Der Roman beginnt recht unspektalulär in der Gegenwart: Eine Teenagerin aus dem Ruhrgebiet verbringt den Sommer bei ihrer Großmutter mit dem Anlegen und Ausstatten eines Prepperverstecks, denn die Oma befasst sich mit esoterischen Dingen und sieht eine große Katastrophe voraus. Diese geschieht dann tatsächlich, und zwar auf eine höchst seltsame Art, indem Eisen und die meisten anderen Metalle plötzlich einfach zerfallen – und damit auch die menschliche Zivilisation. Die Heldin wird schließlich von Außerirdischen als Sklavin verschleppt, und damit beginnt die eigentliche Geschichte.
Die Menschenähnlichkeit der Aliens wird dadurch erklärt, dass auch die Menschheit von ihnen abstammt; die Erde geriet nur für viele Jahrtausende in Vergessenheit.
Es vollzieht sich eine eigentlich interessante, komplexe Entwicklung. Die Sklavenhalter selbst, ein Volk namens Cendraker, sind keineswegs eine überlegene Zivilisation, sondern Klone der Überlebenden zweier Generationenraumschiffe, die in nur einer einzigen Stadt auf einem fernen Planeten ein dekadentes Leben auf Grundlage des technologischen Erbes ihrer Vorfahren führen. Sex spielt eine wesentliche Rolle im gesellschaftlichen Leben und ist auch eine Hauptaufgabe vieler Sklaven. All die irdischen Sklaven, die wie die Cendraker selbst geklont und beinahe unsterblich gemacht werden, dominieren immer mehr die cendrakische Kultur, die zunehmend von ihnen abhängig wird. Dabei haben nicht nur einige Sklaven unter der Oberfläche des Gehorsams eigene Pläne, sondern auch die Hüter und Betreiber der geheimnisvollen Versorgungszentrale der Stadt.
Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Ansätze, aus denen die Autorin jedoch wenig macht, dafür wird der ganze Roman so kleinteilig erzählt, dass ich als Leser Schwierigkeiten hatte, das größere Bild überhaupt einigermaßen im Auge zu behalten. Fast durchweg geht es um Alltagsangelegenheiten und werden ganze Heerscharen von Nebenfiguren vorgestellt, die mitunter nur einen Kurzauftritt haben. Geht man auf etwas Abstand und nimmt sich Zeit zum Nachdenken, fällt auf, wie oft es im Gebälk der Logik knirscht und wie deplatziert all die aus dem hier und heute gegriffenen Bilder, Szenen und Begriffe in einer fremden Welt wirken. So haben die Cendraker in ihrer Alienwelt der Plattenbauten, Klemmbretter und klapprigen alten Raumschiffe zwar Fabriken für Raumschiffe und Roboter, sind aber nicht imstande, eine Waschmaschine zu entwickeln – und es gibt viele Details dieser Art.
Der flapsige und umgangsprachliche Erzählstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber flott, unterhaltsam und voller Fabulierfreude, so dass es die Autorin schafft, den Leser durch alle Holperstrecken einfach hindurchzuziehen. Zumindest im mittleren Teil der Handlung gibt es dabei jede Menge Sex, nicht ganz so detailliert beschrieben, dass der Roman zum Porno würde, aber durchaus ausführlich. In meinem Kopfkino lief während der Lektüre ein Mix aus „Flash Gordon“ und „Barbarella“ mit funkensprühenden Raumschiffen, Fetischuniformen und reichlich Nacktheit. Ein galaktisches Parlament fehlt übrigens auch nicht.
Magie kommt außerdem vor, und auch sie wirkt nicht recht überzeugend. Erklärend werden beiläufig Traditionen erwähnt, von Merlin bis zum Golden-Dawn-Orden, aber oberflächlich bleibt die Sache dennoch. Man muss es einfach hinnehmen, dass die Heldin eben zaubern lernt. Gegen Ende findet die Entwicklung des größeren Handlungsrahmens einen überraschenden Abbruch und wird (durch Magie und andere Aliens) einfach plötzlich umgekippt. Da noch weitere Bände folgen sollen, ist das freilich nicht wirklich der Abschluss, sondern die Handlung endet in einem Cliffhanger – also nichts für Einzelbandleser.
Letzten Endes ist „Aufstieg“ ein gut lesbarer und unterhaltsamer Roman, farbenfroh und lebendig erzählt, zuviel erwarten sollte man allerdings nicht.