Mal drei Städte, die ich besonders faszinierend fand:
Sigil (Planescape)
Sigil ist eine typische Stadt zwischen den Welten. Ursprünglich dazu verwendet, die einzelnen Welten von Dungeons & Dragons miteinander zu verbinden, wird der urbanisierte Planetenring von so ziemlich allem bevölkert, was die Fantasy-Klischees so hergeben. Dämonen und Engel trinken in derselben Kneipe, während so mancher Halbgott aufgrund eines Fluches oder verlorenen Wette als Straßenkehrer arbeitet. Es gibt Museen für Sinneswahrnehmungen (die dort praktisch in Steine gespeichert werden) und ein Bordell für intellektuelle Gelüste, also Gespräche, Streit oder sogar härtere Kinks wie Ablehnung oder permanente Zustimmung. Über allem thront die Dame der Schmerzen, eine Art Göttin, die gleichermaßen Gefangene wie Herrscherin der Stadt ist. Wer jedoch versucht, sie daraus zu befreien, den trifft ihr voller Zorn – aus welchem Grund auch immer.
Als ich 1998 zum ersten Mal in die "Stadt der Tore" abtauchte, war ich sofort fasziniert von dem rostigen Look & Feel, wie auch von der schier bizarren Art: Ein Gärtner, der seine Bäume durch bloßen Glauben wachsen lässt oder eine Leichenhalle, in der die Toten gleich mal zur Arbeit eingespannt werden. Ich konnte ehrlich gesagt gar nicht genug von den vielen Ideen bekommen und fing damals an, selbst Kurzgeschichten in dem Setting zu schreiben, das so ziemlich alles bietet, außer Grenzen für die Kreativität.
Necromunda (Warhammer 40.000):
Das Warhammer-Universum ist ja für seine gnadenlose Art bekannt und beliebt – Necromunda stellt dahingehend keine Ausnahme dar. Die Bewohner des Planeten beuteten diesen bis zur Unbewohnbarkeit aus und inmitten der vergifteten Wüste, die sie einmal eine Heimat nannten, ragt ein Stadtturm bis in oberste Stratosphäre, der sich Necromunda schimpft. Der wiederum ist die perfekte Gesellschaftspyramide, in grausam: Oben leben die Reichen, die in dekadenter Blindheit kaum noch verstehen, was unter ihnen vor sich geht. Und das ist viel: In den endlosen Hallen und Korridoren der pervertierten Arkologie können ganze Kriege stattfinden, ohne dass man es oben bemerkt. Sklaverei, religiöser Fanatismus und Gewalt beherrschen die unteren Stockwerke und wer ambitioniert (oder lebensmüde) ist, geht nach ganz unten, in die verbotenen Keller, wo alles Mögliche haust. Von Mutanten zu verbotenen Aliens (die man im Setting Xenos nennt).
Necromunda ist in jeder Hinsicht eine Stadt ohne Regeln. Fast alle Geschichten, die darin angesiedelt wurden, sind außerordentlich kreativ, während es vielen Schreibern gelungen ist, die klaustrophobischen Verhältnisse zu erzählen. Die Tatsache, dass man wirklich immer eine Decke über dem Kopf hat, macht es irgendwie immer eng.
Die Megastruktur (BLAME!)
Stell dir vor, du bist seit einem Monat unterwegs. Bist niemandem begegnet, endlosen Treppen gefolgt, durch zahllose Türen gegangen und mit einem Fahrstuhl über eine Woche in die Tiefe gefahren. Schließlich gelangst du an ein Treppenhaus, dessen Boden du nicht mal erkennen kannst. Du benutzt einen Lasertaster, für genau solche Zwecke und er zeigt dir eine fast vierstellige Kilometerzahl. So weit ist das Ende der Stufen entfernt. Das ist die Welt von BLAME!, ein beklemmendes Labyrinth aus Stadt. Bewohnt wird sie im Regelfall von Wächtermaschinen und wahnsinnig gewordenen Cyborgs. Menschen existieren eigentlich nur noch versteckt, zumal sie das System als Fremdkörper und unbedingt zu beseitigen einstuft, während sie sich an den Ressourcen einer immer wachsenden Stadt bedienen.
Auch hier hat mich die schiere Fülle an Ideen fasziniert. Oft sind das Klischees aus dem Cyberpunk-Setting, jedoch ins Groteske weitergedacht. Wie die Maelstrom-Gang aus Pondsmith' Welt, nur noch extremer. Mit sehr schönen Bildern.