Hallo Leute.
Wenn ich die Rasanz wahrnehme, mit der Wissenschaft und Technik in den letzten Jahren voranschreiten, ist das für mich ein zwiespältiges Erlebnis. Einerseits finde ich Neuerungen wie z.B. KI faszinierend. Andererseits werden durch den Einzug solcher Technologien in das banale Alltagsleben viele Science-Fiction-Geschichten entzaubert und sind dann für mich kein Genuss mehr. Wie seht ihr das?
Gruß
Harry

Zwiespältiger Fortschritt
#1
Geschrieben 24 April 2025 - 10:09
#2
Geschrieben 24 April 2025 - 11:19
Ich denke, das ist das Wesen der Science Fiction Literatur. Man denke an die zahlreichen Abenteuer auf Mars und Venus oder noch früher zurück an Jules Vernes Reise zum Mond. Die Realität holt oft die SF ein oder zeigt ihr, wo sich die Voraussagen als falsch erwiesen haben. Das ist doch spannend, gerade wenn man es noch miterleben kann.
#3
Geschrieben 24 April 2025 - 12:15
Kommt drauf an.
Wenn die alten Klassiker sehr techniklastig sind, verlieren manche in der Tat den Reiz.
Wenn ich mir aber die alten Schinken durchlese, in denen die Venus ein Dschungelplanet ist oder es auf dem Mars eine alte Zivilisation gibt, welche sich unter die Marsoberfläche zurückgezogen hat, finde ich so etwas durchaus reizvoll.
Manche bezeichnen so etwas aber auch als -sense of wonder-. Und ganz ehrlich, solche Bücher liebe ich.
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105
#4
Geschrieben 24 April 2025 - 14:24
Ich betrachte den extrapolierenden Aspekt bei SF-Geschichten eher als "Gedankenkonstrukt" und weniger als Vorhersage für die Zukunft.
Gewissermaßen verraten Werke, die von der Gegenwart einge- und überholt wurden, mehr über die Vergangenheit als über die Zukunft - und auch das ist sehr reizvoll.
Davon abgesehen: Eine gute Geschichte bleibt eine gute Geschichte. "Forbidden Planet" (aka: "Alarm im Weltall") hat eine meterdicke Patina - Kulissen, Technische Möglichkeiten, Zeichnung der Rolle von Mann und Frau -, ist für mich aber immer noch ein Film, den ich mir sehr gerne alle drei-vier Jahre anschaue. Dasselbe gilt für "Raumpatrouille", "Star Trek: TOS", Ray Bradburys "Marschroniken" usw.
Bearbeitet von ChristophGrimm, 24 April 2025 - 14:34.
Die Zukunft im Blick: https://eridanusverlag.de | Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
- • (Buch) gerade am lesen:„All An“ (Kai-Holger Brassel), „Delter“ (Frank Lauenroth)
- • (Buch) als nächstes geplant:EXODUS 49
-
• (Buch) Neuerwerbung: … RuB-Abbau (dringend nötig)
#5
Geschrieben 24 April 2025 - 14:59
Was die derzeitige Entwicklung angeht, sehe ich das überhaupt nicht so; die läuft nur in sehr schmalspurigen, eng begrenzten Bereichen in einem großen Tempo. Was Autos angeht, werden die zwar immer mehr vollgeladen mit der genannten begrenzten Spezialtechnik, wovon nicht wenig Überwachungstechnik ist (teils gesetzlich vorgeschrieben), aber was die Autos als solche betrifft, halten sich die Weiterentwicklungen seit Jahrzehnten sehr in Grenzen. Einzige Ausnahme sind Elektroautos, weil die Akkutechnik eins der Spezialgebiete ist, die rasante Fortschritte machen.
Schauen wir uns die Luftfahrt an - da haben sich die Flugzeuge schon rein optisch seit 40 Jahren kaum mehr verändert. Sie sind sparsamer und das Fliegen billiger geworden, dafür fliegen sie langsamer. Private Überschallflüge gibt es überhaupt nicht mehr.
Von der Raumfahrt brauchen wir gar nicht zu reden, die ist eine Unendlichkeit weit hinter allen Vorhersagen der SF zurückgeblieben, auch wenn in den letzten 15 Jahren langsam wieder Hoffnung aufkommt.
Fusionskraftwerke haben wir nach wie vor keine; sie sind allenfalls inzwischen nicht mehr 50 Jahre, sondern etwas weniger entfernt.
De-Extinction ausgestorbener Arten ist zwar mittlerweile ein Thema, aber geschafft hat auch das bisher keiner.
Die Tiefsee ist weiterhin weitgehend unerforscht, Erdbeben nicht vorhersehbar, und mit vielen Spezialthemen der SF wie etwa Animal Uplift befasst sich schlichtweg so gut wie keiner.
Zeitreisen sind nach wie vor im Bereich des völlig Fantastischen, Teleportation, Stargates usw. ebenfalls. Dass die reale Entwicklung in großem Rahmen die SF überrennt, sehe ich also ganz und gar nicht. Und sollte das jemals passieren, dann läge es wohl eher an der SF selbst, wenn sie zurückbliebe und mit der Realität nicht mehr mithalten könnte.
Bearbeitet von Helge, 24 April 2025 - 15:41.
#6
Geschrieben 30 April 2025 - 06:50
Die Wunder der Technologie halten sich übrigens durchaus in Grenzen, selbst in China; dazu ein lustiger Artikel über Roboter, die einen Marathon laufen sollten:
https://www.oddityce...-way-to-go.html
#7
Geschrieben 30 April 2025 - 10:45
Hallo Leute.
Wenn ich die Rasanz wahrnehme, mit der Wissenschaft und Technik in den letzten Jahren voranschreiten, ist das für mich ein zwiespältiges Erlebnis. Einerseits finde ich Neuerungen wie z.B. KI faszinierend. Andererseits werden durch den Einzug solcher Technologien in das banale Alltagsleben viele Science-Fiction-Geschichten entzaubert und sind dann für mich kein Genuss mehr. Wie seht ihr das?
Gruß
Harry
Das sehe ich eigentlich anders. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass sich Gegenwartsromane mit der Wirkung der Vergangenheit auf die Gegenwart befassen, die Zukunftsromane hingegen mit der Projektion der Gegenwart auf die Zukunft. Ein guter SF-Roman oder eine gute SF-Geschichte nimmt also soziale, wissenschaftliche oder technische Entwicklungen der Gegenwart auf und versucht, ihre Auswirkungen auf die Zukunft auszumalen. Das kann positiv oder negativ sein, ein Versprechen oder eine Warnung. Wirklich gute Social-Fiction-Bücher sind oft genug zeitlos. Beispiele: George Orwells "1984" oder Ursula LeGuins "The left hand of darkness".
Abenteuergeschichten, die in einer technischen Zukunft spielen, altern dagegen schnell, weil die Entwicklung der Technik immer anders verläuft als erwartet. Die Ausbreitung von Smartphones, das Internet und der rasante Aufstieg der KI - das war so nicht vorhersehbar. Haushaltsroboter, wie sie sich viele SF-Autoren in den 1970er Jahren vorgestellt hatten, gibt es dagegen immer noch nicht, und die Weltraumfahrt lahmt deutlich. Die letzte Mondlandung liegt mehr als 52 Jahre zurück.
Aber letztlich geht es in guten Science-Fiction-Geschichten immer um Menschen, nicht um Technik. Sie sind ein Spiegel der Zeit, in der die Autoren geschrieben haben. Und wie bei vielen anderen Genres bleiben irgendwann nur die wirklich guten und zeitlosen Werke in Erinnerung.
Bearbeitet von Fermentarius, 30 April 2025 - 10:46.
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