8 Antworten in diesem Thema

[Mammut]

Der Roman erschien 1986 bei Heyne und gewann 1987 den KLP als Bester ausländischer Roman:
http://www.kurd-lass...scher_Roman.htm

Wien, Österreich im Jahre 1913: Die junge Elleander Morning erschießt in einem Café einen jungen Kunststudenten namens Adolf Hitler. Die Frau wird wegen Mordes verhaftet und vor Gericht gestellt. Das Gericht verlangt von ihr eine Erklärung für den Mord, aber sie schweigt, worauf sie zum Tode verurteilt und später hingerichtet wird.

1983: Lesley Baumann, die Enkelin der Elleander Morning, will herausfinden, warum ihre Großmutter den jungen Kunststudenten erschossen hat, und beginnt Nachforschungen anzustellen. Bei der Suche nach der Wahrheit findet sie zwei seltsame Ausgaben des Magazins „Time Life“. Das Merkwürdige an den Zeitschriften ist, dass sie detailliert den Zweiten Weltkrieg beschreiben. Doch es hat nie einen derartigen Krieg gegeben. Hat Elleander Morning diesen Krieg verhindert, indem sie Adolf Hitler ermordete?

https://de.wikipedia...leander_Morning

Elleander Morning ist nicht nur eine Mörderin, sondern auch Puffmutter, Nutte und hat einen Sohn hinterlassen. Als der stirbt, findet seine Tochter Lesley eine Hinterlassenschaft, die unglaublich anmutet. Was zum Teufel ist der zweite Weltkrieg? Mit ihrem schwulen Anwalt versucht sie herauszufinden, was hinter dem Buch aus dem Time Life Verlag steckt.

Nach bisher hundertzwanzig Seiten ein höchst amüsanter Roman.

[Mammut]

Schönes Bonmot ist das Auftreten von H.G. Wells, schließlich ist der Roman ja auch ein Zeitreiseroman.
Das 1984 die Deutschen (gemeint wohl vor allem das preußische Erbe) so völlig der Vergangenheit anhängt und die nicht mehr existierende Geschichte im Zeitraffer wiederholt, samt Malteserkreuzbinde und Judenhaß, erscheint mir dann aber doch Recht realitätsfern. Da hätte man sich mehr als ein Nachterzählen gewünscht, das hätte mich mehr beeindruckt. Aber vielleicht urteile ich zu früh und es kommt noch Überraschenderes als das Deutschland als einzige Atommacht per Drohung seine Grenzen erweitern will.

Ansonsten sind gewisse rückwärtsgewandte Einstellungen und ihre Folgen leider recht nah an der heutigen Realität, auch wenn sie bisher keine konkreten Auswirkungen haben. Mit der Ausnahme, dass die Spaltung der Gesellschaft schon Ähnlichkeiten mit der Zeit von vor hundert Jahren hat. Ähnlichkeiten, die zumindest in der Wirklichkeit, hoffentlich nur vorübergehender Natur sind.

[My.]

Malteserkreuzbinde

 

Hm?

 

My.

[Mammut]

Hm?

My.

So haben die im Roman die Wappen auf den Militärflug- und -fahrzeugen genannt.

Bearbeitet von Mammut, 30 August 2022 - 16:59.

[My.]

So haben die im Roman die Wappen auf den Militärflug- und -fahrzeugen genannt.

 

Ich hab's mir gedacht. Der klassische Recherchefehler. Es handelte sich nicht um das Malteserkreuz, sondern um das Kreuz des Deutschen Ordens. Es gibt heute noch Menschen, die das nicht wissen (und auch nicht verstehen oder glauben, wenn man es ihnen erklärt).

 

My.

[Mammut]

Ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Das ist dann dieses hier?
https://de.wikipedia...iki/Tatzenkreuz

[ShockWaveRider]

Malteserkreuzbinde = das Kreuz, wenn man sich zu viele Malteser hinter die Binde kippt

 

Gruß

Ralf,

weiß bescheid

[My.]

Ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Das ist dann dieses hier?
https://de.wikipedia...iki/Tatzenkreuz

 

Nein. Das hier: https://de.wikipedia...eutonicorum.svg

 

My.

[Mammut]

Im Roman kommt es, wie in der wirklichen Vergangenheit, zum Attentat. Der Attentäter hatte versagt, aber Lesley Morning, die Enkelin von Elleander, sorgt für das Gelingen.
Überhaupt ist der Roman eine Ode an die Fortschrittlichkeit der Frau, ihre Selbstbestimmung und ihr Durchsetzungsvermögen.
Die Motive der Erzählung sind neben der Erschaffung einer besseren Welt, die Liebe und die Rettung des Sohnes und des Geliebten.

Der weltpolitische Teil mit den Klischee Preußen ist ein wenig dünn, die Erzählung aus Sicht Elleanders und ihrer Weggefährten hat was anheimelndes und beide Parallelwelten eine Sogwirkung.

Der Roman hat mir insgesamt, trotz Schwächen wie diese künstliche Attentatsspannung, gut gefallen. Lesenswert.