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Kellermann-Festspiele: Bernhards "Der Tunnel" und Christians "Adam und Ada"


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5 Antworten in diesem Thema

#1 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 19 April 2024 - 09:28

Eigentlich wollte ich dieses Thema etwas würdevoller einleiten. Aber in den letzten Wochen hatte ich wenig Neigung, umfangreicher über gelesene Bücher zu schreiben.

 

Wie dem auch sei: Ich lese gerade Bernhard Kellermanns Bestseller "Der Tunnel" aus dem Jahr 1913 und Christian Kellermanns (Urgroßneffe von Bernhard) Roman "Adam und Ada" aus dem Jahr 2023 hintereinander weg und möchte sie gern ein wenig vergleichen. 

 

Jeder ist herzlich eingeladen, seine Leseerfahrungen mit einem der Bücher (oder beiden) hier einzustellen.

Wenn jemand zeitnah mitläse, würde mich das ganz besonders freuen.

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 19 April 2024 - 09:39.

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#2 Mammut

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    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 19 April 2024 - 09:31

Zur Einstimmung kann ich auf den Lesezirkel zu "Der Tunnel" aus dem Jahr 2015 verweisen:

https://defms.blogsp...hjahr-1974.html

 

Zu "Adam und Ada" gibt es hier ein paar Eindrücke:

https://scifinet.org...n-adam-und-ada/



#3 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 19 April 2024 - 09:37

Der eigentliche Grund, weshalb ich diesen Thread aufgestellt habe: Ich möchte einen aktuellen Leseeindruck festhalten.

 

Hirnkost-Ausgabe, Seite 295 unten:

 

"Am folgenden Tag begaben sich 50.000 Tunnelmen nach New York. [...]

Der Hudson-River-Tunnel war zwei Stunden lang nahezu für jeden Verkehr gesperrt. Die Tunnelmen durchwanderten ihn, eine endlose Schlange von Menschen, und der Tunnel donnerte von ihren Tritten und Gesängen."

 

Wer denkt da nicht an die Katastrophe bei der Oberhausener Love Parade 2010?

Zum Glück kommt es im Roman an dieser Stelle nicht zu schwereren Verletzungen. Dafür geht es folgendermaßen weiter:

 

"Gleich nach dem Austritt aus dem Tunnel ordnete sich das Heer zur Parade und schwenkte in die Christopher Street ein. Voran schritt eine Musikkapelle, die einen barbarischen Lärm machte."

 

Bernhard Kellermann erwähnt hier namentlich genau die Straße, in der 1969 der Stonewall-Aufstand der Homosexuellen und queeren Minderheiten stattfand. Nach diesem Ereignis sind die weltweit stattfindenden "Christopher Street Days" benannt.

 

Gruß

Ralf 

 

@Mammut: Danke! Ich hätte vielleicht vorher recherchieren sollen.


Bearbeitet von ShockWaveRider, 19 April 2024 - 09:38.

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#4 Jol Rosenberg

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Geschrieben 22 April 2024 - 07:41

Ich war ja von "Adam und Ada" eher wenig begeistert, "Der Tunnel" habe ich nicht gelesen.

 

Beide Zitate sind für mich Beispiele für das, was mir in dem Buch massives Bauchweh bereitet hat: Die Tunnelmen sind ja vorwiegend schwarz, die Beschreibung erinnert mich an Sklavenzüge. Und den CSD nahezulegen und dann "barbarischem Lärm" zu beschreiben ... nun, ich muss es nicht erklären, oder?


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#5 lapismont

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Geschrieben 22 April 2024 - 08:28

Ich war ja von "Adam und Ada" eher wenig begeistert, "Der Tunnel" habe ich nicht gelesen.

 

Beide Zitate sind für mich Beispiele für das, was mir in dem Buch massives Bauchweh bereitet hat: Die Tunnelmen sind ja vorwiegend schwarz, die Beschreibung erinnert mich an Sklavenzüge. Und den CSD nahezulegen und dann "barbarischem Lärm" zu beschreiben ... nun, ich muss es nicht erklären, oder?

Vielleicht verstehe ich Dich falsch Jol, aber Bernhard Kellermann war 1969 schon tot, den CSD erlebte er nicht. 

Was nicht heißt, dass er ein unbelasteter Autor war. In der Hirnkost-Ausgabe wird recht deutlich dargestellt, wie sich der Antisemitismus im Roman manifestiert. Gerd Frey war es wichtig, die Werke seiner Klassikerreihe mit kritischen Kommentaren zu versehen.

Mir ist auch so, als ob sich die Arbeiter am Tunnel in den USA aus allen Bevölkerungsschichten rekrutierten. Weiß das aber gar nicht mehr so genau, Kellermann spricht viel von Massen und Mengen, die Arbeiterschaft ist ein entpersionalisierter Gesamtorganismus. So meine Erinnerung.

 

»Der Tunnel« ist ein expressionistischer Roman, der sprachlich eine ganze Menge Wucht liefert. Es geht auch ganz klar um Ausbeutung und kapitalistischer Brutalität.

 

Bezogst Du Deine Bauchschmerzen auf das andere Buch? Das wiederum kenne ich nicht, die Zitate scheinen mir aber aus dem Tunnel von 1913 zu stammen.


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#6 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 22 April 2024 - 13:34

Danke für die Klarstellung. Ich habe das auf das andere Buch bezogen, in dem sind die Arbeiter (wenn ich mich richtig erinnere) zu einem großen Teil schwarz. Ich hatte mich schon gewundert, denn es gab zwar grenzwertige Aussagen, aber ich erinnere mich an keine, die man heute als so eindeutig diskriminierend bewerten würde. Vor 1969 hatte die Christopher Street natürlich eine andere Konnotation.

 

Um Ausbeutung geht es in "Adam und Ada" auch.


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