Misstraue dem Licht
von Florian Michael Schmitt (Autor)
ASIN : B0CC7FGPSX
Herausgeber : Independently published
Erscheinungstermin : 18. Juli 2023
Sprache : Deutsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe : 266 Seiten
ISBN-13 : 979-8397679855
Klappentext
Auf einem fremden Planeten gestrandet, muss ein Vater seinen Kindern die ungeheuerliche Wahrheit über ihre Herkunft offenbaren. Er erzählt eine epische Geschichte, in der er außerirdische Wissenschaft, Philosophie, Musik und Kunst entdeckt. Auf seiner tausendjährigen Reise durch Raum und Zeit prägt er dabei unbeabsichtigt die Schicksale ganzer Spezies und Planeten. Immer wieder ist das Licht der Schlüssel zu allem Geschehen.
Das Besondere an diesem Roman ist, dass zum ersten Mal eine vom Autor bereits veröffentlichte physikalische Grundlagentheorie mit den Mitteln der Literatur bekannt gemacht wird. Das ist eine neue Dimension von Hard Science-Fiction. Innerhalb der spannenden Handlung hinterfragt der Autor, welche wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen es hat, wenn eine Spezies die Physik des Lichtes wirklich versteht – oder eben nicht. Zugleich beleuchtet der Autor die Natur des Lichtes in philosophischen Diskursen über Kunst, Schönheit und Phänomenologie. Dazu besitzt der Roman verschiedene Handlungsebenen und intertextuelle Bezüge, so etwa auf Mythen aus der griechischen Antike, die sich durch die Namen der agierenden Personen erschließen. Der präzise komponierte Hergang der Ereignisse auf den Planeten schließt sich überraschend zu einem Zeitkreis. In der Erzählung sind zwei kunstvoll auf den jeweiligen goldenen Schnitt des Gesamttextes treffende Gelenkpunkte angelegt, an denen sich die Schicksale der Personen und ihrer gesamten Spezies entscheiden. Die Form des Romans spiegelt so den Inhalt und fügt der Übersetzung eines Gedankens in ein künstlerisches Werk, das bereits in der Erzählung nochmals in die Architektur übersetzt wird, eine weitere Übersetzung in die Literatur hinzu.
Die Absicht des Autors ist es, innerhalb der kritisch-fiktionalen Kulisse eines drohenden Untergangs der Menschheit deren positive Errungenschaften in einem humanistischen Manifest herauszustellen. Der Science-Fiction bietet hier die Möglichkeit eines objektiven Blicks auf den Planeten und seine Bevölkerung. Der Autor vermittelt dabei stets eine optimistische und versöhnliche Sicht auf die Welt, indem er zugleich visionäre Lösungen für die großen Probleme der Menschheit anbietet.
Kommentar
Also den Klappentext hat der Autor wohl selber verbrochen. Zumindest die visionären Problemlösungen konnte ich nicht entdecken. Der Roman zeigt drei recht unabhängig existierende Aspekte. Einerseits erinnert er oft an Gullivers Reisen, wenn er sarkastisch unseren aktuellen Unsinn an einer fremden Spezies demonstriert (z.B. Verfallsdatum für Speisesalz). Viel Raum nehmen Ästhetik und Philosophie ein; insbesondere die Anwendung des Goldenen Schnitts auf die Musik hat es dem Autor angetan. Seine o.g. Theorie zur Widerlegung Einsteins habe ich nicht wirklich verstanden (aber die Relativitätstheorie zugegebenermaßen auch nicht wirklich). Seine Schlußfolgerungen das Überlichtflug möglich ist und uns unendliche Energien zur Verfügung stehen halte ich für (eher mittelmäßige und wenig originelle) SF als für eine fundierte physikalische Theorie.
Literarisch hat das Werk wenig zu bieten. Die Figuren sind erschreckend simpel konstruiert und da sie als Klone immer wieder in Laufe der Jahrhunderte unverändert auftreten nerven sie mich als Leser irgendwann. Die geschilderte Welt der Abstrakten (merkwürdiger Name für eine Spezies) ähnelt weitgehend der unserigen in einer nicht so fernen Zukunft (sonst würden die sarkastischen Anekdoten nicht greifen).
Fazit
Liest sich locker weg, aber mit Sicherheit kein zweites Mal.

Florian Michael Schmitt - Misstraue dem Licht
#1
Geschrieben 06 Juli 2025 - 14:40
#2
Geschrieben 09 Juli 2025 - 15:11
Lieber Kritiker,
selbstverständlich war mir bewusst, dass diese Geschichte nicht jedem gleichermaßen zugänglich sein würde. Eines vorweg: In einem Punkt gebe ich Ihnen recht – sprachlich wie literarisch gibt es zweifellos elegantere Werke.
Dennoch habe ich mich bemüht, die Erzählung vielschichtig anzulegen – mit dem Ziel, auf unterschiedlichen Ebenen Anknüpfungspunkte für verschiedenartige Lesarten und intellektuelle Zugänge zu schaffen. Das gilt auch für die Figuren: Jede durchläuft eine Entwicklung, jede trägt Brüche in sich.
Ein Beispiel: Der militärisch geprägte Grobklotz – ein bewusst zitierter Archetyp, wie man ihn aus zahllosen Actionfilmen kennt – zeigt hier ungewohnte Facetten. Er entwickelt Empathie für die Bedürfnisse eines Feuers, denkt über moralphilosophische Triage-Dilemmata nach und formuliert dabei einen bemerkenswert differenzierten Standpunkt, der einem dialektischen Philosophen den Atem rauben könnte – und, soweit ersichtlich, in dieser Form bislang noch nirgends veröffentlicht wurde.
Zugegeben, es mag hilfreich sein, zumindest einige der nur angedeuteten Topoi klassischer Philosophie – etwa Platons Höhlengleichnis – wiederzuerkennen, um den Text in seiner Tiefe zu erfassen. Ganz zu schweigen von den wissenschaftlichen Verhandlungen, die sich nicht zuletzt mit einigen der fundamentalen Fragen der Physik der letzten hundert Jahre beschäftigen und in ihrer Konsequenz durchaus Sprengkraft besitzen.
In diesem Sinne bedaure ich, dass sich Ihnen die inhaltliche Tiefe offenbar nur in begrenztem Maße erschlossen hat. Wer über die erste Erzählebene hinaus vordringt, stößt auf zweite, dritte und vierte Schichten. Ob auch die fünfte für Leser je vollständig zugänglich wird – das erwarte ich selbst noch mit Spannung.
#3
Geschrieben 21 Juli 2025 - 19:53
Hallo,
ich fand den Titel interessant und auch die Kritik von rostig, deshalb habe ich jetzt im Urlaub auch das Buch gelesen. Zu dem Überlichtantrieb muss ich noch die Links aufrufen - sind die peer reviewed und veröffentlicht? Die "Tonleiter" ist eine nette Idee, aber nur eine von hunderten nicht-EDO-Skalen, die man heutzutage finden kann. Ich werde sie bei Gelegenheit mal ausprobieren.
Ansonsten neige ich dazu, mich in der Kernaussage von rostig anzuschließen. Der Text ist nicht schön zu lesen. Da nützen auch mehrere verborgene Ebenen nichts, wenn ens Lesery gar keine große Lust bekommt, denen nachzuspüren. Für mich gab es einige Logiklöcher, die ich aber nicht alle aufgeschrieben habe, sowie drei Punkte, die mich echt gestört haben.
Auf der positiven Seite haben mir die Gebäude gut gefallen, die sind wirklich professionell durchdacht.
So schnell werde ich das Buch nicht noch einmal lesen wollen - da für ist mein SuB zu groß.
Bearbeitet von Helli-S, 21 Juli 2025 - 19:53.
Viele Grüße, Helli
Immer cool bleiben.
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