Mein Fazit: Sieht sich gut. Ich hadere damit, dass die Geschichte quasi anders erzählt wird, als es bei TOS und so passiert ist. Ich versuche, das geistig abzukoppeln.
Ich denke, „Strange New Worlds“ als etwas Eigenes zu betrachten, ist das beste. Große Schnitzer gab es bislang nicht, aber Widersprüche zur Originalserie in den ersten Staffeln bereits genug: Pike kennt Kirk, die Gorn sind auch keine Unbekannten – und unterscheiden sich deutlich von der „Arena“-Adaption –, Robert T. April ist dunkel- und nicht hellhäutig … und es braucht schon einiges an Fantasie, die Christine Chapel von Jess Bush mit der von Majel Barrett verkörperten Figur zusammenzubringen. (Die junge Uhura von Cecilia Rose Gooding passt da schon eher zu dem älteren Gegenstück von Nichelle Nichols).
Für mich ist es einfach ein Remake der Originalserie – nur eben mit der Figurenkonstellation des ursprünglichen Pilotfilms. Wobei: So ganz stimmt das nicht. Wir haben Pike, Nummer Eins und Spock aus dem ersten Pilotfilm. Von der klassischen Serie haben sich Uhura, Chapel und M’Benga sowie, in Gastrollen, Kirk und Scotty in jüngeren Versionen dazugesellt. Vermutlich werden McCoy, Sulu und möglicherweise sogar Chekov früher oder später in Erscheinung treten. Mit La’an Noonien-Singh, Erica Ortegas, Hemmer und der gleichermaßen verschrobenen wie geheimnisvollen Chefingenieurin Pelia gibt es aber auch gelungene, neue Charaktere.
„Strange New Worlds“ ist das geworden, was ich mir erhofft hatte, als die Reboot-Kinofilme angekündigt wurden – aber die wurden leider klamaukige, leidlich unterhaltsame No-Brainer.
Ich möchte die Serie nicht als herausragend bezeichnen – der Großteil der bisherigen 20 Episoden bietet einfach nur solide, gute Unterhaltung –, aber als Gesamtkunstwerk macht sie vieles richtig: Keiner der Charaktere nervt, optisch ist das Ganze sehr ansprechend und dank der Entscheidung, eine Episode wieder mehr für sich stehen zu lassen, bleibt es abwechslungsreich. Das Schöne ist aber, dass „Strange New Worlds“ nicht nur wie eine „Star Trek“-Serie aussieht, sondern sich auch so anfühlt. Das essenzielle Element von „Star Trek“ war für mich stets eine weiterentwickelte Menschheit und ein hoffnungsvoller, optimistischer Blick in die Zukunft.
Dann gibt es noch eine Musical-Episode. Nun ja, wer´s mag ... Ist aber halbwegs charmant. Leider hat man sich dazu entschieden, diese positive Episode, die total ins Sentimentale gleitet, die Beziehungen der Charaktere zueinander, zum Schiff, zum Universum und dem ganzen Rest gesangenstechnisch aufarbeitet, nicht die letzte Episode der Staffel sein lassen. Das wäre ein schöner Abschluss der Staffel gewesen und falls es mit der nächsten Staffel nicht klappt, auch ein guter Abschluss der ganzen Serie. Stattdessen hat man noch so ein Alien-Jagd-Infizierungs-Ausbrütungsdingens angestartet.
Stimmt, wäre kein schlechter Staffelabschluss geworden.
Aber immerhin: Eine dritte Staffel ist bereits im Kasten, die Dreharbeiten zur vierten Staffel starten gemäß Paul „Kirk“ Wesley im Februar (hat sich in einem Interview verplappert
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). Wir können uns nach jetzigem Stand also auf mindestens zwei weitere Staffeln freuen. (Spekulatius: Eingedenk des Vorspanns und der Laufzeit von „Discovery“, vermute ich, dass „Strange New Worlds“ mit einer fünften Staffel abschließt).
Bearbeitet von ChristophGrimm, 30 Januar 2025 - 21:10.