ich bin arbeitsbedingt leider noch nicht soweit gekommen und erst auf Seite 80.
Aber bisher verfestigt sich zumindest ein Teil meiner Erwartung. Mir gefällt das Thema mit den Wölfen sehr. Eben weil es halt auch wirklich eine spannende Angelegenheit ist. Und der ganz normale Wolf, ohne Nanobots, wird ja in den Gegenden zwischen Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg sehr kontrovers diskutiert und ist ein regelrechtes Politikum.
Ich habe schon ganze Demonstrationszügen von Jägern und anderen Gestalten gesehen, die sich für eine Wolfsjagd einsetzen. Die tausend Legenden und tatsächlichen aber auch falschen Wolfsichtungen die zielsicher aufkommen, besonders zur Sommerzeit sind jedes Jahr aufs neue Quell großer Freude und Ablenkung in der Mittagspause. Einen Wolf der in Wirklichkeit ein Husky ist? Das gabs schon und hat eine ganze Kleinstadt in Angst versetzt.
Die berühmte "Löwin von Kleinmachnow", die 2023 halb Berlin in Ekstase versetzt hat, hat bei Endres vielleicht auch ein wenig als Muse für seine Story gedient.
Die vielen Ökologie-Aspekte runden die Handlungswelt des Romans für mich ab, da die letzte Dürre in Brandenburg ganze Seen und Flüsse trocken gelegt hat und die nächste schon im Anmarsch ist. Das zusammen mit vielen kleinen Dingen, die er zum Beispiel zur E-Mobilität eingebaut hat, machen das für mich schon authentisch. Und wirken nicht weit hergeholt, sondern hochaktuell.
Ich gebe aber zu, das ganze bekommt langsam bei fortschreitenden Lesen den Charme eines Regionalkrimis, der für einfachere Unterhaltung sorgt. Da bekenne ich mich schuldig. Und ich muss einsehen, dass das nicht jede*r spannend finden kann/wird.
Was mir bisher nicht gefallen hat:
Das ist das erste Kapitel aus der Sicht eines Wolfes. Ich nehme mal an, das war einer dieser Cyberwölfe? Ich meine zu erkennen, dass es bewusst so geschrieben ist, dass es die Gedankengänge solch eines extremen Geschöpfes darstellt. Aber ich halte so etwas für sehr schwierig. Und hier leider nicht gelungen. Der ganze Text wirkt mir zu menschlich. Die Kategorien in denen der Wolf denkt, wirken so, wie ich mir einen einfachen Menschen vorstelle, der in Wildnis agiert. Aber trotzdem ein Mensch. Das bricht die Immersion bzw. lässt sie in diesem Kapitel bei mir gar nicht erst aufkommen.
Was ich bis hier hin auch noch nicht so richtig verstehe und für mich nicht richtig begründet ist, ist diese Nanotechnologie, die sich wie von Zauberhand über irgendwelche ausrangierten Implantate und Prothesen in den Wölfen festgesetzt haben soll, sie übernommen und extrem mutieren lässt. Sogar soweit, dass sie sich weiter entwickeln und so krass technologisch verbessern, dass sie die Bundeswehr in Schach halten?
Wie soll das gehen? Wie sollen die sich selbst verbessern, so völlig ohne Forschung, ohne eigene Industrie, ohne Fertigungsbetriebe? Und wie kommt es, dass die Labore, aus denen diese Nanotechnologie heimlich entwichen sein soll, nicht auch in der Lage sind, ebenso leistungsfähige Waffenesysteme zu entwickeln und der Allgemeinheit und vor allem der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen? Das ist leider alles so mysteriös, dass Nanotechnologie und Nanobots hier keinen spekulativen Zukunftsvibe haben, sondern eher wie Magie und Zauberei in einem Fantasy-Roman wirkt.
Ich finde Joe jetzt überhaupt nicht omnipotent. Er setzt sein Auto in den Graben, schmachtet Frauen wie ein Teenager an und kann nicht mal einigermaßen souverän mit der Wirtin eines Gasthauses reden.
Die Fahrradkurierin erscheint mir völlig unglaubwürdig. Eine Person, die so ausrastet, dass sie eine hilflose Fahrerin mit gebrochenem Arm immer weiter zusammentritt, die aus Adrenalinsucht Drogen schmuggelt, die setzt sich nicht ruhig zu einer alten Dame, hört sich deren Geschichten zum hundertsten Mal an und isst brav einen Keks.
Die Wölfe sind interessant. Ich bin jetzt bis zu dem Interview gekommen, das die Wissenschaftlerin Kira dem Wissenschaftsjournalisten gibt.
Vielleicht ist Omnipotent falsch und ich meinte es irgendwie anders. Also ich finde es zu rund. Er läuft die ganze Zeit in Büroklamotten rum und überwältigt trotzdem ohne das jemand was merkt, auf einer politischen Demo irgendwelche Leute und verschwindet unbemerkt. Das wirkt nicht stimmig das passt nicht. Dazu diese Marotte mit dem altmodischen Hut.
Aber bei der Fahrradkurierin stimme ich dir zu. Wer solch eine Geschichte inklusive Werbeverträge etc. hinter sich hat, bleibt auch und besondenrs auf dem Dorf eine Berühmtheit. Wie soll die Person da dann noch heimlich und unbemerkt Drogenkrurierin sein und die militärischen Sperrgebiete überwinden, ohne dass das nicht auffällt? Der Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes ein "bunter Hund". Der eignet sich nicht für sowas und daher wirkt das auf mich nicht "stimmig".