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Vermutlich ist „Objekt Eins“ nach Ninas Definition dann keine „Kurzgeschichte“ … aber irgendwie neigen wohl nur wir Deutsche (und Österreicher) dazu, „Kurzgeschichte“, „kurze Geschichte“ und „Erzählung“ anhand von Gestaltungsmerkmalen so strikt voneinander unterscheiden zu wollen. Die Amerikaner scheinen ihre „Short Story“ individueller zu sehen. (Immerhin beginnt auch mancher Roman unvermittelt, etwa Kings „Schwarz“: „Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.“ - na, wenn das nicht der klassisch-perfekte Kurzgeschichteneinstieg wäre ).
Na, Vorsicht, dass Du hier nicht den Vorurteilen auf den Leim gehst:
Erstens sind die Englischsprachigen hier eher strikter als wir, denn die haben tatsächlich eine Unterscheidung von Short Story, Novellette, Novella und Novel - zumindest musste ich in der ISFDB schon manche Korrektur hinnehmen, weil ich die Länge nicht korrekt angegeben hatte. Die Genrepreise unterscheiden ja teils auch danach, etwas, das beim KLP schon aufgegeben wurde.
Die einzigen, die das in D-Land noch interessiert, sind die Germanisten und Literaturwissenschaften, weil das eben deren Job ist, den Lesenden und Schreibenden ist es wohl eher egal.
Zweitens ist Kings "Schwarz" ein ziemlich ungeeignetes Beispiel, weil es eine Fixup-Novel, bestehend aus mehreren Erzählungen ist, die zuvor bereits in Magazinen erschienen waren. Ich bin mir nicht sicher, vermute aber, dass der Anfang dort schon so war. Trotzdem hast Du natürlich Recht, dass King das auch später gern so macht, dass er uns gleich ins Geschehen wirft. Warum auch nicht? Die Leseerwartungen haben sich seit dem 19. Jahrhundert ja auch weiterentwickelt.
Bearbeitet von Naut, 02 Dezember 2023 - 07:23.