Die STORYS ...
Gabriele Behrend - Energie atmen
Leben und lieben und sterben und ... einsitzen. Die großen Themen des Lebens in einer Geschichte vereint. Routiniert erzählt, hat mich aber leider nicht gepackt. Vielleicht, weil die Geschichte ziemlich knapp ausfiel.
Achim Stößer - Skrik
Der deutsche (?) Ich-Erzähler gelangt durch ein WTF in die Vergangenheit und da er sich gerade in Norwegen befindet, kann er sich aufgrund seines Ausländer-Status auch aus kniffligen Nachfragen herauswinden. Er lernt Edvard kennen und begleitet ihn ein Stück des temporalen Weges. Wäre die Story doch nur ein wenig kürzer und knackiger ausgefallen. Und der Aha-Effekt der Geschichte könnte einer Kneipenwette entsprungen sein.
Frank Lauenroth - Höchster Einsatz auf Robina 8
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Joachim Hagen - Sternenfront
Ich kann mich noch gut an die Vorwärtsverteidigung (und einige andere Details) aus "Angriff auf Grünland" aus NOVA 34 erinnern. Das spricht für die Güte der Persiflage. In "Sternenfront" haben wir wieder ein militärisches Setting und der SF-Anteil ist m. E. vernachlässigbar dünn (und eigentlich nicht notwendig). Die Gefechte auf Cedric III werden mit Artillerie ausgetragen, es gibt Graben- und Häuserkämpfe. Bestimmt wird das Ganze von den 'dazwischen' stattfindenden Gesprächen zwischen den Soldaten. Vieles daran ist unterste Schublade mit Fremdschäm-Garantie, aber vielleicht sind es diese schlichten Gemüter, die es für das Kanonenfutter in ferner Zukunft braucht.
Eine eindringlich geschilderte Geschichte über die Sinnlosigkeit des Krieges, egal in welcher Zeit.
Werner Weiske - Firestarter
Konferenz im 12ten Stock. Anwesenheitspflicht trotz Neural-Links. Alles läuft über die Schnittstellen. Segen und Gefahr zugleich, wie die geneigten LeserInnen während der Konferenz erfahren.
Hier geht es zügig voran. Es gibt reichlich Motivationen und ein Ende, das mich leider nicht überraschen konnte.
Roland Grohs - Monument
Zukünftiges Online-Dating wird auch nicht einfacher. Mimo und Jana begegnen sich im Netz. Mimo ist angespannt. Zu lange ist er bereits auf der Suche und seine Erfolge liegen bei Null. Wie gut, dass er mit einer Jacht punkten kann. Und dass Jana interessiert genug ist, sich Mimo und Jacht anzusehen.
Mein erstes echtes Highlight dieser NOVA-Ausgabe. Das Ende ist sauber vorbereitet und wird mit einem Augenzwinkern erzählt. Hat mir sehr gefallen.
Helga Anton-Beitz - Obsidian
Und gleich noch ein zweites Highlight hinterher.
Die Geschichte läuft über zwei Zeitebenen und schildert die Auswirkungen eines (vermeintlichen) Kontakts mit den Augen und Worten eines vorzeitlichen Stammes und der wissenschaftlichen Aufarbeitung in der Gegenwart. Das ist in beiden Ebenen spannend und dicht erzählt. Leider schwächelt das Ende ein wenig. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Joachim Frank - Titanum
Eine verlorene Liebe, ein Typ, der der Verflossenen (sie hat sich getrennt) nachtrauert und eine Chance findet, sie wieder zu sehen, weil in Atlanta (da ist sie hingezogen) ein Titanwurz blüht und das eine botanische Sensation ist und er zur schreibenden Zunft gehört und er da sowieso hin will/muss und ... viel mehr ist eigentlich nicht. Nett erzählt, aber ein wenig substanzlos.
Yukimi Ogawa - Blau Grau Blau
Eine Geschichte über die Wahrnehmung von Besonderheiten, wie sie nur in Japan entstehen kann, wo der Stand und Ansehen über den Alltag der/des Einzelnen entscheiden.
Und was es mit jemandem macht, der eigentlich von den normalblauen zu den grauen unscheinbaren wechselt, gerade weil er nicht gesehen wird.
Bis eines Tages sein Blau zurückkehrt und noch stärker wird durch die Kraft der Wertschätzung (und auch ein bisschen Liebe).
Poetisch schön erzählt. Eine gute Wahl für diese NOVA-Nummer.
Fazit: 3 sehr gute Geschichten. Reichlich solide Kunst. Kein Totalausfall. Gut investierte Euros.