Geschrieben 19 Oktober 2004 - 14:01
Rezension zu Gateway - Ausgabe: Goldmann Verlag 1980Die kürzlich erschienende Neuausgabe der Gateway-Trilogie von Frederik Pohl veranlasste mich, in alten Flohmarkt-Beständen zu stöbern. Eines hat mich die Veröffentlichungspolitik der grossen TB-Verlage gelehrt... wenn ein Roman neu aufgelegt wird, handelt es sich meistens um ein Werk, dass entweder sehr erfolgreich verkauft wurde oder eine überdurchschnittliche Qualität in der Story und/oder Sprache bzw. Stil besitzt.Ich kannte zwar den Autor, aber der Roman selbst war mir bis dahin nicht bekannt.Nun... die Suche auf dem Flohmarkt war erfolgreich und ich erstand für einen Euro die Goldmann-Ausgabe von 1980. Es handelt sich dabei nur um den ersten Teil der Trilogie, ist aber als abgeschlossener Roman konzipiert.Der Klappentext las sich interessant und machte mich auf folgende Geschichte neugierig:Klappentext:Gateway: ein Asteroid oder der Kern eines Kometen. Birnenförmig. Von außen ein verkohlter Materieklumpen, hier und da bläulich glitzernd.Von innen: der Flugsteig zum Universum !Seit Jahrtausenden verlassen... wie die Raumschiffe, die dazu geschaffen wurden, mit Überlichtgeschwindigkeit in die entferntesten Räume des Universums zu fliegen.Das Ganze hatte nur einen Haken: der Reisende wusste nicht, wo die Fahrt endet. Eine erfolgreiche Reise konnte unermesslichen Reichtum bringen... aber nur zu oft brachte sie den Tod.Bei diesem Klappentext ist die Neugierde geweckt und der Leser brennt darauf, zu erfahren, was es mit diesem ominösen Weltraumbahnhof auf sich hat.Frederik Pohl dämpft erst einmal diese Begierde in dem er seinen Hauptprotagonisten vorstellt: Robinette Broadhead.Broadhead lebt ein einfaches, auf niedriger sozialer Stufe eingeordnetes Leben und beschließt, mit dem Gewinn aus einer Lotterie seinem Dasein eine Wende zu geben: er will Prospektor werden und dazu muss er auf Gateway mit den Raumschiffen einer uralten Rasse namens Hitschi das All bereisen. Das gesamte Wissen um die Hitchi´s ist sehr schnell zusammengefasst: man weiß eigentlich nichts... weder die Herkunft, noch kennt man das Aussehen dieser raumfahrenden Rasse. Die Raumschiffe selbst fliegen von Gateway aus in unbekannte Gebiete des Universums, aber niemand kann etwas genaues über die Funktion, die Steuerung oder die Lebenserwartung solch eines Raumschiffes sagen...Betrachten wir die Zutaten, die Frederik Pohl uns bereitstellt, wird schnell klar: Hier finden wir zwei reizvolle Komponenten, die einen SF-Roman schon immer interessant gemacht haben. Einerseits der Prototyp des Durchschnittsmenschen, der seinem Leben eine neue (spannendere) Bedeutung geben will und anderseits außerirdische Technologie, die ihre Geheimnisse noch nicht preisgegeben hat. Eine Mischung, die immer funktioniert !Das tut sie auch in Pohl´s Roman Gateway, nur leider nicht so aufregend wie erwartet.Der Autor verstrickt zwei Handlungsebenen miteinander, die erzählerisch eigentlich gut zueinander passen: eine Ebene behandelt den Aufbruch Broadheads nach Gateway und seine Erlebnisse in der Vergangenheit, die andere Ebene spielt in der Gegenwart und beschreibt die Sitzungen Broadheads mit seinem Psychiater. Pohl verfeinert die Situation noch weiter, weil er statt eines menschlichen Psychiaters lediglich ein computergeneriertes Hologramm agieren lässt.Die Gespräche zwischen Broadhead, mittlerweile eine reifere und gefestigte Persönlichkeit und der Maschine bzw. der Konflikt beider Gesprächspartner wollen aber nicht so richtig zum eigentlichen Geschehen passen und dadurch ergibt sich teilweise eine Störung des Leseflusses. Zudem wirken einige Teile der Dialoge wie aus einem Klischeehandbuch der Psychoanalyse und dämpfen das Interesse an diesem Handlungsstrang erheblich.Lediglich gegen Ende des Buches findet eine Zusammenführung beider Handlungsebenen statt. Viel zu spät, denn das Verlangen, den Erzählstrang des psychologischen Gesprächs einfach zu überblättern war bis dahin zu mächtig.Ein weiteres Manko beinhaltet die Geschichte selbst. Broadhead, von Pohl als Antiheld ohne Eigenschaften eines Draufgängers konzipiert, verliert sich in seinen ureigensten Ängsten. Auf die technologische Hinterlassenschaft der Hitschis, die Raumschiffe und Gateway selbst, wird viel zu wenig eingegangen. Allein dieser Bereich, Erforschung von außerirdischer Technik, könnte hunderte von Seiten füllen. Der Autor verzichtet aber zu Gunsten der geheimnisvollen Aura, die das Volk der Hitschis umgibt und erzählt weiter über die Erlebnisse des Hauptprotagonisten Broadhead auf Gateway. Nicht uninteressant und mit tiefen Einblicken in das Seelenleben gespickt, aber nicht gerade das, was der Leser nach dem Klappentext erwarten konnte bzw. erwartet hatte.Was bleibt, ist ein Roman, der teilweise durchaus interessant und stellenweise sogar spannend geschrieben ist, aber einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Der Wechsel zwischen den Handlungssträngen, die anfangs keinen Bezug zueinander vermuten lassen, sind teilweise misslungen und fragmentieren die Story unnötig.Gateway von Frederik Pohl ist eher durchschnittliche Science Fiction, die heute, im Jahre 2004, nur noch eingeschränkt begeistern kann und deshalb nicht zu den überragenden Romanen des Genres zählt.Die Vermutung, dass Gateway nur als Aufmacher für eine Serie dient, ist im rezensierten Einzelroman nicht zu erkennen. Die neuere Heyne-Veröffentlichung beinhaltet aber alle drei Romane des Gateway-Zyklus. Es ist anzunehmen, dass die Ereignisse um Robinette Broadhead in den Folgebänden ihre Fortsetzung finden.GrussJürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...