Durchgängig gute Unterhaltung würde ich jetzt nicht als preiswürdig bezeichnen. Was macht jetzt "Der Tod kommt auf Zahnrädern" so besonders? Was fügt die Anthologie dem SF Genre zu, wo ist da der Mehrgewinn für das Genre bzw. was ist dort aus SF Sicht herausragend?
Viele Geschichten sind doch gar keine oder kaum SF.
Beim Weltenportal müsten eigentlich nur die Ausgaben 3+4 bei der Nominierung aufgezeigt werden, es handelt sich ja um eine einmalige Leistung. Auch dort sollte man die Frage stellen, wo, im Wettbewerb zu anderen Publikationen, ist das einmalig herausragende?
Ich will das jetzt nicht schlecht reden. Aber für einen Sonderpreis sollte man diese Fragen ruhig stellen, oder?
Ob Steampunk zur SF zugehörig ist, wird gerne diskutiert. Für mein Empfinden ist es Fantasy bzw. phantastische SF. Große Teile und Sub-Genre der SF fallen allerdings auch darunter. Die wissenschaftlichen Argumente wurden diesbezüglich oft genug ausgetauscht, um sie an dieser Stelle zu wiederholen.
Bei dem "Weltenportal" und dem "Future Fiction Magazine" habe ich die Nominierung so verstanden, dass hier tatsächlich für die Herausgabe bzw. Existenz der Zeitschriften nominiert wurde, nicht für die einzelne(n) Ausgabe(n). Ich verstehe, dass dies nur über die Sonderpreis-Kategorie laufen kann. Anderenfalls bräuchte es eine Magazin-Kategorie.
Ich empfände eine Anthologie-Kategorie, in der auch einzelne Ausgaben der Magazine nominiert werden können, ebenfalls als sinnvoll. Eine EXODUS-, NOVA- oder FFM-Ausgabe ist durchaus mit SF-Anthologien vergleichbar.
Zur Zahnrad-Anthologie
Meine objektiven Kriterien: Sprachliche/Stilistische Gestaltung, Struktur Aufbau bzw. Stringenz des Plots, Motiveinsatz, Originalität im Vergleich mit anderen Werken des Genres. Ich gebe gerne zu, dass der letzte Punkt auch wieder subjektiv ist und ich im Steampunk-Genre nur Zaungast bin. Ggf. empfinde ich also etwas als originell, obwohl es für Genre-Kennende ein alter Hut ist.
Unabhängig von meinem subjektiven Gefallen oder Nicht-Gefallen können die einzelnen Beiträge objektiv überzeugen. Manche mehr, manche weniger. Eine objektiv schlechte Geschichte habe ich nicht ausgemacht. Den Hinweis auf den entsprechenden Thread im Forum kann ich mir bei dir schenken, aber mein Eindruck war, dass Nicht-Gefallen subjektiv begründet wurde, während in Einzelfällen objektive Kriterien lediglich in den "Durchschnitt"-Bereich abwerteten.
Das erschiene mir bereits für eine Nominierung als gerechtfertigt. Es kommt allerdings hinzu, dass mir keine weitere Anthologie des Jahres 2022 einfällt, die diese durchgängige Güte aufweist. (Beim "Alien Contagium" halte ich mich aus Befangenheitsgründen wertend zurück). Die Story-Magazine können qualitativ noch mitziehen, andere Anthologien nicht. Immer bezogen auf die o. g. objektiven Kriterien.
Ist also "Unter den Blinden sind die Einäugigen Könige" preiswürdig? Sicher nicht, aber einerseits würde dieser Gedanke der Güte der Zahnrad-Anthologie nicht gerecht, wird aber andererseits durch die Gegebenheiten des Marktes ein für mich zu berücksichtigendes Vergleichskriterium.
Zum Mehrgewinn für die SF(-Szene):
Wir wissen alle, dass die wirtschaftliche Relevanz von KG-Sammlungen/Story-Magazinen gering ist. Da Kurzgeschichten, wie Uwe über mir treffend anmerkte, jedoch (noch?) selten isoliert erscheinen, halte ich es für wichtig, Engagement mit Qualitätsanspruch in diesem Bereich zu würdigen, wenn wir die weitere (semi-)professionelle Publikation dieser Literaturform fördern möchten.