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Parts per Million von Theresa Hannig

Climate Fiction 2024 Theresa Hannig

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#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 02 Oktober 2024 - 07:51

Hallo zusammen,

 

zurzeit höre ich Parts per Million von Theresa Hannig. Das ist absolut Climate Fiction und sehr Near Future (ich würde anhand der Indizien vermuten, ab ca. 2027, wenn das Kind der Protagonistin 2020 während der COVID-Schulschließung schon in der Schule war und zum Zeitpunkt der Romanhandlung 14 Jahre alt ist).

 

 

Die Protagonistin Johanna ist ca. vierzig oder Anfang 40 und Autorin, hat früher beim Verlag gearbeitet. Sie wohnt im Raum München, hat einen Mann und ein Kind und eine ziemlich typische Vergangenheit (einiges davon erkenne ich wieder, vor allem aus feministischer Sicht). Als sie an eine Straßenblockade von Klima-Aktivist:innen gerät, hat sie die Idee, einen Climate Fiction Roman zu schreiben und beginnt, dafür zu recherchieren. Ihre Recherche ist sehr intensiv, sie macht bei den Aktionen nämlich mit, Tränengas im Auge inklusive. 

 

Die Entwicklung der Protagonistin von einer Person, die eigentlich am Rande steht und nur beobachten will bis hin zu echtem, sehr gefährlichem Aktivismus, wird glaubwürdig und spannend geschildert. Es gibt mal hier mal da einen Moment, mit dem ich nicht ganz mitgehe (hauptsächlich ihren Ehemann betreffend, die Figur gewinnt erst spät an Komplexität), insgesamt ist es aber etwas, bei dem ich denke: Das könnte auch ich sein. Das könnte mir passieren. Das wäre ein Weg, den ich für mich nicht ganz ausschließen kann.

 

Hannig gelingt es hier, sehr nahe an die Ich-Erzählerin zu kommen bzw. mich als Leserin sehr nah zu ihr zu bringen. Ich kann mich sehr gut identifizieren. Das macht den Roman auch so stark, denn die Klima-Bedrohung, auch wenn nur wenige Jahre von meiner Gegenwart entfernt, ist schon real und heftig. 

 

Es gibt eine Stelle im Roman, in der klar gesagt wird, dass wir jetzt schon für unseren Wohlstand über Leichen gehen, nur wohnen diese Leichen eben nicht in Deutschland. Da ich zufällig zeitgleich How beautiful we were / Wie schön wir waren von Imbolo Mbue lese, kann ich da nur nicken. Da sterben Kinder in einem afrikanischen Dorf, in dem ein Ölkonzert das Ackerland unfruchtbar gemacht hat und das Wasser verseucht. Und der Roman spielt ca. 1980. Also, die Apokalypse ist durchaus schon da, nur eben noch nicht hier vor unserer Haustür.

 

 

Parts per Million ist ein starkes Buch, ich habe noch ca. zwei Stunden zum Hören und werde daher vermutlich heute oder morgen fertig. Es ist nicht nur verdammt gut recherchiert, das bin ich ja von Hannig gewohnt, es hat auch eine Kraft, ein Identifikationspotenzial, das beispielsweise Pantopia nicht in dieser Form hatte.

 

Schöne Grüße, Yvonne


Podcast: Literatunnat

  • (Buch) gerade am lesen:meistens viele
  • • (Film) gerade gesehen: The Whale, Everything everywhere at once, Zurück in die Zukunft III



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