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NOVA 33


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65 Antworten in diesem Thema

#61 FranzH

FranzH

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 11:42

Ich verstehe den Frust, den eine schlechte Rezension hervorrufen kann, insbesondere dann, wenn die Intension der Geschichte anscheinend beim Lesenden nicht angekommen ist. Ich habe die NOVA 33 (wie alle vorhergehenden NOVA Ausgaben) gelesen und mir meine Gedanken zu den einzelnen Geschichten gemacht. Aus bestimmten Gründen habe ich aber aus meinen Notizen nie eine öffentliche Rezension erstellt, auch deshalb, weil dies noch einmal einen ziemlichen Aufwand erfordert hätte.

 
Deshalb nur ein paar Gedanken, auch auf die Gefahr hin, weiteren Frust zu erzeugen:
Für mich war die NOVA 33 eine recht schwache Ausgabe, die die von MKI im Vorwort propagierten Qualitätsstandards leider nicht wirklich erfüllt.
 
Hier meine jetzt bewusst nicht geänderten Eindrücke zur Geschichte von Dieter Rieken: 

"Dieter Rieken: Jonas und der Held Terranovas

Diese Geschichte war zu lang. In ihr wird von der Besiedlung eines Planeten bei Tau Ceti berichtet. Die menschlichen Siedler dort stammen sowohl von Europäern als auch von Asiaten ab, wobei die Nachkommen der Asiaten einem schweren Rassismus ausgesetzt sind. Der "Captain" stammt noch von den ersten Siedlern ab und er besitzt eine gespaltene Persönlichkeit, was erst im Laufe der Geschichte klar wird.  Spannend fand ich die Szene, in der sich der Captain im Inneren einer Art Riesenfisch befindet und versucht, zu entkommen.  

Insgesamt wirkte die Darstellung des Rassismus altmodisch und unoriginell. Die Lösung  des Konfliktes empfand ich geradezu kindisch: Am Ende gibt es eine Rede und plötzlich ist alles "Friede, Freude, Eierkuchen". Dazu kommen Infodumps und eine zu lange Geschichte."

 

Zusatz:
Warum ich nicht spätestens beim "Riesenfisch" die Referenz zur biblischen Geschichte erwähnt habe, weiß ich nicht mehr. Ansonsten ist es in der Kürze sicher etwas zu hart und knapp. Allerdings kann nicht ernsthaft erwartet werden, dass sich jeder Leser zu jeder Geschichte einer Anthologie oder eines Magazins eingehend äußert.
Der oben angesprochenen Thomas Harbach ist ja schon immer ziemlich ausführlich.


#62 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 12:17

Ich hatte damals Dieter direkt nach dem Lesen ein ähnliches Feedback gegeben, wenn sich ggf etwas ausführlicher.

Im allgemeinen glaube ich, dass das phantastische Genre und ermöglicht, Rassismus sinzu verfremden, dass es neu und endlich für alle begreifbar wird und niemanden verletzt, da niemand betroffen ist (Beispiel "Spargeltarzane" für die Menschen com Gürtel in The expanse).

"Schlitzis" (oder so ähnlich ?) war mir zu nah an dem realen Rassismus gegenüber Menschen aus dem asiatischen Raum in unserer wirklichen Welt.

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#63 Pastorius

Pastorius

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 16:46

Danke, Marianne.

Zum Thema Rezis möchte ich ergänzend noch etwas sagen: Wenn man sich (wie ich) ein paar Monate lang mit einer Geschichte beschäftigt und daran rumwerkelt, bis sie eine Form erreicht hat, die man für veröffentlichungswürdig hält, und wenn sich dann ein renommiertes Herausgeberteam diese Geschichte vornimmt und vielleicht noch hier und da kleine Ecken und Kanten abschleift, dann haben mehrere Leute viel Arbeit und Hirnschmalz in eine Story gesteckt. Hat eine Geschichte (oder wie hier: ein Magazin mit mehreren Stories) dann nicht auch eine:n Rezensenten/Rezensentin verdient, der oder die diese Stories mit angemessenem Respekt bespricht? Also ebenfalls ein Mindestmaß an Arbeit, Zeit und Aufmerksamkeit da reinsteckt? Boah! Das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich altmodisch, ich weiß. (Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste!) Aber: "Da war der Rezensent vielleicht müde oder konnte sich nicht mehr erinnern oder hat das womöglich nicht gründlich gelesen" ... Das sind in meinen Augen keine Argumente. Dann sollte der Rezensent es doch lieber bleiben lassen. 

@FranzH: Mein Frust bezieht sich nicht auf die "schlechte Rezension", sondern auf eine schlechte Rezension (im oben genannten Sinn). Stories, die wir schreiben, können und müssen nicht jedem gefallen. Doch ein bisschen Zeit und Arbeit hat die Zeit und Arbeit, die wir in unsere Geschichten stecken, allemal verdient, finde ich. Oder? 
 
Mit euren Anmerkungen oben kann ich schon viel mehr anfangen. Yvonne hatte sich nach der Lektüre sogar die Zeit genommen, mir eine E-Mail zu schreiben, in der sie ihre Kritik erklärt.

 

Nein, Franz, ich finde diese Geschichte nicht zu lang! Und ja, ihr beiden: Alle anderen Kritikpunkte sind völlig berechtigt. Mittlerweile habe ich die Geschichte noch einmal gründlich überarbeitet. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf den informationslastigen Textabschnitten (Infodump), die ich szenisch besser einbinden wollte, auf Yumas Hintergrund, der zu blass geraten war, und auf dem Thema Rassismus, das ich in der NOVA-Fassung allzu plakativ dargestellt habe. (Ich halte mich ja nicht für unfehlbar!) Diese überarbeitete Fassung wird im März als "Zweitgeschichte" in dem Buch "Zweimal langsamer wie du ..." erscheinen.

Zuletzt ein Frage an FranzH: Wie kommst du darauf, dass am Ende der Geschichte alles "Friede, Freude, Eierkuchen" ist? Meine Intention war es vielmehr, das Ende offen zu gestalten. Die letzte Szene zeigt lediglich, dass es der Persönlichkeit "Jonas" (wie früher dem "Captain") gelingt, "die Massen zu packen". Ich denke, dass er sich damit einen guten Einstieg verschafft hat - denn das, was er den Leuten berichten will, wird für sie alle nicht leicht zu verdauen sein (Das war es für Yuma am Vortag ja auch nicht.)


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#64 Pastorius

Pastorius

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 16:52

Noch eine gewagte These im Nachgang: Das Thema "Rassismus" ist in meinen Augen gar nicht so wichtig, wie es offenbar rüberkommt.

Ich zitiere Jonas: »Ich verstehe, dass viele Beschlüsse mit einfacher Mehrheit getroffen werden. Aber auch das sollte keine unumstößliche Regel sein, vor allem dann nicht, wenn es um Anliegen der ›asiatischen‹ Bevölkerung geht. Um berechtigte Anliegen. Was ist denn mit den Rechten der Minderheit? Eine uralte Frage. Wie weit kommt man den Wünschen von Minderheiten entgegen, wenn das, was sie wollen, dem Gemeinwohl nicht gerade diametral entgegen steht? Die Antwort ist eigentlich klar. Doch statt Kompromisse zu finden, die alle mittragen können, setzen die ›europäischen‹ Ratsleute ihre Beschlüsse seit Jahren einfach gegen die anderen durch – und berufen sich dabei auf Werte wie ›Einigkeit‹ und ›Disziplin‹. Das nenne ich autoritär und selbstgerecht. Immerhin: Das scheinen sich nicht mehr alle gefallen zu lassen.«


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#65 FranzH

FranzH

    Temponaut

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 16:59

Es stimmt: Jeder Künstler hat Respekt verdient für das Werk, in das er viel Arbeit gesteckt hat. 

Trotzdem gibt es Geschichten, Bilder, Filme, Lieder und andere Werke, die mir nicht so gut gefallen.

Ich bin halt nur Konsument dieser Arbeiten und kann auf der anderen Seite nicht die Arbeit und Intensität hineinstecken, die der "Produzent" hineingesteckt hat.

 

Aber ich als Leser habe Geld und Zeit investiert, habe mich mit deinem Werk beschäftigt und mir meine Gedanken dazu gemacht.

Das ist der Respekt, den du bekommst - und dies meine ich nicht abwertend.

Die Ungleichheit (also dass es bei mir viel weniger Zeit und Aufwand ist als bei dir) kann ich nicht ändern, das liegt in der Natur der Sache.

 

P.S. Leider bin ich unterwegs und habe die NOVA Ausgabe nicht vorliegen. Sonst würde ich das Ende noch einmal lesen.



#66 Pastorius

Pastorius

    Nanonaut

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Geschrieben 28 Dezember 2023 - 17:07

Alles shiney, Franz! Wie gesagt: Damit kann ich etwas anfangen. Danke!


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