Ich habe in den AN gerade eine eher unterwältigte Rezension gelesen. Vermutlich ist die Frage, was man sucht. Ich war ja von Athos begeistert, hatte aber dort schon Mühe mit der Beziehung zwischen Zack und dem Menschen, für den sie arbeitete und der sie schlecht behandelte. Hier ist die Erzählstimme Henry, den schätze ich auf so etwa zehn, und der stürzt mit seinen beiden Geschwistern und seinem Vater auf Perm ab. Aber statt das sich die Insassen des Schiffs zusammentun und gegenseitig helfen, klaut Henrys Vater anderen lebensnotwendige Vorräte und rennt mit seinen Kids davon.
Ich mag keine Bücher, in denen Menschen einander schlecht behandeln und das den Grundton darstellt. Hier erscheint mir das von Beginn an auch unlogisch: Wieso sollte ich mit drei Kindern auf einem fremden Planeten in irgendeine Richtung loslaufen? Wieso das Schiff und meine Nachbarn verlassen? Als klar wird, dass die einander kennen (anscheinend sind ganze Viertel evakuiert worden), finde ich das noch weniger nachvollziehbar. Gemeinsam hätten sie auch viel mehr reißen können und ich habe keine Ahnung, wie man drauf sein muss, um seine Nachbarn willentlich krepieren zu lassen. Ich wohne in einem Miethaus aber das läge mir nicht nahe. Es folgt dann eine Verfolgungsjagd, die auf mich völlig konstruiert wird. Und über x Kapitel fast sterbenden Kindern zusehen - auch das ist nichts, was ich lesen will. Mir stellte sich auch die Frage, wie es zu einer so weichen Erzählstimme kommt, wenn die Eltern solche Arschlöcher sind. Denn man liest auch die Perspektive der Mutter und die ist so unsympathisch, dass ich der gar nicht folgen mag. Sie trampelt über die Grenzen ihrer Kollegen und scheint völlig skrupellos.
Hinzu kommt noch, wie die Beziehungen in der Familie geschildert werden. Der arme große Bruder muss sich ständig kümmern und was es mit Henry macht zu wissen, dass sein Vater andere beklaut und zum Tode verurteilt hat, ist auch nur am Rande Thema.
Die Rettung der Familie wird dann gar nicht gezeigt, ich habe in verschiedenen Rezis nun gelesen, dass ich nicht die einzige Person bin, die gar nicht kapiert, wie die passiert ist.
Was ich grandios finde, ist die Sprache. Da ist Westerboer echt super. Allerdings gibt es ausufernde Beschreibungen, sowohl des fremden Planeten als auch von biologischen und chemischen Grundlagen. Wer sowas mag, sollte den Roman lesen. Wen das in der Fülle langweilt, wie mich: weglassen.
Wenn du Dath und Braslavsky magst, könnte das für dich gut passen. Ich habe von beiden bereits Bücher abgebrochen, weil mich das nicht packte. Sprachlich jeweils echt schön, aber emotional connectete da bei mir nichts.