100% Kryoprotektion ... also demnächst Hibernation?
Nur für die roten Blutzellen... der Rest ist trotzdem Matschepampe
Geschrieben 11 September 2024 - 11:27
100% Kryoprotektion ... also demnächst Hibernation?
Nur für die roten Blutzellen... der Rest ist trotzdem Matschepampe
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 12 September 2024 - 08:56
An das Paper komme ich leider nicht ran, ich habe nur den Abstract. Danach hört sich das an, als hätte die Autoren rote Blutkörperchen in eine Art Kieselalgen verwandelt. Kryoprotektion soll wohl bedeuten, dass man Blutkonserven dann komplett einfrieren kann. Bisher besteht immer die Gefahr, dass sich beim Auftauen Eiskristalle bilden, die dann die Zellen auseinanderreißen. Wie das Siliziumhülle das verhindern soll, ist aus dem Abstract nicht recht zu entnehmen. Die andere Frage ist, ob die Blutzellen durch die Siliziumhülle starrer werden. Sie würden dann Mikrothrombosen verursachen, weil die roten Blutzellen nur die kleinsten Blutgefäße passen, wenn sie sich verformen. Das Problem ist von der Sichelzellanämie bekannt, weil die roten Blutzellen bei dieser Krankheit zu hart sind. Auch bei Long Covid wird diskutiert, ob die roten Blutkörperchen nach der COVID-Infektion eventuell steifer sind und die Durchblutung auf Kapillarebene beeinträchtigen.
Die Silizium-Hülle könnte ähnliche Probleme hervorrufen. Und was passiert mit der Hülle, wenn die Zellen sterben? Löst sie sich zuverlässig auf? Ist sie nierengängig? Ruft sie eventuell selbst Immunreaktionen oder allergische Reaktionen hervor?
Im Abstract steht dazu nicht viel, ich will mal sehen, ob ich an das komplette Paper komme.
Bearbeitet von Fermentarius, 17 September 2024 - 19:37.
Geschrieben 16 September 2024 - 08:22
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 17 September 2024 - 19:27
Ich habe jetzt das Originalpaper zum Thema der roten Blutkörperchen mit Kieselhülle gelesen, und es sieht fast zu schön aus, um wahr zu sein. Die Zellen sollen so flexibel sein wie ohne Hülle, und im Mäuseversuch keine signifikante Belastung von Leber und Nieren auslösen. Auch eine Immunreaktion ist bei Mäusen nicht beobachtet worden. Und selbst menschliche Blutzellen sollen die Mäuse gut vertragen haben, nachdem sie mit der Kieselhülle überzogen wurden.
Trotzdem, irgendwie kann ich mir das kaum vorstellen. Andererseits ist PNAS ein angesehenes Journal und mindestens zwei Fachgutachter müssen bescheinigt haben, dass die Arbeit valide ist. Im Idealfall könnte es also sein, dass verkieselte Blutzellen von Schweinen oder Rindern in absehbarer Zeit für Transplantationen zur Verfügung stehen.
Geschrieben 17 September 2024 - 19:33
**Zusammenfassung des Herausgebers**Die optische Bildgebung biologischer Gewebe wird durch die Streuung und, in geringerem Maße, durch die Absorption von Licht behindert, was die Eindringtiefe begrenzt. Ou et al. haben dieses Problem durch einen Ansatz gelöst, der auf den ersten Blick kontraintuitiv erscheinen mag: die Einführung stark absorbierender Moleküle (siehe die Perspektive von Rowlands und Gorecki). Die Autoren zeigen, dass die Zugabe von gewöhnlichen Farbstoffmolekülen, die im nahen Ultraviolett- und Blaulichtbereich absorbieren, die optische Transparenz in benachbarten längeren Wellenlängen verbessert. Im Wesentlichen wird durch die starke Absorption im blauen Bereich der Brechungsindex im roten Teil des Spektrums erhöht, ohne die Absorption zu erhöhen. Die Zugabe von Tartrazin konnte die Haut eines lebenden Nagetiers vorübergehend transparent machen. —Marc S. Lavine
Hört sich so an, als ob man jetzt eine Methode für die bessere Beobachtung von Stoffwechselprozessen gefunden hat. Hört sich gut an, und ist ein wirklich gut ausgedachtes Verfahren. Hut ab!
Geschrieben 25 September 2024 - 10:37
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 27 September 2024 - 19:11
Arzneimittelrückstände in der Umwelt sind ein spannendes Thema. Eine gute Übersicht gibt es beim Umweltbundesamt. Das Thema gibt eigentlich immer was her - aber in diesem speziellen Fall scheinen mir die Ergebnisse doch wirklich etwas dünn. Mit der Fragestellung kann ich nicht viel anfangen. Will wirklich jemand wissen, ob "Fluoxetin (Prozac) den Kompromiss zwischen individueller (Ko-)Variation in Verhaltens-, Lebensgeschichte- und Fortpflanzungsmerkmalen von Süßwasserfischen stört"? Und das ganze über fünf Jahre und mehrere Generationen? Und dabei geht es offenbar nur um "die Aktivität und das Risikoverhalten männlicher Guppys" und diverse Körpermerkmale.
Und siehe da: eine Korrelation wird festgestellt. Das kommt nicht unerwartet. Andererseits bin ich durchaus skeptisch. Wurden weibliche Guppys nicht untersucht? Andere Merkmale nicht erhoben? Und warum sind die Ergebnisse so komplex?
Bei Studien dieser Art drängt sich immer der Verdacht auf, dass eine fünfjährige Studie kaum Ergebnisse erbracht hat und die Arbeitsgruppe so lange herumgerechnet hat, bis wenigstens irgendetwas dabei herausgekommen ist - was man dann rückwirkend zur Fragestellung erhebt. Ich kann das für diese Studie nicht verifizieren, aber ich finde, die Autoren hätten mehr tun müssen, um den Verdacht auszuräumen.
Aber in jedem Fall sind Arzneimittelrückstände in der Umwelt ein absolut echtes Problem. Und es ist bisher kaum möglich, sie in Kläranlagen aus dem Abwasser zu filtern.
Bearbeitet von Fermentarius, 28 September 2024 - 09:47.
Geschrieben 09 Oktober 2024 - 09:17
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 09 Oktober 2024 - 10:07
Es gibt dazu ein sehr schönes Video von Maithink X. Fazit: gendergerechte Sprache stört den Lesefluss überhaupt nicht, es sei denn der Leser will sich daran stören.
Geschrieben 09 Oktober 2024 - 10:08
Geschrieben 11 Oktober 2024 - 13:24
Das ist wieder ein bemerkenswertes Paper in mehrerer Hinsicht. Zunächst zur Einordnung: Es stammt aus dem Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache, einer gemeinsam vom Bund und den Bundesländern getragenen zentralen wissenschaftlichen Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache. Die Arbeit ist über den Link, den Jannis mitgeliefert hat, im Volltext verfügbar.
Die Erstautorin leitet die Abteilung "Lexik empirisch und digital" in der Abteilung "Lexik". Wenn es um gendergerechte Sprache geht, hat sie sich in Presseinterviews mehrfach gegen die Praxis des generischen Maskulinums ausgesprochen.
Jetzt zum Paper: Was haben die Autoren berichtet?
Zitat: "In unserer korpuslinguistischen Studie haben wir deutsche Pressetexte manuell annotiert, um die Teile zu identifizieren, die geändert werden müssten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass im Durchschnitt weniger als 1% aller Tokens von geschlechtergerechter Sprache betroffen wären."
"Tokens" sind in diesem Zusammenhang Worte. Ist das unerwartet?
Laut Wikipedia hat ein durchschnittlicher Satz in der Presse zwischen 10 und 23 Worten. Wenn ich also 15 Worte als Durchschnitt annehme, wäre etwa alle sieben Sätze ein Gruppenbegriff (Politiker, Ärzte, Bürger etc.) zu erwarten, der gendergerecht umgearbeitet werden könnte. Grundsätzlich leuchtet das ein. Aussage über menschliche Gruppen geraten sehr schnell in den Bereich von Pauschalurteilen oder, schlimmer noch, Vorurteilen, was die Presse eigentlich zu vermeiden sucht. Ich frage mich allerdings, ob wirklich jemand ein wesentlich höheres Vorkommen solcher Kollektivbegriffe erwartet hat.
Wie allgemeingültig ist die Aussage?
Das hängt davon ab, wie breit das Sample gestreut ist, wie groß es ist und nicht zuletzt wie aktuell. Das Sample im Paper ist nicht sonderlich groß. 190 Texte stammen von der Deutschen Presse Agentur (dpa), je 40 von den Zeitschriften Brigitte, Zeit Wissen und Psychologie heute. In den Texte sollte "annotiert", also angemerkt werden, wo eventuell gendergerecht verändert werden sollte.
Aber nur 261 der 310 Texte wurden, wie vorgesehen, unabhängig voneinander von zwei "Research Assistents" durchgesehen. Warum? Die Begründung lautet (der Einfachheit halber von DeepL übersetzt): "Von den 310 Texten in der Stichprobe wurden 261 von beiden Annotatoren annotiert. 34 wurden nur von Annotator A annotiert, weil Annotator B unsere Einrichtung verlassen hat, bevor er die Annotationen abschließen konnte (1 DPA, 33 Zeit Wissen). Leider wurden 15 Texte aufgrund von Benutzerfehlern im Annotationsprogramm überhaupt nicht annotiert (5 dpa, 5 Brigitte, 1 Zeit Wissen, 4 Psychologie Heute)."
Das sind die kleinen Widrigkeiten des Alltags, die auch Wissenschaftler nicht verschonen. Allerdings habe ich jetzt doch einige Probleme mit der allgemeinen Aussagekraft der Untersuchung, zumal sich die beiden Annotatoren trotz Training nur in ca. 78% aller Fälle einig waren, und in nur 64% der Fälle, wenn darum ging, ob eine "gender-inclusive form" nötig ist. Dieser Wert lässt sich aus dem "Supplementary material" entnehmen, das die Autoren auf OSF hochgeladen haben.
Ganz unabhängig von der teilweise giftigen Diskussion um das generische Maskulinum, stellt sich doch die Frage, ob auf der Grundlage einer kleinen Stichprobe, die zudem hauptsächlich aus einer einzigen Quelle stammt, wirklich eine allgemeingültige Aussage treffen lässt. Mir fehlt auch eine Diskussion der hausinternen Regeln der dpa zum Umgang mit dem Thema. Das wäre schon wichtig um zu beurteilen, inwieweit sich das Ergebnis verallgemeinern lässt. Im Paper steht dazu (wieder DEEPL-Übersetzung): "DPA hat erst kürzlich angekündigt, von nun an eine geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden, was bedeutet, dass DPA-Texte aus der Zeit vor 2021 noch nicht (bewusst) geschlechtsspezifisch sind und daher eine gute Grundlage für die Untersuchung von nicht geschlechtsspezifischer Sprache darstellen. Daher haben wir nur Texte aus den Jahren 2006-2020 für unsere Forschungsfragen herangezogen."
Der im Paper verlinkte Text besagt lediglich folgendes: "Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen AFP, APA, dpa, epd, Keystone-sda, KNA, Reuters und SID haben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, um diskriminierungssensibler zu schreiben und zu sprechen." Wie das genauer aussehen soll, steht dann im weiteren Text. Daraus kann man aber nicht schließen, dass dpa vorher keine Richtlinie hatte, beziehungsweise, dass diese Richtlinie sich von 2006 bis 2020 nicht (eventuell auch mehrfach) geändert hat. Vielleicht hätten die Autoren ja einfach nachfragen können. Immerhin ist die hier einfach angenommene Tatsache ein wichtiger Grund der Auswahl gewesen.
Und ehrlich gesagt halte ich auch nicht viel davon, wenn im Ergebnisteil eines Papers (damit ist nicht nur dieses gemeint) wild mit Zahlen jongliert wird, die auf einer wackeligen Grundlage ermittelt wurden.
Insgesamt habe ich kein Problem mit der Aussage, dass Texte für eine gendergerechte Anpassung nur wenig verändert werden müssten. Aber das hat auch wohl nie jemand ernsthaft bezweifelt. Nur weiß ich nicht, ob dieses Paper ausreicht, die Aussage wirklich valide zu untermauern.
Bearbeitet von Fermentarius, 11 Oktober 2024 - 18:05.
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 11:39
Das ist ein interessantes Argument. Allerdings gehe ich davon aus, dass die Gewichtung der Tokens dabei eine Rolle spielen sollte: Nicht alle Wortarten sind gleich wichtig für Leseverständnis und Sinnwahrnehmung eines Satzes. So können z.B. viele Artikel, Konjunktionen usw. oft weggelassen werden, ohne den Sinngehalt zu verändern.
Eine Folgestudie sollte also eine solche Gewichtung berücksichtigen.
Mal ganz abgesehen von der emotionalisierten Diskussion.
Echt spanender Punkt, finde da aber noch keine Lösung, zu definieren welche Wörter schwerer gewichtet sein sollten?
- Einfache Analyse der Häufigkeit: sehr individuell, wenn man das aus Spaß in Word mit Bibel-Texten oder freien aus dem Projekt Gutenberg macht
- Reihenfolge / Ordnung der Wörter: Subjekt Prädikat Objekt ... aber was ist davon wichtig?
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 16:15
ME sollte eine solche Gewichtung auf einer qualitativen Skala basieren, die etwa die Wichtigkeit in Bezug auf Sinngehalt bewertet. Da stehen Verben und Substantive dann natürlich viel weiter oben. Das würde dann die Folgerung der Studie schwächen, denn Gendern ändert zwar wenige, aber dafür immens wichtige Wörter - ist ja auch logisch, denn wenn die Worte unbedeutend wären, müssten sich die Befürworter nicht um ihre Wirkung sorgen.Echt spanender Punkt, finde da aber noch keine Lösung, zu definieren welche Wörter schwerer gewichtet sein sollten?
- Einfache Analyse der Häufigkeit: sehr individuell, wenn man das aus Spaß in Word mit Bibel-Texten oder freien aus dem Projekt Gutenberg macht
- Reihenfolge / Ordnung der Wörter: Subjekt Prädikat Objekt ... aber was ist davon wichtig?
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 17:46
ME sollte eine solche Gewichtung auf einer qualitativen Skala basieren, die etwa die Wichtigkeit in Bezug auf Sinngehalt bewertet. Da stehen Verben und Substantive dann natürlich viel weiter oben. Das würde dann die Folgerung der Studie schwächen, denn Gendern ändert zwar wenige, aber dafür immens wichtige Wörter - ist ja auch logisch, denn wenn die Worte unbedeutend wären, müssten sich die Befürworter nicht um ihre Wirkung sorgen.
Auch wenn das sicherlich sinnvoll wäre, bedeutete es doch einen hohen Aufwand. Die Wichtigkeit im Bezug auf den Sinngehalt lässt sich nur subjektiv bewerten. "Sinn" ist nun einmal schwer zu messen. Bevor ein Text untersucht wird, müsste also zunächst ein mindestens dreiköpfiges Team die Sinnträger des Textes finden und quantifizieren. Letztlich wird sich das für ein doch eher marginales Thema kaum lohnen.
Inzwischen stellt sich ohnehin die Frage, ob Gendern außerhalb des akademischen Milieus noch viele Anhänger findet. Bei der aktuellen Shell-Jugendstudie lehnt selbst unter den Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren eine relative Mehrheit das Gendern ab. Man kann also nicht sagen, dass Gendern sich langsam durchsetzt, weil die Gegner aussterben. Eine Stichprobe von Texten, die vorgestern ich bei eher linken Onlineportale wie fr.de und taz.de durchgelesen habe, zeigte mir, dass auch diese Portale keineswegs konsequent gendern, sondern Umfang und Stil offenbar den einzelnen Autoren und Redakteuren überlassen.
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 19:55
Bearbeitet von Naut, 15 Oktober 2024 - 20:19.
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 20:23
Ich schlage ja auch nicht vor, das tatsächlich zu machen, sondern finde, dass die Studie eher schief argumentiert. Eine ungewichtete Korpusstudie bildet die angestrebte Forschungsfrage nicht hinreichend ab.
Abgesehen davon sollte es aber meiner Meinung nach zweitrangig sein, ob der Forschungsgegenstand nun "wichtig" ist oder nicht. Forschung ist Forschung.
Wir können uns sicher darauf einigen, dass die Studie schief argumentiert und einen beträchtlichen Aufwand treibt, um etwas zu beweisen, was niemand bezweifelt und was andererseits am eigentlichen Thema vorbeigeht. Theoretisch ist es auch richtig, dass man für eine Fragestellung, egal ob wichtig oder unwichtig, kompromisslos den gebotenen Aufwand treiben sollte. In der Praxis ist das allerdings oft genug schlicht nicht möglich. Die hier vorgestellte Studie ist selbst an dem Prozedere gescheitert, dass sie eigentlich vorgesehen hatte.
Bearbeitet von Fermentarius, 16 Oktober 2024 - 06:46.
Geschrieben 15 Oktober 2024 - 21:29
Geschrieben 30 Oktober 2024 - 09:41
Was macht der Weltraum eigentlich mit einem Menschen... so auf physiologischer oder molekularer Ebene? Ein paar Hinweise liefern die privaten Space-X Weltraumflüge:
Abstract:
Human spaceflight has historically been managed by government agencies, such as in the NASA Twins Study1, but new commercial spaceflight opportunities have opened spaceflight to a broader population. In 2021, the SpaceX Inspiration4 mission launched the first all-civilian crew to low Earth orbit, which included the youngest American astronaut (aged 29), new in-flight experimental technologies (handheld ultrasound imaging, smartwatch wearables and immune profiling), ocular alignment measurements and new protocols for in-depth, multi-omic molecular and cellular profiling. Here we report the primary findings from the 3-day spaceflight mission, which induced a broad range of physiological and stress responses, neurovestibular changes indexed by ocular misalignment, and altered neurocognitive functioning, some of which match those of long-term spaceflight2, but almost all of which did not differ from baseline (pre-flight) after return to Earth. Overall, these preliminary civilian spaceflight data suggest that short-duration missions do not pose a significant health risk, and moreover present a rich opportunity to measure the earliest phases of adaptation to spaceflight in the human body at anatomical, cellular, physiological and cognitive levels. Finally, these methods and results lay the foundation for an open, rapidly expanding biomedical database for astronauts3, which can inform countermeasure development for both private and government-sponsored space missions.
Übersetzung:
Die bemannte Raumfahrt wurde historisch gesehen von Regierungsbehörden wie in der NASA Twins Study verwaltet, aber neue kommerzielle Raumfahrtmöglichkeiten haben die Raumfahrt einer breiteren Bevölkerung zugänglich gemacht. Im Jahr 2021 startete die SpaceX Inspiration4-Mission die erste rein zivile Besatzung in eine niedrige Erdumlaufbahn, zu der der jüngste amerikanische Astronaut (29 Jahre alt), neue experimentelle Technologien während des Flugs (tragbare Ultraschallbildgebung, Smartwatch-Wearables und Immunprofilierung), Messungen der Augenstellung und neue Protokolle für eine eingehende, multi-omische molekulare und zelluläre Profilierung gehörten. Hier berichten wir über die primären Ergebnisse der dreitägigen Raumfahrtmission, die eine breite Palette von physiologischen und Stressreaktionen, neurovestibuläre Veränderungen, die durch Augenfehlstellungen angezeigt wurden, und veränderte neurokognitive Funktionen induzierte, von denen einige denen der Langzeitraumfahrt ähneln, aber fast alle sich nach der Rückkehr zur Erde nicht von den Ausgangswerten (vor dem Flug) unterschieden. Insgesamt deuten diese vorläufigen Daten der zivilen Raumfahrt darauf hin, dass Kurzzeitmissionen kein signifikantes Gesundheitsrisiko darstellen und darüber hinaus eine reiche Gelegenheit bieten, die frühesten Phasen der Anpassung des menschlichen Körpers an die Raumfahrt auf anatomischer, zellulärer, physiologischer und kognitiver Ebene zu messen. Schließlich legen diese Methoden und Ergebnisse den Grundstein für eine offene, schnell wachsende biomedizinische Datenbank für Astronauten, die die Entwicklung von Gegenmaßnahmen sowohl für private als auch für staatlich geförderte Raumfahrtmissionen informieren kann.
Quelle:
Jones, C.W., Overbey, E.G., Lacombe, J. et al. Molecular and physiological changes in the SpaceX Inspiration4 civilian crew. Nature 632, 1155–1164 (2024). https://doi.org/10.1...586-024-07648-x
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
Geschrieben 31 Oktober 2024 - 19:23
Das ist eine wirklich wichtige Arbeit für zukünftige Weltraumflüge! Natürlich fragt man sich, warum nach über 60 Jahren bemannter Raumfahrt jetzt zum ersten Mal eine so umfangreicher Gesundheits-Check unternommen wurde. Ein Grund ist sicher, dass viele der Untersuchungen, die bei der privaten Inspiration4-Mission durchgeführt wurden, bis vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen wären. Und natürlich flogen bisher hauptsächlich hoch trainierte Astronauten ins All, und denen traute man schon zu, die Mission gesund durchzustehen. Und schließlich sind Kurzmissionen seit vielen Jahren eher eine Seltenheit, so dass bisher wohl eher die Langzeitprobleme im Vordergrund standen.
Die Ergebnisse sind jedenfalls ziemlich eindeutig: Eine stärkere Gesundheitsgefährdung ist nicht nachweisbar, auch bei Menschen, die nicht in körperlicher Topform sind. Zwei Astronauten wurden raumkrank, es gelang aber nicht, Parameter zu finden, mit denen sich das zuverlässig vorhersagen lässt. Da braucht man wohl noch umfangreichere Untersuchungen.
Im Moment sieht es also so aus, als ob ein künftiger Weltraumtourismus keine allzu großen medizinischen Hürden zu überwinden hat. Auch ein achttägiger Ausflug zum Mond wäre vermutlich unproblematisch. Bei Reisen zu entfernteren Zielen könnte das natürlich anders aussehen. Aber das wird man sehen.
Bearbeitet von Fermentarius, 01 November 2024 - 07:26.
Geschrieben Gestern, 18:57
Mir ist gerade noch eine Studie aufgefallen, die vielleicht für die Science-Fiction-Autoren in der Liste von Interesse ist:
Die Bedingungen für die Entstehung von höherem Leben könnte auf Planeten von massearmen roten Sternen ("rote Zwerge") schlechter sein als bisher angenommen.
Die in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erschienene Arbeit heißt "Stellar flares are far-ultraviolet luminous".
Demnach ist besonders schädliche kurzwellige ultraviolette Strahlung bei Flares deutlich stärker als bisher angenommen. Das hätte eventuell erhebliche Konsequenzen für die Verbreitung von vielzelligem Leben, weil kurzwelliges UV-Licht komplexe Organismen schnell schädigen kann. Leben könnte also durchaus entstehen, zum Beispiel an heißen Mineralquellen auf dem Meeresgrund, aber es könnte an der Oberfläche oder erst recht an Land nicht Fuß fassen.
In einer Geschichte für Spektrum.de hatte ich spekuliert, wie Menschen eventuell dort doch leben könnten, aber das ist natürlich nur eine Vermutung von mir, die weit daneben liegen kann. Abgesehen davon ist es auch denkbar, dass heftige Flares auf die Dauer den Planeten die Atmosphäre wegreißen. Weil rote Zwerge die weitaus häufigsten Sterne sind, und viele davon unter heftigen Flare-Ausbrüchen leiden, hätte das beträchtliche Konsequenzen für die Anzahl der bewohnbaren Planeten in der Milchstraße. Im ungünstigen Fall wäre die Erde der einzige Planet mit Leben, oder wenigstens der einzige mit intelligentem Leben. Was meint ihr: Wimmelt die Milchstraße von Leben, gibt es vielleicht sogar Leben auf dem Mars, dem Saturnmond Enceladus oder dem Jupitermond Europa? Oder sind wir ziemlich alleine? Immerhin könnte man es als böses Omen ansehen, dass von bisher mehr als 7300 bekannten Exoplaneten nur ein winziger Bruchteil auch nur annähernd erdähnlich ist.
Da trittst Du aber wieder übermäßig nüchtern auf Thomas. Die Fakten legen ein etwas anderes Bild nahe. Wir haben bislang über 200.000 Sterne untersucht. In der Milchstraße gibt es aber mindestens 100 Milliarden, also über 500 Tausend mal mehr. Die Anzahl an Sternen, die von uns auf Exoplaneten hin untersucht wurde, stellt also höchstens 0,0002 Prozent der Gesamtanzahl an Sternen in unserer Galaxis dar. Und wir haben jetzt schon Dutzende erdähnliche Trabanten sicher gefunden. Rechne das mal hoch.
Es wird geschätzt, dass wir etwa 300 Millionen potentiell lebensfreundliche erdähnliche Planeten in der Milchstraße haben.
https://www.nasa.gov...itable-planets/
https://arxiv.org/abs/2010.14812
Geschrieben Gestern, 20:13
Rainer Werner Fassbinder hat den Stoff kongenial verfilmt. Das war noch lange vor den Matrixfilmen. Nick Boström, der Direktor des "Future of Humanity Institute" der Universität Oxford hat übrigens ein geniales Argument vorgebracht vorgebracht, warum wir höchstwahrscheinlich in einer Simulation leben. Ich gebe es hier sehr verkürzt wieder, sonst wird der Beitrag zu lang: Es gibt nur eine Wirklichkeit, aber beliebig viele Simulationen davon, oder anders ausgedrückt: In einem Heuhaufen sind sehr viele Strohhalme, aber nur eine Stricknadel. Dass wir bei einem blinden Griff einen Strohhalm erwischen, ist sehr viel wahrscheinlicher als die Stricknadel zu greifen.
Und, ach ja: Würde die Simulation eigentlich beendet werden, wenn die Charaktere darin herauskriegen, dass sie nur simuliert sind?
Nick Boströms Hypothese hat mich bis heute nicht überzeugt, weil sie auf Annahmen beruht, die sehr spekulativ sind, allen voran die Annahme, dass simulierte Wesen ein Bewusstsein haben (Simulation heißt ja gerade Vorspiegelung, also unecht), oder die Annahme, dass fortgeschrittene technische Zivilisationen jede Menge Simulationen erschaffen, die ganze Universen bis ins Detail nachahmen, die über Milliarden von simulierten Jahren existieren. Mir fallen spontan eine ganze Reihe von Gründen ein, weshalb sie so etwas nicht tun würden.
Geschrieben Gestern, 22:07
Nick Boströms Hypothese hat mich bis heute nicht überzeugt, weil sie auf Annahmen beruht, die sehr spekulativ sind, allen voran die Annahme, dass simulierte Wesen ein Bewusstsein haben (Simulation heißt ja gerade Vorspiegelung, also unecht), oder die Annahme, dass fortgeschrittene technische Zivilisationen jede Menge Simulationen erschaffen, die ganze Universen bis ins Detail nachahmen, die über Milliarden von simulierten Jahren existieren. Mir fallen spontan eine ganze Reihe von Gründen ein, weshalb sie so etwas nicht tun würden.
Ich kann mich für Boströms Idee auch nicht so recht erwärmen, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr einleuchtend aussieht. Hier nur eins von vielen möglichen Gegenargumenten: Jede Simulation muss, schon aus praktischen Gründen, sehr viel kleiner sein als das Original. Wenn wir hier in einem Computer ein Modell der Erde und der Tiere darauf errichten, dann hat der Computer eine Masse, die wenigstens 10 Zehnerpotenzen kleiner ist. Und davon ist noch ein großer Teil für die Funktion der Hardware nötig. Das Modell wäre also extrem vereinfacht und wird niemals auch nur annähernd so funktionieren wie das Original. Eine Simulation kann eben nur einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit simulieren, und das auch nur sehr eingeschränkt. Deshalb ist sie nicht etwa sinnlos, man kann sie eben nur an vergleichsweise kleine Probleme setzen, und muss um ihre Einschränkungen wissen.
Weil unsere Welt aber extrem komplex ist, könnte sie nur dann eine Simulation sein, wenn die echte Welt noch einmal um Größenordnungen komplexer wäre. Das kann ich nicht ausschließen, halte es aber wiederum nicht für sehr wahrscheinlich.
Ob simulierte Personen ein Bewusstsein haben können, lässt sich im Moment nur schwer sagen, weil die Wissenschaft allenfalls eine rudimentäre Idee davon hat, was Bewusstsein eigentlich ist.
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