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DSFP 2024 - Die Nominierungen


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19 Antworten in diesem Thema

#1 FranzH

FranzH

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 09:40

DSFP 2024 – Die Nominierungen

 

Das Komitee zur Vergabe des Deutschen Science-Fiction-Preises (DSFP) freut sich, die Nominierungen für den DSFP 2024 bekanntzugeben. Für den DSFP 2024 sind alle im Original in deutscher Sprache im Jahr 2023 erstmals in gedruckter Form erschienenen Texte des Literaturgenres Science-Fiction relevant. Der Preis wird in den Kategorien ‚Beste deutschsprachige Kurzgeschichte‘ und ‚Bester deutschsprachiger Roman‘ vergeben und ist mit 1.000 Euro je Kategorie dotiert.
 

Die Siegertitel des Deutschen Science-Fiction-Preises 2024 werden im Dezember 2024 bekannt gegeben. Die Ehrung und Preisverleihung findet im Rahmen des WetzKon III vom 4.-6. Juli 2025 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar statt.
 

Das Komitee beglückwünscht alle, die an den nominierten Werken beteiligt waren, zu ihrem Erfolg und bedankt sich für die Unterstützung der deutschsprachigen Science-Fiction. Besonderer Dank gilt den Literaturschaffenden und Verlagen, die die Arbeit des Komitees durch Überlassung von Leseexemplaren unterstützt haben.

Die Reihenfolge der Nominierungen folgt dem Alphabet und stellt keine Wertung dar.
 

Kategorie »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«

  • »Die Straße der Bienen« von Christian Endres, erschienen in »Klimazukünfte 2050 – Geschichten unserer gefährdeten Welt«, herausgegeben von Fritz Heidorn und Sylvia Mlynek, Hirnkost Verlag, ISBN-13 978-3-94945-293-2
  • »Die End-of-Life-Schaltung« von Uwe Hermann, erschienen in »Exodus 46«, herausgegeben von René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler, Eigenverlag René Moreau, ISSN 1860-675X
  • »Die Todbringerin« von Lisa Jenny Krieg, erschienen in »Exodus 46«, herausgegeben von René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler, Eigenverlag René Moreau, ISSN 1860-675X
  • »Geliebte Savona« von Karsten Lorenz, erschienen in »Nova 32«, p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-312-3, ISSN 1864-2829
  • »Das Ende des Suchraums« von Sarah Mann, erschienen in »In andere Welten«, herausgegeben von Joshua Tree und Brandon Q. Morris, A7L Books, ISBN-13 978-3-98942-322-0
  • »Nicht von dieser Welt« von Aiki Mira, erschienen in »Nova 32«, p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-312-3, ISSN 1864-2829
  • »Unterschied« von Jol Rosenberg, erschienen in »Queer*Welten 10«, herausgegeben von Judith Vogt, Lena Richter und Heike Knopp-Sullivan, Ach je Verlag, ISBN-13 978-3-94772-098-9
  • »Die Frau in der Wand« von Michael Schneiberg, erschienen in »Exodus 47«, herausgegeben von René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler, Eigenverlag René Moreau, ISSN 1860-675X
  • »Trauergeschäfte« von Yvonne Tunnat, erschienen in »Exodus 47«, herausgegeben von René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler, Eigenverlag René Moreau, ISSN 1860-675X
  • »Grüne Herzen« von Charline Winter, erschienen in »Queer*Welten 11«, herausgegeben von Judith Vogt, Lena Richter und Heike Knopp-Sullivan, Ach je Verlag, ISBN-13 978-3-95869-532-0

Kategorie »Bester deutschsprachiger Roman«

  • »Erdling« von Emma Braslavsky, 425 Seiten, erschienen im Suhrkamp Verlag, ISBN-13 978-3-51843-101-6
  • »Niemandes Schlaf« von Sven Haupt, 388 Seiten, erschienen im Eridanus Verlag, ISBN-13 978-3-94634-837-5
  • »Das Stoffuniversum« von Ralph Alexander Neumüller, 220 Seiten, erschienen bei p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-356-7
  • »Janus« von Phillip P. Peterson, 384 Seiten, erschienen bei Fischer TOR, ISBN-13 978-3-59670-892-5
  • »Dies ist mein letztes Lied« von Lena Richter, 150 Seiten, erschienen im ohneohren Verlag, ISBN-13 978-3-90329-658-9
  • »Omniworld« von Mark Taler, 316 Seiten, erschienen bei BoD, ISBN-13 978–3-74945-049-7
  • »Die blauen Hunde von Lop Nor« von Tom Turtschi, 268 Seiten, erschienen bei p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-352-9
     

https://www.dsfp.de/presse

 

Thomas Recktenwald, Franz Hardt, Ralf Boldt
Für das DSFP-Preiskomitee
Ehningen, den 14.10.2024


Bearbeitet von FranzH, 15 Oktober 2024 - 13:56.


#2 rostig

rostig

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 10:02

Mir persönlich fehlt bei den Romanen: 

Elisabeth Klar
Es gibt uns
Residenz Verlag

Ansonsten nette Auswahl



#3 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 10:50

Wie immer interessant.

Bei den Kurzgeschichten sind zehn Werke nominiert, von denen 6 auch beim KLP nominiert wurden, so auch die KLP 2024 Siegergeschichte.

Verfasser sind jeweils vier Männer und vier Frauen sowie zwei diverse, wenn ich es richtig erkannt habe.

Die Geschichten sind aus Exodus (viermal), Nova und Queer*welten (je zweimal) sowie zwei Anthologien. Exodus konnte beim DSFP bisher 18 Nominierungen, Nova gar 30 Nominierungen einheimsen. Für Hirnkost war es die vierte, A7L und Ach je dieses Jahr zum ersten Mal bei Kurzgeschichten nominiert.

Für Charline Winter, Jol Rosenberg, Sarah Mann und Karsten Lorenz war es die erste Nominierung für den DSFP Kurzgeschichte überhaupt.

(und immerhin vier von den zehn KG habe ich gelesen)

 

Interessant auch, es sind nur 7 Romane nominiert vs. 10 Kurzgeschichten, das war in der Vergangenheit eher umgekehrt.


Bearbeitet von Mammut, 14 Oktober 2024 - 10:51.


#4 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 11:02

Ich habe alle der Kurzgeschichten gelesen und nur drei der Romane (Dies ist mein letztes Lied, Niemandes Schlaf und Janus).

 

Schön, dass die Ergebnisse nun draußen sind! Glückwunsch allen Nominierten :-)


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#5 lapismont

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 12:32

GZ an alle Nominierten!


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#6 Joshua Tree

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 13:47

Von Peterson "Janus"?! Ich schätze ihn ja sehr und mag seine Bücher, aber Janus war sein mit Abstand schwächstes in meinen Augen. Da hätten sämtliche Werke vorher die Nominierung deutlich mehr verdient gehabt.


Der Kopf ist rund, damit Gedanken ihre Richtung ändern können ;-)

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#7 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 14:06

Ich habe Universum und Vakuum auch als sehr gut in Erinnerung, Janus war auch nicht so mein Ding.

 

Aber fairerweise müssen wir ja festhalten, dass für 2023 ja nur Janus zur Wahl stand und also jetzt keine Jury alle Peterson-Romane angeguckt hat und sich gesagt hat: Davon finden wir Janus am besten. :-)


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#8 FranzH

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 14:10

Und Vakuum ist 2021 auf dem 3. Platz gelandet.



#9 Jol Rosenberg

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 14:19

Oha. Na, da freue ich mich natürlich.  :aliensmile:

 

Ich habe "Erdling" abgebrochen. "Dies ist mein letztes Lied" fand ich auch genial. "Niemandes Schlaf" fand ich gut, aber nicht mega gut. Die anderen Romane hatte ich nichtmal als "könnte interessant sein" auf dem Schirm.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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  • • (Film) gerade gesehen: Paradise
  • • (Film) als nächstes geplant: nope

#10 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 14:26

Wir brauchen also mehr Roman-Threads im SFN, also werde ich ohne schlechtes Gewissen jetzt ab und zu mal einen eröffnen  :cheers:


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#11 rostig

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 15:01

Die Geschmäcker ...

"Das Stoffuniversum" fand ich sterbenslangweilig und habe es ab der Hälfte nur noch quergelesen. "Die blauen Hunde von Lop Nor" ist genial surreal und vermittelt sehr viel Recherche-Wissen. Also einmal 0 von 5 Punkten, einmal 5 von 5. Und so geht es für mich weiter: "Erdling" war Quark (0 Punkte) "Niemandes Schlaf" gewohnt Haupt-genial (5 von 5). "Omniworld" belanglos (0), "Mein letztes Lied" berührend und sinnlich (5). Das einzige Mittelmaß ist der Peterson.



#12 Sam Francisco

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 15:01

Wir brauchen also mehr Roman-Threads im SFN, also werde ich ohne schlechtes Gewissen jetzt ab und zu mal einen eröffnen  :cheers:


Gute Idee.
Future ist die Zukunft!
  • (Buch) gerade am lesen:Michael Ende: Die unendliche Geschichte & Stephen King: Glas & Anthologie: In andere Welten
  • (Buch) als nächstes geplant:immer noch Alan Campbell - Scar Night (Kettenwelt 1), aber meine Planungen werden häufig über den Haufen geworfen.
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#13 Mammut

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 18:04

"Die blauen Hunde von Lop Nor" ist genial surreal und vermittelt sehr viel Recherche-Wissen. 

 

Erzähl doch mal ein wenig mehr und versuche den Roman schmackhaft zu machen. 

Hier der Link:

https://www.pmachine...nde-von-lop-nor



#14 Frank Lauenroth

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 20:57

Erstmal meine Glückwünsche an alle Nominierten. 

Spannend, wie hier die Einschätzungen abgehen  :bighlaugh:  


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                Meine Story KADAVER - for free - lesen, drucken, downloaden!.


#15 lapismont

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Geschrieben 14 Oktober 2024 - 21:06

Ich werd wohl nur Erdling noch lesen.


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#16 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Oktober 2024 - 05:45

Ich fand den Anfang von erdling ja halbwegs witzig, aber irgendwie wurde es dann schräg.

Ich suche aber auch ganz bestimmte Dinge in Prosa und wenn die nicht kommen, bin ich normalerweise weg, sofern mich nichts anderes bis dahin geankert hat. Zumindest, wenn ich nach eigenen Gusto und nicht im Auftrag oder mit irgendeinem Ziel lese

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#17 rostig

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Geschrieben 15 Oktober 2024 - 07:11

Die blauen Hunde von Lop Nor

AndroSF: Die SF-Reihe für den Science Fiction Club Deutschland e.V. (SFCD)
von Tom Turtschi (Autor)

 

In bester Karl-May-Manier führt der Autor uns durch eine Landschaft, die er nie selbst gesehen hat: voller realistischer Details (manchmal möchte man den Sand aus dem Buch kippen weil es so knirscht), überzeugender Ortskenntnis und lockender Geheimnisse. Ebenso fundiert deckt er die Widersprüche im chinesischen System umfassender Kontrolle auf, wägt kapitalistische Ausbeutung gegen totalitäre Herrschaft.

Ein Near Future Thriller (?) um menschgemachte (absichtlich?) ökologische Katastrophen und scheinbare Lösungen als Hintergrund für eine Geschichte der Farbe Blau, fachlich sowohl in historischer, künstlerischer und chemischer Sicht detailreich erzählt und interpretiert: so stellt er die Indigosynthese der BASF als Auslöser des ersten Weltkrieges dar.

Die titelgebende Geschichte um blaue, hundeartige Aliens als Richter über die Menschheit wirkt dagegen aufgesetzt und überzeugt mich nicht so recht. Sie bleibt gewollt eher visionärer Fiebertraum als handfeste SF. Es bleibt eine sehr spezielle Öko-Dystopie, die sich deutlich von anderen Geschichten mit dem gleichen Grundthema abhebt.

Stilistisch fällt das Fehlen von Anführungszeichen auf; Dialoge, Gedanken und Handlung fließen ineinander, trotzdem bleibt immer ersichtlich welche Person spricht - handwerklich sehr gelungen.

Fazit: Ich mochte die Erzählung aus meiner Sicht als Chemiker, die umfassende Recherche zu unzähligen Details und die plastische Erzählweise. Lesenswert für alle an historischer Chemie Interessierten, für alle Liebhaber exotischer Wüstenszenarien aber nur bedingt für alle Hard-SFler.
 



#18 Gast_Nathaniel_Xembri_*

Gast_Nathaniel_Xembri_*
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Geschrieben 15 Oktober 2024 - 08:31

@ rostig

 

Das Fehlen von Anführungszeichen hat eine sehr lange Tradition. Marianne Gruber hat das wohl erstmals in deutscher Sprache spürbar in ihrer "Gläsernen Kugel" benutzt. Michael Haitel nannte das damals "indirekte wörtliche Rede". Die Gruber verzichtete auch auf Satzzeichen wie ! und ?, weil sich aus den Formulierungen ergibt, ob es ein Ausruf oder eine Frage ist.

 

P.S.: "Die gläserne Kugel" erschien schon 1981.

 

 

GvM Nate

23°C @ Mellieha, Sonnenschein



#19 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Oktober 2024 - 08:49

Mal gelingt es, mal nicht. Das andere Tal hat keine Anführungszeichen, aber ich konnte gut folgen. Paul Lynch Das Lied des Propheten hat auch keine und aber auch keine Zeilenumbrüche und ist generell eine Bleiwüste ohne Absätze: Das war mir dann zu hart.

 

 

Im Zweifel habe ich lieber Anführungszeichen, manchmal hat es aber auch einen guten Grund, das keine benutzt werden. Ich las mal einen Roman, in dem absichtlich offen gelassen werden sollte, ob die Perspektivfigur das nur denkt oder laut sagt. 


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#20 Gast_fancy_*

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Geschrieben 15 Oktober 2024 - 09:57

Ich habe den Roman von Tom Turtschi auch gelesen und hier mein Fazit:

Die blauen Hunde von Lop Nor
AndroSF 
p.machinery, September 2023
Softcover 268 Seiten
ISBN: 978 3 95765 3529
Preis: 16,90 €
Verlagsinfo:
Martin Eberhard hat im Labor mit der »Blue Dragon®« eine Tomate entwickelt, die gegen die weltweit grassierende Tomatenseuche resistent ist. Er reist für den Konzern nach Xinjiang, um bei der Lop Nor Potash Company die Beimischung des notwendigen Zusatzstoffes in den Dünger zu begleiten. China zeichnet für achtzig Prozent der weltweiten Tomatenproduktion verantwortlich, die industrielle Herstellung des Düngers muss vor Ort erfolgen. Der Direktor der Düngemittelfabrik lässt Eberhard warten. Auf Betriebsführungen staunt er über den riesigen Industriekomplex mitten in der Wüste. Über hundert Kilometer lange Kanäle, die die Sole zum Werk führen, Salzbecken mit der vierfachen Fläche der Stadt Paris, gigantische technologische Anlagen. Die Wüste fasziniert ihn, genauso seine forsche Reisebegleiterin. Sie fahren durch imposante Landschaften, besuchen die Ruinen untergegangener Kulturen entlang der Seidenstraße. Sie treffen auf die Krater der Atomtest aus den Sechzigerjahren, auf illegale Goldschürfer, die in der verstrahlten Erde nach dem Glück suchen. Zunehmend beginnt er an seiner Wahrnehmung zu zweifeln: Die Wüste narrt ihn mit Trugbildern, die Absichten seiner Reisebegleiterin werden immer undurchsichtiger. In der alten Ruinenstadt Loulan erscheinen ihm die blauen Hunde von Lop Nor. Sie konfrontieren ihn mit den Auswirkungen seiner Forschung und schicken ihn auf einen Trip durch die Geschichte der Farbe Blau. Die Zeitreise führt ihn vom Mittelalter über die Industrialisierung zum ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Schließlich muss er sich dafür verantworten, was die Spezies Mensch mit dem blauen Planeten angestellt hat.
In der Verlagsinfo wird der Inhalt des Romans ganz gut zusammengefasst und da ich das Ende nicht verraten möchte, werde ich nicht mehr über den Inhalt verraten.
Dass Tom Turtschi keine »Standardtexte« abliefert, war mir bekannt. Ich kenne einige seiner Kurzgeschichten und Romane. Auch, dass er sich gerne für unsere Breiten ungewöhnliche Orte für seine Handlungen sucht, wusste ich. Wie er das alles aber miteinander verwoben hat, hat mich dann doch erstaunt. Er lässt seinen Roman in China spielen und gesteht im Nachwort, dass er niemals dort gewesen ist. Das tut seiner Erzählung aber keinen Abbruch, denn er schildert die nie gesehene Landschaft so intensiv, dass man den Sand vor Augen hat. Um das tun zu können, hat er sich mit Bildbänden und im Internet schlau gemacht und zwar so, dass man ihm jede Beschreibung völlig abkauft. Nicht nur die Landschaft wird von ihm eindrücklich beschrieben, auch das System, das mit Minderheiten nicht gerade glimpflich umgeht, wird kritisiert. Aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern mehr als Beschreibung einer Realität.
Was mich aber am meisten erstaunt hat, ist, wie viel ich in diesem Buch lernen konnte. Der Autor unternimmt mit dem Leser eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Farbe Blau. Er schildert, wie welches Blau exakt gewonnen wurde, was es dabei für Risiken für Mensch und Umwelt gab. Er verzahnt beide Erzählstränge so gekonnt, dass man sich nie fragt, was das soll. Allerdings gestehe ich, dass die die Blauausführungen bis fast zum Ende für Erlebnisse im Fieberwahn hielt. Das wird am Schluss völlig anders aufgelöst und mit dieser Wendung bekommt der Autor dann auch den Dreh zur Science-Fiction noch besser hin, als das nur durch die verseuchten Tomaten gelungen wäre.
Der Autor schafft es, alle Figuren im Roman lebendig werden zu lassen.
Dieser Roman ist nicht auf die herkömmliche Art und Weise spannend, aber dennoch irgendwie fesselnd. Man möchte wissen, ob Martin gesund wird und man möchte wissen, wie es mit dem Blau weitergeht. Einzig die zitierten Textstellen zum Ende hin, waren mir dann doch zu viel des Guten. Aber das ist mein ganz ureigener persönlicher Geschmack.
Wer bereit ist, sich auf den Text einzulassen, wer gerne mehr über die chinesische Wüste erfahren möchte, und wen die Geschichte der Farbe blau interessiert, der ist mit diesem Roman sehr gut bedient.
 
Das Stoffuniversum habe ich auch gelesen: 
 
Ralph Alexander Neumüller
DAS STOFFUNIVERSUM
AndroSF 94
p.machinery, Winnert, Oktober 2023, 220 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 356 7, EUR 16,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 748 0, EUR 5,49 (DE)
 
Klappentext:
Frank führt ein außergewöhnliches Leben. Er wacht in fremden Städten auf, in fremden Betten, neben fremden Frauen. Nach wenigen Wochen springt er weiter und muss alles zurücklassen. Jede Person, jeden Besitz und jede Hoffnung auf Vertrautheit muss er zwangsläufig verlieren. Frank bleiben nur seine Erfahrung und die Theorie eines Physikers, die sein Schicksal zu erklären scheint. Dies ist die Geschichte des einsamsten Menschen der Welt, der nur eines finden will: eine Gemeinschaft von Weggefährten.
 
Wir alle kennen den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier«, sind also damit vertraut, dass eine Person einen Tag immer und immer wieder erlebt. Im Prinzip ergeht es Frank, der Hauptperson in diesem Roman, ganz ähnlich. Nur bei ihm unterscheiden sich die Welten, in die er fährt, immer wieder aufs Neue und nicht nur die, auch er selbst landet immer wieder in anderen Personen. Mal hat er eine tolle Wohnung und viel Geld, ein anderes Mal kann er seine Zeit einfach als Obdachloser versaufen. Dann wieder ist er verheiratet und hat Kinder oder wacht als Single auf. Die Welten sind mal nahezu zerstört, andere geradezu paradiesisch. Im Schlaf gleitet er von einer in die andere Person und ist jedes Mal aufs neue der einsamste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Niemand, den er kennt, teilt sein Schicksal. Als er nach einer Lösung für seine Misere sucht, landet er bei einem Professor, der ihm erzählt, dass ihn bereits eine Frau aufgesucht hat, die das gleiche Problem zu haben schien. Es gelingt Frank, diese Frau zu finden und beide sind sich einig, dass es mehr Menschen wie sie geben muss. Sie bringen überall in Wien Graffiti an, auf denen Sie alle zum Treffen vor dem Haus des Professors einladen. Tatsächlich schaffen sie es so, eine kleine Gruppe zu finden, die das gleiche Problem hat. Mit einigen freunden sie sich an, andere wollen lieber für sich bleiben.
Ich möchte die Handlung nicht vorweg nehmen, daher beende ich meine Inhaltsangabe hier.
Mir hat dieser Roman außerordentlich gut gefallen. Ich wurde nie müde, mit Frank immer neue Szenarien zu besuchen, neue Leute kennenzulernen und die große Liebe zu suchen. Die Einsamkeit, die ihn begleitet, wird vom Autor sehr feinfühlig beschrieben, ebenso wie die Hoffnung, die aufkommt, als er endlich eine Frau findet, die sein Schicksal teilt.
Die Welten unterscheiden sich dadurch, wie vernünftig der Mensch mit ihnen umgegangen ist. Manchmal hat man verstanden, dass die Erderwärmung gestoppt werden muss und dann sieht die Welt gut aus. Das ist eins der Dinge, die mir an diesem Roman besonders gut gefallen haben: Es gibt durchaus auch positive Szenarien. Es wird nicht nur eine postapokalyptische Welt beschrieben, sondern es besteht noch Hoffnung.
Sollte dieses Buch wirklich der Debütroman von Herrn Neumüller sein, dann ist es ein wirklich gut gelungenes!

 

 

Herzlichen Glückwunsch an alle Nominierten.




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