Auf dem letzten Elstercon bekam ich ein Buch geschenkt:
Gestatten, Jack Vance!
Taschenbuch – 6. Dezember 2020
von Jack Vance (Autor) Andreas Irle (Übersetzer)
Herausgeber: Spatterlight (6. Dezember 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-1619473959
Nun gebietet es die Höflichkeit, ein geschenktes Buch auch zu lesen, auch wenn es einen nicht interessiert. Überraschenderweise fand ich die Lektüre sehr interessant und anregend. Aufgewachsen im Amerika der Wirtschaftdepression hat der junge Jack mit 20 Jahren mehr Berufe ausgeübt, mehr Abenteuer erlebt und mehr Menschen kennen gelernt als ich in meinem ganzen Leben. Mancher Abschnitt liest sich wie bei Forrest Gump: so war es als Elektriker (ohne jede Fachkenntnis) in Pearl Harbour stationiert und verließ es eine Woche vor dem japanischen Überfall. Oder er bewirbt sich als Schreinerlehrling, stolpert in eine Gesellenprüfung und ist plötzlich Schreiner. Die ersten Jobs verliert er stante pede wegen absoluter Unkenntnis, aber er fuchst sich rein und arbeitet schließlich als Schreiner. Er verbrachte auch viel Zeit auf billigen Frachtschiffen, die damals noch Segler waren. Und erlebte etliches in diversen Häfen weltweit.
Mit soviel Lebenserfahrung startete er in seine Schriftstellerlaufbahn. Wiederum überraschend konnte er sein Leben lang vom Schreiben leben, obwohl er m.E. keiner der großen SF-Autoren wurde. Er pflegte lange Freundschaften mit Frank Herbert und Poul Anderson (die ich für bedeutender halte). Und er reiste wahnsinnig viel. Da er seine Schriftstellerei überall ausüben konnte, führte er einen Lebensstil, der mir erst seit den Internetnomaden bekannt ist. Mal lebte er mit Fau und Kind in Marokko, mal in Tahiti, mal auf Ibiza und dann wieder in Kalifornien.
Fazit: lesenswert, sehr unterhaltsam (schreiben kann er) und quasi ein historisches Dokument. Zudem beantwortet das Buch einige Fragen aus anderen Threads:
Kann man vom SF-Schreiben leben? Ja, zumindest mit einem US-agenten
Muss man das Handwerk lernen? Nein, zumindest nicht wenn man Jack Vance ist
Ist breite Lebenserfahrung ein Muss? Ja
Gestatten, Jack Vance!
#1
Geschrieben 06 Januar 2025 - 10:35
#2
Geschrieben 06 Januar 2025 - 10:55
Mir war es damals zu teuer.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
- • (Buch) gerade am lesen: Marc-Uwe Kling – Views
#3
Geschrieben 06 Januar 2025 - 11:23
Mir war es damals zu teuer.
Das E-Book gibt es für 7€. Aber die gedruckte Variante hat einen interessanten Preis:
#4
Geschrieben 06 Januar 2025 - 14:27
Er pflegte lange Freundschaften mit Frank Herbert und Poul Anderson [...]
Haben die drei nicht eine Zeit lang gemeinsam auf Vance' Hausboot gelebt?
fragt
Ralf,
der weder Jack Vance noch Poul Anderson gelesen hat
Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)
ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!
- • (Buch) gerade am lesen:M.K. Iwoleit & T. Sieber (Hg.): NOVA 30
- • (Buch) als nächstes geplant:H.W. Franke "Hiobs Stern"
#5
Geschrieben 06 Januar 2025 - 15:50
Das E-Book gibt es für 7€. Aber die gedruckte Variante hat einen interessanten Preis:
Früher waren Teppiche oder Briefmarken Wertanlagen, möglicherweise sind bald antiquarische Printausgaben Wertanlagen, sozusagen als Gegenpol zu Kryptowährung und Bananen mit Klebeband. ;-)
#6
Geschrieben 06 Januar 2025 - 16:30
Ralf: ja, das Hausboot spielt auch eine Rolle (erinnert mich an "Drei Männer in einem Boot")
Weltraumschrott: nicht von den Amazon-Preisen verlocken lassen; wie gesagt bekam ich das Taschenbuch geschenkt
Bearbeitet von rostig, 06 Januar 2025 - 16:31.
#7
Geschrieben Gestern, 16:46
keiner der großen SF-Autoren
Herbert sr., eine weiterer Viel-Jobler, nannte, meine ich mich zu erinnern, Vance als einen seiner Haupteinflüsse; vielleicht hätte es ohne seine Freundschaft - und literarische Bewunderung - nie DUNE gegeben...? Vance ist also m.E. wahrscheinlich einer der absoluten "elders" amerikanischer S.F..
Ich hab viel zu wenig von Vance bisher gelesen, fand aber die bisher geschafften Dying-Earth-Sachen cool. Am meisten mag ich die Kurzgeschichte "Die letzte Festung"; darauf basierend hab ich mal ein Abenteuer-Rollenspiel-Szenario gebaut & mit Anderen gespielt.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, Gestern, 16:50.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#8
Geschrieben Heute, 09:20
Ich habe das Buch ebenfalls beim Elstercon geschenkt bekommen und dann auch gelesen.Ein wirklich interessanter Lebenslauf von jemandem, der die Welt bereist hat, sich auf Seefahrt verstand, Familienvater war und es irgendwie den größten Teil seines Lebens schaffte, sich so gut zu verkaufen, dass er von SF schreiben leben konnte - eine ziemlich einmalige Kombination, wie ich finde!
Ich würde Vance tatsächlich auch zu den großen Autoren der SF zählen. Er hat zwar keine Meilensteine gesetzt und meines Wissens auch keine Preise abgeräumt, aber er hat eine Menge guter und teils auch origineller SF veröffentlicht, die zwar keine Meisterwerke, aber immer gute Unterhaltung waren.
Bearbeitet von Helge, Heute, 09:20.
#9
Geschrieben Heute, 09:26
Man müsste mal zusammentragen, welche SF-Autor*innen am häufigsten von ihren Kolleg*innen als Vorbilder genannt werden. Ich wette, Jack Vance ist da unter den Top-5.
DIe ISFDB listet 8 Literaturpreise, die Vance erhalten hat, inmitten von Dutzenden von Nominierungen.
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