Dreizehnfurcht
von Wieland Freund (Autor)
Herausgeber: Klett-Cotta; 1. Auflage 2023 (16. September 2023)
Gebundene Ausgabe : 448 Seiten
ISBN-10 : 3608986588
Klappentext
In Dreizehneichen gehen die Uhren buchstäblich anders...
Momme Bang hat panische Angst vor der Zahl 13. Dann wird er ausgerechnet in einen verborgenen 13. Bezirk Berlins gelotst und landet in einer merkwürdigen Zeit, in der alle Errungenschaften der Moderne abgelehnt werden. Doch hinter der traditionalistischen Fassade dieses bizarren in der Zeit eingefrorenen Berliner Stadtteils tobt ein Machtkampf, und Momme findet sich im Zentrum einer Verschwörung wieder …
Ein verlassenes Gästehaus ist seine letzte Chance: Auf der Flucht vor seinen krankhaften Zwängen kommt Momme in dem Gemäuer als Haushüter unter. Seiner Angst vor der 13 aber entkommt er nicht: Momme entdeckt ein 13. Zimmer, das es angeblich nicht gibt. Auch scheint im Haus das Gespenst einer weißen Frau umzugehen. Auf ihrer Spur gelangt Momme in einen geheimen Stadtteil Berlins, der das Gegenteil der modernen Metropole ist: Elektrizität ist dort verboten, gegen den Fortschritt hat man die Rückkehr zu einer ewigen Wahrheit gestellt. Mommes Eindringen aber bringt die Verhältnisse ins Rutschen. Oberst Secundus Falke etwa, der den Fall Bang untersucht, spielt ebenso ein doppeltes Spiel wie ein gewisser Hinckeldey, der die radikale »Legion des Heiligen Uriel« befehligt. Und das Schicksal des Mannes, der Momme eingeschleust hat, scheint eng verknüpft mit dem Widerstand einer Organisation namens »Die Schwestern«. Bald geht es um Leben und Tod.
Kommentar
Ein liebevoll gestaltetes Buch und eine Geschichte die irgendwo zwischen Alternativweltroman, Märchen und Phantastik angesiedelt ist. Der Autor zeigt eine Amish-artige Gesellschaft und er stellt die richtigen Fragen: Was ist der Preis für eine radikale Technikabkehr und was ist der Lohn? Rechtfertigt die Ablehnung chemischer Arznei den Tod durch heilbare Krankheiten? Oder sind unsere Erfindungen nur scheinbare Siege über ein am Ende triumphierendes Schicksal?
Sehr (manchmal zu sehr) detailliert entwirft der Autor das mal düstere mal heitere Bild eines alternativen Berlins jenseits der Tore durch 13. Türen, 13. Zimmer, 13. Häuser, die wir im Alltag leugnend ignorieren. Und er zeigt am Ende wie ein radikalisierter Mob aus Angst vor Veränderungen das Gute aus Dreizehneichen vertreibt. Dieses Ende hat mich auf seltsame Weise an die Vorgänge im DSFP-Komitee erinnert. Aber nicht nur deswegen halte ich das Buch für sehr lesenswert für alle die an alternativen Gesellschaftsentwürfen interessiert sind, die Steampunk mögen (nein, dieser Roman ist kein Steampunk) oder grundlegende Fragen des Menschseins neu beleuchten möchten.