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Roger Zelazny: Herr des Lichts (1985) (orig.: Lord of Light (1967)


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2 Antworten in diesem Thema

#1 head_in_the_clouds

head_in_the_clouds

    Yoginaut

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Geschrieben 21 Dezember 2023 - 10:09

Inhalt
Einige der Besatzungsmitglieder eines menschlichen Kolonieschiffs, das seine Siedler vor Äonen auf einer erdähnlichen Welt abgesetzt hat , benutzen fortschrittliche Technologie (einschließlich Identitätstransfer in neue Körper und übernatürlich anmutender Kräfte), um in die Rolle von unsterblichen Göttern aus dem hinduistischen Pantheon wie zb. Kali, Brahma , oder Wischnu zu schlüpfen.

Sie unterdrücken so als sogenannte
Erste die Eingeborenen als auch die Menschennachkommen der Siedler (die den Ursprung der Mythen nicht mehr kennen) mit scheinbar omnipotenter Macht aus ihrer unangreifbaren Bastion - als der Himmel bekannt.

Aber wo der Hinduismus blüht, muss der Buddha folgen: in Gestalt des Protagonisten Sam der sich von seinen ehemaligen Freunden (und der Frau, die er liebt) und deren Grössenwahn distanziert und selbst im Geg
ensatz zu ihnen u.a. als  „Siddhartha“ auftritt. Die in Angriff genommene Befreiung der Menschen des Planeten, die sterbliche Nachkommen der ursprünglichen Siedler sind, als auch der Eingeborenen die als Energiewesen längst die Körperlichkeit ablegten und von den göttlichen Diktatoren konsequent als „Dämonen“ abgestempelt werden, nimmt Aspekte vom Prometheusmythos als auch ausgewiesene Schlitzohrigheit an. Sam's Katharsis und Sammlung von Gefährten folgt dann der Entschluss zur Eroberung des Himmels um den Menschen die vorenthaltenen Technologien als auch wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Kolonie zurückzugeben und Frieden mit der nativen Bevölkerung zu stiften.Wird es ihm gelingen?

Kritik
Zelazny gewann 1967 dem vermeintlich auserzählten Thema der Kolonisierung anderer Welten eine neue Sicht ab: Die Verbindung der hinduistischen Götterwelt als oppressives Unterdrückungsmittel in Verbindung mit überlegener Technologie und paranormalen Kräften der Despoten.

Der Roman beeindruckt durch seine sprachliche Ausgefeiltheit, Kenntnisse des Hinduismus und die fließende Erzählweise aus einem Guss.
Mit religionstypischen fabelähnlichen Rückgriffen, die reale historische Ereignisse der Besiedlung transzendental umdeuten (oder umgekehrt Mythen zu realen Ereignissen deklarieren)  einzig um Macht zu sichern, machen den Roman zu einer heute noch aktuellen Erzählung.

Sie verweist so auch auf ein Christentum wo die Hegemonie der Kirche bis zur Zeit der Aufklärung ("das Licht der Aufklärung"  ist ja im Titel durch die Person Sam's unzweifelhaft dargestellt) auch Wissen unter Verschluss hielt und mittels Rückgriff auf einen transzendenten Gott ihre Macht erhielt - auch wenn die abendländische Religion nicht das Hauptthema darstellt.

Es ist eine nachwirkende Einzelgeschichte, reich an philosophischer Reflektion, durchdachter Konzeption und berauschend über die gesamte Länge hinweg. Ein zeitloser Roman der SF Literatur der am Ende in seiner Wirkung befreiend, weise und klar ist.

Der Klassiker (der 1968 den Hugo Award gewann) gehört zurecht in den Kanon der SF.

Isfdb Referenz
Gelesen wurde die Ausgabe von 1985 Heyne (Bibliothek der Science Fiction Literatur #45) :
https://www.isfdb.or...tle.cgi?1347209

Lord of Light (1967) by Roger Zelazny also appeared as:


Bearbeitet von head_in_the_clouds, 21 Dezember 2023 - 11:04.

"Why should one be afraid of something merely because it is strange?"

  • (Buch) gerade am lesen:Das Sternenprogramm (The Fall Revolution 1) - Ken MacLeod

#2 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 21 Dezember 2023 - 18:19

Zu dem Buch haben wir hier schon einmal einen Lesezirkel durchgeführt.

 

Mir persönlich gefällt von Zelazny "Fluch der Unsterblichkeit" deutlich besser.

 

Zusatz: Der Hinweis auf das andere Buch passt zu diesem Thread, weil es nicht nur ebenfalls von Zelazny ist, sondern auch dort Mythologie (griechische) in SF umgewandelt wird.


Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 21 Dezember 2023 - 18:28.


#3 Helge

Helge

    Cybernaut

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Geschrieben 21 Dezember 2023 - 18:39

 

Kritik
Zelazny gewann 1967 dem vermeintlich auserzählten Thema der Kolonisierung anderer Welten eine neue Sicht ab: Die Verbindung der hinduistischen Götterwelt als oppressives Unterdrückungsmittel in Verbindung mit überlegener Technologie und paranormalen Kräften der Despoten.

Neu war es, weil es eigentlich gar nicht wirklich um die Kolonisierung anderer Welten ging. Für mein Empfinden spielte der Roman in einer Parallelwelt, einer Gleichniswelt, einer Irgendwelt, die vielleicht auch einfach ein ferner Planet sein kann, aber das ist Nebensache. Es ging um die Inhalte und Ideen der hinduistischen Mythologie in einem SF-Rahmen und darum, dass Mythen nicht in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart und Zukunft gleichermaßen stattfinden.




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