Ja, es entstehen auch Kosten durch Speichersysteme und das Stromnetz. Bei der Berechnung von Stromgestehungskosten werden aber keine Gesamtsystemkosten berechnet. Das gilt nicht nur für die erneuerbaren Energiequellen, sondern für alle Quellen. Auch die Atomkraftwerke können das Gesamtsystem nicht in jeder Stunde versorgen, dennoch werden in deren Stromgestehungskosten die Kosten für kompensierende Technik wie Gas- oder Wasserkraftwerke nicht eingerechnet.
Wenn es um das Gesamtsystem geht, muss man die Kosten des gesammten Systems einschließen. In dem Fall müssten dann aber auch Kosten für die Versicherung von Atomkraftwerken und deren sogenannte Ewigkeitslasten einkalkuliert werden. Diese Kosten sind dermaßen hoch, dass sie selbst das teuerste Gesamtsystem auf Basis erneuerbarer Quellen in den Schatten stellen. Dieses Gesamtsystem braucht übrigens laut Fraunhofer-Institut gar nicht so viel Speicher, weil sich durch eine geeignete Mischung aus Solar- und Windstrom die Erzeugung gut über das Jahr verteilen lässt. Etwa 10-15% müssten noch aus flexiblen Kraftwerken kommen wie Biogas oder Wasserstoff.
Versicherung der Kraftwerke und Ewigkeitslasten:
https://www.manager-...n/a-761954.html
https://www.spektrum...trum-de/1222444
Hallo Christian,
vielen Dank für die spannende Diskussion. Das Thema hat in der Tat viele Facetten, und es ist gut, wenn möglichst viele davon angesprochen werden. In der Wikipedia gibt es eine Liste von deutschen Kernkraftanlagen.
https://de.wikipedia..._in_Deutschland
da ist auch die durchschnittliche Verfügbarkeit über den Betriebszeitraum zu ersehen. Sie ist vergleichsweise sehr hoch, es muss also nur wenig kompensiert werden. Außerdem sind die Wartungszeiten meist sehr gut planbar.
Zu den Ewigkeitskosten im Ruhrgebiet: Ja, Teile des Ruhrgebiets werden möglicherweise irgendwann unter Wasser stehen, denn natürlich kann nicht ewig abgepumpt werden. Die Kosten sind aber überschaubar, wie ein Bericht aus diesem Jahr ausweist.
https://www.sueddeut...30606-99-959839
Und eine Reihe von Stadtwerken im Ruhrgebiet will das warme Grubenwasser zur Gewinnung von Heizenergie einsetzen. Die Idee liegt ja auch nahe.
Ob das Wasser wirklich ewig abgepumpt werden muss, weiß ich nicht. Die Stollen werden im Laufe der Zeit zusammengedrückt und verschwinden. Jetzt wäre es natürlich möglich, dass sie trotzdem noch Wasser durchleiten, dass also das Wasser sich seine unterirdischen Kanäle selbst offen hält. Aber da bin ich kein Experte.
Die Versicherungsprämie von 73 Milliarden Euro pro Kernkraftwerk und Jahr, die in deinem Link auf den Artikel des Manager-Magazins genannt ist, scheint mir etwas hochgegriffen zu sein. Eine Liste von Atomunfällen beziffert den Schaden zwischen 1953 und 2012 auf 500 Milliarden US$.
https://www.tagessch...ten-ts-100.html
Die Versicherungsprämie allein in Europa würde dann ja mehr als das Zehnfache der Weltschadenssumme für 60 Jahre betragen. Das hört sich nach einem guten Geschäft für die Versicherung an.
Thema Kreisläufe: Wir haben keine echten Kreisläufe, sondern nur ein Fließgleichgewicht. Stell dir das vor wie ein Teich in einem Gebirgsbach. Solange der Bach ständig eine konstante Menge an Wasser in den Teich schickt, entstehen dort scheinbar stabile Strömungen, Wirbel, stille Orte und geriffelte Sandablagerungen. Aber sobald sich die Durchflussmenge ändert, vielleicht auch nur um einige Prozent, löst sich das Bild auf, und es entsteht ein ganz neues, das nach einer Einschwingphase ebenso stabil ist. Wenn der Bach jetzt irgendwann wieder die alte Menge liefert, kommt das alte Bild nicht unbedingt zurück. Vielleicht wurde an einer Stelle ein Fels untergraben und ist verrutscht, oder die neue Strömung hat in den Sand am Boden eine neue Rille gegraben.
Tatsächlich war es in der Natur ganz ähnlich: Jede Eiszeit hat die Klimabedingungen, und damit die Flora und Fauna, unwiderruflich verändert. Die Gletscher haben Gebirge in Rekordzeit abgetragen und Geröllhügel vor sich hergeschoben. Und jedes Mal haben sich neue, scheinbar stabile Kreisläufe gebildet, die aber letztlich vom Durchfluss der Sonnenenergie abhängen.
Wenn du das vertiefen möchtest, solltest du vielleicht Artikel über Fließgleichgewicht und komplexe Systeme lesen. Das ist ein faszinierendes Thema. Ich habe das auch im meinem Buch
"Offline! Der Kollaps der globalen digitalen Zivilisation" etwas genauer erläutert.
https://link.springe...8-3-662-63386-1
Demnach ist ein Kollaps der aktuellen Zivilisation unvermeidlich, die Frage ist nur, ob wir der nächsten Zivilisation einen guten Start mitgeben können.
Die meisten hier kennen diese spannende Fragestellung vermutlich aus der Foundation-Serie von Isaac Asimov.