dann auch eher in dieser Kategorie. Eher eine Beschreibung des Bildes, denn eine Geschichte. Interessanterweise enthält die Illustration dann zwei Taucher, die aber in der Geschichte keine direkte Rolle spielen, denn die Erzähler beobachten nur noch. Sie forschen nicht, nicht mehr. sie sind einfach nur fasziniert. Sicher geht es hier um die Vermüllung der Meere und der Rache der Natur, aber würden Forscher wirklich untätig darauf warten, was da passiert?
Von der zweiten Geschichte war ich dann genauso begeistert wie ihr. Aus diesen doch ziemlich düsteren Bildern entstand eine Geschichte voller wunderschöner Bilder. Das merkt man dann der Illustration an, sie ist farbiger, und während die Blitze in den ersten Bildern für mich aussehen, als ob sie die Frau zerstören, sind sie jetzt nur noch um sie herum.
Die ganze zeit dachte ich, sie wird zu spät kommen und ich war begeistert, dass dies nicht der Fall ist. Schließlich kommt sie aus einer Zeit/Welt, in der sicher auch diese Krankheit und das Altern keine unüberwindlichen Hindernisse mehr darstellen.
Das Wiedersehen fand ich ziemlich daneben, vor allem, weil ich selbst Bilder von Spinnen vermeide. Die Geschichte ist beliebig. Wie vom Autor gemeint als Warnung vor den Gefahren der Verschmelzung von Psychodelika und Neurotechnik kann ich sie nicht sehen. Abgesehen davon, dass ich diese Gefahr für sehr gering halte, geht es ja um Rache und Missbrauch. Die Illustration dazu ist dann auch entsprechend eine noch deutlichere Spinne.
Das Licht ist eine Geschichte, deren Logik mir nicht aufgeht. Da bin ich vermutlich zu dumm dazu. Gefallen hat mir, dass ich das Motiv von Schrödingers Katzegefunden habe. Warum das Paradoxon entsteht ist mir unklar, denn normalerweise entstehen Paradoxa für mich immernoch logisch, wenn in der Vergangenheit etwas geändert wird. Hier aber ist ja das Motiv der Änderung aus der Vergangenheit geboren, es gibt also ein nacheinander, woher sollte das Motiv in der Zukunft kommen, wenn es die Vergangenheit in der Form nicht gegeben hätte? Für mich zu hoch. Komischerweise ist hier die Illustration auch wesentlich farbenfroher und weniger düster als die Inspiration. Wenn es eine optimistische Geschichte sein sollte, habe ich sie noch weniger verstanden.
Unser stilles Dorf ist eine sehr gut erzählte Geschichte, die emotional mitnimmt,die ich aber vermutlich auch nicht verstanden habe. Vielleicht kann mir jemand erklären, warum die Schwester sich zu dem nackten Mann hingezogen fühlt und warum sie dann so schnell stirbt. Ist es alles Wahnsinn, ist die Erzählerin auch wahnsinnig? Ich weiß nicht, ob man als Kind überhaupt "normal" bleiben kann, wenn man solchen Wahnsinn erlebt hat. Alles wirkt aber deshalb so stark, weil zwischendurch immer wieder so was wie Normalität durchscheint, beim Jagen über die Wiese, beim Aussuchen des Dirndls. Die Vögel sind nicht nur Hoffnungsträger, sie wirken auch umgekehrt, ich mußte natürlich an "Die Vögel" denken. Die Geschichte entspricht dem, was ich bei der Inspiration erwartet hatte. Die Illustration ist demzufolge auch stimmig in der Farbgebung interessanterweise wird aber gerade das Dirndl weggelassen und der Schutzversuch der Schwester stärker hervorgehoben.
Sterben und sterben lassen....erinnert natürlich sofort an den TOD der Scheibenwelt. Für mich ist sie eine hervorzuhebende Geschichte. Sie nimmt die Inspiration voll auf und behandelt in einer humorvollen Art die philosophische Frage, ob der Tod das Leben wertvoller macht. Die Illustration ist hier reine Umsetzung der Geschichte. Der Twist, dass die Botin als Opfergabe kommt war für mich nicht voraussehbar aber sehr stimmig. So sehr der Tod gewünscht wird ist es doch schwer, das Leben aufzugeben, vor allem, wenn auch die Krankheiten besiegt sind. Spannend wäre zu erfahren, wie der Tod in der Gesellschaft auf dem Mars eingeführt wird. Sicher nicht einfach.
Die Verwandlung hat hier nicht so gefallen, mir schon. Ich fand es einfach angenehm, dass der Protasgonist nach anfänglicher Panik begriffen hat, dass er eine Überlebenschance erhalten hat. Er kommt aus dem Krieg, und es ging darum schneller und besser zu sein als der Gegner. Darum geht es jetzt auch wieder. Es hat sich für ihn nicht so viel verändert. deshalb kann er es auch schnell akzeptieren.
Der Erleger hat mich nicht zum Würgen gebracht, weil ich schnell umgeschaltet habe auf normale Jagd, wie sie hier üblich ist. Obwohl wir inzwischen schon erreicht haben, dass auf Jungtiere nicht geschossen werden darf und es entsprechende Jagdsaisons gibt. Der Erleger ist so etwas wie ein Jagdhund. Ja, ich habe mich gefragt, wie er das machen kann, seine eigene Spezies zu jagen, aber ich denke, da gibt es ja in den Konzentrationslagern genug Erfahrungen über viel größere Brutalität der eigenen Spezies gegenüber ganz abgesehen von Folterungen. Ich finde schon Menschen in Slums leben zu lassen ist Qual genug und das sehen wir täglich in den Nachrichten. Wir sind als Menschheit eine Gesellschaft von Monstern.