Dies ist bereits ein deutlich älteres Buch. Eine erste kürzere Version erschien 1939 in dem Magazin Unknown. Der vollständige Roman erschien 1941 bei Henry Holt and Company und wurde 1949 neu aufgelegt bei Galaxy Publishing (sowie bei Prime Press). Ich habe die Galaxy Publishing-Version von 1949 gelesen. Für dieses Alter liest es sich erstaunlich frisch und amüsant.
(Es gibt deutsche Versionen: Das Mittelalter findet nicht statt bei Moewig (1965, gekürzt), Vorgriff auf die Vergangenheit bei Ullstein (1973).
Der junge Archäologe Martin Padway fällt in Rom in ein Zeitloch und landet an der selben Stelle, aber im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, genauer gesagt im Jahre 535. Zu dieser Zeit ist das weströmische Reich bereits untergegangen und die italienische Halbinsel wird von den Ostgoten besetzt. Das gestaltet sich für die Bevölkerung jetzt aber gar nicht mal so viel anders als vorher. Padway lebt sich perfekt ein, zieht einen Branntweinhandel auf und kommt ganz gut zurecht. Allerdings ist ihm klar, dass die relativ friedlichen Zeiten gezählt sind, von 535 bis 554 findet der Gotische Krieg statt, in dem das oströmische Reich (also Byzanz) die weströmischen Gebiete zurückerobern möchte (und dies auch zunächst mal tut). Allerdings ist das Land danach so ausgeblutet, dass ein allgemeiner Niedergang erfolgt und letzten Endes Europa im finsteren Mittelalter versinkt.
Um dies zu verhindern, führt Padway nun allerhand Erfindungen ein: die Druckerpresse und das Zeitungswesen, Telegraphenlinien, Teleskope, er experimentiert mit Schießpulver usw. De Camp legt allerdings immer viel Wert darauf, ob solche Erfindungen tatsächlich zu dieser Zeit technisch möglich sind. Zudem mischt Padway sich in die Politik der Goten ein. Als der alte König abgesetzt wird, hilft er ihm, seinen Thron zurück zu erobern und versucht als sein Ratgeber mithilfe seines historischen Wissens, den langen, verheerenden Krieg zu verhindern.
Das Ganze ist mit viel Witz erzählt und die geschichtlichen Zusammenhänge sind sehr interessant. Das Leistungspensums unseres Protagonisten ist allerdings unglaubhaft hoch, insbesondere wenn er zum schlagkräftigen Schwertkämpfer und Feldherren mutiert, wird es etwas lächerlich. Das Ende wirkt ein bisschen abrupt, und ich persönlich finde den Kulturoptimismus des Buches etwas blauäugig, aber es ist auf jeden Fall ein Klassiker, den man gelesen haben sollte.
L. Sprague de Camp - Lest Darkness Fall
#1
Geschrieben 28 August 2024 - 17:56
#2
Geschrieben 28 August 2024 - 19:36
Ja, ich erinnere mich, das gelesen (und seinerzeit, vor fünfzig Jahren) ziemlich beeindruckt gewesen zu sein. Wäre doch einmal ein Vorschlag für den Klassiker-Zirkel
- • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
- • (Buch) als nächstes geplant:Wieder etwas mit Ufos und Titten, nebst strammen Männerschenkeln
#3
Geschrieben 30 August 2024 - 09:00
An das Buch erinnere ich mich auch noch. Ich hatte damals gerade Sprague de Camps Collection "Ein Yankee bei Aristoteles" gelesen, die ich sehr interessant, unterhaltsam und humorvoll empfand. Von dem Autor standen noch ein paar mehr Bücher in den Buchhandlungen rum, also habe ich mir "Das Mittelalter findet nicht statt" besorgt.
Das Buch war zwar nicht ganz so humorvoll, wie ich es nach der "Yankee"-Collection erwartete. Aber es beleuchtete in Form einer "Alternate History" einen Zeitraum, mit dem ich mich bis dato nicht auseinandergesetzt hatte. Ich empfing viele Eindrücke vom Leben im gerade untergegangenen Weströmischen Reich und welche Weichen anders gestellt werden mussten, um das "dunkle Mittelalter" zu verhindern.
Das Ende kam mir damals auch etwas zu glatt vor, daran erinnere ich mich noch. Aber bereut habe ich die Lektüre nicht. Und nach über 30 Jahren ist mir das Buch noch überraschend präsent.
Klassiker-Lesezirkel? Könnte ich mir gut vorstellen.
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 30 August 2024 - 13:44.
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ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!
- • (Buch) gerade am lesen:I. Zelezny (Hg.) "Neue Sterne"
- • (Buch) als nächstes geplant:G. Behrend "Salzgras und Lavendel"
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