Na dann, der Thread ist eröffnet. Wie seht Ihr das? Gruß RonniIch habe von Anfang an gesagt, dass es da einen fließenden Übergang gibt, und die Gleichheitszeichen stammen auch nicht von mir. Es gibt keinen Grund, weshalb nicht auch ein "regulärer Kleinverlag" über BoD drucken sollte, oder sein Hauptquartier im Wohnzimmer aufschlagen sollte ;-) Es gibt allerdings in der Kleinverlagsszene eine deutliche Abstufung in der Professionalität und im Organisationsgrad, und daher spreche ich halt von einem Kleinstverlag, wenn die genannten Bedingung ALLE oder zumindest weitestgehend erfüllt sind, bzw. wenn diese hobbymäßige Organisation den Charakter eines Verlages weitgehend bestimmt. Einige Kleinverlage beschäftigen durchaus fachkundige Mitarbeiter und nicht nur Freunde bzw. Beziehungspartner; sie lassen eine Qualitätskontrolle und eine stringente Programmplanung zu erkennen. Das sind Verlage, die nicht mehr ganz wie Fanzines arbeiten, auch wenn sie noch nicht als kommerzielle Verlage bestehen können. Ich halte es für wichtig, diese Kleinverlage von den "Kleinstverlagen" zu unterscheiden, insbesondere auch, was die Ansprüche betrifft, die man daran stellen kann. Aber auch die "Kleinstverlage" möchte ich damit nicht kritisieren - ich habe zu meiner Zeit selbst auch Fanzines herausgebracht. Da wird mitunter einiges geleistet und auf jeden Fall sehr viel Engagment gezeigt.
Kleine und große Verlage
#1
Geschrieben 01 September 2004 - 12:40
#2
Geschrieben 01 September 2004 - 12:51
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#3
Geschrieben 01 September 2004 - 13:00
Du musst mir zugeben, diese drei Kriterien gelten z.B. für Blitz nicht mal entfernt. Die machen Direktvertrieb und das Programm ist seit ca. 3 Jahren ein absolutes Chaos. Leider. Ich kann Jörg gut leiden, bin Fan vieler Serien und Reihen dort und leide. *jammer*- Gibt es ein stringentes, durchdachtes Verlagsprogramm, das entsprechend der Schwerpunktlegung der Publikationspolitik kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum hin gepflegt wird? - Besteht ein Zugang der Bücher zu allen relevanten Vertriebsarten, d.h. Buchhandel und Fachvertriebe? - Ist verlegerische Kontinuität und Zuverlässigkeit nachweisbar, die für den Kunden das Verlagsprogramm, seine Erscheinungstermine und Ankündigungen verlässlich machen?
Bearbeitet von Oliver, 01 September 2004 - 13:04.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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#4
Geschrieben 01 September 2004 - 13:09
Wenn das Jahresprogramm aus vier kopierten und getuckerten Heften mit Klebelayout besteht, die im geschlossenen Kreis verteilt werden, ist es für mich ein Fan- oder Kleinstverlag, auch wenn zwischendurch mal etwas Größeres durchgezogen werden sollte.
Wenn es im Jahr zwölf Publikationen (also im Schnitt monatlich eine) sind, diese annähernd Buchumfang aufweisen, ein professionelles Layout erfahren haben und über organisierte Vertriebswege an den Kunden kommen, sehe ich einen Kleinverlag vor mir. Nach oben hin ist das Ganze ein schönes Stück offen, bis irgendwo die Stelle kommt, wo der mittelständischen Verlag ein passender Begriff wäre. In "guten Jahren" kann ein Kleinverlag da hineinrutschen und in schlechten Jahren ein mittelständisches Unternehmen zum kleinen werden, also trenne ich das besser nicht so deutlich.
Wenn dreistelligen Publikationszahlen im Jahr die Regel sind, die Auflagenstärke durchgängig Offset-Druck rentabel macht, eine dezentrale Logistik für den Vertrieb erforderlich wird und ein maßgeblicher Einfluß auf die Literaturlandschaft unabhängig von Nischen erkennbar wird, dann spreche ich von einem Publikumsverlag, dessen Größe nach oben offen ist - nicht zuletzt durch kartellartige Konstrukte.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#5
Geschrieben 01 September 2004 - 16:16
#6
Geschrieben 01 September 2004 - 16:31
Wie gesagt, deinen Kriterien würde ich zustimmen, obgleich man die Liste um vielerlei Merkmale ergänzen kann. Aber es sind ohne Zweifel Hinweise auf Professionalität, und die ist es letztendlich, die den Unterschied macht. Aber das dann mir "Seriosität" zu verknüpfen, macht mich nicht glücklich. Unseriös wären im Zweifel Zuschussverlage; oder natürlich Verlage, die ihre Verträge nicht einhalten ... Aber all das gilt für viele "Verlage" die deinen Kriterien nicht standhalten, in aller Regel nicht. Wenn ich diese Verlage also nicht mit "richtigen" Verlagen in einen Topf werfen will, dann erst recht nicht mit wirklich "unseriösen" Verlagen. Die entscheidende Frage ist: Orientiert sich ein Verlag eher an den Gepflogenheiten bei klassischen Fanzines oder an den Maßstäben, die gewerbliche Verlage setzen? Wer Ersteres tut, ist ja noch lange nicht unseriös. Die Bezeichnung "Wohnzimmerverlage" habe ich schon häufiger gehört, aber wirklich glücklich bin ich damit auch nicht. Denn immerhin haben die Kriterien ja nichts mit dem Arbeitsort zu tun, und warum sollte nicht auch ein ernsthaft um Professionalität bemühter Kleinverleger in seinem Wohnzimmer anfangen? "Fanverlage" ist auch ein Ausdruck, der für das verwendet wurde, was ich im Sinn habe. Da allerdings fragt man sich doch, Fan wovon? Es gibt diese Art von Verlagen, oft als "erweiterte Eigenverlage", ja nicht nur im Umfeld des "SF-Fandoms", sondern durchaus für jeden Bereich; für Lyrik, allgemeine Literatur ... Und oft genug zeichnen sie sich ja dadurch aus, dass sie alles herausbringen, was dem Verleger gefällt, ob es zusammenpasst oder nicht. Also keine Verlage "von Fans für Fans" - außer vielleicht im Sinne einer Zugehörigkeit zu einer gewissen sich bildenden Subszene. Ist Intrag ein Verlag von/für Vampirfans? Irgendwie trifft es nicht. Ich habe mir letztlich den Begriff "Kleinstverlage" zueigen gemacht, weil es im Prinzip keine Wertung enthält und auch keine falschen Konnotationen nahe legt. Außer das es vielleicht zu einer Bechränkung auf die reine Größe einlädt, obwohl eher die Arbeitsweise gemeint ist.Und danach würde ich in seriös, weniger seriös und unseriös unterteilen
#7
Geschrieben 01 September 2004 - 16:44
Nun, die Beschränkung auf den Direktvertrieb halte ich auch für keine gute Idee, und letztendlich für eine Sackgasse. Auf der anderen Seite darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Blitz über Direktvertrieb trotzdem ein größeres Publikum erreicht als manch anderer Verlag unter Ausnutzung aller Vertriebswege. Und das Programm ist zwar nicht so klar konturiert wie das von Festa, aber es ist doch insgesamt so groß, dass man trotzdem auf den Verlag und seine Produkte aufmerksam wird.Die machen Direktvertrieb und das Programm ist seit ca. 3 Jahren ein absolutes Chaos.
Ich würde Martin nur bedingt zustimmen, was die reine Beschränkung auf die Größe angeht. Wenn ein Verlag massenweise Titel raushaut, ohne Auswahl, Lektorat und Linie, würde ich ihn immer noch nicht als Kleinverlag ansehen. Und wenn der Verleger ein paar Millionen geerbt hat und dieselben Bücher dauerhaft im Offset druckt, wird trotzdem kein Publikumsverlag daraus
Trotzdem spielt die Größe eine Rolle. Blitz lässt sich allein durch die Masse und durch die Präsenz nicht mehr unter die "Kleinstverlage" (oder wie immer man sie nennen will) einordnen. Und hinzu kommt, dass ein solcher Umfang an Produktivität zwangsläufig eine gewisse Organisation bedingt - es muss so etwas wie "Arbeitsteilung" geben, und die kann auf dieser Ebene nicht mehr als Hobby in einem losen, unvebindlichen Freundeskreis funktionieren. Ob das alles gut läuft, kann und will ich hier nicht beurteilen - aber das sehe ich auch nicht als Voraussetzung, solange der Gesamteindruck stimmt.
#8
Geschrieben 01 September 2004 - 17:09
Ich muß Dir vorwerfen, mein Posting nicht gründlich gelesen zu haben, Lomax.Ich würde Martin nur bedingt zustimmen, was die reine Beschränkung auf die Größe angeht. Wenn ein Verlag massenweise Titel raushaut, ohne Auswahl, Lektorat und Linie, würde ich ihn immer noch nicht als Kleinverlag ansehen. Und wenn der Verleger ein paar Millionen geerbt hat und dieselben Bücher dauerhaft im Offset druckt, wird trotzdem kein Publikumsverlag daraus
Ich schrieb bewußt etwas von Umfang seines Programms und der durchschnittlichen Qualität - ist also nix mit mal eben "massenweise Titel raushauen".
Ferner habe ich durch die Erwähnung von Rentabilität den teuer drucken lassenden Millionenerben praktisch ausgeschlossen, denn dieser arbeitet nicht rentabel. Falls er das doch tut, hat er einen Produktionsstandard und ein Vertriebsnetz aufgebaut, daß seinen Verlag als Publikumsverlag legitimiert, auch wenn das Geld nicht aus dem Erbe stammen würde. Dann unterscheidet ihn von jedem anderen großangelegten Verlagsunternehmen nur, daß er sich sein Startkapital nicht bei anderen Investoren holen mußte.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#9
Geschrieben 01 September 2004 - 18:32
Wir müssen aber schon unterscheiden zwischen dem, was man ankündigt, und dem, was man publiziert. Ankündigen kann ich auch viel. Blitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal. Grob geschätzt ein Dutzend Bücher in drei Jahren, das ist nicht gerade viel. Hoffentlich wird das demnächst wieder besser.Und das Programm ist zwar nicht so klar konturiert wie das von Festa, aber es ist doch insgesamt so groß, dass man trotzdem auf den Verlag und seine Produkte aufmerksam wird.
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#10
Geschrieben 01 September 2004 - 21:11
Und ich entschied mich bewusst, dieses Detail zu "überlesen", um meine Bemerkung zuspitzen zu können Daher auch mein teuflisches Lachen am Ende des Postings ... Nein, aber ich habe dir ja insoweit Recht gegeben, dass die Masse eine Rolle spielt und zumindest eine Korrelation zwischen dem Umfang des Programms und der "Professionalität" zu bestehen scheint. Vermutlich braucht man einfach eine gewisse organisierte Arbeitsweise, um eine gewisse Menge an Titeln erreichen zu können. Da ist es wohl kein Zufall, wenn beispielsweise Lacrima mit einem großen Programm startet und dann davon kaum was auf die Reihe kriegt. Dennoch greift die Konzentration nur auf den Umfang des Programms zu kurz, vor allem wenn das eigentlich wichtige "Wie" unter dem Begriff "Qualität" schwammig zusammengefasst wird. Und dabei hörte sich bei dir die Qualität so an, als wäre damit nur die Druckqualität und die Vertriebsmöglichkeiten gemeint - aber genau das kriegt jeder dank externer Anbieter bei BoD heute jeder hin, wenn er nur selbst die Finger davon lässt Das also kann kein Kriterium sein, um ein reines Fanprojekt von ambitionierteren und ernster zu nehmenden Verlagen zu unterscheiden. Wieder mal zugespitzt gesagt: Selbst wenn Festa nur fünf Titel pro Jahr rausbringt, würde ich mehr davon erwarten und höhere Ansprüche an die Bücher stellen, als wenn Intrag tatsächlich 20 Titel zustande gebracht hätte. Und ich würde als Lektor eine Veröffentlichung bei Festa auf jeden Fall ernster nehmen als eine Veröffentlichung in einer der üblichen "bunten" Anthologien.Ich schrieb bewußt etwas von Umfang seines Programms und der durchschnittlichen Qualität - ist also nix mit mal eben "massenweise Titel raushauen".
Gut, aber ich lege ja auch nicht Martins 12-Titel-pro-Jahr-Maßstab an. Dafür hält Blitz jedenfalls eine ansehnliche Liste lieferbarer Titel vor, und das Programm ist auch nicht schlecht mit Romanen und zumindest halbwegs bekannten Namen bestückt. Wenn ich das jetzt mit den Verlagen vergleiche, die ich als "Kleinstverlage" bezeichnen würde ... Nein, da passt Blitz einfach nicht hin.Blitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal. Grob geschätzt ein Dutzend Bücher in drei Jahren, das ist nicht gerade viel.
#11
Geschrieben 02 September 2004 - 08:58
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#12
Geschrieben 02 September 2004 - 10:25
Sieh mir bitte nach, dass ich weiter auf Blitz rumreite/-hacke, das ist einfach mein Frust als einst zufriedener Kunde und als jemand, der eigentlich dem Verlag und seinem Chef immer noch Sympathien entgegen bringt und den das Chaos dort sehr wurmt. Guck mal hier: http://www.blitz-ver...RENT&t=temgroup Das ist eine symptomanische Reihe für Blitz. Du sagtest ja, Blitz hält viel Titel vor, aber wenn Du mal genau guckst, oder diese verfolgt hast: Um die 3/4 der auf dieser Seite lieferbaren Titel erschienen in den Jahren 1999/2000, der Rest kleckerte seitdem hinterher. Und dann besitzen sie die Chutzpé und kündigen mal so eben 113(!!!) Bücher an, die Seite ist noch recht neu. Das meine ich mit Chaos. Erst kam Brent total ins Stocken, dann wurde die Gestaltung geändert und, nachdem die Fans das verkraftet hatten, jetzt eine komplette Neuauflage in nochmal völlig anderer Gestaltung und sogar in einem anderen Format (halbierter Umfang) angekündigt. Bei jemandem wie mir, der insgesamt bereits mehrere Hundert Mark (damals noch) in Brent- und Macarbros-Bücher beim Blitz Verlag investiert hat und als Sammler auf einheitliche Gestaltung wert legt, bleibt ob solcher Absonderlichkeiten gefährlich oft die Blutzirkulation stehen. So wird doch jegliches Vertrauen zerstört. Und sehr seriös ist das auch nicht.Gut, aber ich lege ja auch nicht Martins 12-Titel-pro-Jahr-Maßstab an. Dafür hält Blitz jedenfalls eine ansehnliche Liste lieferbarer Titel vor
Bearbeitet von Oliver, 02 September 2004 - 10:26.
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#13
Geschrieben 02 September 2004 - 13:58
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#14
Geschrieben 03 September 2004 - 08:43
Ja, das meinte ich mit Kontinuität. Ich denke mal, das Durchhaltevermögen auch zu schlechten Zeiten ist ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium. Knickt der Verleger beim kleinsten ökonomischen Gegenwind bereits ein? Nimmt er Kritik an seinem Programm persönlich bzw. verhält er sich unkonstruktiv? Ist ersichtlich, dass er berechtigte Kritik im Verlaufe seiner Aktivitäten aufnimmt und sich Veränderungen ergeben, die darauf schließen lassen, dass er an einer Verbesserung seines Angebotes interessiert ist? Da könnte man die Liste fast beliebig um zahlreiche "Sekundärtugenden" erweitern.Einen Punkt, den man bei Verlagen noch berücksichtigen sollte, ist die Verlagsgeschichte, unabhängig vom Umsatz und Titelausstoß. Leser sind ja doch überwiegend der Tradition verpflichtet. Ein Verlag, der schon Jahre und unzählige Bücher lang existiert, und dessen Visitenkarte ja die Bücher selbst sind, wird doch vom Leser ganz anders aufgenommen, als eine der Neugründungen. Und ich denke, Erfahrung im Verlagsgeschäft ist ja eher von Vorteil hinsichtlich Qualität, aber auch Absatz der Bücher.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
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#15
Geschrieben 03 September 2004 - 09:27
#16
Geschrieben 03 September 2004 - 10:21
Diese Abgrenzung gefällt mir sehr gut. Offensichtlich denken Festa und HJB ähnlich, denn ersterer fühlt sich mit der Titulierung "Kleinverlag" nicht richtig wohl, letzterer weißt sie von sich.Kleinverlage sind in erster Linie Verlage, die zwar wie klassische Verlage geführt werden, aber den Verleger nicht (oder bestenfalls nur den Verleger) ernähren. KleinSTverlage sind dann die Verlage, die sehr wenige Titel machen, oder nicht kaufmännisch geführt werden, oder keinen Zugriff auf die buchhändlerischen Vertriebswege haben.
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#17 Gast_Gerd_*
Geschrieben 03 September 2004 - 10:43
Woran wird das festgemacht - an Titelausstoß und/oder Umsatzgröße? Ich will dem guten Frank gewiss nicht absprechen, den normalsten unter den deutschen kleinen, Klein- & Kleinstverlagen zu führen, aber bis Festa ein "normaler Verlag im klassischen Sinn" ist, könnte es noch ein, zwei Jährchen dauern, meint Gerd (dem es so ziemlich egal ist, ob ein Buch aus einer Buchfabrik oder einem Winzverlag kommt, solange es bestimmte (nicht nur) formale Kriterien erfülltDie Verlage in der Größenordnung Festa sind eigentlich typisch für die Verlagsszene, da sie den Löwenanteil der lieferbaren Titel ausmachen. Laut Schober gibt es in dieser Kategorie rund 1400 Verlage in Deutschland.
#18
Geschrieben 03 September 2004 - 11:10
Der Grenzwert zwischen Kleingewerbe und Kaufmännischen Betrieb liegt bei EUR 260.000 Umsatz.Ich bin jetzt zu faul nachzusehen, aber ich meine mich erinnern zu können, dass es eine Art "offizielle" Unterteilung in Abhängigkeit von der Umsatzgröße gibt.
an der EUR 260.000-GrenzeWoran wird das festgemacht - an Titelausstoß und/oder Umsatzgröße?
Mal eine kleine Rechnung: Nehmen wir einen Verlag, der von 12 Titel durchschnittlich je 1000 Exemplare im Jahr zu EUR 20,00 bei einem durchschnittlichen Rabatt von 50% verkauft, kommen wir auf EUR 120.000, als Kleingewerbe. Bei 2000 Exemplaren oder 24 Titeln im Jahr, sind wir bei EUR 240.000, also knapp an der Grenze. Bei 2000 Exemplaren und 24 Titeln im Jahr, sind wir bei EUR 480.000, also deutlich über der Grenze.
Gruß Ronni
#19
Geschrieben 03 September 2004 - 11:21
Na, dann liegt Shayol ja schon gut drüber ;o)Der Grenzwert zwischen Kleingewerbe und Kaufmännischen Betrieb liegt bei EUR 260.000 Umsatz.
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#21
Geschrieben 03 September 2004 - 12:21
Das ist sicher richtig; wenn ich also Olivers Argumente in Bezug auf Blitz eher als Hinweis auf einen zeitweiligen Durchhänger nehme als dass sich meine Sicht auf den Verlag ändert, dann liegt es gewiss auch an dieser zeitlichen Perspektive.Ein Verlag, der schon Jahre und unzählige Bücher lang existiert, und dessen Visitenkarte ja die Bücher selbst sind, wird doch vom Leser ganz anders aufgenommen, als eine der Neugründungen.
Das wäre meine nächste Frage gewesen. Denn genau daran würde ich die Unterteilung zwischen Kleinverlag und mittelständischem Verlag festmachen. Wenn Festa sich mit der Einordnung als Kleinverlag nicht richtig wohl fühlt, dann liegt das meines Erachtens nach auch an der schwammigen Einteilung des Begriffes, wo man sich als "Kleinverlag" unversehens an der Seite reiner Hobby- bzw. Fanverleger wiederfindet. Genau deshalb bemühe ich mich ja auch um eine präzisere Einteilung. Denn auf der einen Seite gibt es natürlich einen Unterschied zwischen dem Fan, der dann und wann mal eine Storyanthologie zusammenstellt, und dem Kleinverleger, der sich um Professionalität bemüht und einen "echten" Verlag aufbauen will. Andererseits aber muss man diesen letzteren Verleger auch von einem regulären Betrieb mit mehreren festen Angestellten und geregelter Arbeitsteilung unterscheiden. Aber wenn man mal von Detailfragen absieht und von der Wertung einzelner Aspekte - wie beispielsweise "Titelausstoß" - so glaube ich doch, dass hier eine gewisse Einigkeit herrscht, oder zumindest ein "Kleinster Gemeinsamer Nenner" bezüglich der Einteilung, die ich mit "Klein-" bzw. "Kleinstverlage" treffen möchte. Aber bis jetzt zu wenig beachtet wurde in meinen Augen die Frage, was denn nun eigentlich die geeigneten Bezeichnungen dafür sind? Denn ich möchte diese Unterscheidung gerade deshalb treffen, damit die Adressaten sich richtig eingeordnet fühlen (oder zumindest nicht missverstehen, was ich sagen will). "Kleinstverlag" wird in der Praxis tatsächlich häufig übersehen, und ich wäre für einen griffigeren Begriff dankbar; aber mit Diboos Einteilung kann ich mich, wie gesagt, auch nicht anfreunden, und auch "Wohnzimmerverlag" oder "Fanverlag" weckt jeweils falsche Assoziationen. Hätte denn jemand einen griffigeren Ausdruck für Kleinverlage, die nicht einfach nur kleiner sind als größere Verlage, sondern die grunsätzlich neben den Gesetzmäßigkeiten des gewerblichen Literaturmarktes existieren? Denn über die Abgrenzung können wir noch länger diskutieren, aber ich glaube nicht, dass wir etwas daran ändern können, dass jeweils eine Grauzone bestehen bleibt. Aber wenn es keine Bezeichnungen gibt, durch die direkt klar wird, was für eine Art Verlag gemeint ist, dann wird auch die beste Einteilung unnötige Missverständnisse nicht verhindern können.Er ernährt seinen Verleger, aber soweit ich weiß, hat Frank noch keine (oder vielleicht gerade mal einen) fest angestellten Mitarbeiter. Dass man freie Mitarbeiter hat & Tätigkeiten auslagert, ist kein Kriterium, denn das tun diverse andere Kleinverlage auch.
#22
Geschrieben 03 September 2004 - 13:03
was bei mir die Frage aufwirft, für wem diese Unterteilung eigentlich wichtig ist. An der Verlagsgröße läßt sich ja kaum die Qualität der Bücher messen. Gruß RonniAber wenn es keine Bezeichnungen gibt, durch die direkt klar wird, was für eine Art Verlag gemeint ist, dann wird auch die beste Einteilung unnötige Missverständnisse nicht verhindern können.
#23
Geschrieben 03 September 2004 - 13:39
Ich denke, über die reine Größe sind wir hinaus? Und zwischen der Qualität der Bücher und der Organisation und dem Hintergrund eines Verlages sowie der Bereitschaft des Verlegers, Arbeiten an andere nach Fähigkeiten zu delegieren, besteht durchaus eine Beziehung. Ich denke, eine Unterscheidung ist durchaus wichtig für den Leser, um einschätzen zu können, was er zu erwarten hat - was nicht heißt, dass nicht auch Kleinstverlage gute Qualität abliefern können; nur: wenn ich ein Buch aus einem Kleinstverlag in den Händen halte, das auch professionellen Ansprüchen standhalten kann, dann bin ich angenehm überrascht. Wenn ich das von jedem solchen Verlag erwarten würde, wäre ich regelmäßig enttäuscht. Während ich das bei professioneller organisierten Kleinverlagen durchaus regelmäßig erwarte und nur in Ausnahmefällen nicht bekomme. Ferner ist diese Unterteilung auch für die Verleger wichtig ... Damit auf der einen Seite "Kleinstverleger" nicht ständig an Maßstäben gemessen werden, denen sie gar nicht gerecht werden können; und damit Kleinverlage sich auf ihrem Marktsegment wohlfühlen können, ohne sich ständig von "Verlagen" abgrenzen zu müssen, mit denen sie von der Arbeitsweise her kaum etwas gemein haben. Wichtig ist die Unterscheidung auch für die Autoren, damit sie wissen, was sie von einem Verlag erwarten können, und was nicht. Und damit sie auch wissen, welchen Stellenwert sie einer jeweiligen Veröffentlichung in ihrer Vita zuweisen können - denn die Lektorate in den großen Verlagen treffen diese Unterscheidung durchaus, und es kann für einen Autor schon sehr peinlich sein, wenn er da in seiner Einschätzung krass daneben liegt.An der Verlagsgröße läßt sich ja kaum die Qualität der Bücher messen.
#24
Geschrieben 03 September 2004 - 14:29
#25
Geschrieben 03 September 2004 - 16:39
... und genau deshalb suche ich ja auch bessere Begriffe als "Fanverlag" ... oder als "Wohnzimmerverlag", oder etwas eindeutigeres als "Kleinstverlag". Wo sich z.B. auch "Shayol" wiederfindet, und zwar nach Kriterien, die irgendwas über Qualität, Arbeitsweise, Standards Aussagen; und nicht über psychologische Befindlichkeiten der Herausgeber, Lager- und Arbeitsplätze oder den Fleiß beim Zusammenkopieren von Seiten ...was die Motivation der Verleger angeht, könnte man ihn auch ungestraft Fan-Verlag
#26
Geschrieben 03 September 2004 - 17:28
Fan-Verlag ist keine Größenkategorie. Eigentlich ist auch Festa ein Fan-Verlag, weil Frank ein Liebhaber des Genres ist, das er verlegt und dabei nicht immer nur auf den möglichen Gewinn schaut.... und genau deshalb suche ich ja auch bessere Begriffe als "Fanverlag"
im Prinzip müßtest Du dann ein Kriterienkatalog aufstellen (Titel pro Jahr, Backlist, Umsatz, Mitarbeiter, Preise, Vertrieb etc.), von denn soundsoviel Punkte erfüllt werden müssen, um in die nächste Stufe zu kommen. Gruß Ronniund zwar nach Kriterien, die irgendwas über Qualität, Arbeitsweise, Standards Aussagen; und nicht über psychologische Befindlichkeiten der Herausgeber, Lager- und Arbeitsplätze oder den Fleiß beim Zusammenkopieren von Seiten ...
#27
Geschrieben 03 September 2004 - 23:58
Nun, genau das wurde bisher in der Diskussion auch versucht. Und einen solchen Kriterienkatalog habe ich wohl verinnerlicht, und, wie die Diskussion gezeigt hat, die meisten anderen irgendwie auch. Auf diesem Kriterienkatalog wird dann vielleicht nicht alles abgehakt und exakt die Punkte gezählt, sondern es wird eher wie eine Latte angelegt und Pi mal Daumen abgemessen. Dabei kommt dann natürlich nicht jeder zum selben Ergebnis, aber ich hatte doch nicht das Gefühl, dass die einzelnen Beteiligten an dieser Diskussion im Einzelfall so weit in ihrer Einschätzung auseinanderlagen. Ich denke, das allein ist Hinweis genug, dass eine gewisse Unterteilung zwischen den Kleinverlagen möglich ist und offenbar auch Sinn macht. Und nur wenn dann die Frage auftaucht, wie man denn nun das nennen soll, was noch unterhalb eines Kleinverlages anzusiedeln ist, dann wird das Gespräch ideologisch ... Ich sehe halt, das vieles, was vor zehn Jahren noch in Form von "Storyfanzines" in Heftform erschienen ist, inzwischen der Einfachkeit halber ins Internet abgewandert ist oder dank der verbesserten Möglichkeiten zum Buchdruck, nicht zuletzt durch BoD, auch als Taschenbuch erscheint. Viele dieser Projekte nennen sich jetzt Verlag - obwohl sie in jeder Hinsicht nicht den Gepflogenheiten folgen, die man klassischerweise mit einem Verlag verbindet, sondern sich an dem orientieren, was früher für Fanzines üblich war. Diese Projekte haben durchaus eine Daseinsberechtigung, nämlich genau dieselbe wie sie Fanzines haben; und trotzdem können und/oder wollen sie sich nicht an den Maßstäben einer klassischen Buchproduktion messen.im Prinzip müßtest Du dann ein Kriterienkatalog aufstellen (Titel pro Jahr, Backlist, Umsatz, Mitarbeiter, Preise, Vertrieb etc.), von denn soundsoviel Punkte erfüllt werden müssen, um in die nächste Stufe zu kommen.
#28
Geschrieben 06 September 2004 - 01:12
Das ist nicht nur Blitz der Fall, wage ich anzumerken und fülle meinen Kelch mal wieder auf... Ad AstraBlitz kündigt seit Jahren sehr viel an, der Ausstoß ist aber minimal.
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#29 Gast_Sorrowwind_*
Geschrieben 06 September 2004 - 21:14
Also ich arbeite entfernt mit dem Verlagswesen zusammen und ich denke einfach, dass es auch eine Frage wirtschaftlicher Problematiken ist, so daß es mich nicht sehr verwundert, daß alle Verleger laufend an ihrem Programm Veränderungen vornehmen. Ein Jeder auf seine Weise. Das tun die Großen (Heyne, Piper) wie die Kleinen (Blitz, Festa). Davon kann sich heute niemand mehr freisprechen. Ich kann verstehen, daß der ein oder andere Leser/Seriensammler dabei schon mal vor den Kopf gestoßen wird. Gerade Serien sind dabei, weil sie über einen längeren Zeitraum laufen sollen, der erste Angriffspunkt. Es ist ein Überlebenskampf in der freien Wirtschaft und das Buchgeschäft ist nicht gerade ein growing business, da muss man schnell und sehr flexibel reagieren, um nicht zuviel Angriffsfläche zu bieten und wenn uns Lesern etwas an den Verlagen und der Literatur liegt, dann sollten wir uns flexibel zeigen und nicht stoisch auf Format oder ähnliches pochen. Versteht mich nicht falsch...schön wenn es beständig ist, aber nicht zu ändern, wenn es sich ändern muss. Ich denke, den Verlegern geht auch nicht jede ihrer Entscheidungen leicht ab! Ich weiß, das hat nur am Rande mit der Frage Kleinst/Kleinverleger zu tun, doch diese Frage finde ich ohnehin müßig; solange sich der "Laden" den Autoren und Lesern gegenüber im Geschäftsgebaren fair verhält, ist doch alles in Butter! greetingsDas ist nicht nur Blitz der Fall, wage ich anzumerken und fülle meinen Kelch mal wieder auf...
#30 Gast_Nachtschwärmer_*
Geschrieben 07 September 2004 - 11:30
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