Okay, bin durch, flott weglesen lässt es sich. Es sind auch sehr viele spannende Ideen drin, weshalb man immer weiter liest - aber Westerboer macht wenig drauf.
Die coole, fremdartige Ökologie? Wird immer nebensächlicher ... auch erscheint mir hier nicht alles durchdacht. Da wird die Große Sauerstoffkatastrophe mit dem Perm-Zeitalter zusammengeworfen, aber es passt für mich nicht.
Dann der Antagonist, der Gott spielt, ein größenwahnsinniger Unternehmer á la Elon Musk,... . Und Mildred, die Mutter, seine Gegenspielerin, die sich versteckt und ganz allein lauter tolle Sachen entwickelt. Naja. Was machen eigentlich die ganzen anderen klugen Leute, die mit den beiden zusammen vorausgeflogen sind?
Dass die Raumschiffe zu unterschiedlichen Zeiten ankommen: toller Ansatz, veranschaulicht schön, was Reisen im Weltall bedeuten kann. Aber auch hier: Westerboer macht zu wenig draus.
In der zweiten Romanhälfte werden immer mehr Fässer aufgemacht, viele spannende Ideen, kaum zu Ende gedacht. Manche Handlungselemente hätte man komplett weglassen können. Da wird ein menschliches Dilemma konstruiert, das zur Nebensächlichkeit wird.
Und dann will Westerboer das Schlechte und Zerstörerische im Menschen mit Physik begründen, stellt es als alternativlos hin, um am Ende wieder etwas ganz Anderes in den Raum zu werfen. Der Autor hätte sich stärker auf die Biologie Perms und die Anpassung der Menschen konzentrieren sollen, er hätte eine Utopie daraus machen können, stattdessen ist es eine misanthropische, dystopische Geschichte, in der die Menschen ihren Planeten kaputt gemacht haben und jetzt Perm kaputtmachen, über Menschen, die andere Menschen opfern, die im Überlebenskampf über Leichen gehen ... und die auf Perm die "Akratie" versuchen, was der Autor aber auch gleich scheitern lässt und nicht näher thematisiert ...
Für mich war der Roman überladen mit unterschiedlichsten Ansätzen, aus denen man jeweils richtig geile Geschichten hätte machen können, aber so wird alles angerissen, wenig wirklich weiter gedacht. Schade 