Die Hälfte der Deutschen würde gerne ein Buch schreiben
#1
Geschrieben 11 April 2024 - 09:25
Unbändig ist der Wunsch, Bücher zu veröffentlichen. Deutlich geringer dagegen ist das Bedürfnis, sie auch zu lesen. Im Buchmarkt öffnet sich gerade ein Abgrund.
https://www.nzz.ch/f...etzt-ld.1825466
#2
Geschrieben 11 April 2024 - 10:29
In dem von Dir verlinkten Artikel heißt es:
Bald stimmt der böse Satz: Das bisschen, was ich lese, schreibe ich mir selbst.
Dem Artikel ist aber nicht zu entnehmen, ob die 50% Schreiberi und die 40% Buchkäuferi zwei getrennte Populationen sind.
In dem Text wird auch der Unkenruf des Kulturverfalls angesprochen, die Spaltung des Buchmarktes in hochqualitative Kunst und Schund.
Die Ansprüche an Literatur hängen wie bei allem anderen auch davon ab, welche Neigungen und Begabungen jemand mitbringt, und welche Bildung er genießen durfte. Falls es unserer Gesellschaft wichtig sein sollte, dass ihre Bürgeri sprachlich anspruchsvoll sind, sollte sie die Menschen in dieser Hinsicht bereits in jungen Jahren adäquat fördern. Sinnvoll wäre es, da die sprachliche Kommunikation Dinge kann, die andere Medien nicht können.
Unsere aktuelle Gesellschaft erlebe ich im Bildungssystem oft als chronisch unzulänglich und ungerecht. Im Bereich der Unterhaltungsmärkte sehe ich weitgehend einen Laissez-Faire-Stil, der zu einem großen Teil Inhalte hervorbringt, die destruktiv sind. Es liegt auf der Hand, wohin dies führt, was wir unter anderem an den Ergebnissen der Pisa-Studien ablesen können. Falls eine Mehrheit dies bedauern sollte, könnte sie sich dafür engagieren, es zu verändern. Wahrscheinlich müssten diejenigen, die am ehesten dazu in der Lage sind, vorangehen.
Ansonsten sind offene, qualifizierte und differenzierte Besprechungen von Texten auch ein guter Weg, um Bewusstsein zu schaffen.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 11 April 2024 - 10:30.
#3
Geschrieben 11 April 2024 - 10:42
Journalismus ist auch nicht mehr das was er mal war. Auch ein Grund, warum die Leute ihre Artikel selbst schreiben wollen. Aber vielleicht war das schon immer so.
Die 50 %, die schreiben wollen, kamen aus einer Umfrage von Book on Demand. Die Zahl würde ich in Frage stellen. Aber der Trend, immer mehr wollen selbst veröffentlichen und das diese nicht immer selbst kaufen - wie wollen die ermitteln ob diese Bücher auch gelesen werden? - scheint ja insbesondere Realität in der deutschsprachigen phantastischen Kurzgeschichtenszene, daher dachte ich, die These ist ganz gut darüber zu diskutieren.
Das nicht immer anspruchsvolle Texte angesagt sind, das sieht man ja auch in der phantastischen Literatur. Was sich gut verkauft ist ja nicht unbedingt anspruchsvoll. Aber muss das überhaupt der Anspruch sein?
#4
Geschrieben 11 April 2024 - 11:01
Die 50 %, die schreiben wollen, kamen aus einer Umfrage von Book on Demand. Die Zahl würde ich in Frage stellen.
Ich würde der Zahl auch keine allz große Bedeutung beimessen. Möglicherweise würden vergleichbar viele Menschen mit "Ja" antworten, wenn man sie fragt, ob sie eine Weltreise machen, den Mount Everest besteigen oder einen Welthit (eine Oper, ein Konzert etc.) komponieren möchten. Und wenn die Aussage von Book on Demand kommt, klingt das eher wie Pfeifen im Dunkeln, wie eine vage Hoffnung, bald viel bessere Geschäfte zu machen.
#5
Geschrieben 11 April 2024 - 20:44
Außerdem: Wenn das viele wollen, ist das ja schön ... solange sie ihre Drohung nicht wahr machen. (Sehr zum Leidwesen gewisser anderer Leute tun es manche dann doch.)
#6 Gast_Nebulus_*
Geschrieben 11 April 2024 - 21:41
Ich hätte eigentlich den Prozentsatz der Leser auf maximal 20% geschätzt. (Und zwar in Österreich wie in Deutschland) Gefühlt lesen in meinem Bekanntenkreis nur noch die Studentinnen. Männer die lesen, kenne ich persönlich garkeine mehr.
Überhaupt hab ich den Eindruck, das sehr viel mehr Frauen als Männer lesen, wenn ich mich so in Buchhandlungen umschaue.
Zum Thema Buch schreiben: Ich glaube diesen Traum hat so gut wie jeder mal, der einmal ein Buch gelesen hat. Ist so ähnlich als würde man die Leute fragen, ob sie selbst mal gerne in nem Hollywood Film mitspielen wollen/als Regisseur arbeiten wollen.
Bearbeitet von Nebulus, 11 April 2024 - 21:55.
#7
Geschrieben 12 April 2024 - 12:18
Die Hälfte der Deutschen würde gerne ein Buch schreiben. Aber nur rund vierzig Prozent der Bundesbürger kaufen überhaupt noch Bücher
Unbändig ist der Wunsch, Bücher zu veröffentlichen. Deutlich geringer dagegen ist das Bedürfnis, sie auch zu lesen. Im Buchmarkt öffnet sich gerade ein Abgrund.
https://www.nzz.ch/f...etzt-ld.1825466
Nein, das ist überhaupt kein Widerspruch, denn zwischen denen, die "gern würden" (egal was) und denen, die es tatsächlich tun, liegt eine annähernde Unendlichkeit. Und diejenigen von Letzteren, die tatsächlich etwas Annehmbares zustandebringen, sind noch einmal sehr viel weniger. Das war auch noch nie anders.
#8
Geschrieben 12 April 2024 - 18:48
Na ja, und viele von "uns Nerds" wollen beispielsweise als Model arbeiten? Oder Mordfälle aufklären, wahlweise wie im Fernsehen mit einem supertollen Hund anbei - oder mit einer heißen Kollegin. (Na hallo, Richard Castle und Bestsellerautor zusammen mit seiner Muse im kriminalistischen Einsatz oder so ...) - Es sagt ja nur, was die Leute wollen, also das der Artikel ist eher auf Tagtraumniveau. Ich glaube jeder von uns hat sich schon mal vorgestellt, ein berühmter Schauspieler zu sein. Wirklich JEDER. - Ist doch ein schöner Tagtraum, nützt nichts, schadet aber auch nicht und vielleicht ist der Alltag für den Träumer dadurch ein bisschen netter.
#9
Geschrieben 16 Oktober 2024 - 20:54
Ich glaube jeder von uns hat sich schon mal vorgestellt, ein berühmter Schauspieler zu sein. Wirklich JEDER.
Da muss ich widersprechen. Das habe ich nie. Ich habe mir mal vorgestellt, ein berühmter Schachspieler zu sein, also wie das wohl so wäre, aber ich wollte es nicht sein, vor allem nicht berühmt sein. Ich kann auch nicht wirklich Schach spielen (meine ELO-Zahl ist nur so um die 800).
Bücher hingegen würde ich tatsächlich gerne schreiben, aber da ich es nicht kann, lasse ich es.
Wirklich interessant und absolut legitim finde ich es, wenn jemand mit Buch so etwas wie eine Autobiographie meint, oder etwas über sein Hobby. Wenn das jeder Zweite macht, warum nicht? Das wäre sinnvoller als wenn jeder Zweite sich dazu berufen fühlte, eine Art neuen Harry Potter schreiben und dadurch erfolgreich und berühmt werden zu wollen.
#10
Geschrieben 16 Oktober 2024 - 21:45
Ich würde gern auch mal einen Eisbecher essen oder Konzertpianist sein. Oder ein Arzt oder ein hoher Offizier, wenn ich zu viele Schundfilme gucke. Allerdings holt mich die Realität doch IMMER sehr schnell ein.
Dieses Wunschdenken halte ich persönlich für irrelevant. Klingt hart, aber ein guter Autor zu sein, ist dann doch mehr, als 300 Seiten runter zu schreiben.
Viele Grüße, Helli
Immer cool bleiben.
#11
Geschrieben 17 Oktober 2024 - 06:40
Wenn das viele wollen, ist das ja schön ... solange sie ihre Drohung nicht wahr machen. (Sehr zum Leidwesen gewisser anderer Leute tun es manche dann doch.)
Und mit der Hilfe einer KI (Künstlichen Inkompetenz) können es viele auch ohne großen eigenen Aufwand tun.
#12
Geschrieben 17 Oktober 2024 - 08:11
Und eine KI (kürzliche Ignoranz) liest das dann für mich und fasst es zusammen.Und mit der Hilfe einer KI (Künstlichen Inkompetenz) können es viele auch ohne großen eigenen Aufwand tun.
#13
Geschrieben 17 Oktober 2024 - 12:12
Und eine KI (kürzliche Ignoranz) liest das dann für mich und fasst es zusammen.
Es bräuchte auch noch eine kürzende Instanz für etliche Bücher
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
Saramee
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- • (Buch) gerade am lesen: Marc-Uwe Kling – Views
#14
Geschrieben 18 Oktober 2024 - 12:46
Fehlen nur noch die KIs, die die ganzen Bücher dann auch kaufen und lesen und ein paar nette Atomkraftwerke für die Erzeugung des nötigen Stroms.
Ganz im Ernst: Bei DEN Stromkosten wäre die nötige Beschaffung der Bücher doch ein lächerlicher Betrag.
#15
Geschrieben 07 Dezember 2024 - 19:02
Hallo zusammen,
ich wollte ja auch immer "ein Buch" schreiben, wenigstens ein Buch. Klar, das sollte natürlich auch in einem Publikumsverlag erscheinen. Desem Wunsch bin ich auch dann noch teilweise treu geblieben, nachdem ich entschieden hatte, nicht mehr auf Veröffentlichungen hin zu schreiben, sondern nur noch für mich. Ein Roman ist ein Roman, da braucht es keine Veröffentlichung. Man läuft ja auch schließlich keinen Marathon, weil man ihn gewinnen will, man will nur die Strecke bewältigen. Schon klar, erstens kommt es anders als man zweitens denkt. Die Ausschreibung zum diesjährigen PAN-Stipendium fand ich zu verlockend. Für die Gewinner*innen (Oups, I did it again) in den Kategorien gab es nicht nur Geld, da gab es auch "Hilfe" in Form von versierten Mentoren zu gewinnen. Also habe ich mich beteiligt. Zu meinem Leidwesen musste ich in den Monaten zwischen Einsendung und Bekanntgabe der Shortlist bzw. der Preisverleihung feststellen, dass sich der Roman nicht einfach so schreiben lassen würde. Da galt es zu recherchieren. Und Recherche kostet nicht nur Zeit, sie kostet auch Geld. Die Sachbücher, die ich als Recherchematerial für notwendig erachtete, gibt es eben nicht umsonst. Da wäre mir das mit dem Stipendium verbundene Preisgeld natürlich mehr als recht gewesen. Tja, für die Shortlist hat es gereicht, für das Stipendium nicht. So dass sich mir die Frage stellte, ob ich das Projekt mit preisgünstiger Internetrecherche nicht doch fertig stelle. Nach nunmehr sieben Wochen habe ich die Antwort: Nein. Wenn ich schon Zeit und Mühe in ein Buch stecke, dann möchte ich auch etwas haben, von dem ich denke, dass es meinen Ansprüchen genügt. Und ich wüsste ja eben, wie sehr ich in Sachen Recherche getrickst hätte.
Immerhin hat mir die Arbeit an dem Projekt gezeigt, dass Schreiben nicht nur viel Spaß macht, sondern auch sehr entspannend seinn kann. Und wer weiß, wenn das in fünf oder zehn Jahren auch noch so ist (und davon gehe ich aus), packe ich das Projekt vielleicht noch mal an. Denn nach wie vor möchte ich "ein Buch" schreiben.
Und tschüss
Tobias
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."
(James Corey, Calibans Krieg)
"Sentences are stumbling blocks to language."
(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)
"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"
(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
#16
Geschrieben 07 Dezember 2024 - 19:47
Schade!
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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