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Zara Zerbe - Phytopia Plus


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11 Antworten in diesem Thema

#1 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 21 August 2024 - 22:49

Hallo zusammen,

 

"Phytopia Plus" von Zara Zerbe wurde in diesem Jahr mit dem Phantastikpreis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet - ich muss gestehen, dass ich zuvor nichts von diesem Roman gehört habe. Er ist im Verbrecher Verlag erschienen, durchaus passend bei der gesellschaftskritischen Thematik, aber eben kein typischer SF-Verlag und ich hatte den bisher nicht auf dem Schirm. 

 

Nach meinem Interview mit Zara Zerbe war ich dann doch sehr neugierig und habe das Buch gelesen. 

 

Insbesondere die Idee, menschliches Bewusstsein auf Pflanzen zu speichern, fand ich spannend, doch darum geht es im Roman weniger. Die Technologie klingt experimentell, wird aber bereits kommerziell angeboten und man fragt sich, wie das funktionieren soll und ob es überhaupt funktioniert. Interessanterweise lässt Zara Zerbe diese Fragen lange offen, was ich gut fand. Die Handlung konzentriert sich auf Protagonistin Aylin, die in den Gewächshäusern der Drosera AG arbeitet und die Speicherpflanzen streng nach KI-Anweisungen pflegt. Sie bekommt Mindestlohn, was in der Zukunft nicht mehr gesetzlich geregelt ist und womit sich der Konzern rühmt. Das Geld reicht kaum zum Leben, frische Lebensmittel sind nicht drin. Während Aylin wie viele andere in Armut lebt, leben die Wohlhabenden in Gates Communities und können sich mit ihrem Geld noch vor den Auswirkungen der Klimakrise schützen ...

 

Im Kern handelt der Roman also davon, wie sich die Klimakrise insbesondere auf arme Menschen auswirkt. Zara Zerbe zeigt eine zukünftige Gesellschaft, in der Konzerne von der Politik gefördert werden, die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter als heute auseinander klafft und die Menschen auf der Strecke bleiben. 

 

Eine ausführliche Rezension gibt es hier

 

Hat es sonst jemand von Euch gelesen? 

 

Viele Grüße

 

- Zack


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#2 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 22 August 2024 - 07:10

Ich hab's angelesen (wie viele aktuelle Romane), habe aber keinen Anker gefunden.

Ich brauche früh einen Anker, Spannung, eine interessante Figur. Aber hier kam nichts. Dann war ich weg

Podcast: Literatunnat

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#3 Sam Francisco

Sam Francisco

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Geschrieben 22 August 2024 - 07:57

Das hört sich nicht an, als wäre es etwas für mich.
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  • (Buch) als nächstes geplant:immer noch Alan Campbell - Scar Night (Kettenwelt 1), aber meine Planungen werden häufig über den Haufen geworfen.
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#4 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 23 August 2024 - 14:42

@Yvonne: Verstehe, was du meinst ... ich hatte am Anfang auch etwas Probleme, aber dann hat es mir doch noch gut gefallen :) 


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#5 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 23 August 2024 - 15:13

Ich kenne inzwischen drei Plot Zusammenfassungen aus dem Freundeskreis und fürchte, das wird auch nichts mehr mit mir und dem Buch

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#6 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 24 August 2024 - 17:59

Schade, aber gibt ja sehr viel anderen Lesestoff ^^ ... ich finde es allerdings faszinierend, dass wir teilweise einen sehr ähnlichen Geschmack haben und teilweise geht es aber auch sehr auseinander. 


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#7 Jannis

Jannis

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Geschrieben 13 September 2024 - 08:04

Der Sci Fi Leseclub Frankfurt wird sich am 14.11 mit Zara Zerbes "Phytopia Plus" befassen, heute Abend (13.09, 19:00) findet in Wetzlar die Preisübergabe des oben bereits erwähnten Phantastikpreis der Stadt Wetzlar durch den Oberbürgermeister im Rahmen der "Wetzlarer Tage der Phantastik" statt :)   


Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!

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#8 rostig

rostig

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Geschrieben 13 September 2024 - 11:33

Sind es wirklich Gates Communities oder doch Gated ... ? Der Begriff Gates taucht in verschiedenen Rezensionen auf.



#9 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 16 September 2024 - 22:00

Argh, es heißt natürlich "Gated Communities" ... 


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#10 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 20 September 2024 - 20:49

Ich habe das Buch auch gelesen, auch bis zum Ende. Ich fand einige Ideen darin echt gut, aber die Beziehungen wirklich zu blass. Auch die Hauptfigur blieb irgendwie wenig greifbar. Besonders geärgert hat mich aber der Schluss, der die vielen offenen Fäden nicht verknüpft.

Trotzdem habe ich auch vieles an diesem Buch genossen und werde ihm sicherlich noch eine ausführliche Rezi auf meinem Blog gönnen.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#11 Jannis

Jannis

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Geschrieben 15 November 2024 - 09:43

Im gestrigen Frankfurter SciFi Leseclub haben wir uns diesmal ausführlich mit Phytopia Plus (Verbrecher Verlag)  von Zara Zerbe befasst. Auch diesmal stand neben einem kurzen Online-Austausch mit der sehr engagierten und gut gelaunten Autorin die Textarbeit im Vordergrund. Insgesamt kam der Debütroman sehr gut bei allen Anwesenden an.  :D

 

Kann SPOILER enthalten! 

 

  • Die Prämisse: etwas neues & erfrischendes: die Speicherung auf DNA von Pflanzen und tatsächlich aktuell in der Erprobung: z.B. von Data Garden: Grow Your Own Cloud — Data Garden
  •  Das Setting: Near-Future Bio-/Cyber-Punk in einem deutschsprachigen Raum (ähnlich Neongrau auch mit Hamburg oder Empfindungsfähig mit Zürich): Das schafft einen vertrauten/bekannten Ort in einem anderen Licht zu sehen: wie sieht Hamburg konkret in der Klimakatastrophe aus ... es wird unschön.
  • Der Weltenbau: grandios: keine (kaum) Info-Dumps, dafür reichen wenige Worte ein ganz subtiles Bild des Hamburgs in der Zukunft zu zeichnen, Bsp: obligatorische Sonnenschutzfolie, ausgesetzter Mindestlohn, letzte Dürre, ... . Mein persönlicher Favorit direkt zu Beginn "... dass die Menschen in den Stadtvierteln südlich der Elbe gelegentlich Waschbären äßen." Aber auch die beschriebene Gesellschaftsstrukturen (die Schere zwischen Arm & Reich wird noch größer), die  Ökonomie (Tauschhandel)  
  • Die Sprache: sehr unaufgeregt, extrem flüssig und leicht zu lesen. Das Buch in zwei Tagen gelesen, war der Rekord vor Ort.
  • Die Figuren:  Aylin, die Protagonistin: mit ihr muss man wirklich hadern: Sie ist eine Verliererin im System und ihr fehlt die (notwendige) Lebenserfahrung und dadurch stolpert sie von einer unglücklichen (=doofen) Entscheidung in die nächste. Sie ist dadurch weder eine Sympathieträgerin noch ein Vorbild, eher eine Antiheldin, die fast zufällig zur Protagonistin wird.  Aber: Aylin kommt authentisch und nachvollziehbar rüber. Auch wenn wir als Leser*innen, ihre Entscheidungen in Frage stellen, so können wir aber nachvollziehen, wieso sie so handelt und das macht die Handlung wieder lesenswert. 
  • Das Besondere: Die Sicht und Sprache der Blumen: Hier hat sich die Autorin sehr viel Mühe gemacht, den Pflanzen eine eigene Sprache zu geben, die sehr gut funktioniert und die eingeschränkte (?) Wahrnehmung im Vergleich zu den Menschen gut vermittelt.    
  • Die Auflösung: fehlt und muss sich jede Leser*in selbst denken: da war sich die Gruppe nicht wirklich einig. 
  • Die Gendern: ist vorhanden, hier mit der Sternchen(*(-Lösung. Funktioniert im Buch, stört weder den Lesefluss noch die Handlung oder die Sprache. War überhaupt nicht aufdringlich, sondern war einfach Bestandteil der Sprache. 
  • Die EasterEggs: Wieder zahlreiche Filmzitate, "Hamburg in den Schatten", und ich tippe ja noch auf eine Hommage an Marc-Uwe Klings "FeSaZu", als Aylin einen Kokosfettriegel mit Zink und Vit. C (bisschen gesünder) kauft. 

Der Gruppe hat das Buch sehr gefallen (4/5 Sterne), evtl. kommt ja irgendwann eine weitere Geschichte aus diesem Hamburg. 

 

Als nächstes Buch wollen wir uns "Rho" von Esther S. Schmidt vornehmen.


Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!

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  • • (Film) als nächstes geplant: Furiosa - A Mad Max Saga

#12 Kai Brassel

Kai Brassel

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Geschrieben 15 November 2024 - 17:56

Vorweg: Ich lebe seit 20 Jahren in Hamburg-Harburg, also genau da, wo ab 2040 öfter mal Waschbären gegessen werden sollen, und ich sehe die Autorin morgen auf der Tagung Klimafiktionen 2024 in meiner alten Heimat Bochum (neben u.a. Theresa Hannig, Aiki Mira und Uwe Post). Bin schon sehr gespannt auf das Treffen.

 
Phytopia Plus habe ich vor einigen Tagen mit gemischten Gefühlen ausgelesen. Wie Jannis oben sagt, beschreibt Zerbe den Standpunkt (sic!) der Pflanzen ganz wunderbar. Allein deshalb hat sich das Lesen des Buches für mich schon gelohnt, zumal ich mich selbst daran abarbeite, KIs oder anderen komplexen Systemen eine Stimme zu geben.
Anders als Jannis würde ich die Extrapolation heutiger Trends in die nächsten 15-20 Jahre hinein nicht als Weltenbau bezeichnen, sondern eher von der atmosphärisch gelungenen Schilderung einer bekannten Großstadt und Gesellschaft sprechen, die halt dem Zerfall einige Schritte näher gekommen ist.
Der Stil lässt einen wirklich durch das Buch gleiten. Einerseits ist das einer der Gründe, warum wir so einfach in die Atmosphäre eintauchen können, andererseits gehen mir viele Personen und Ereignisse unterwegs verloren, oder wie Jol es oben ausgedrückt hat: »wenig greifbar« Was sollte das z. B. nochmal mit der Gewerkschafterin, die sie noch aus der Schule als engagierte Person kannte, die aber mittlerweile von ihrem Posten abberufen wurde? Waren die Künstler oder die Regal-Diebe irgendwie wichtig für die Geschichte? Wenn, dann wahrscheinlich dafür, viele Deutungsmöglichkeiten für das offene Ende vorzubereiten, was mich aber eher verwirrt zurücklässt.
 
Ich denke, ein Text sollte auch mal etwas sperriger sein, damit der Leser/die Leserin stockt und sich noch einmal die Geschehnisse klarmacht, bevor er/sie schon wieder in die nächste Szene gleitet. (Dieses fast »bewusstlose« immer weiter gleiten erinnert mich an die YouTube-Videos, aus denen alle Sprechpausen herausgeschnitten werden, was ich auch fürchterlich finde.) Was m. E. sehr zu diesem Gleiteffekt beiträgt, ist das durchgängige Präsenz. Das ist so in diesem Buch, in Trojanows »Tausend und ein Morgen«, in Miras »Proxi« und Christian schrieb am 26.10. im Nachbarstrang Parts per Million von Theresa Hannig: »Theresa hat es beim Tempus der Erzählung anscheinend auch mal mit dem Präteritum probiert, ist dann aber auf den Präsens umgestiegen. Eine gute Entscheidung.«
 
Warum nur? Mich stört das durchgehende Präsenz. Ich werde mit Protokollsätzen bombadiert, die mich natürlich in das Geschehen hineinziehen, aber ist das nicht total billig? Als wenn man den ganzen Text des Romans kursiv setzen würde. Pantopia, im Präteritum geschrieben, fand ich super. Das Erzählen über Vergangenes erzeugt m. E. automatisch eine gewisse Distanz zu den Geschehnissen, die ich so – nur für mich – noch einmal rekonstruieren kann und muss. Mir hilft das beim Lesen. Es hängt natürlich davon ab, was man mit dem Text erreichen will. Yvonne schreibt am 2.10. in o.g. Thread lobend: »Hannig gelingt es hier, sehr nahe an die Ich-Erzählerin zu kommen bzw. mich als Leserin sehr nah zu ihr zu bringen.« Geht es in Romanen immer nur darum, das Innenleben von Protagonisten nachzuvollziehen und die Geschichte aus deren Sicht zu beschreiben? Neben dem perspektivischen Erzählen gibt es doch auch das explorative. Oder bin ich einfach nur aus der Zeit gefallen?

Bearbeitet von Kai Brassel, 15 November 2024 - 19:35.

Nichts ist praktischer als eine gute Theorie.

  • (Buch) gerade am lesen:Theresa Hannig: Parts Per Million
  • (Buch) als nächstes geplant:Klimazukünfte 2050


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