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Saša Stanišić - Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne.


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13 Antworten in diesem Thema

#1 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

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Geschrieben 29 Juli 2024 - 10:58

Ich erlaube mir mal, für dieses Buch hier einen eigenen Thread zu eröffnen. Der wunderbare Saša Stanišić hat also ein neues Buch mit dem Titel "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" veröffentlicht.

 

Und damit stellen sich gleich zwei Rückfragen: Hat das etwas mit diesem Forum zu tun? Und: Ist es ein Roman oder sind es Kurzgeschichten?

 

Es ist natürlich nicht klassische Science Fiction, und doch hat das Buch viele Elemente, die Leser und Leserinnen dieses Forums interessieren könnten. Mal träumen Jugendliche von einer Art Zeitreise, mal bleibt die Zeit stehen, etc etc etc. Also doch: Da sind Science Fiction Elemente verpackt. Ohne Zweifel.

 

Und ist es nun ein Roman? Oder ein Band voller Kurzgeschichten? Der Verlag nennt es nicht Roman, sondern "Erzählungen". Dennis Scheck sagte hierzu: Er rechnet es dem Autoren und dem Verlag hoch an, hier "Erzählungen" draufzuschreiben, wo man doch weiß, dass sich Kurzgeschichten viel schlechter verkaufen als ein Roman und wo man es doch fast auch als eine Art Roman durchgehen lassen könnte (so gibt der Autor im Vorspann die Empfehlung ab, die Geschichten dringend der Reihe nach zu lesen.)

 

Wie auch immer. Das Buch ist vor allem eines: Ein Meisterwerk. Da sprühen die Ideen. Da liest man Sätze, die man nicht erwartet und die man kaum wo anders lesen würde. Ich bin noch nicht durch und muss mir die Sache einteilen, damit ich länger etwas davon habe.

 

Vielleicht ein kleiner Warnhinweis: Einfach mal die ersten beiden Seiten in der Buchhandlung lesen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Stil nicht jedermanns Sache ist. Es ist sehr alltagssprachlich gehalten. Sehr "frei Schnauze". Das erste Kapitel, in dem Jugendliche sich etwas zusammendenken, erinnert mich persönlich sehr an "Tschick". Stanisic kann das Denken und Reden von Teenagern einfangen wie sonst nur Herrndorf.

 

Ihr seht: Ich bin dem Buch verfallen. Vielleicht ist es ja für den Einen oder die Andere von Euch etwas.

 

 

 

 



#2 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 29 Juli 2024 - 11:07

Ich lade soeben das Hörbuch runter, möchte noch  mein jetziges Hörbuch zu Ende hören (2,5 Stunden), dann geht's los.


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#3 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

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Geschrieben 29 Juli 2024 - 11:24

Ich lade soeben das Hörbuch runter, möchte noch  mein jetziges Hörbuch zu Ende hören (2,5 Stunden), dann geht's los.

Ich hoffe für Dich, dass er wieder selber liest. Ich liebe den Balkan-Einschlag in seiner Aussprache. Dennis Scheck nannte das Buch übrigens eines der besten Bücher der letzten Jahre. Das ist schon mal nicht nichts aus dem Mund dieses Mannes.


Bearbeitet von Dyrnberg, 29 Juli 2024 - 11:24.


#4 Charline Winter

Charline Winter

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Geschrieben 29 Juli 2024 - 12:46

Das klingt interessant, da werde ich auch mal reinschauen. Stanišić ist für mich immer ein bisschen hit or miss: Vor dem Fest mochte ich sehr, mit Fallensteller konnte ich so wenig anfangen, dass ich es abgebrochen habe (und ich breche sehr selten Bücher ab).



#5 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 30 Juli 2024 - 06:19

Ich habe die erste beiden Kapitel gehört und es ist einleuchtend, warum wir das in einem SF Forum besprechen (Proberaum des Lebens).

Ich vermute, als nominierbare SF wird's am Ende nicht durchgehen, aber ich habe Spaß!

Und ja, der Autor liest selbst

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#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 30 Juli 2024 - 11:24

Wahrscheinlich wird's einfacher, wenn wir die einzelnen Erzählungen hier auflisten, ich habe die erste durch und stecke in der zweiten:

 

1 Neue Heimat 
 
2 Traumnovelle 
 
3 Gegen das Kind in Memory gewinnen 
 
4 Gegen das Kind in Memory verlieren 
 
5 Gegen das Kind in Memory unentschieden holen 
 
6 Es pfeift der Wind bei hohler See, nicht Mond, nicht Stern ist in der Höh'; doch halten fest wir im Gesicht auf fernem Turm der Heimat Licht, wohin wir oft uns fanden 
 
7 Gründe einer Verspätung 
 
8 Mo, der Panther und Petra, der Funker 
 
9 Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne 
 
10 Der Hochsitz 
 
11 Anprobe 
 
12 Neue Heimat 
 
 
Teilweise tauchen Charaktere von vorher wieder auf, oder sind Verwandte oder ähnliches, insofern lohnt sich chronologisches lesen (oder hören).

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#7 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 30 Juli 2024 - 12:14

1 Neue Heimat 
Ein großer Beginn. Von der Tonalität her wie "Herkunft". Dasselbe Setting, dieselben (?) Figuren. Eine Sprache wie in "Tschick". Man ist sofort wieder 16 Jahre alt. Grandios.
 
2 Traumnovelle 
Hier bin ich etwas "biased", da: Wien! Ob ich die Story verstanden habe? Da bin ich mir unsicher. Aber sie beschreibt das Leben zwischen den Welten "Ex-Yugo" und "Wien" wunderbar.
 
3 Gegen das Kind in Memory gewinnen 
4 Gegen das Kind in Memory verlieren 
5 Gegen das Kind in Memory unentschieden holen 
 
Hier kommen zig Sätze vor, bei denen ich laut aufgelacht habe. Beispielsweise wenn er die Radfahrerin trifft und sich gedanklich über ihre zig regenbogenfarbigen Reflektoren beschwert. (Frei erinnert: Die Dinger sind dazu da, um einen LKW-Fahrer auf sich aufmerksam zu machen, nicht, um einen LKW-Fahrer davon zu überzeugen, sich bei der Fernuni Hagen für Gender Studies zu inskribieren.) Dazu die Pokemon-Schlachten. Und der Auftritt von Miro Klose! Das ist Unterhaltung. Zugleich ist die Story auch ernst, fast traurig, deutet sie doch an, warum man im Leben manchmal in seinem Trott verharrt.
 
6 Es pfeift der Wind bei hohler See, nicht Mond, nicht Stern ist in der Höh'; doch halten fest wir im Gesicht auf fernem Turm der Heimat Licht, wohin wir oft uns fanden
 
Ja, auch die hier ist gelungen. Vor allem auch, da sie den einen Satz aus "Neue Heimat" erklärt bzw. damit erst klar wird, warum diese Story dieses seltsame, seltsame Setting/Erzählperspektive hat. Groß!


#8 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 30 Juli 2024 - 12:30

Ich bin ja noch nicht bei dem Memory-Storys, aber eigentlich ist es fast unmöglich, gegen die zu gewinnen, erstens besseres Gedächtnis und zweitens mogeln die immer und nehmen mir erlangte Stapel wieder weg!


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#9 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 31 Juli 2024 - 14:16

So, ich habe die ersten fünf durch.

 

1 Neue Heimat 
hat Spaß gemacht! Tolles Gedankenspiel. Der Proberaum, in dem wir zehn Minuten erleben, die gut sein könnten. Oder auch nicht. Ich frage mich natürlich beim Hören, welche wirklich guten zehn Minuten ich hatte und wirklich miese. Ich könnte mir dieses Leben hier als verdammt gutes oder extrem mieses Leben verkaufen, je nachdem, welche zehn Minuten ich auswähle.
 
2 Traumnovelle 
Die Zeit bleibt offenbar nur für Säugetiere stehen, Vögel machen weiterhin Quatsch. Ich bin nur mit der Hauptfigur hier nicht warm geworden.
 
3 Gegen das Kind in Memory gewinnen 
4 Gegen das Kind in Memory verlieren 
5 Gegen das Kind in Memory unentschieden holen 
 
Pokemon Go (obwohl nie selbst gespielt) hat mich hier auch sehr begeistert! Plus, diese Gedanken eines Elternteils. Oder Teils eines Paars. Memory gegen Kinder spielen. Da habe ich viel wiedererkannt. Auch schon, (frei erinnert:) Dass es schwierig sein würde, selbst ein Kind zuhaben, wissen alle, deren Freunde beim Brunch schon ihre Kinder dabei hatten.
Hehe, und ob! 
Auch schön, diese Rebellion von Paul und den anderen Kindern der zweiten Klasse, die alles nur noch klein schreiben (ich habe ein Kind, das eben die zweite Klasse absolviert hat). 
Ich hatte verdammt viel Spaß und ja, ich sehe es wie Dyrnberg, der Ton ist zwar immer locker und spaßig, aber es stecken viele Ernsthaftigkeiten unter den Zeilen.

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#10 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 02 August 2024 - 08:42

Nachdem ich die drei Memory-Storys so gefeiert habe, bin ich ein Weilchen unsicher versackt und habe in den folgenden Geschichten nicht so recht einen Anker gefunden.

 

Richtig gut ist aber wieder

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne 

 

Ich bin sofort Giselas neue beste Freundin! Das ist alles so witzig und auch so herzerwärmend menschlich und gut beobachtet, einfach herrlich, es ist, als würde ich ihr auf den Friedhof und überallhin folgen. Stecke noch mittendrin. Da gab es schon krasse Momente, auch emotional, als sie bei sich selbst an der Wohnungstür klingelt und sich vorstellt, gleich öffnet ihr vor vier Jahren verstorbener Mann, ach wäre das schön!


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#11 Dyrnberg

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    Giganaut

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Geschrieben 02 August 2024 - 15:47

Mit den beiden Geschichten rund um die Kartenspielrunde bin ich auch nicht ganz warm geworden. Zugleich frage ich mich bei jeder Geschichte, wie man auf solche Ideen kommt. Ist das alles nur spielerische Literatur? Weil man es kann? Oder verwebt er da irgendwelche hochgeistige Themen?

 

Auf der Rückseite des Buches steht ein schönes Zitat. Dort steht:

 

"Kunst muss auf etwas kommen, auf das ich nicht gekommen wäre." Eine Turteltaube, Island, den 10. August 2016

 

Das ist das perfekte Motto für dieses Buch, wenngleich ich auch hier nicht verstehe: Warum eine Turteltaube? Aber egal. Wahrscheinlich hat der Autor einfach nur Spaß am Wort.



#12 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 04 August 2024 - 09:10

Ich bin durch und halte fest: Mir hat das Buch großen Spaß gemacht. Spielerische, übermütige Kurzgeschichten in aktueller deutscher Sprache voll Leichtigkeit.



#13 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 05 August 2024 - 08:42

Ich bin gestern beim Joggen fertig geworden und finde es Klasse.

Es ist mehr als eine reine Story Sammlung, da es so viele Wiedersehen gibt und Fäden von vorher wieder aufgenommen werden.

Hat mir viel Spaß gemacht!

Und ist definitiv auch teilweise phantastisch

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#14 Dyrnberg

Dyrnberg

    Giganaut

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Geschrieben 05 August 2024 - 10:00

Und was wir noch gar nicht erwähnt haben: Angela Merkel hat einen Auftritt.




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