Liebe Interessierte,
in der zurückliegenden Runde der ESFS-Awards konnten wir zwei Auszeichnungen nach DE holen:
- Aiki Mira wurde mit einem Chrysalis-Award ausgezeichnet.
- Der Hall-of-Fame-Award in der Kategorie "Best Magazine" ging an das Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe), herausgegeben von Sylvana Freyberg und Uwe Post.
Ich gratuliere.
Anders als im Jahr davor haben wir uns bei der Präsentation unserer Nominierungen auf drei Kategorien fokussiert, nämlich diejenigen, in denen die Nominierten die meisten Stimmen in der Abstimmungsrunde bekommen haben. Dazu gab es eine Videopräsentation.
Diese Fokussierung auf einige Nominierungen war der wesentliche Unterschied zur Runde davor und ist aus meiner Sicht ein Erfolgsfaktor. Bei Interesse findet Ihr hier den Erfahrungsbericht aus dem Vorjahr.
Basierend auf diesen Erfahrungen möchte ich eine Überlegung mit Euch teilen.
Es gewinnen die Nominierungen, die auf dem ESFS-Meeting von den dort anwesenden Delegierten (2 pro Land) die meisten Stimmen erhalten.
Die Delegierten können zwei Gründe haben, für eine Option zu stimmen:
1) Sie kennen das Werk/ die Leistung/ die Person bereits.
2) Sie werden durch die Präsentation überzeugt.
Was wir wegen des Wahlmodus ausschließen können, ist, dass sich jemand wegen der Nominierung mit dem Werk befasst (Unterschied zu einem Jurypreis). Bei der Vielzahl der Kategorien und nominierenden Länder passiert das einfach nicht.
Bei 1) (nominierte Option bereits bekannt) haben wir es schwer: Original deutschsprachige Werke werden in anderen Sprachräumen kaum publiziert, und dass Fans aus anderen Ländern auf Deutsch lesen, wird selten vorkommen. Hier sind die englischsprachigen Publikationen und auch die osteuropäischen im Vorteil - ich habe mir sagen lassen, dass die osteuropäischen Sprachen untereinander hinreichend ähnlich sind und die SF-Szenen in diesen Ländern untereinander auch so vernetzt sind, dass man die Publikationen der anderen zur Kenntnis nimmt.
Bei 2) muss uns klar sein, dass uns selbst bei einer Reduktion auf 3 Kategorien, in denen wir präsentieren, je Kategorie weniger als eine Minute, eher Richtung eine halbe Minute, bleibt, um zu überzeugen.
Beim diesjährigen Preisträger Future Fiction Magazine (DE) kamen beide Punkte zusammen: Das Magazin als internationales Projekt mit Ursprungsland Italien war bekannt (1), Uwe hat es im Video ansprechend präsentiert (2) und - Bonus - der im europäischen Fandom bekannte und beliebte Francesco Verso ist eng mit dem Projekt verbunden (3).
Was schließe ich daraus?
Bei 1) wäre eine europäische Bekanntheit (über den deutschen Sprachraum hinaus) etwas, das bei Nominierungen zu berücksichtigen wäre, wenn man darauf abzielt, auch zu gewinnen.
Bei 2) ist wichtig, dass wir einige wenige, überzeugende Fakten/ Umstände finden, die für unsere Nominierung sprechen und die man im Grunde ohne Kontext sofort versteht und die im Gedächtnis bleiben. Hier verweise ich gern nochmals auf Uwes Vortrag im verlinkten Video, in dem das meines Erachtens optimal gemacht wird.
Nun zur Runde für dieses Jahr.
Eine Neuerung besteht darin, die Kategorie "Best Written Work of Fiction" genauso wie alle anderen Kategorien zu behandeln. In den vergangenen Runden hatten wir jeweils einen Gewinnertitel des DSFP nominiert (Kurzgeschichte oder Roman nach Wahl des Preiskomitees), sind damit aber zu eng im Hinblick auf die Statuten der ESFS ("Be a work of Science Fiction or Fantasy, or related to Science Fiction or Fantasy." - Die ESFS verwendet, wie im englischsprachigen Raum üblich, Science-Fiction als Oberbegriff zu unserem "fantastische Literatur"; in diesem Punkt der Satzung zu den Awards wird explizit gemacht, dass die Fantasy zu berücksichtigen ist; das kann der DSFP aber laut Geschäftsordnung nicht leisten).
Die weitergehende Frage ist, ob wir beim Modus unserer Nominierungen bleiben wollen, also: Sammeln und Diskutieren von Nominierungsvorschlägen in dedizierten Diskussionsfäden (1 pro Kategorie) und zu Beginn des neuen Jahres Abstimmung über die Vorschläge.
Mit Blick auf die anderen Länder ist festzustellen, dass öffentliche Nominierungsrunden die Ausnahme sind. Die Regel ist, dass ein Land (nach welchem Verfahren auch immer, bei uns über die Mitgliederversammlung des SFCD) Delegierte bestimmt und diese Delegierten nach eigenem Ermessen Nominierungen einreichen (oder auch nicht). Wenn nicht gefällt, wie mit dieser Autorität umgegangen wurde, werden im nächsten Jahr andere Delegierte benannt.
Grundsätzlich finde ich unser bisheriges Verfahren gut, weil es eine breite Beteiligung ermöglicht. Aber nüchtern betrachtet bleibt diese breite Beteiligung bisher aus: Keine unserer Nominierungen konnte im vergangenen Jahr mehr als 15 Stimmen auf sich vereinen. Sind 15 Stimmen, bezogen auf die Gesamtheit der deutschen Fantastik-Fans, wirklich ein solides Mandat? Müssten es nicht eher das Zehn- oder gar Hundertfache sein, um wirklich glaubhaft sagen zu können: "In DE ist man der Meinung, dies war in den vergangenen Jahren die überzeugendste Leistung in dieser Kategorie"? Immerhin werden die großen Conventions im Fantastik-Bereich (insbesondere die ComicCons) mit fünfstelligen Besucherzahlen frequentiert ...
Weitere Nachteile sind ...
... Aufwand. Ich suche ja nach einem (oder zwei) Nachfolgern, um die deutschen Nominierungen zu betreuen; bislang findet sich niemand, was auch am Aufwand des zu betreuenden Verfahrens liegen mag.
... Offenbar ist es für einige eine Hürde, sich in diesem Forum zu registrieren, um dann an der Diskussion teilzunehmen.
... Vielleicht scheuen einige auch prinzipiell öffentliche Diskussionen.
Was wäre die Alternative?
Ich könnte "Kraft meines Amtes" entscheiden, ohne öffentliche Diskussion, wie es auch in den meisten anderen Ländern geschieht. Dazu könnte ich ein Internetformular auf meiner Webseite einrichten, über das Vorschläge eingereicht werden könnten.
Gefällt mir nicht, zumal es dann noch mehr "an mir hängt".
Hätte aber einen Vorteil: Über ein Pflichtfeld könnte ich sicherstellen, dass zu jedem Vorschlag eine Begründung angegeben wird - und die ist sehr wichtig für die überzeugende Präsentation der Nominierungen - siehe Punkt 2 oben. Statt einer Abstimmung (in der im vergangenen Jahr in keiner Kategorie mehr als 15 Stimmen zusammenkamen, in einem Fall reichten sogar 3 Stimmen für eine Nominierung) würde also das-/der-/diejenige nominiert, wo mich als gewähltem Delegierten die Begründung am meisten überzeugt.
Dieses Verfahren mit dem Einreichungsformular gab es übrigens "vor meiner Amtszeit", nur hat wohl kaum jemand von dem Formular gewusst und es gab selten bis nie Nominierungen aus Deutschland.
Für den Fall, dass wir beim bisherigen Verfahren bleiben, gab es den Vorschlag, bei den Abstimmungen Mehrfachnennungen zu ermöglichen. Technisch wäre das mit der Forensoftware problemlos zu machen. Es erhöht allerdings die Gefahr, dass es zu Stimmengleichheit kommt, und damit wären wir für die Entscheidung zur Nominierung nicht weiter.
Soweit meine Gedanken; ich bin gespannt auf Eure Sicht.