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S. A. Dürigen - Am Sterbebett einer Welt


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8 Antworten in diesem Thema

#1 rostig

rostig

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Geschrieben 25 Januar 2024 - 09:27

Am Sterbebett einer Welt
Gebundene Ausgabe – 22. November 2023
von S. A. Dürigen (Autor)
Herausgeber: Independently published
Gebundene Ausgabe: 196 Seiten
ISBN-13 : 979-8866078035

Die letzten Menschen führen seit Generationen einen Krieg, an dessen Anfang sich niemand mehr erinnern kann. In Ungnade gefallen und des Lebens überdrüssig schreitet ein Geheimpolizist in einem totalitären Stadtstaat unaufhaltsam auf das eigene Ende zu. In einer Welt ohne Sonne, in der Freude, Trost oder Hoffnung nur noch ferne Erinnerungen sind, ist der eigene Tod letztendlich Erlösung.

Kommentar
Nicht gerade ein freudespendender Titel - wer liest denn so etwas? Und er hält, was er verspricht: eine untergehende Kuppelstadt am Ende der Menschheit. Kurze Sequenzen erhellen schlaglichtartig eine düstere Welt. Der Autor beherzigt "show dont tell" exzessiv: hier wird nichts erklärt, die Geschichtsschnippsel sprechen für sich. Der alternde Major irrt durch eine unerträglich graue Stadt. Die Geschichte wird nicht streng chronologisch erzählt, einige Handlungsstränge liegen deutlich früher als der Hauptstrang um den Major.

Der Untertitel bezeichnet den Roman als Dystopie. Das ist m.E. falsch, denn eine Dystopie schreibt aktuelle Entwicklungen fort und warnt vor den Folgen. Das Buch ist eher eine Apokalypse: das Ende ist unvermeidlich und sieht so aus. Die Funktion einer Apokalypse ist nicht die Warnung sondern eher die Mahnung: lebt und genießt das Hier und Jetzt oder "es kann immer noch schlimmer kommen".

Grundsätzlich mag ich als alter Mann Geschichten um alte Männer, welche im SF-Genre eher selten zu finden sind. Der junge Autor fühlt sich erstaunlich gut in das Seelenleben seines Protagonisten ein. Die alterstypischen körperlichen Gebrechen fehlen, da die Menschen offenbar lebensverlängernde Spritzen erhalten.

Fazit
Literarisch gelungen, sprachlich gediegen, aber warum schreibt ein junger Mann so zutiefst deprimierend vom Ende der Welt? Ist es die Verzweiflung an Klimakatastrophe und Populismus? Oder ist das nur meine Interpretation? Das Stück ist zu Ende, die Fragen bleiben offen.



#2 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 25 Januar 2024 - 09:36

Danke, so habe ich das Gefühl, in der deutschsprachigen Prosa etwas up-to-date zu bleiben, auch wenn ich gerade andere Dinge lese.


Podcast: Literatunnat

  • (Buch) gerade am lesen:Immer nach Hause
  • • (Buch) Neuerwerbung: These gragile Graces / This fugitive Heart von Izzy Wasserstein
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#3 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 25 Januar 2024 - 21:30

Der Untertitel bezeichnet den Roman als Dystopie. Das ist m.E. falsch, denn eine Dystopie schreibt aktuelle Entwicklungen fort und warnt vor den Folgen. Das Buch ist eher eine Apokalypse: das Ende ist unvermeidlich und sieht so aus. Die Funktion einer Apokalypse ist nicht die Warnung sondern eher die Mahnung: lebt und genießt das Hier und Jetzt oder "es kann immer noch schlimmer kommen".
 

Wieso findest du das Ende des Buches unvermeidlich?

 

Wäre ja dann der Fall, wenn im Buch ein Meteorit auf die Erde fiele, oder die Sonne ausgebrannt ist. Hier finde ich schon, dass die Düsternis als Konsequenz des menschlichen Handelns dargestellt wird.



#4 S-01-D

S-01-D

    Mikronaut

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 00:00

Danke für die Warnung! Klingt fürchterlich. Die Leseprobe auf Amazon bestätigt diesen Eindruck.

 

Apropos Amazon:

 

Herausgeber: Independently published

 

Die Produktbeschreibung der Papierausgaben führt, anders als die der Kindle-Version, in die Irre. Laut Datenanalyse ist das Buch nicht im Selbstverlag erschienen, sondern bei Nectu:

https://nectu.de/

Weitergehende Analyse auf Basis der Leseprobe:

Der Autor hat kurz vor Schreibbeginn Fahrenheit 451, Die Straße und Der alte Mann und das Meer gelesen. Höchstwahrscheinlich in dieser Reihenfolge. Beim Schreiben hat er Ambient gehört. Deep Space One oder Drone Zone auf https://somafm.com. Vielleicht auch beides.

 

warum schreibt ein junger Mann so zutiefst deprimierend vom Ende der Welt?

 

Wer weiß. Wenn es kalt ist, verbrennen Menschen Dinge, damit es warm wird. Vielleicht hat der Autor einfach nur das Buch geschrieben, was er selbst gern lesen würde.



#5 rostig

rostig

    Temponaut

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 08:35

Ein kleines Missverständnis: Ich finde nicht das Ende des Buches unvermeidlich sondern das Ende der Menschheit, zu dem Zeitpunkt der Geschichte so wie es dort geschildert wird als Konsequenz der eigenen Handlungen.



#6 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 09:03

Ein kleines Missverständnis: Ich finde nicht das Ende des Buches unvermeidlich sondern das Ende der Menschheit, zu dem Zeitpunkt der Geschichte so wie es dort geschildert wird als Konsequenz der eigenen Handlungen.

Tut mir Leid, das finde ich immer noch missverständlich. Meinst du:

 

Es ist unvermeidlich, dass die Menschheit als Konsequenz ihrer Handlungen untergeht.

 

oder

 

Es ist überhaupt unvermeidlich, dass die Menschheit untergeht.

 

Im Buch geht sie als Konsequenz ihrer Handlungen unter, drum ist es m.E. durchaus eine Dystopie.

 

Dass wir sowieso alle sterben werden, kann man zwar, wenn man will, ebenfalls aus dem Buch herauslesen, aber trotzdem…



#7 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 10:09

aber warum schreibt ein junger Mann so zutiefst deprimierend vom Ende der Welt?

"Zukunftsangst ist ein hormonelles Vorrecht der Jugend." (mein Doktorvater)

 

Hier liegt mE ein grundsätzliches Mißverständnis über die physiologisch bedingte grundsätzliche emotionale Situation von Jugendlichen und z.T. auch noch jungen Erwachsenen vor. Zwischen 15 und ca. 22 Jahren lebte ich in fürchterlicher Angst vor dem Atomkrieg, der eh unausweichlich war und nach der Stationierung von Pershing-II-Raketen noch eher kommen würde, als wir es eh schon die ganze Zeit befürchteten.

 

Trost gab uns nur ein gewisses Siegerlied beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Es hieß wohl so ähnlich wie "Ein bißchen schwanger".

 

Im Ernst: Bei jungen Menschen unbedingte Zuversicht vorauszusetzen überfordert viele von ihnen. Rein physiologisch.

Bitte etwas mehr unverfälschte Erinnerungen an die Zeit konservieren, als wir selbst in dem Alter waren!

Dann klappt es auch besser mit den eigenen pubertierenden Kindern. ;-)

 

Gruß

Ralf


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möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
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#8 rostig

rostig

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 10:41

ad Michael: Eine Dystopie warnt vor den Folgen aktueller Entwicklungen = Macht so weiter und Fürchterliches wird passieren. In diesem Sinne hat jede Dystopie einen positiven Kern = ändert euer Verhalten und alles wird gut.  Dieses Buch vermittelt mir den Eindruck, dass das beschriebene Ende der Menschheit unvermeidlich sei, weil wir eben so sind wie wir sind. Eine zeitliche Einordnung findet nicht statt: mors certa hora incerta. Aber die vier Reiter werden kommen, daher sehe ich das Werk eher in der Ebene einer biblischen Apokalypse.

ad ShockWaveRider: Der Autor ist nach eigenen Angaben "im Jahr des Mauerfalls geboren" , also kein Teen oder Twen. Nur aus meiner Perspektive ist er jung...

ad S-01-D: Die Geschichte soll wohl auch fürchterlich klingen. Trotzdem würde ich durchaus eine Leseempfehlung aussprechen, wenn man bereit ist, sich auf diese Handlung einzulassen. Andere Menschen lesen Horrorromane, die ich fürchterlich finde und daher nicht lesen möchte. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt das Buch nochmal in die Hand nehmen insb. um die Zuordnung der Zeitlinien besser zu verstehen. Der Verlagsname findet sich in der Tat auch auf dem Buch, daher sollte die Eintragung bei amazon besser korrigiert werden.



#9 My.

My.

    Temponaut

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Geschrieben 26 Januar 2024 - 11:29

Der Verlagsname findet sich in der Tat auch auf dem Buch, daher sollte die Eintragung bei amazon besser korrigiert werden.

 

Der Verlag arbeitet via KDP/Amazon (siehe auch im Verlagsimpressum ganz unten auf der Seite). Daher die Eintragung im Amazon-Eintrag. Dieser ist unvermeidlich. Es sei denn, der Verlag verwendet eigene ISBN. Was er offensichtlich nicht tut.

 

My.




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