Da werden wir wohl kaum zusammenkommen, was ja aber nicht schlimm ist. Für mich klingt das aber so ein bisschen wie ein Schutzargument für diejenigen, die sich zwar nicht die Zeit oder Mühe geben können und wollen, den Markt halbwegs zu kennen, aber dennoch immer mitreden wollen. Und es geht mir auch nicht darum infrage stellen zu wollen, ob jemand überhaupt erkennt, was gut ist oder nicht. Da habe ich genug Erfahrungen gemacht um beurteilen zu können das es darum nicht geht, sondern um etwas anderes. Es gab nämlich schon Jahrgänge, da fiel es mir äußerst schwer mich auch nur auf 5! Kandidaten für die Shortlist zu beschränken, zum Vergleich, in den letzten Jahren hatten wir nur 3 Stimmen. Und da hätte ich dann Roman X gelesen und gedacht wow, der ist was für die Shortlist, weil ich sonst nichts kannte. Im besagten Jahr purzelten aber dann ein starker Roman nach dem nächsten herein, mit letztlich einem Überflieger. Da tat es wirklich weh, aussieben zu müssen.
Und bei mir war es auch schon so, dass ich Autoren, die ich ansonsten gerne mag, gerade nicht nominiert habe, weil es anderes im Jahrgang gab, das einfach besser war. Hätte ich jetzt nur die ein zwei Bände der bekannten Autoren gelesen, die ich sowieso gut finde und auch sowieso meist lese, wenn die was Neues herausbringen, hätte ich die vermutlich im guten Gefühl nominiert, damit nichts falsch gemacht zu haben. Woher nimmst Du z. B. die Sicherheit, wenn Dir ein Roman gefällt, Dir sicher zu sein, dass es nicht noch mindestens 2 Romane gibt, die besser sind, wenn Du z. B. vom ganzen Jahrgang überhaupt nur 2 kennst? Klar, niemand kann alles lesen, aber desto besser mein Überblick, desto sicherer kann ich mir meines Urteils sein. Und das ist nicht mal primär von Dir abhängig, sondern vom Jahrgang insgesamt. Da sind die Unterschiede und da kann ich wirklich aus langjähriger Erfahrung sprechen ziemlich beträchtlich.
Bearbeitet von Amtranik, 02 Juni 2022 - 10:35.