Zum Inhalt wechseln


Foto

Fingerübung 4 - Das Unbekannte


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
17 Antworten in diesem Thema

#1 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.256 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 08 Oktober 2025 - 17:04

Was fasziniert und am Unbekannten? Das soll der Text zeigen. In Amerika reisten sie in den fremden Westen, in den 60ern ins All und die Tiefsee enthält genauso unbekanntes Terrain wie der abgelegene Dschungel, aber vielleicht auch ganz nah der Keller, in den wir uns nicht trauen,

 

Entwerft eine Szene, in der das Unbekannte auftritt und in ein phantastisches Setting gebracht wird. Ob dabei Angst oder Freude oder eine andere Emotion eine Rolle spielt, sie soll erfahrbar dargelegt werden. 



#2 Michael Fallik

Michael Fallik

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 85 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 09 Oktober 2025 - 21:24

Ich mach (mal wieder) den Anfang, weil ich gerade fernab von allen Verpflichtungen in einem Strandhaus bin und Zeit und Lust auf ein wenig Wortspielerei verspürte:

 

Mein Name ist Gothard Hundertmark und ich stamme von der Erde. Das ist lange her. Auch mein Name spielt keine Rolle mehr. Auf meiner Kleidung sind Zeichen zu erkennen, fremdartig und bedrohlich wie die Wesen, die mich gefangen halten. Phonetisch extrahiert werde ich von ihnen Koojkjoo genannt. Früher war ich Prokurist, heute bin ich ein Versuchskaninchen, und ich bin mir vollkommen sicher, dass mir nach Erfüllung meiner Mission das Fell über die Ohren gezogen wird.  Mein Highscore wird mich jedoch überdauern. Die Wände sind vollgehangen mit den Zeugnissen längst entsorgter Probanden. Wenn ich nichts übersehen habe, bin ich das dritte menschliche Wesen, dessen Ergebnisse demnächst an diesen Wänden zu finden sein wird. Mary Higgins aus Austin/South Dakota  hat 1924 ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielt,  besser als viele der anderen Aliens, deren Tentakelkörper und  Birnenköpfe zwar riesig, aber kaum mit Intelligenz gesegnet schienen. Ja, objektiv betrachtet bin ich hier der Alien, und die feinstoffliche Ansammlung von Mineralien, die mir zweimal am Tag das Essen serviert, hat hier eindeutig das sagen. 
 
Reden wir über Zeit: es gibt abwechselnd Phasen von grellem, schattenlosen Licht und völliger Dunkelheit, Perioden extremer Trockenheit, bei denen mir das Atmen schwer fällt und wolkenbruchartigen Regenfälle, die ohne Wolken aus der halbkugelförmigen Decke prasseln. Es ist ein ewiges Ein und Aus, ein Auf und Ab oder ein Kommen und Vergehen. All das ergibt an diesem Ort meine Zeit. 
 
Ich verschwende wenig Gedanken darüber, was dass alles bedeuten soll. Warum mir auf dem Heimweg zu meinen gemütlichen Wohnwagen der Mitsubishi absoff, der ausgestorbene Highway in plötzlich gleißendes Licht getaucht war und - was ich erst viel später bemerkte - meine Uhr stehen blieb. Es war ein wenig wie in Independence Day; und ich fühlte mich geschmeichelt. 
Abgesaugt aus meiner irdenen Existenz fand ich mich wenig später - vielleicht fehlt mir auch hier jeglicher zeitlicher Bezug - in einem hermetisch abgeriegeltem und klinisch reinen Raum wieder.  
Meine Gastgeber, von ethnologischem Forschergeist erfüllt, gaben sich nur zögerlich zu erkennen. Konkreter waren da schon die Aufgaben, durch die sie beabsichtigen - mit stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad - mir im speziellen und der Menschheit im Ganzen auf den Zahn zu fühlen. Wie bereits berichtet, Mary Higgins hat sich gut geschlagen, überlebt hat sie es nicht, wie ich eindeutig ihrer Vita an der Raumwand entnehmen kann. Ich kann nur ahnen, welcher Art die Konsequenzen sind. Ob ich gerade dabei bin, den Fortbestand der menschlichen Rasse zu sichern, indem ich den Homo Sapiens unter die ersten drei Plätze katapultiere. Oder ob ich lediglich und aufgrund meiner beschränkten Schulbildung, von deren Lückenhaftigkeit sich unsere Freunde auch auf anderem Wege hätten informieren können,  die Legitimation für den längst geplanten Abschuß erteile. 
 
Die Aufgaben und Tests sind - mit einem Wort beschrieben - kurzweilig. An einem Tag spiele ich mit einer detailgetreuen  Kopie meiner Selbst eine Partie Dame oder auch schon mal Schach. 
Mir scheint, dabei ist unseren Meistern ein Fehler passiert, da stets Gothard Hundertmark gewinnt. Schon mal wird es kniffeliger, meine Frau erscheint, wiederum als Kopie (hoffe ich) und daneben eine Person, die jeden Gedanken an Treue als dämlich erscheinen lässt. Ich punkte für die Menschheit, indem ich den Deppen spiele (Marry Higgins war unverheiratet). 
 
Wenn ihnen, lieber Leser, diese Zeilen in welcher Form auch immer vor die Augen gekommen sind, so kann dass nur eins bedeuten und ich hoffe inbrünstig darauf: Ich habe alles richtig gemacht, den Highscore geknackt, die Higgins deplatziert, die Menschheit gerettet;  es gibt den Hundertmark Tag und mein Bild ist auf Dollar und Co. Mein verwaister Mitsubishi wurde zum Pilgerort und meine Witwe gibt gut bezahlte  Interviews. 
 
Bis es soweit ist, gebe ich alles. Lasse vor der extraterrestrischen Gesundheitspolizei meinen SCHARM spielen und rolle mit den Augen. Zitiere Buck Mulligan und die ersten Worte auf dem Mondtrabanten. Wir sind die Krone der Schöpfung und ich bin das Schweißband in ihrem Inneren. 

Bearbeitet von Michael Fallik, 09 Oktober 2025 - 21:26.

www.klangbildwort.de
  • (Buch) gerade am lesen:Roberto Bolano 2666 Part 1 und 5
  • (Buch) als nächstes geplant:Killerbots Tagebuch
  • • (Film) gerade gesehen: ...
  • • (Film) als nächstes geplant: ...

#3 Tse-Eh

Tse-Eh

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 18 Beiträge

Geschrieben 10 Oktober 2025 - 21:11

Es heißt, hinter der Tür wartet eine neue Welt. Oder vielleicht wartet dort einfach nur ein weiterer Kellerraum. Jedenfalls wurde ich vor der Tür gewarnt. Diejenigen, die hindurchgegangen sind, seien nie zurückgekehrt. Ich konnte aber auch keinen Hinweis darauf finden, dass überhaupt jemand jemals durch diese Tür gegangen ist.

 

Ich stehe also im Keller vor der Tür. Es riecht muffig. Die Lampe an anderen Ende des Kellergangs ist viel zu schwach, um allzu viel zu erkennen. Ich kann erkennen, dass die Tür grün ist, und anscheinend hat sie irgendein Muster, aber das lässt sich bei dieser Beleuchtung nicht sicher sagen. Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen.

 

Soll ich es wagen, die Tür zu öffnen? Oder sollte ich vielleicht erst einmal zurück und mit einer Taschenlampe wiederkommen? Hinter der Tür wird es wahrscheinlich nicht viel heller sein, eher im Gegenteil, und welchen Sinn hat es, die Tür zu öffnen, wenn ich dann doch nichts sehen kann, was dahinter ist? Andererseits habe ich nicht viel Zeit. Sobald der Hausmeister wieder da ist, werde ich keine Chance mehr haben, auch nur in die Nähe der Tür zu kommen. Dieser Teil des Kellers ist eigentlich nicht allgemein zugänglich.

 

Ich fahre mit der Hand über die Tür. Tatsächlich, da ist ein Relief-Muster, ich kann es spüren. Ich fahre die Linien des Mustern mit der Hand nach. Es handelt sich um ein komplexes Muster sich überkreuzender Linien. Ich hätte zu gerne gesehen, wie es aussieht.

 

Schließlich fasse ich meinen ganzen Mut zusammen und drücke die Klinke herunter. Dann versuche ich die Tür aufzuziehen. Sie bewegt sich nicht. Geht sie vielleicht nach innen auf? Drücken bringt auch nichts. Also versuche ich es nochmal mit Ziehen, diesmal etwas stärker. Jetzt gibt die Tür nach und geht mit einem lauten Quietschen auf.

 

Hinter der Tür ist es stockdunkel. Ich taste mit der Hand hinein und versuche, einen Lichtschalter zu finden. Aber meine Hand greift ins Leere. Es ist, als wäre da keine Wand. Aber das ist eigentlich unmöglich. Ich sehe doch von dieser Seite die Wand. Wie kann sie dann von der anderen Seite nicht da sein?

 

Soll ich wirklich hineingehen? Ich zögere. Irgendwas stimmt da nicht. Andererseits, ich bin jetzt schon so weit, jetzt einen Rückzieher zu machen wäre schon eine Art Kapitulation. Also mache ich einen entschlossenen Schritt durch die Tür.

 

Hinter der Tür ist kein Boden. Ich stürze nach unten. Der Lichtschein der Tür wird bald schwächer, während ich immer weiter falle. Wie tief geht es nach unten?

 

Ich höre die Tür wieder quietschen, und der Lichtschein verschwindet. Offenbar hat jemand die Tür zugemacht. Vielleicht jemand, der mich aus meiner misslichen Lage befreien kann? Ich rufe um Hilfe, aber entweder hört die betreffende Person mich nicht, oder sie will mir nicht helfen. Oder hat sich die Tür von alleine wieder geschlossen?

 

Jetzt ist es stockfinster. Alles, was ich jetzt noch wahrnehme, ist der kalte Aufwärtswind, der durch meine Kleider fährt und in meinen Ohren rauscht. Ich weiß natürlich, das ist kein Wind, vielmehr falle ich frei durch die unbewegte Luft.

 

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Ich habe das Gefühl für Zeit verloren. Falle ich jetzt seit Stunden? Seit Tagen? Meine Welt besteht nur noch aus Kälte, Rauschen uns Schwärze. Eigentlich müsste ich doch schon lange den Boden erreicht haben. Oder gibt es hier keinen Boden?

 

Seltsamerweise verspüre ich weder Hunger, noch Durst, noch sonstige körperliche Bedürfnisse. Ich bin mir sicher,dass ich jetzt schon mindestens eine Woche falle. Ich glaube nicht, dass da noch irgendwann ein Boden kommt. Ich werde wohl bis in alle Ewigkeit durch die Dunkelheit fallen.



#4 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.256 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 10 Oktober 2025 - 21:51

Tse-Eh, mir gefällt der Text. Besser als der vorher mit den vielen Dialogen.

#5 Michael Fallik

Michael Fallik

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 85 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 10 Oktober 2025 - 22:02

Nach dem neunzehnten Mal Tür bin ich aufgestanden und hab sie zugemacht ... Sehr schöne Geschichte, aber die Dialoge waren auch gut.


www.klangbildwort.de
  • (Buch) gerade am lesen:Roberto Bolano 2666 Part 1 und 5
  • (Buch) als nächstes geplant:Killerbots Tagebuch
  • • (Film) gerade gesehen: ...
  • • (Film) als nächstes geplant: ...

#6 Tse-Eh

Tse-Eh

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 18 Beiträge

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 06:33

Danke fürs Feedback

 

Nach dem neunzehnten Mal Tür bin ich aufgestanden und hab sie zugemacht ...

 

In der Tat, das war mir gar nicht aufgefallen. Ich habe den Text daraufhin noch einmal durchgelesen, einige Wiederholungen sollten da definitiv raus.

 

Auf jeden Fall etwas, worauf ich in Zukunft achten sollte.



#7 Tse-Eh

Tse-Eh

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 18 Beiträge

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 06:53

@Michael Falik: Insgesamt gefällt mir die Geschichte, allerdings stellen sich mir da sofort einige Fragen:

 

1. Wie kann der Protagonist die Protokolle lesen? Die Aliens werden die wohl kaum in irgendeiner irdischen Sprache geschrieben haben.

2. Warum nimmt der Protagonist an, dass ein hoher Score gut für die Menschheit ist? Oder auch nur, dass es bei diesen Tests um die Menschheit als Ganzes geht?

 

Ach ja, zum "SCHARM": Ich habe jetzt mal explizit gesucht, ob das eine richtige Schreibweise ist, und habe auf https://www.wortbedeutung.info/Scharm/ folgendes gefunden:

 

Bei Scharm handelt es sich um eine veraltete Schreibweise von Charme, die seit der nach dem amtlichen Regelwerk von 2011 mit den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung von 2010 nicht mehr korrekt ist.

 

Jedenfalls ist es mir sofort ins Auge gestochen, und hat mich aus der Geschichte gerissen. Und das, obwohl ich noch mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen bin. In der Tat hatte ich zuerst vermutet, dass das mit der Rechtschreibreform als neue erlaubte Schreibweise eingeführt wurde, und es mir deshalb unbekannt war. Aber wie das Zitat belegt, war es vorher nur veraltet und erst seit der Reform nicht mehr korrekt.


Bearbeitet von Tse-Eh, 11 Oktober 2025 - 06:53.


#8 Michael Fallik

Michael Fallik

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 85 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 08:15

Hallo Tse-Eh,

zunächst, dein Name erinnert mich an alte Zeiten: 

 

Die Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) besteht aus einem Sicherheitsmodul, einem Speichermedium und einer einheitlichen digitalen Schnittstelle.

 

Das meine Geschichten nicht immer wasserfest rüberkommen, ist mir Bewusst. Die sind teilweise so schnell geschrieben, dass keine Zeit bleibt für Überlegungen. 

 

Noch was anderes: Deine Türen haben mich heute beim ersten Kaffee beschäftigt. Ich finde deinen Ansatz, eine geschlossene Tür als Synonym für das Unbekannte zu benutzen,  extrem passend. Jeder einzelne kann bestätigen, wie selten man solch eine Tür öffnet. Eine Tür, hinter der sich etwas vollkommen unerwartetes verbirgt, etwas, dass nicht durch Erfahrung oder Erwartung eingeordnet werden kann. Ich bin während meiner beruflichen Tätigkeit viel in mir unbekannten Gebäuden umher geirrt und habe manche verbotene Tür geöffnet.

Das Highlight dabei war ein Raum im Gebäude der Spionage Aufklärung der Britisch Army in Rheindahlen. Habe die RFID Schließanlage repariert und bin mit einer herumliegenden Karte - achtlos gegriffen - an einem bewaffneten Bösguck vorbei auf den Flur  gerannt und hab eine der vielen Türen geöffnet ... musste schließlich die erfolgreiche Rep. testen. Bösguck hat mich angeschrien und die Waffe gehoben. 

 

Der SCHARM ... sorry, das war ein Grammatikfehler, der es in mein erstes Buch geschafft hat und den ich seitdem als Maskottchen mit mir herumtrage. 


www.klangbildwort.de
  • (Buch) gerade am lesen:Roberto Bolano 2666 Part 1 und 5
  • (Buch) als nächstes geplant:Killerbots Tagebuch
  • • (Film) gerade gesehen: ...
  • • (Film) als nächstes geplant: ...

#9 Stahlelefant

Stahlelefant

    Hauptsachenaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 48 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 10:55

Ach ja, zum "SCHARM": Ich habe jetzt mal explizit gesucht, ob das eine richtige Schreibweise ist, und habe auf https://www.wortbedeutung.info/Scharm/ folgendes gefunden:

 

Bei Scharm handelt es sich um eine veraltete Schreibweise von Charme, die seit der nach dem amtlichen Regelwerk von 2011 mit den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung von 2010 nicht mehr korrekt ist.

 

Jedenfalls ist es mir sofort ins Auge gestochen, und hat mich aus der Geschichte gerissen. Und das, obwohl ich noch mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen bin. In der Tat hatte ich zuerst vermutet, dass das mit der Rechtschreibreform als neue erlaubte Schreibweise eingeführt wurde, und es mir deshalb unbekannt war. Aber wie das Zitat belegt, war es vorher nur veraltet und erst seit der Reform nicht mehr korrekt.

Es gab auch die Reform der Reform, eigentlich sogar mehrere. Es kann also sein, dass die Schreibweise „Scharm“ erst 1996 eingeführt wurde und später wieder abgeschafft wurde. 1996 wurden auch andere eingedeutschte Schreibweisen eingeführt, wie „Majonäse“ und „Butike“. Das ist aber teilweise verworren, kann sein, dass es die Schreibweisen schon vor 1996 gab und sie dann erst „amtlich“ zugelassen oder empfohlen wurden.

 

 

Sowohl 2011 als auch 2017 traten sogenannte Aktualisierungen in Kraft.[6][7] Im Gegensatz zu den Neuerungen von 2004 und 2006 stellen sie keine neuen Regelwerke, sondern lediglich Überarbeitungen des amtlichen Regelwerks von 2006 dar.

In der Aktualisierung von 2011 wurden lediglich die Variantenschreibungen einiger Fremdwörter geändert; dies betraf nur 20 Eintragungen im amtlichen Wörterverzeichnis.[8] Dabei wurden vor allem Variantenschreibungen gestrichen (beispielsweise Butike für Boutique).[9]

 

https://de.wikipedia...ungen_nach_1996


Nautron respoc lorni virch.


#10 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.256 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 11:00

Das Wort wurde bis 2006 in beiden Versionen verwendet:

Charme / Scharm | Neue Rechtschreibung – korrekturen.de


Bearbeitet von Mammut, 11 Oktober 2025 - 11:10.


#11 Stahlelefant

Stahlelefant

    Hauptsachenaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 48 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 13:02

Das Wort wurde bis 2006 in beiden Versionen verwendet:

Charme / Scharm | Neue Rechtschreibung – korrekturen.de

Danke, dann gab’s das schon vor 1996, und wohl auch damals schon „amtlich“ anerkannt. Ich kann mich nicht erinnern, es damals schon mal gesehen zu haben. Aber man kann sich ja nicht an alles erinnern. Mir fällt aber ein, dass ich mal ein paar Essays von Arno Schmidt gelesen habe, wo solche eindeutschenden Schreibweisen vorkamen (vielleicht auch „Scharm“?). Ich bin aber kein Schmidt-Kenner und weiß nicht, ob er diese Schreibweisen regelmäßig verwendet hat.


Nautron respoc lorni virch.


#12 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.256 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 13:04

Ich habe den Dudeneintrag von 1980 und 2006 mal abfotografiert:

Charme vs. Scharm

 

Bin mir aber nicht sicher, das Wort Scharm schon irgendwo gelesen zu haben. Ist vielleicht auch einfach nicht aufgefallen.



#13 Stahlelefant

Stahlelefant

    Hauptsachenaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 48 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 13:11

Bin mir aber nicht sicher, das Wort Scharm schon irgendwo gelesen zu haben. Ist vielleicht auch einfach nicht aufgefallen.

Dito, Wo mir jetzt aber auf deinen Dudenfotos der Begriff „scharmant“ ins Auge fällt, meine ich mich sehr dunkel zu erinnern, dass das bei A. Schmidt vorkam … oder war es nur etwas Ähnliches?

 

Ich habe den Dudeneintrag von 1980 und 2006 mal abfotografiert:

Charme vs. Scharm

Ich glaube, du hast die Fotos in der falschen Reihenfolge hochgeladen. 1980 gab’s den Begriff „Chatgroup“ noch nicht, gehe ich mal von aus.


Nautron respoc lorni virch.


#14 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 9.256 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 13:17

Die sind verrutscht. Ich habe es korrigiert. 

Ich habe leider kein Arno Schmidt gelesen und kann daher da nichts zu sagen.



#15 Tse-Eh

Tse-Eh

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 18 Beiträge

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 17:23

Hallo Tse-Eh,

zunächst, dein Name erinnert mich an alte Zeiten: 

 

Die Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) besteht aus einem Sicherheitsmodul, einem Speichermedium und einer einheitlichen digitalen Schnittstelle.

 

Das meine Geschichten nicht immer wasserfest rüberkommen, ist mir Bewusst. Die sind teilweise so schnell geschrieben, dass keine Zeit bleibt für Überlegungen. 

 

Noch was anderes: Deine Türen haben mich heute beim ersten Kaffee beschäftigt. Ich finde deinen Ansatz, eine geschlossene Tür als Synonym für das Unbekannte zu benutzen,  extrem passend. Jeder einzelne kann bestätigen, wie selten man solch eine Tür öffnet. Eine Tür, hinter der sich etwas vollkommen unerwartetes verbirgt, etwas, dass nicht durch Erfahrung oder Erwartung eingeordnet werden kann. Ich bin während meiner beruflichen Tätigkeit viel in mir unbekannten Gebäuden umher geirrt und habe manche verbotene Tür geöffnet.

Das Highlight dabei war ein Raum im Gebäude der Spionage Aufklärung der Britisch Army in Rheindahlen. Habe die RFID Schließanlage repariert und bin mit einer herumliegenden Karte - achtlos gegriffen - an einem bewaffneten Bösguck vorbei auf den Flur  gerannt und hab eine der vielen Türen geöffnet ... musste schließlich die erfolgreiche Rep. testen. Bösguck hat mich angeschrien und die Waffe gehoben. 

 

Der SCHARM ... sorry, das war ein Grammatikfehler, der es in mein erstes Buch geschafft hat und den ich seitdem als Maskottchen mit mir herumtrage. 

Interessant. Die Abkürzung TSE kannte ich noch nicht. Mein "Tse" steht einfach für den Buchstaben C.

 

Was die nicht wasserfesten Geschichten angeht: Dass so eine Geschichte im Kommentar nicht so ausgefeilt ist wie ein veröffentlichter Text, ist schon klar; ich gehe meine Beiträge hier auch nicht x-mal durch,um sie zu perfektionieren.. Ich wollte einfach ein Feedback geben, so wie ich mir auch auf meine Texte ein Feedback erhoffe. Gerade die Sachen, die man bei schnell geschriebenen Texten nicht so gut macht sind ja die, auf die man dann beim Überarbeiten dann besonders achten muss.

 

Danke auch für die Rückmeldung mit der Tür. Was kann man sich als Autor mehr wünschen, als dass der Text den Leser noch weiter beschäftigt?

 

Danke auch für die Einblicke in Deine frühere Arbeit.

 

Und wenn ich jetzt das nächste Mal bei Dir "SCHARM" lese, weiß ich Bescheid. Wobei wahrscheinlich schon die Tatsache, dass ich es nachgesehen habe, geholfen hat, dass ich das nächste Mal nicht mehr so sehr darüber stolpere. Jedenfalls hoffe ich, dass mein Gehirn die entsprechenden Informationen im Hintergrund abruft und dann mein Bewusstsein nicht mehr damit behelligt. :-)



#16 Stahlelefant

Stahlelefant

    Hauptsachenaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 48 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 11 Oktober 2025 - 18:13

Interessant. Die Abkürzung TSE kannte ich noch nicht. Mein "Tse" steht einfach für den Buchstaben C.

Auf den ersten Blick dachte ich, dass Tse-Eh ein chinesischer Name sein soll :) Aber dann fiel mir ein, dass es wohl für C-E stehen soll, mutmaßlich die Initialen des Autors.

 

Es heißt, hinter der Tür wartet eine neue Welt.

Die wartet da tatsächlich *schauder* ;) Schön gruselig, die Geschichte  :thumb: 


Nautron respoc lorni virch.


#17 Michael Fallik

Michael Fallik

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 85 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 23 Oktober 2025 - 20:41

Ein Klappentext ... darf gerne als Vorlage benutzt werden:

 

Dieses Buch ist ein Kirmesbesuch. Teuer … und wenn du fertig damit bist, bleiben ein angebissener Lebkuchen und klebrige Finger. Oder anders: Dieses Buch ist Kirmes. Eine Achterbahn, die dich quälend langsam emporzieht, um an ihrem höchsten Punkt in den Abgrund zu stürzen. Eine Schießbude, in der ein Kerl mit Lederkäppi und drei Ringen an der Hand dein Gewehr entlädt. Die Geisterbahn, die mit verstaubten Gruselszenen und Hundespinnen an unsichtbaren Fäden befestigt in endlosen Windungen einem grauenhaften Schluss entgegen gleitet.

Es ist die ölige Pfütze, in der du deinen Slipper tauchst, damit du von der Kirmes noch etwas länger hast. Behalt dein Geld, deine sauberen Füße und deine geistige Gesundheit.

 

-------------------------------------------------------

 

Hier eine Textstelle aus dem dazugehörigem Buch. Der Gürtel ... er bewahrt Austin vor der Verwandlung in einen Werwolf. Die Frau, die ihre Hüllen fallen lässt, sie war besessen und er hat sie gereinigt, doch ...

 

Das Baumhaus schwankte unmerklich im Wind. Wenige Lichtkugeln glommen bernsteinfarben und warfen ihr Honiglicht über die Wände, und das alte Holz knarrte bei jedem Schritt. Über dem Blattdach tropfte der Regen in feinen Fäden; irgendwo weitab im Geäst klapperte eine Hängebrücke leise gegen einen Ast.

 

Austin saß auf der schmalen Pritsche, die Sandalen halb gelöst, die Hände um eine Schale warmen Tees. Er hatte sich aus seinem Anzug gezwängt und betrachtete die zahlreichen Prellungen, deren Spuren auf seiner dunklen Haut kaum zu sehen waren und sich nur durch Schmerz bemerkbar machten. Der Gürtel lag schwer über seiner Brust – verflochtene Lederschnüre, in denen eingekerbte Schutzzeichen glitzerten, als wären sie mit Licht gefüllt. Die Schnalle, mondhell, hatte die Form eines schlichten Hakens. Die Tür des einzigen Nebenraums schwang lautlos auf. Seran Cheshire trat heraus und brachte den Duft von Regen mit. Auf den ersten Blick war sie Valkry: dieselbe schlanke Härte, derselbe bedächtige Schritt, sie trug selbst ihr Lächeln, das stets mehr versprach, als es preisgab.

 

"Wie fühlst du dich? Alles gut überstanden?" fragte Austin und sein Blick suchte in ihrem Gesicht nach Angst oder Verwirrung. Sie schwieg und hob dann, ohne Vorwarnung, die Hand an ihr Gewand; es glitt von ihren Schultern. Darunter war sie aufreizend nackt. Noch bevor Austin das Unfassbare begriff, bevor er Zeit fand, sich von seiner Überraschung zu erholen, trat sie so nah an ihn heran, dass ihr betörender Geruch ihm die Sinne nahm. Dieser Duft war wie aus einer anderen Welt, drang durch seinen Kopf, und er war unfähig, sich gegen das zu wehren, was mit ihm geschah.

»Lass mich sehen«, sagte sie sanft und strich mit der Fingerspitze über die Schließe seines Gürtels. »Er schneidet dir ein.«

»Er hält mich«, antwortete er mechanisch.

»Ich halte dich«, flüsterte sie – und in dem Hauch ihrer Stimme lag etwas, wie es kein Mensch zu sprechen vermag, ein gespannter Faden im Unterton, ein kaum hörbares Summen, das an den Nerven kitzelte wie Spinnenseide. Austin sog tief die Luft ein und atmete langsam aus. Es war nur ein Atemzug – und doch, während sie die Schnalle hob, den Haken drehte, den Dorn löste und das Leder nachgab, erklang ein weiteres leises Seufzen, als lasse die Welt für einen Moment von allem ab.

 

Der Gürtel glitt in ihre Hand.

 

----------------------------------------------------------------

 

Das ganze wirre Zeug stammt aus einem neuen Fantasy Roman, der in den letzten Zügen liegt und der mir viel Spaß gemacht hat.  


Bearbeitet von Michael Fallik, 24 Oktober 2025 - 15:44.

www.klangbildwort.de
  • (Buch) gerade am lesen:Roberto Bolano 2666 Part 1 und 5
  • (Buch) als nächstes geplant:Killerbots Tagebuch
  • • (Film) gerade gesehen: ...
  • • (Film) als nächstes geplant: ...

#18 Michael Fallik

Michael Fallik

    Ufonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 85 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben Heute, 11:08

Eitel wie ich bin, erlaubt mir das Fehlen jeglicher Bescheidenheit, der eisige Gegenwind auf dem hölzernen Gesicht der Gallionsfigur, die ich, festgenagelt an Planken und unter bleiernen Segeln, meinem Ziel entgegentreibe, erlaubt mir dieser Mangel, hier einen kleinen Textausschnitt aus dem Jahrmarktbuch mit stolzgeschwellter Brust – einem plusternden Gockel nicht unähnlich – ins Sonnenlicht zu werfen, auf das die Worte verdorren und zu Staub verfallen.
(Piraten und Vampirfilm gesehen)
 
Nur wenige Schritte vor ihnen kauerten zwei der Spinnen mit verschränkten Vorderbeinen auf dem Waldboden, wie mitten in einem imaginären Zweikampf erstarrt. Aus den Tiefen des Walds strömten weitere Tiere in einer endlosen Prozession auf Belderlin zu. An seildicken Strängen aus gesponnenem Sekret schwangen sie sich über die Stadtmauer, balancierten auf vier oder sechs Beinen auf ihren Spinnenfäden weiter in die Stadt, hoch über den Dächern, die allmählich von einem höheren Dach überragt wurden, das aus Spinnennetzen und unzähligen darin umherwandernden achtbeinigen Körpern bestand. All dies war von seltsam pulsierendem Licht durchzogen, ein angenehmer Geruch lag in der Luft, der Valkry an frisch gegorene Milch erinnerte und an das Bettlager zweier Liebender nach langen Stunden der zärtlichen Hingabe. Es war ein fremdartiger Duft, zugleich betörend, dunkel, berauschend, und dabei von einer Intimität, hinter der etwas wie eine geheime Botschaft unbemerkt in wehrlose Opfer drang.

Bearbeitet von Michael Fallik, Heute, 11:28.

www.klangbildwort.de
  • (Buch) gerade am lesen:Roberto Bolano 2666 Part 1 und 5
  • (Buch) als nächstes geplant:Killerbots Tagebuch
  • • (Film) gerade gesehen: ...
  • • (Film) als nächstes geplant: ...


Besucher die dieses Thema lesen: 1

Mitglieder: 0, Gäste: 1, unsichtbare Mitglieder: 0