Klar, aber eben im Kopf. Und vielleicht auch nicht wirklich alles: Nebencharaktere, die sowieso nach drei Seiten verschwinden, brauchen (erstmal) kein Charakterdossier.
Das Charakterdossier selbst ist eigentlich Nebensache. Es ist ganz hilfreich, wenn man ganz schnell nachschlagen kann, wo eine Figur noch mal zur Schule gegangen ist oder so. Aber ehrlich gesagt finde ich das jetzt gar nicht so spannend.
Interessant sind die Schritte 1 bis 7 für mich aus einem anderen Grund: Die angedachte Handlung braucht passende Figuren, und die Handlung ergibt sich ja aus den Motivationen und Aktionen der Figuren. Und deswegen wechselt man hier immer hin und her, und wird dabei immer präziser: Was ist ganz grob die Geschichte? Was sind das für Figuren, denen sie passiert? Was würden solche Figuren glaubwürdig tun? Daraus kann man das Handlungsgerüst erweitern. Jetzt brauche ich vielleicht noch weitere Figuren, oder die Figuren würden so, wie sie sind, nicht so handeln, wie die Geschichte es verlangt. Was passe ich an: Den Plot oder die Figuren? Und wenn man in den Schritten 1 - 7 genügend Runden gedreht hat, kann man die Szenenliste erstellen. Und wenn die einen soliden Plot ergibt, kann ich anfangen zu schreiben.
Es wird beim Schreiben trotzdem starke Abweichungen geben, aber zum einen ist der bestehende Plan mein Sicherheitsnetz: Ich weiß, dass ich etwas habe, was funktioniert, und muss mir keine Sorgen machen, dass mir zum Schluss kein befriedigendes Ende einfällt.
Und zum anderen kann ich alles, was mir beim Schreiben einfällt, gegen diesen Plan prüfen: Passt es noch? Was muss ich ändern, damit es passt, und doch ein stimmiges Ganzes ergibt?