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One pager - Kurzvorstellung : Connie Willis und Oxford Time Traveler-Reihe


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8 Antworten in diesem Thema

#1 head_in_the_clouds

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    Yoginaut

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Geschrieben 05 Dezember 2024 - 10:50

Die mit Preisen überhäufte Serie über Forschungsreisende aus dem Oxforder Zeitreiseinstitut sollte man gelesen haben. Hier kurz um was es in den jeweiligen Teilen (die unabhängig voneinander gelesen werden können) eigentlich geht:

 

Doomsday book“ (1992) / dt. Die Jahre des Schwarzen Todes (1993) war der erste Roman aus Connie’s preisgekrönter, einzigartiger Oxford Time Traveler-Reihe die aus der Short Story „Fire Watch“ / dt. „Brandwache“ von 1982 hervorgegangen ist.

An der Universität Oxford braut sich eine Sensation zusammen:
Mithilfe der Zeitreisetechnologie wird die junge Historikerin Kirvin ins Mittelalter versetzt. Sie soll dort Sitten und Bräuche aus erster Hand studieren und so die Geschichtswissenschaft revolutionieren. Doch etwas geht schief und Kivrin landet nicht wie geplant im Jahr 1320, sondern im Jahr 1348, dem Höhepunkt der Zeit des Schwarzen Todes, als die Pest wütete und schließlich fast 2/3 der europäischen Bevölkerung auslöschte.“


Im Gegensatz zu anderen Romanen hat sich Willis hier mit dem Humor zurückgehalten, obwohl dieser hier und da durchscheint (z. B. bei den Glockenspielern, die sie liebevoll als etwas seltsame Zeitgenossen beschreibt). Ehrlich gesagt, anders als trostlos kann man die Zeit des Schwarzen Todes auch nicht beschreiben.
(Erwähnens- und lesenswert ist, das Michael Flynn ein ähnliches Thema in „Eifelheim“ beschreibt, wo er das SF-Motiv des Erstkontakts verwendet, um eine Begegnung von notgelandeten
Außerirdischen mit Menschen der Epoche des Mittelalters zu beschreiben).

Das Gegenstück zum ernsten „Doomsday Book“ ist - mit dem etwas sperrigen Titel „To Say Nothing of the Dog, or How We Found the Bishop's Bird Stump at Last“ (1998) / (dt. „Die Farben der Zeit oder ganz zu Schweigen von dem Hunde und wie wir des Bischofs Vogeltränke schließlich doch fanden “ (1999), das ihre zweite Installation der Oxford's Time Travellers darstellt und wie der Titel schon andeutet , deutlich parodistische Elemente enthält. Connie entführt uns zum einen ins England des Zweiten Weltkriegs und ans Ende des 19. Jahrhunderts in die viktorianische Ära.

In beiden Romanen (Hugo- und Locus-Gewinner, 1993 bzw. 1999) gibt es (wie für das Genre typisch) ein Zeitparadoxon, das von den Helden gelöst werden muss und natürlich werden die Turbulenzen und Nöte geschildert, die das Zeitreiseinstitut in Oxford mit seinem etwas exzentrischen britischen Leiter Mr. Dunworthy durchmachen muss.
Das Ganze ist mit zahlreichen Wendungen garniert und beide sind ein echter Lesegenuss.

Wer Connie's wirklich gutes Gespür für Humor, Spannung und ausgefeilte, reale Charaktere schätzen möchte, sollte sich beide zulegen.

Die bisher letzte Veröffentlichung in der Reihe, die beiden zusammenhängenden Romane „Black out/ All clear“ aus dem Jahr 2010 - mit denen jeweils sie das Award-Triple aus Locus, Hugo und Nebula gewann(!) - hat meiner Meinung nach zwar einige Plotlängen, ist aber für das vermeintlich ausgereizte Motiv der Zeitreisegeschichte noch immer überdurchschnittlich. Hier greift sie ihr zentrales Thema wieder auf und vertieft es, welches sie bereits in der Kurzgeschichte „Fire Watch“ von 1982 behandelte: London im Zweiten Weltkrieg zur Zeit des Blitzkriegs.

 

Connie Willis

 

Time Travel

 

Michael Flynn

 


Bearbeitet von head_in_the_clouds, 05 Dezember 2024 - 11:16.

"Why should one be afraid of something merely because it is strange?"

  • (Buch) gerade am lesen:Morphotrophic - Greg Egan

#2 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 05 Dezember 2024 - 11:48

Doomsday Book habe ich vor zwei, drei Jahren auf Deutsch gelesen und in diesem Herbst das englische Hörbuch. Ist immer noch nicht so recht meins.

 

To say nothing of the dog habe ich vor zwei, drei Jahren hier im Lesezirkel auf Englisch gelesen und lese nun mit dem ältesten Kind das deutschsprachige Print (bisher auf S. 130 oder so). Es geht halt nicht um so viel (nicht so viel Leben und Tod, wie in den anderen Büchern), ist aber sehr humorvoll.

 

Meine Lieblinge sind Blackout/All clear, die habe ich schon dreimal durch, einmal auf Englisch, einmal auf Englisch gehört und dann (größtenteils mit dem Kind) vorgelesen auf Deutsch. 


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#3 Wurzelbrumf

Wurzelbrumf

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Geschrieben 05 Dezember 2024 - 21:32

Doomsday Book war mein erstes Buch von Connie Willis, das ich hauptsächlich gelesen habe, weil es den Hugo gewonnen hatte und mich der Klappentext angesprochen hat.
 

Normalerweise finde ich ja das Thema Zeitreise wirklich zur Genüge ausgelutscht, aber dieser Roman hat mich mit seiner Eindringlichkeit voll geflasht und zum Connie-Willis Fan gemacht, und ich bin da normalerweise nicht so schnell zu begeistern.

Ich habe ihn sogar nach ein paar Monaten nochmal gelesen, und die Bücher, die ich zwei Mal gelesen habe, kann man wirklich an einer Hand abzählen. (LoTR gehört noch dazu und die Sammlung Feuerwache auch von C.W.).

Die anderen beiden erwähnten Romane habe ich dann - einfach weil ich es nicht ausgehalten habe - gleich bei Erscheinen auf Englisch gelesen, und dann später nochmal auf deutsch.

Bei To say nothing of the dog viel gelacht, bei Blackout/All clear gekämpft, alle Handlungsfäden und Verknüpfungen und Zeitsprünge immer im Kopf zu behalten, beide trotzdem stark überdurchschnittliche Zeitreiseromane (IMHO)


Bearbeitet von Wurzelbrumf, 05 Dezember 2024 - 21:35.


#4 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 06 Dezember 2024 - 09:35

Wir sind jetzt bei Die Farben der Zeit (to say nothing of the dog) bei 200 Seiten und es bringt mich echt an die Grenzen meiner Allgemeinbildung, plus, ich hatte in der Schule kein Latein. (Es kommen sehr, sehr viele Zitate vor und einige sind auf Latein.) Das einer Neunjährigen vorzulesen ist wirklich sportlich, denn die stellt viele Fragen und ich kann nicht alle beantworten.

 

Insofern war Blackout/All Clear einfacher, weil ich mich in der Zeit (1940er) auch wesentlich besser auskenne als 1888. Plus, Blackout/All Clear hat Frankies All-Time-Lieblings-Figuren: Alf und Binnie Hotbin. Ich würde ihr ja gern auch Crosstalk vorlesen (das hat Maeve) und Passage (da gab es auch ein freches Kind, Maisie), aber die sind beide nicht übersetzt.


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#5 Selma die Sterbliche

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    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 06 Dezember 2024 - 19:01

Na, Rezi, für Latein gibt es doch den google Übersetzer! 

 

Die Farben der Zeit ist übrigens mein Willis-Favorit


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#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 07 Dezember 2024 - 05:33

Klar, aber das kommt so geballt, da müsste ich ja dreimal pro Seite ständig zum Handy rennen und das eingeben;-)

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#7 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 08 Dezember 2024 - 11:53

Definitiv ein Argument!


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#8 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 10 Dezember 2024 - 08:49

Na, Rezi, für Latein gibt es doch den google Übersetzer! 

 

Häufig hilft einem der Google-Übersetzer allein auch nicht wirklich weiter.

 

Ein Beispiel, wieviel Mühe es mich gekostet hat, nur das lateinische Motto eines Buches zu verstehen:

https://www.wundersa...nde-des-lateins



#9 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 10 Dezember 2024 - 10:06

Ich selbst kann ganz gut akzeptieren, wenn ich etwas nicht ganz verstehe oder ein Werk nicht kenne. Aber das Kind nicht. Wir mussten schon Petticoats nachschlagen (Bilder), und zum Thema D-Day und dem Auslöser des ersten Weltkriegs nachlesen. Es ist erstaunlich, was Willis alles voraussetzt. Mehr als ich aus dem Stehgreif einem Kind erklären kann jedenfalls. Mein gefährliches Halbwissen reicht mir idR für mich selbst, aber nicht, wenn ich einem Kind vorlese. Das soll es ja nicht falsch oder halb lernen. Zum Glück hat das Kind viele Sachbücher im Regal und wikipedia und Google Bildersuche ist unser Freund.

 

However, so lerne ich  jedenfalls auch viel oder vervollständige bereits verschüttetes Wissen.


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