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Alles bloggt - ich auch


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15 Antworten in diesem Thema

#1 ThK

ThK

    Temponaut

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Geschrieben 23 August 2004 - 12:40

Weblogs liegen irgendwie im Trend, aber wieso eigentlich? Das hat mich so neugierig gemacht, dass ich es selbst mal probieren will, obwohl ich seit fast fünf Jahren eine eigene Website habe. Prinzipiell geht es auf kueperpunk um alles - allerdings mit deutlichem Schwerpunkt auf Science Fiction und verwandten Themen. Wen`s interessiert, der kann hier mal reinschauen: kueperpunk.blogspot.comMal schauen, wie sich die Sache entwickelt.

#2 cekay

cekay

    Infonaut

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Geschrieben 30 September 2004 - 19:48

Ich weiß auch nciht wieso Bloogs momentan so in sind. Aber einer der interessantesten Bloggs ist Comikado unter http://comikado.blogspot.com bei dem es hauptsächlich um Comics geht. Dabei werden einfach ALLE Newsmeldungen gebracht in denen es um Comics geht, irgend ein Comic verwandter Mensch vorkommt oder beispielsweise ein irrer im Spider-Man Kostüum ein Hochhaus hochklettert. :angry:

#3 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 01 Oktober 2004 - 09:06

Mein Lieblingsblog ist Writing on your Palm, da geht es um Handheld Computer, eBooks und um das Schreiben bzw. Leben als Schriftsteller. Oh, sogar Jeff Vandermeer hat seinen eigenen Blog wo er Bücher bespricht, Auszüge aus seinen Werken präsentiert etc. "Blogging" erinnert mich an eine Geschichte die ich vor langer Zeit gelesen habe (hmm, evtl. von Jack Vance). Auf einem fremden Planeten werden Überreste einer ausgestorbenen Rasse entdeckt. Darunter ist eine Bibliothek mit "Büchern", in denen die Einwohner ihre persönliche Lebensgeschichte erzählen. Diese Bücher werden von den Raumfahrern mitgenommen zu ihrer Heimat und entwickeln sich dort zum großen Hit, jeder ist fasziniert vom Leben der fremden Rasse. Sullivan

#4 Felsi

Felsi

    Infonaut

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Geschrieben 06 Oktober 2004 - 19:34

Auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich für ungebildet haltet, muss ich um meines Seelenfriedens willen kurz die Frage einschieben, die mich seit geraumer Zeit beschäftigt:Was genau heißt dieses "bloggen" eigentlich? :P
"Ich werde praktisch nie böse. NIE!"

#5 Motörfisch

Motörfisch

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Geschrieben 06 Oktober 2004 - 19:37

"Bloggen" - von "Weblog". Eine Art Internet-Tagebuch.
MfG, Motörfisch

#6 ThK

ThK

    Temponaut

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Geschrieben 06 Oktober 2004 - 19:53

Internettagebuch trifft es ganz genau. Dabei ist das ganze natürlich eine Sache der Selbstdefinition. Die meisten Blogger befassen sich mit ihren persönlichen Interessengebieten, sehr viele mit dem Thema Medien, aber es gibt selbstverständlich noch ganze andere Schwerpunkte. Eine große Zahl Blogger versteht den Begriff Tagebuch ganz klassisch und erlaubt ihren Mitmenschen vor allem private Einblicke - und so mancher verbreitet sogar Einzelheiten seines Liebeslebens online. Allen gemein ist dabei die Verwendung von Links, die möglichst aktuell auf webpages hinweisen, die für den jeweiligen Blogger von persönlichem Interesse sind.Die Anzahl der Weblogs ist unüberschaubar. Schau doch mal unter blogg.de, wenn Du dir einen kleinen Überblick verschaffen möchtest.

#7 Felsi

Felsi

    Infonaut

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Geschrieben 06 Oktober 2004 - 20:02

Danke für die schnellen Antworten!Jetzt kann ich endlich auch mitreden:So, wie ich dieses Wort jetzt verstanden habe, empfinde ich solche "Weblogs" nämlich gar nicht als so dumm, wie es mir die ersten Beiträge zu verstehen geben. Man kann den Leuten mitteilen, womit man sich derzeit beschäftigt, und weil es oft recht genrebezogen ist, finden besagte Leute mehr für sie interessante Beiträge als beispielsweise in einer Tageszeitung, gell?

Bearbeitet von Felsi, 06 Oktober 2004 - 20:04.

"Ich werde praktisch nie böse. NIE!"

#8 ThK

ThK

    Temponaut

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Geschrieben 06 Oktober 2004 - 20:13

Du sagst es, Felsi. "SF-Zentrierte". In Weblogs stößt man schneller auf themenspezifische Neuigkeiten. Das macht ihren Reiz aus.

#9 Jueps

Jueps

    Klabauternaut

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Geschrieben 08 Oktober 2004 - 17:52

Auch wenn ich mich für das Leben und die Gedanken meiner Freunde sehr interessiere - sind die dramatischen Probleme fremder Menschen lesenswert?
Fachspezifisch schon, aber es bleibt doch der herbe Nebengeschmack des Sein-Herz-Ausschüttens anderer Menschen, oder?
Vielleicht stimmt das hier aber auch alles nicht, denn ich bin nicht "in der Szene".
Aber es erscheint mir noch recht abwegig.

;) Aufklärung erwünscht!

Bearbeitet von Jueps, 08 Oktober 2004 - 17:52.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#10 ThK

ThK

    Temponaut

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Geschrieben 08 Oktober 2004 - 22:07

Dramatische Probleme fremder Menschen sind für uns alle doch immer von Interesse. Literatur und Film beschäftigen sich doch nur mit dieser einen Sache, oder? Den Nöten, Sorgen und Gedanken wildfremder Menschen. Was unterscheidet das Blog da vom Buch, ausser das die kleinen Geschichten vielleicht nicht immer ganz so dramatisch sind? Ganz davon abgesehen: Sehr viele Blogs beschäftigen sich mehr mit einem Thema, als mit einer Person. Der Schreiber des Blogs erlaubt dem Leser lediglich einen Blick aus seiner individuellen Perspektive. Szene-News mit persönlichem Kommentar.

#11 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 08 Oktober 2004 - 23:03

Ein paar (hoffentlich) nützliche Anmerkungen und Hinweise. Erstmal: Zur Sicherheit eine pedantischere Erklärung des Begriffs WEB-LOG †¦ LOG wie »Captains Log: Stardate blablabl«. Dann: Mitnichten sind Blogs NUR Tagebuchzeug. Das oben von cacay verlinkte Comikado-Blog ist ein Beispiel für ein Informations-Blog. Als Mac-Nutzer kann ich als Beispiel für ein *seriöseres* Info-Blog auf Industrial Technology and Witchcraft verweisen. Es gibt also persönlichere Blogs †¦ anonyme und solche, wo der Blogger seine Privatexistenz offenbart. Es gibt Gruppenblogs, in denen eine feste Gruppe zusammen arbeitet, mit oder ohne sowas wie einer *redaktionellen Betreuung*. Es gibt Blogs die extrem interaktiv sind, also viele Links haben, mit Spielen, Abstimmungen und Umfragen †¦Â und es gibt Blogs bei denen selbst die Kommentar-Funktion für Leser (zu den einzelnen Blog-Beiträgen) nicht aktiviert ist, oder die wenig bis gar keine Links haben. Es gibt multimediale Blogs, mit Texten, Bildern, Photos und was weiß ich sonst noch †¦Â und es gibt Blogs mit monomedialer Ausrichtung, wo sich also NUR oder hauptsächlich Photos, oder Texte, oder Gedichte, oder Zitate, oder Links finden. Es gibt augenbecircende Klicki-Bunti-Blogs und spartanisch minimalistisch gestaltete Blogs. Es gibt »Ich versuch seriös zu sein«-Blogs und solche, wo der/die Blogger »Die Sau rauslassen« oder den inneren Schweinehund Gassi führen. Es gibt Prominente die bloggen †¦ zum Beispiel Neil Gaiman. Bei all dem ist gesellsschaftlich folgendes interessant: Jeder der mit einem Computer und dem Internet zurechtkommt hat die Möglichkeit zu bloggen. Wie auch schon Internet-Foren (wie eben hier bei SF-Netzwerk) sind Blogs also eine massive und sehr vitlale Konkurrenz für alle merkantilen Informationsmedien, z.B. Magazine, Zeitungen, Fernsehen, Radio, ja für den ganzen etablierten Journalismus. Warum dies? Nehmen wir so ein Geschäftsfeld wie Kulturvermittlung, also Buch- und Filmbesprechungen. Merkantile Medien wie Zeitung und TV können zwar (noch) mehr Seriösitäts-Aura auf sich vereinen, oder massigere Konsumentenmengen auf einmal beballern, aber man muß nur mal auf den Seiten von SF-Netzwerk selbst nach Aussagen von Teilnehmern suchen, woran sie sich bei ihrer Lektüreauswahl orientieren, und wird fündig werden: so mancher ließt und wägt da primär die Meinungen von *Gleichgesinnten* (Ähnlichgestörten, -beflügelten) aus dem freien, chaotischeren aber besserinformierten (nicht notwendig: bessergebildeten!) Foren-Raum ab. Überhaupt: Wer vertraut schon Klappentexten und Verlagsprogrammen? (Wäre mal 'ne interssante OT-Frage: »Welche Verlage sprechen Deine Sprache?«, also bei welchen Verlagen hat man ein gutes Feeling und weiß, wie man deren Auftreten und Kommunizieren zu nehmen hat um sich gewinnbringend zu orientieren.) Wie dem auch sei: zuletzt noch ein Hinweis auf ein feines (wenn auch nicht ganz billiges) prächtiges Buch zum Thema: »BLOGS! - Text und Form im Internet«. Allgemeines zum Thema, hilfreiche Handreichungen und eine Anthologie von 18 deutschsprachigen Blog. Zu dem Buch gibt es - TADA - ein Blog, namens Blogbar. Und hier in meinem Blog eine Rezi zu »Blogs«. Grüße Alex / molosovsky

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

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#12 Motörfisch

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Geschrieben 09 Oktober 2004 - 00:07

Weiteres Beispiel für ein Weblog eines SF-Schriftstellers: Marcus Hammerschmitt Und... ach ja, molosovskys weblog zählt sicher zu den interessantesten.

Bearbeitet von Motörfisch, 09 Oktober 2004 - 00:09.

MfG, Motörfisch

#13 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 09 Oktober 2004 - 00:12

Aber meine Schlamperei ist mörder.Trotzdem, Motörfisch, danke.Alex / molosovsky

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#14 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 09 Oktober 2004 - 16:46

Hi, molosovsky - an dieser Stelle auch mal ein Lob für deinen Blog und auch deine immer mit viel Begeisterung geschriebenen Analysen hier im Forum. Ich für meinen Teil lese sie gerne!

Allerdings war ich etwas erstaunt, dass du weder hier noch in deinem Beitrag in deinem Blog zum Thema dieses Threads ein wenig mehr auf Juepsens durchaus interessante Frage eingegangen bist:

sind die dramatischen Probleme fremder Menschen lesenswert?

Das muss natürlich jedeR für sich entscheiden, aber ich höre da auch implizit die Frage heraus, WARUM Menschen überhaupt bloggen.

    [*] Zum einen fielen mir dazu die viel beschworenen "virtual communities" ein, die ja ein Ersatz zur verlorenen Dorfgemeinschaft des modernen urbanen Menschen sein sollen (und die u.a. Stephenson in Diamond Age thematisiert): D.h. der Blogger bellt evtl. aus der reellen Einsamkeit heraus ins virtuelle Stimmengemenge seinen Ruf nach "seiner" Herde ihm zu Hilfe zu kommen... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/confused.gif

    [*] Auch scheinen mir Blogs irgendwie die ewige Suche nach Echtheit/Wahrheit (die heuer und seit ca. 4 Jahrzehnten ein Megatrend ist, der mir persönlich nach wie vor unangenehm ist) fort zu setzen - Biografien jeglicher Art sind "in", denn sie sind ja lebensnah und "echt". Gleichzeitig findet der Blogger auch eine dem anderen großen Trend - Individualismus - entspr. Lösung. Für mein Gefühl enthalten Blogs auch so etwas wie gelebte Mutprobe; ich würde mich nicht wundern, wenn die extrem selbstdarstellerischen Blogs, die ich gelegentlich unversehens zu Gesicht bekomme, fast alle von (nicht-bungee-jumpenden) jungen Männern wären. ;)

    [*] Letztendlich aber finde ich sind Blogs ein Beispiel für das, was das Internet schon seit langem verheißt: Eine völlig neue Welt der unzensierten/preiswerten Veröffentlichungsmöglichkeiten. Jeder kann, für wenig geldlichen Einsatz, eigene oder andere Texte veröffentlichen, und auf die ein oder andere Weise dafür Publikum zu gewinnen versuchen. Leider mischt sich m.E. Letzteres immer öfter in den Inhalt des Veröffentlichten hinein; (persönliche) Dramen verkommen dann mehr und mehr zu (eigenwerbenden) Melodramen. Schade!
    [/list]

    Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 10 Oktober 2004 - 07:57.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#15 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 09 Oktober 2004 - 22:09

War heute auf der Buchmesse und habe jetzt am Abend meine Ruhe. Hemlut Walcha rockt J.S. Bachs Toccaten, Fugen und Fantasien auf der St. Laurenskerk-Orgel, und ich gönne mir mit Muse zu antworten.

@†¦yipeeyay†¦
Vielen Dank auch Dir für die Komplimente. Tut gut :-)

Wegen der Frage von jueps, die ich wie yippeeyay auch auf zweierlei Weise verstehe:
†¢ warum bloggen Leute †¦ zum Teil durchaus eben *privateren* Kram?;
†¢ warum finden solche Sachen andere wiederum interessant zu lesen, selbst wenn sie die bloggenden Personen gar nicht von Angesicht zu Angesicht kennen?

Eine hochkomplexte Frage, auf die mir eine echt gemeine Gegenfrage einfällt:
Hast Du / Habt Ihr schon mal Tagebuchtexte oder Biographien gelesen †¦ und wenn ja, spragen da Funken über?

Gerade nachgezählt (und ich manschgere mich mal zum beherzigeswertem Beispiel):
In meiner Bibliothek (ca. 3000 Bücher) stehen in der Abteilung Biographien 44 Bücher †¦ von Adrono (know thy enemy), Steven Biko (siehe Sir Atthenboroughs Film »Cry Freedom«, über P. K. Dick, Hitchcock, Orwell und Lawrence von Arabien bis Oscar Wilde und Robbie Williams, allein drei James Joyce-Bios. Verteilt im alphabethischen Teil habe ich einiges an Briefen, z.B. Poe, Arno Schmidt, Flaubert; an Tagebüchern Leute wie Lichtenberg, Kafka und Helmut Krausser. Mit das älteste was ich diesbezüglich schätze und/oder auch habe, sind Marc Aurels »Selbstbetrachtungen«, Michael Montaignes »Essays«, der Briefwechsel von Voltaire mit Friedrich II, der zwischen Alfred Kubin und Herzmanovsky-Orlando sowie seit einiger Zeit vermehrt historische Reiseberichte.

Nach so viel Bildungsgut zur Lockerung noch Spaß-Tips: Wirklich grotesk ist das satirische »Tagebuch eines Trinkers« von Eugen Egner (Zweitausendeins);
und sowas wie ein wöchentliches *Blog* hat der Anko Ankowitch für die »Die Zeit« mit seinen schräg-originellen »Briefe aus dem Bergwerk« (Fischer-TB) schon in den Neunzigern veröffentlicht.

Wieder nah zum Thema: Die oben formulierten Fragen zum bloggen und Blogs-lesen gelten bereits (meiner Meinung nach) schon genauso für Biographien, Tagebücher und Briefe.
Da ich selbst seit 1991 Tage(Ideennotitz)buch schreibe, kann ich beide Fragen persönlich angehen, und grob auch *objektiv* (halt wild zusammengemischt).
Warum lese ich so ein Zeug?
Biographien: mich fasziniert (ählich wie Krimis) einmal ihre immer gleiche Struktur. Vorfahren, Eltern, Heimatort/stadt, geschichtliche Situation, Geburt, Kindheit, Jugend, Lebensverlauf (sehr variantenreich eben, z.B. Einzelgänger oder Ehe, Kinder), Alter, Krankheit, Tod, Wirkung, Lebensdaten. Ich geb zu, mache Biographien habe ich schwerlich als Unterhaltung genießen können, aber bisweilen schaffen es Biographen ungemein packende Bücher abzuliefern. ---- Das gilt mit Abstrichen auch für Biopics wie »Ghandi«, »Die Weiße Rose«, »Beautiful Mind«, »Mein linker Fuß« usw usf †¦ ich laß da sogar »Amadeus« von Milos Foreman gelten, obwohl der Film auf einem Theaterstück basiert.
SF-bezogen MUSS ich hier wieder mal für Martin Sutins »Göttliche Zwischenfälle - P.K.Dick« (Frankfurter Verlagsanstallt) klappern †¦ spannend, ideenreich, voller Zeitgeschichte, tiefen Einblicken in den Urgrund aus dem SF und Literatur allgemein kommt, hat mich schaudern, laut lachen und Tränen vergießen lassen.

Briefe sind wie Tagebücher für mich herrlich plaudernde Zeitfenster und Dimensionstore, bin halt geschichtsinteressiert und kann mich köstlich ämüsieren, zum Beispiel über die gegenseitigen Baupinseleien von Voltaire und Friedrich II (Herausgegeben von Hans Pleschinski, dtv).
Wert von all dem für mich? Durch die Lektüre solcher Texte erlange ich einen selbstbewußteren Umgang im Beurteilen z.B. von historischen Romanen, Literatur und Menschenbeschreibung allgemein , aber auch beim *mich Hineinversetzten* in vergangene Epochen und Personen. Das griechische Wort Phantasie bedeutet ursprünglich ja sehen machen, sehen lassen †¦ und ich verstehe es daher im Umfeld der rethorischen Kultur des öffentlichen, politischen Redens, des philosophischen Gesprächs und der Amphietheater der Antike. Als Leser bin ich also allgemein auf der Suche nach Texten, die - wie es so schön heißt - zu mir sprechen †¦ der *Dialog* mit den Unsterblichen und das Weltenbauen. Flappsig ist DIE Literatur für mich ein seeehr langer, vielstimmiger Hip Hop- und Rap-Song durch die Jahrtausende. Musik und Sprache sind zwei Seiten derselben Sache. So genug Esoterik.

Warum schreib ich Tagebuch und seit ca. drei Jahren in Blogartigen-Formen?
Tagebuch: Ganz pragmatisch heute noch zum Festhalten von aufgeschnappten Zeug, Kalauern, guten Zitaten, Ideen. Ich bin ja zudem ein Listen- Kapitel-, Karten-, Diagramm- und Struktur-Fanatiker und ein wenig davon hab ich ja in meinem Blog bereits verbreitet (wie Zusammenfassugen der gelesenen P.K. Dick-Kurzgeschichten). Zu Beginn in Teenagertagen diente es natürlich als Halde für Überdruck von Frust und Lust :-)
Tagebuch ist vornehmlich ein Werkzeug, eine magische Praxis der Selbstbespiegelung und des Arbeitens an meiner Poetik (sprich: meine Geschmacksurteile in Zusammenhängen zu sehen) sowie als Testgelände für Lyrik und Prosa. Vita contemplativa sag ich nur †¦ nix Bungee-Jumping.
Bloggen ist für mich wie yippeeyay schreibt:

Eine völlig neue Welt der unzensierten/preiswerten Veröffentlichungsmöglichkeiten .

Und zu Melodramen (ursprünglich: mit Musik unterlegtes gesprochenes Theater, also medialer Vorläufer des Films, heute gebräuchlicher als Bezeichung für *schmalzigen* Film oder Herzschmerzgeschichten): gibts ja auch gute wie ich finde, auch wenn ich yippees skeptische Haltung teile.

Soweit meine mäandernden Ausführungen zu der Frage, warum sich sich Menschen für andere Menschen interessieren, selbst wenn diese räumlich nicht (mehr) verfügbar sind.

Grüße
Alex / molosovsky

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#16 Prospero

Prospero

    Typonaut

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Geschrieben 10 Oktober 2004 - 22:24

Nur mein Standpunkt :devil: Die Blogs - übrigens heißt es das Blog, nicht der: das Web, das Logbuch - boomen derzeit, weil sie eine Möglichkeit sind "quick and dirty" etwas zu veröffentlichen. Man braucht keine HTML-Kenntnisse dazu, eventuell um das Layout umzumodeln wenn man möchte aber wenn man bloggen möchte, sucht man sich entweder einen Online-Anbieter a la Blogger, Twoday oder Blogger.com, die waren übrigens mit eine der ersten Anbieter, oder installiert sich auf dem Service eine entsprechende Software, was ebenfalls recht einfach ist wenn man den Anleitungen folgt - und schon kann hat man die Funktionalität einer Homepage ohne das aufwändige Code-Lernen. Natürlich schreiben reine Puristen das Blog dann im Quellcode, Kai Pahl macht das ja mit Dogfood. Ich stimme nun nicht allen Thesen im "Blogs-Buch" zu - eine Rezension zum Buch von mir findet sich bei Netbib, man nutze die interne Suche - aber die Autoren haben Recht, wenn sie meinen, dass Blogger aktueller und beweglicher sind als die Massenmedien. Per RSS-Feed kann man sich im Reader aktuell über die Themen seiner Wahl informieren - inwieweit man den Quellen traut, muss man natürlich wie stets im Netz selbst entscheiden. Ob man nun sein ganzes Leben offen legt, dass entscheidet jeder Blogger für sich - einige "kreieren" ein Blog-Ich, dass nicht unbedingt mit dem persönlichen Ich übereinstimmen muss, aber das sollte man als Netizen eigentlich schon kennen und damit kann man umgehen. Ich stelle nun nicht jeden persönlichen Kram in mein Blog, einfach weil ich davon ausgehe, dass es nicht alle Leute interessiert, die bei mir reinschauen. Wenn außerdem mein Privatleben interessant genug wäre, stände es in der BILD. :rolleyes: Für mich ist das Blog ein Spiegel der Themen, mit denen ich mich beschäftige - und das reicht von Farscape über Dead Like Me bis zu PC-Spielen oder der Open-Access-Bewegung. Während auf meiner Homepage eher Sachen zu finden sind, die etwas "offizieller" sind, ist das Blog persönlicher und "näher dran". (Und seien wir ehrlich, wer hätte nicht schon mal versucht, das Tagebuch seiner Schwester, des Bruders in die Finger zu bekommen? :bigcry: ) Ad Astra


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