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80er SF


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35 Antworten in diesem Thema

#1 Rusch

Rusch

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 10:37

Etwas beschäftigt mich schon länger. Die 80er waren in Hinblick auf der SF ein Jahrzehnt der Experimente. Die herkömmliche SF steckte in der Sackgasse und Autoren wie Card, Stephenson, Gibson, etc. legten Werke vor, die eine neue Richtung aufwiesen und von vielen anderen Autoren aufgegriffen wurden. Dummerweise sind diese Meilensteinwerke heute bei weitem nicht mehr so gut zu lesen wie damals. Die Ideen wurden aufgegriffen, ausgebaut und verfeinert. Wenn man diese Werke nun heute liest, wirken sie teilweise verworren und einfallslos.Liege ich mit meiner Aussage richtig? Was meint ihr. Fakt war, dass die SF zu Beginn der 80er in der Krise war. Die Technikbegeisterung der 70er war erloschen und auch die New Age Phase war am sterben. Es fehlte an neuen Themen. Denn kamen Romane die neue Richtungen aufzeigen. Welche fallen Euch noch ein?

#2 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 12:04

Ein tolles Thema, dass du da aufmachst. :P Es ist imho tatsächlich so, dass die SF, vollgepackt mit New Age Elementen, Ende der 70er kurz vor dem (stilistischen) Kollaps stand. Die etablierten SF-Schreiber wie Clarke, Assimov und Herbert traten immer das gleiche Thema breiter; neue Ideen ? Fehlanzeige !Ich denke, dass genau dieser Umstand der fruchtbare Boden für Leute wie Gibson, Brin, Stephenson, Hamilton und Co war. Der frische Wind, den diese Autoren in die staubigen Hallen der SF bliesen, bereitete den Weg für neue Ideen und stilistische Mittel.Mir fällt es extrem auf, wenn ich, wie zuletzt, den 1983 preisgekrönten Roman von Cherryh, Pells Stern, betrachte.Eine tolle Story, solides und fachlich gutes wissentschaftliches Gerüst, aber mit den althergebrachten vorhandenen Längen in der Erzählweise.Stelle ich z. B. Reynolds Unendlichkeit dagegen, wird der sprachliche Unterschied sehr deutlich. Auch viele Fiction-Elemente, die in den Achtzigern Einzug ins Genre hielten, werden heute wie selbstverständlich in SF-Werke eingebaut. Die technische Revolution im Wohnzimmer, sprich der Computer-Hype in den Achtzigern war in grossem Maß für den Umstand verantwortlich, dass SF wieder "gesellschaftsfähig" wurde und den Makel der Randliteratur für weltfremde Aussteiger und pubertierende Heranwachsende ablegte.Betrachtet man die technologische Entwicklung der letzten 50 Jahre, wird auch klar, dass es immer einen "Initialgrund" für SF-Storys gegeben hat.In den 50er Jahren war es der kalte Krieg, der mit Hilfe von Raumschiffen in die Weiten des Alls getragen wurde, in den 60zigern war es die Entwicklung der Weltraumfahrt, die SF-Autoren dazu verleitete, fremde Welten und Lebensformen zu kreiren.In den 70er Jahren gab es keine bedeutsame Gründe, eine neue Richtung in der SF einzuschlagen. Lediglich Ausnahme-Autoren wie beispielsweise P.K. Dick nahmen die Zeitthemen wie New Age oder Sinneserweiterungen durch Drogen als Plot auf und bauten diese in ihren Geschichten ein.In den Achtzigern kam es zur bereits erwähnten technischen Revolution im Bereich Computer und in den Neunzigern war es die Biotechnologie, Biomechanik, Nanotechnik und die zukünftigen Möglichkeiten des Internet, die SF-Autoren inspirierten, eine Geschichte zu konstruieren. Man erkennt an diesem "Zeitstrahl" eine starke Abhängigkeit der SF-Themen mit dem Fortschritt und den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Deshalb ist das "siebziger-Jahre-Loch" in der SF plausibel zu erklären.In neueren Romanen finden wir fast alle Elemente der letzten 50 Jahre wieder und es erhärtet sich der Verdacht, dass wir am Anfang des dritten Jahrtausends wieder in ein "Entwicklungsloch" der SF mangels neuen Initialideen fallen.Zum Glück kann man die Menge an technischen Neuerungen der Neunziger noch ein paar Jahre "aufarbeiten", aber das Problem fehlender Ideen wird den Bereich Science Fiction einholen.GrussJürgenPS: Einige Passagen diese Posting enthalten Auszüge aus meinem Aufsatz über "Science Fiction und technische Entwicklung im letzten Jahrtausend" .... falls es irgendjemanden interessiert. :D

Bearbeitet von Jürgen, 13 Oktober 2004 - 12:06.

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#3 Theophrastus

Theophrastus

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 12:10

und wo gibt es diesen Aufsatz?

#4 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 12:15

Hallo Rusch,

hast du mal in die Hugo/Nebula Listen der 80er geschaut? Dort findest du bestimmt weitere Highlights, z.B.

    [*]Gene Wolf (Buch der neuen Sonne)
    [*]David Brin (Sternenflut)
    [*]Greg Bear (Blood Music)
    [/list]Wird nicht ständig von einer Krise in der SF gesprochen? (Eine ähnliche Diskussion hatten wir doch mal.) Pauschal würde ich die 80er nicht verurteilen.

    Sullivan

#5 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 12:23

@Theophratus Das ist eine traurige Geschichte... ich hatte vor einiger Zeit das Thema wie Sauerbier einigen Verlagen angeboten... evtl. für eine Anthologie. Leider war das Interesse gleich Null, weil: a) ich "keine bekannte Grösse" in der SF bin http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png kein Interesse an so einem Aufsatz bestand c) keiner eine passende Antho in der Pipeline hatte Nun... der Aufsatz liegt noch in Fragmenten rum, aber nicht mehr als Ganzes. Vielleicht interessiert sich ja mal jemand dafür, wenn ich endlich eine "Grösse" in der SF-Community bin. Vielleicht in 20 Jahren :-( Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 13 Oktober 2004 - 12:24.

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#6 Rusch

Rusch

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 13:51

Hallo Rusch,

hast du mal in die Hugo/Nebula Listen der 80er geschaut? Dort findest du bestimmt weitere Highlights, z.B.


    [*]Gene Wolf (Buch der neuen Sonne)

    [*]David Brin (Sternenflut)

    [*]Greg Bear (Blood Music)
    [/list]Wird nicht ständig von einer Krise in der SF gesprochen? (Eine ähnliche Diskussion hatten wir doch mal.) Pauschal würde ich die 80er nicht verurteilen.

    Sullivan

Wenn ich mir die Werke ansehe, die derzeit veröffentlicht werden, dann fallen mir schon Autoren wie Hamilton, Reynolds oder Mievillé auf, die durchaus hervorragende Unterhaltung bieten.

Von den genannten Werken kenne ich jetzt nur David Brins Sternenflut. Ich muss leider sagen, dass ich kein Fan dieses Buchs bin. Es war zu überladen und verspielt. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Und richtig innovativ war nur die Vielfalt des Lebens und das Uplifting.

Schreib doch mal was über die anderen Bücher und warum sie Deiner Meinung nach Richtungsweisend waren.

Außerdem habe ich die 80er nicht verurteilt. Wie Jürgen schon sagte: Viele Werke befassten sich mit Themen, die schon ausgelutscht waren. Erst gegen Ende der 80er kam wieder Schwung in die Szene. Wenn Du ehrlich bist: Ein Werk wie Hyperion wirst Du in den 80ern kaum finden.

#7 Oliver

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 14:16

Hi Rush,das ist wirklich ein interessantes Thema.Pflichtlektüre dazu ist auf jeden Fall der hervorragende Aufsatz von John Clute, der am Anfang des Shayol Jahrbuchs zur SF steht, da findet man eigentlich alle wichtigen Autoren.Du hast da Gibson, Card und Stephenson genannt. Gibson würde ich zweifellos stehen lassen, Stephenson (weil später) und Card aber ausnehmen. Card deshalb, weil er zwar in den 80ern mit zwei großen Zyklen Erfolg hatte, die aber nicht unbedingt für eine Innovation stehen, Alvin ist nette Parallelwelt-Fantasy und Ender "nur" eine, wenn auch sehr gelungene, weitere Space Opera.
  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#8 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 14:43

Hallo Rusch,

Wenn Du ehrlich bist: Ein Werk wie Hyperion wirst Du in den 80ern kaum finden.

Hyperion erschien 1989. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png Ja ich weiß, eigentlich gehören der erste und der zweite Teil (erschienen 1990) zusammen... Das Buch von Gene Wolfe ist gerade per Post bei mir eingetrudelt und Greg Bear kenne ich leider auch nur vom Hörensagen. Ich bin mir aber sicher, dass andere Scifiboard Mitglieder eines der beiden Werke bereits kennen?! Sie werden jedenfalls regelmäßig zu den SF Highlights gezählt. Sullivan

#9 Rusch

Rusch

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Geschrieben 13 Oktober 2004 - 14:44

Hi Rush, das ist wirklich ein interessantes Thema. Pflichtlektüre dazu ist auf jeden Fall der hervorragende Aufsatz von John Clute, der am Anfang des Shayol Jahrbuchs zur SF steht, da findet man eigentlich alle wichtigen Autoren. Du hast da Gibson, Card und Stephenson genannt. Gibson würde ich zweifellos stehen lassen, Stephenson (weil später) und Card aber ausnehmen. Card deshalb, weil er zwar in den 80ern mit zwei großen Zyklen Erfolg hatte, die aber nicht unbedingt für eine Innovation stehen, Alvin ist nette Parallelwelt-Fantasy und Ender "nur" eine, wenn auch sehr gelungene, weitere Space Opera.

Was Card betrifft, so hast Du insofern recht, dass "Das Große Spiel" Mainstream war. "Sprecher für die Toten" war schon innovativer. Eigentlich müsste man auch Stephenson einklammern, denn er ist je letztendlich auch nur auf der Cyberpunk Welle mitgeschwommen.

#10 Gast_Konrad_*

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Geschrieben 15 Oktober 2004 - 00:56

Hallo,

da muß man sicher John Brunner auch noch aufzählen, der einige sehr gute
Romane in den 80er geschrieben hat.
Eines meiner Lieblingsbücher: Die Gußform der Zeit (The Crucible of Time)

Gruß,
Konrad

#11 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 16 Oktober 2004 - 22:18

Hallo, Rusch - ich möchte dir und auch Jürgen widersprechen, wenn ihr wirklich meint, dass der Hiatus ein ganzes Jahrzehnt umfasste. Ich würde eher sagen, es gab eine kurze Bremsung von ein bis 2 Jahren Anfang der 80er und dann ging es langsam aber hallo wieder los...

Sullivan hat ja schon angedeutet dass Hyperion noch in den 80ern liegt, und auch eine Einschränkung auf die erste Hälfte wie du andeutest

Wie Jürgen schon sagte: Viele Werke befassten sich mit Themen, die schon ausgelutscht waren. Erst gegen Ende der 80er kam wieder Schwung in die Szene.

ist widerlegbar:

    [*]1984 - Bill Gibson veröffentlicht mit verdient großem Erfolg Neuromancer und bestätigt damit das Cyberspace-Konzept das auch J.M. Ford in 1980 (!) in Web of Angels (in seinem wesentlich blumigeren Stil) und Bruce Sterling im gleichen Jahr in Artificial Kid definierten. (Kann mich aber - gerade bei SF-Definitionen - irren. Diesen Punkt hätte sicherlich Jürgen besser machen können?)
    [*] Ich lese gerade mit großer Spannung Octavia Butler (s. aktuelles Signature unten) die ab Mitte der 70er bis in die späten 80er u.a. die politische "West Coast"-Szene mit ihren innovativen Alien-und-Menschen-Darstellungen aufmischte.
    [*] Julian May begann in den frühen 80ern m.E. eine der besten "cross genre" (Fantasy? Harte SF?) Serien aller Zeiten - die "Pliocene"- und "Galactic Milieu"-Bücher - die sie Mitte der 90er abschloss.
    [*] New-Wave-Größen wie J. Brunner (bereits oben erwähnt), K. Roberts und B.J. Bayley schrieben in den 80ern in meinen Augen einige ihrer besten Bücher (z.B. Infinitive of Go, Kiteworld und Zen Gun). Auf der anderen Seite des Teiches machte ein neuer cooler und ähnlich innovativer Autor namens K.S. Robinson sich gerade mit (u.a.) der Orange-County-Serie einen Namen.
    [*] Ich bin überhaupt kein Kenner der dt.-sprachigen SF-Szene, aber einer meiner Lieblingsromane der Phantastik (eine klassische Zeitreise ins München der damaligen Zeit), H. Rosendorfer's Briefe in die chinesische Vergangenheit, erschien in 1983! (Die Frage ist eben immer auch wo man die Grenzen zieht...)
    [/list]Diese AutorInnen brachten alle auch Stilneuerungen ein. Gibson's eleganter Minimalismus, May's und Robinson's lockere "zeitgenössische" Schilderungen von High Tech im Alltag und dessen Folgen, Butler's detaillierte Alien-Morphologien...

    Und was O.S. Card angeht: Sein wichtigstes Werk in meinen Augen, Capitol ('79), brachte eine neue Dimension der scharf beobachteten Menschlichkeit in die SF mit einer gelassenen, subtil-naiven Wortmacht. Der erste Roman Songmaster ('80) setzte das fort, wenn auch m.E. etwas weniger erfolgreich als seine Capitol-Kurzgeschichten. Mein Lieblingsroman von ihm, weit vor den bekannteren Bestsellern (die Alvin-Bücher lagen m.E. enttäuschend weit unter ihrem Potential), ist übrigens Folk of the Fringe, der ebenfalls in den 80ern erschien. Card ist so etwas wie der Bob Dylan der SF-Szene - er macht nicht immer Gutes, aber gelegentlich sind seine Geschichten sehr lebensnah (also recht "down to earth" für einen SF-Autor :lol:).

    Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 16 Oktober 2004 - 23:17.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#12 Jürgen

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Geschrieben 16 Oktober 2004 - 23:25

@yipdu musst die "Zeitverschiebung" zwischen den Veröffentlichungen in Deutschland und den Ursprungsländern mit einbeziehen.Zwischen 1974 und Anfang 80 war zumindest in Deutschland qualitätsmässig tote Hose.Ich weiss auch, dass Gibson viele Kurzgeschichten in seinem unnachahmlichen Stil sogar schon ab 1977 geschrieben hat, aber in Deutschland erschienen sie erst 1986.Wenn man es genau nimmt, ist der "tote" Zeitraum in Deutschland zwischen 1973 und 1981.Wenn ich von den Achtzigern spreche, meine ich (fälschlicherweise) den Zeitraum 1971 -1979.Das liegt daran , dass ja das letztes Jahrundert eigentlich das Zwanzigste war und ich auch die Dekaden immer zurückrechne.Den Umstand erkennst du daran, dass der Computer-Hype Anfang 1980 begann und wenig später mein Lieblings-Genre, der Cyberpunk das Licht der Welt erblickte. Deshalb können die Achtziger ja gar nicht öde gewesen sein... zumindest für mich nicht :lol: Sorry, ein Missverständnis... das aber nichts an der Tasache ändert, das Strömungen und Entwicklungen in der Technologie schon immer die Hauptfaktoren waren, um SF-Autoren auf neue Ideen zu bringen.GrussJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 16 Oktober 2004 - 23:48.

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#13 Gast_Konrad_*

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 01:12

Hallo Jürgen,ein SF-Loch in Deutschland in den den 70er zu postulieren, ist nun aber beim bestenWillen für mich nicht mehr nachvollziehbar.Dagegen steht:Lem mit seinen besten RomanenH.W.Franke, späte RomaneP.K.Dick, z.B. UBIKPohl, z.B. Gateway 1977AndersonSturgeonSilverbergAsimov, z.B. Trantor-ZyklusNiven, z.B. Splitter im Auge... 1977u.s.w.Gruß,Konrad

#14 Rusch

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 10:07

Vielleicht ist es in der Tat so, dass das Loch in der 70ern Begann und Neuromancer Mitte der 80er neue Akzente gesetzt hat. Die Autoren begann neue Theman aufzugreifen und die SF zu erneuern.

#15 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 10:44

Wenn ich von den Achtzigern spreche, meine ich (fälschlicherweise) den Zeitraum 1971 -1979.
Das liegt daran , dass ja das letztes Jahrundert eigentlich das Zwanzigste war und ich auch die Dekaden immer zurückrechne.
Den Umstand erkennst du daran, dass der Computer-Hype Anfang 1980 begann und wenig später mein Lieblings-Genre, der Cyberpunk das Licht der Welt erblickte. Deshalb können die Achtziger ja gar nicht öde gewesen sein... zumindest für mich nicht  http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png

Sorry, ein Missverständnis...  das aber nichts an der Tasache ändert, das Strömungen und Entwicklungen in der Technologie schon immer die Hauptfaktoren waren, um SF-Autoren auf neue Ideen zu bringen.

Ehm, Jürgen, wenn das jetzt eine Debatte in der Tradition der altehrwürdigen engl. "debating societies" wäre, würde ich dich auf deinen blitzschnellen und spitzfindigen Wechsel in die Meta-Ebene beglückwünschen. Kürzer formuliert: Ist das dein Ernst? DU redest die ganze Zeit über die 70er während wir Anderen über die "80er" reden? Wenn es so ist, stimme ich Konrad absolut zu: Gerade unsere 70er (deine "80er") sind proppevoll mit maßgebenden SF-Texten - um hier ein paar zu nennen: Le Guin's Welt der Habenichtse (und im Fantasy-Genre 3 der Erdsee-Bücher), Wahnsinnsanthologien wie Delany's Driftglass und Niven's diverse "Tales of Known Space" (auch mein Lieblingsroman in diesem Universum von Niven: Protector), das Hauptwerk von James Tiptree jr., und, und, und...

Dabei sehe ich mir übrigens die Erscheinungsdaten der Originale an, und nehme an, dass Rusch das zu Threadbeginn auch meinte. Wie gesagt, über den dt.-sprachigen Markt kann ich leider eh nicht mitreden. :huh:

Was die "Tatsache" angeht, die du in deinem 2. von mir zitierten Absatz oben nennst, ist dies eine Behauptung deinerseits. Ich habe durch fast alle meine 80er-Beispiele in meinem vorangegangenen Post auch zeigen wollen, dass maßgebende SF auch vorhandene Ideen benutzen kann als "Dekoration" für zentralere symbolische Aussagen - z.B. Butler's Konzentration auf anderes Aussehen u.a. mit der Metafer Alien-Anatomie... Ich streite nicht ab, dass Technologie-Schübe SF anregen, und dass die "Effekte" in SF-Geschichten ein sehr wichtiges identifizierendes Merkmal sind. Aber sie sind m.E. bei weitem nicht immer das wichtigste Merkmal einer GUTEN Story.

Also, auch in Hinblick auf Ruschens letzten Post, aus meiner Sicht ist die These "80er = SF-Loch" eher widerlegt, und die gleiche These für die 70er (Jürgen's "80er") auch.

Was die aktuelle "Krise der SF" angeht, weiß ich auch wenig dazu zu sagen, verweise aber auf John Clute's Analysen bei der Elstercon, u.a.: Der Mainstream hat die SF schon so sehr integriert, dass es inzwischen SF-Elemente (O.S. Card sagte auf der Con dazu "SF-Werkzeuge") in allen möglichen Mainstream-Bereichen wieder zu finden gibt (nur ein aktuelles Beispiel: Palahniuk's Lullaby). In Clute's Worten: "We won." Ich interpretiere: Kein Grund zur Sorge - wir sind inzwischen überall! :D

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 17 Oktober 2004 - 10:56.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#16 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 12:21

Nun gut ... fangen wir mal los. @ Konrad Erstens : wenn drei bis vier gute Romane im Jahr erscheinen, ist das für mich persönlich kein Grund, die Wiederauferstehung der SF zu feiern ! Nehmen wir mal deine Liste... Bis auf "Splitter im Auge Gottes" und "Ubik" hast du keinen echten Klassiker genannt. "Gateway" ist doch, wenn auch nett geschrieben, nicht unbedingt ein innovatives Werk. "Trantor" baut viel zu stark auf die Welt der Psychohistoriker auf, um als eigenständiges Werk zu gelten und die "späten Romane" von Fanke habe ich als suhrkamp-Kompilation. Wenn ich da mal die Daten der Erstveröffentlichungen nehme, sind die innovativen Werke wie "Sirius Transit" oder "Zone Null" Anfang 80 erschienen. Wenn du zu Sturegon oder Silverberg noch ein Beispiel parat hättest, könnte ich dazu auch was sagen... obwohl ich in meiner Sammlung (die ja nicht vollständig, aber gut bestückt ist) von beiden Autoren kein überdurchschnittliches Werk aus der Zeit zwischen Anfang und Ende 70 besitze. Natürlich ist MEINE Einstufung subjektiv und entspricht bestimmt nicht den Qualitätsvorstellungen anderer. Aber... diese ganze Diskussion um das Thema kann sowieso nicht objektiv sein... also nur ein Meinungsaustausch. @yip bei aller Liebe zur Diskussion... Le Guin´s Erdsee-Bücher haben nichts mit SF zu tun. Ich sehe Rusch´s Argumente als NICHT widerlegt, denn sie sind imho am DEUTSCHEN MARKT orientiert. Vielleicht zur Erklärung ein paar persönliche Einschätzungen... Anfang der Achtziger hatte ich die SF ziemlich satt... neue Ideen waren Mangelware (übrigens genauso wie gut bestückte Buchläden), das Internet gab es noch nicht und die Informationsstrategie der einschlägigen Verlage (Heyne, Bastei, Suhrkamp) war eine einzige Katastrophe. Fank Herberts "Wüstenplanet" war in allen Regalen zu finden... andere SF - Fehlanzeige. Als 1985 "Neuromancer" in Deutschland erschien und alle Verkaufrekorde ohne jegliche Werbung brach, ging ein Ruck durch die SF-Szene (ich glaube, dass dieser Faktor die Grundaussage von Rusch ist) und plötzlich, nachdem selbst der Spiegel über dieses Buch berichtete, begann die SF-Szene wieder zu leben. Dieses ganze Problem WAR ziemlich deutsch und hausgemacht... und nur aus dieser sicht der Dinge kann ich das auch beurteilen. Neuromancer war eine Initialzündung... zwar verkauften die "alten Recken" der SF immer noch ihre Bücher, aber gefragt waren Autoren wie Pat Cadigan, Walter Jon Williams, Neil Stephenson oder Bruce Sterling... also eine ganz neue Generation von SF-Autoren. So habe ich es erlebt. Hier in Deutschland. Sicher wurde das eine oder andere herausragende Werk in den Siebzigern (jetzt richtig eingeordnet) in Deutschland veröffentlicht, aber das reichte nicht, um der SF neue Impulse zu geben. Gerade "Splitter" war so ein Glücksfall und die Werke von PKD auch, aber es war zuwenig. Meiner Meinung nach GAB es die von Rusch angesprochene Krise Anfang der Achtziger in Deutschland (richtig eingeordnet); der Umstand mag auch von "verspäteten" Veröffentlichungen der Übersetzungen abhängen.

Ehm, Jürgen, wenn das jetzt eine Debatte in der Tradition der altehrwürdigen engl. "debating societies" wäre, würde ich dich auf deinen blitzschnellen und spitzfindigen Wechsel in die Meta-Ebene beglückwünschen. Kürzer formuliert: Ist das dein Ernst? DU redest die ganze Zeit über die 70er während wir Anderen über die "80er" reden?

Nur als Erklärungsansatz: Vieles aus den (späten) Siebzigern kam zumindest als TB erst Jahre später auf den deutschen Markt und als armer Bettelstudent waren die 5-6 Mark für ein TB eine echte wirtschaftliche Herausforderung für den persönlichen Geldhaushalt. Ein "festnageln" an feste Zeitdaten ist deshalb problematisch und deshalb gebe ich mich "geschlagen", wenn du darauf jetzt rumreitest.. gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 17 Oktober 2004 - 12:31.

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#17 Gast_Gerd_*

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 13:58

Vielleicht zur Erklärung ein paar persönliche Einschätzungen...
Anfang der Achtziger hatte ich die SF ziemlich satt... neue Ideen waren Mangelware (übrigens genauso wie gut bestückte Buchläden), das Internet gab es noch nicht und die Informationsstrategie der einschlägigen Verlage (Heyne, Bastei, Suhrkamp) war eine einzige Katastrophe.
Fank Herberts "Wüstenplanet" war in allen Regalen zu finden... andere SF - Fehlanzeige.
Als 1985 "Neuromancer" in Deutschland erschien und alle Verkaufrekorde ohne jegliche Werbung brach, ging ein Ruck durch die SF-Szene (ich glaube, dass dieser Faktor die Grundaussage von Rusch ist) und plötzlich, nachdem selbst der Spiegel über dieses Buch berichtete, begann die SF-Szene wieder zu leben.

Sorry, Jürgen, aber das ist eine seeeehr persönliche Einschätzung. Nur mal so nebenbei: Es gab Ende der 70er da so 'nen Film, der für einen SF-Boom gesorgt hat. Nun war das, was da auf den Markt kam, natürlich alles andere als durchweg innovativ & originell - aber das war weder vorher noch hinterher anders.

Für den deutschen Markt hieß das konkret (und wir sollten uns doch vielleicht darauf einigen, ob wir vom deutschen oder angloamerikanischen Markt sprechen, und auch von wann bis wann die 80er genau gehen http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/blink.png ):

Start der SF-Reihe bei Knaur ('78)
Start der SF-Reihe bei Moewig (80)
Wiederbelebung der Ullstein SF-Reihe (Anfang der 80er)
Ausweitung der bestehenden Programme bei Bastei-Lübbe, Goldmann, Heyne
Versuch eines Hardcover-SF-Programms mit deutschen Autoren (Corian)

Als dann deiner Meinung nach "Neuromancer" alle Verkaufsrekorde brach, war der Markt wegen der Überproduktion am Zusammenbrechen bzw. bereits zusammengebrochen. (Noch 'n Tip: Woran denken wir, wenn wir 1984 hören?).

Trotzdem sind in dieser Zeit keineswegs weniger interessante/innovative Titel erschienen (kleine Liste vielleicht morgen - ein paar wurden ja bereits genannt, aber da gibt's noch mehr) - wobei das natürlich auch höchst subjektive Kriterien sind.

Grüße
Gerd

#18 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 15:07

Ich warte jetzt erst einmal die Liste mit den innovativen Werken von Knaur, Moewig und Ullstein ab http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png Bei den Ullsteinern waren es eine Menge Neuauflagen, zumindest habe ich komischerweise "nur" Klassiker der SF aus dieser Reihe. Schaun wir dann mal auf das DEUTSCHE Erscheinungsdatum. Ich wage einmal die Prognose, dass wir innovative Werke im Bereich Stil und Ausdruck, aber weniger im Bereich Story sehen werden. Dies wiederum würde eine Diskussion, WAS eigentlich technisch innovativ ist losbrechen... ich sagte ja zum Anfang, eine interessante Frage und Diskussion, die da auf uns zukommt. bis denne Jürgen
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#19 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 17:07

@yip

bei aller Liebe zur Diskussion... Le Guin´s Erdsee-Bücher haben nichts mit SF zu tun.

Ich sehe Rusch´s Argumente als NICHT widerlegt, denn sie sind imho am DEUTSCHEN MARKT orientiert.

Ich hatte Erdsee auch als Fantasy eingestuft (und in Klammern gesetzt), obwohl ich mit scharfen Kategorisierungen eh nicht so furchtbar viel anfangen kann. Wie wär's also wenn du gegen die SF-Beispiele argumentierst?...

Dass Rusch nur dt.-sprachige SF meinte, soll er bitte selber mal bestätigen. Vor meinem ersten Post in diesem Thread war davon nie die Rede, und diese Einschränkung gilt auch sonst im Board eher selten. Sollte sie auch bei Beiträgen Anderer hier im Thread gelten, darf ich hiermit diese Anderen bitten dies klar zu kennzeichnen (u.a. in dem man nicht dauernd von "der SF" im Allgemeinen redet).

Ein "festnageln" an feste Zeitdaten ist deshalb problematisch und deshalb gebe ich mich "geschlagen", wenn du darauf jetzt rumreitest..

Ich reite auf nichts herum, ich argumentiere gegen eine interessante These mit dem Titel "80er SF". Wenn man davon ein paar Jahre abschweift, Ok, aber 10 Jahre sind m.E. schon ein bisschen viel...

Eins fällt mir übrigens noch allgemein bei der Diskussion auf: Redet ihr über die Menge der Titel, die es damals zu kaufen gab, oder über die Qualität der damaligen Erstveröffentlichungen? Letzteres ist aus heutiger Sicht (immerhin 20 Jahre danach) m.E. eher das Maß davon ob die SF als Genre damals unter Einfallslosigkeit litt.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#20 Jürgen

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 18:25

@yip

Vor meinem ersten Post in diesem Thread war davon nie die Rede, und diese Einschränkung gilt auch sonst im Board eher selten. Sollte sie auch bei Beiträgen Anderer hier im Thread gelten, darf ich hiermit diese Anderen bitten dies klar zu kennzeichnen (u.a. in dem man nicht dauernd von "der SF" im Allgemeinen redet).

Zumindest für mich gilt das. SF-Allgemein IST für mich Deutsche SF bzw. SF, die ins deutschsprachige übersetzt wurde... was sollte es auch anderes sein. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/confused.gif

Redet ihr über die Menge der Titel, die es damals zu kaufen gab, oder über die Qualität der damaligen Erstveröffentlichungen? Letzteres ist aus heutiger Sicht (immerhin 20 Jahre danach) m.E. eher das Maß davon ob die SF als Genre damals unter Einfallslosigkeit litt.

Weder noch... es geht um innovative Einflüsse, die der SF einen völlig neuen Schwung gegeben haben. Ich denke, damit sind alle Klarheiten beseitigt und wir können über folgendes diskutieren: gab es zwischen 1971 und Anfang 1980 in der DEUTSCHSPRACHIGEN SF ein "Loch", dass durch eine gewisse Einfallslosigkeit der Storys hervorgerufen wurde ? Wenn man sich darauf einigen könnte ? Im Übrigen finde ich es gut, wenn sich yip und Gerd so in die Diskussion reinhängen, weil dadurch die Chance besteht, dass ich mich irre... und sollte das so sein, bin ich gerne bereit, das auch einzugestehen. Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 17 Oktober 2004 - 18:29.

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#21 Rusch

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 18:34

Dass Rusch nur dt.-sprachige SF meinte, soll er bitte selber mal bestätigen. Vor meinem ersten Post in diesem Thread war davon nie die Rede, und diese Einschränkung gilt auch sonst im Board eher selten. Sollte sie auch bei Beiträgen Anderer hier im Thread gelten, darf ich hiermit diese Anderen bitten dies klar zu kennzeichnen (u.a. in dem man nicht dauernd von "der SF" im Allgemeinen redet).

Nein, meinte er auch nicht. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/laugh.png

Es ist halt so gewesen, dass aus jener Zeit wenig innovative SF kam, sonder sehr viel Mainstream. Selbst Gateway ist nicht sonderlich progressiv. Und was es so gut wie gar nicht gab waren Themen, die Kritisch mit zeitpolitischen Themen ins Gericht gingen. Ein große Tradition der SF starb mehr oder weniger in den 80ern. Ich bleibe dabei: Die SF war orientierungslos, denn die alten Themen waren nicht mehr so faszinierend wie früher.

#22 Gast_Konrad_*

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 19:00

Hallo Jürgen,die Diskussion ist zwangsläufig geprägt von der persönlichen Einschätzung des Begriffs "Herausragend".Ich habe in den 70er als Student begonnen, SF zu sammeln.Und obwohl ich Datentechnik studiert habe, war für mich allein die Neuartigkeit einer technischen Ideeniemals ausreichend, um ein SF-Buch als "herausragend" zu bezeichnen.Auch heute ist es für mich noch immer schwer zu sagen, wann ich ein Buch als außergewöhnlich empfinde.Es muß sicherlich der sprachliche Ausdruck und der berühmte "doppelte Boden" hinzukommen, um dieseWertung auszulösen.Was den sprachlichen Ausdruck angeht, muß ich gestehen, daß z.B. Neuromancer einen ausgesprochenzwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.Um auf die 70er zurückzukommen, ich habe diese Jahre nicht als "Dürrezeit" empfunden.Im Gegenteil wurden in diesen Jahren insbesondere amerikanische Kurzgeschichten in Deutschlandveröffentlicht, die ich immer noch sehr mag.Gateway habe ich damals als überdurchschnittlich empfunden, weil es den ökonomischen Hintergrund fürEntdeckungen/Eroberungen und die damit verbundene Unmenschlichkeit in einem neuen Kontextsehr einfühlsam darstellt.Ich habe Dein Argument nicht verstanden, warum Du den Trantor-Zyklus nicht als eigenständiges Werkbezeichnest. Der "Psychohistoriker" war doch eine Asimov'sche Erfindung, oder nicht ?In jedem Fall hatte ich vorher noch nie davon gelesen.Wie wärs dann mitLunatico 1974Die Romane von Franke sind bei Goldmann und im Insel-Verlag erschienen, bevor sie in der Suhrkamp-Reiheneu aufgelegt wurden.Zone Null 1970Einsteins Erben 1972Ypsilon minus 1976 (Suhrkamp)Sirius Transit 1979 (Suhrkamp)Gute Kurzgeschichten von Sturgeon, die in den 70er in Deutschland veröffentlicht wurden:Baby wird drei (More than Human)Prognose: positivDas Geheimnis von XanaduTausend Schiffe am HimmelSein Name war MenschSilverberg:Jetzt Plus MinusSteinbock-SpieleKinder der Retorte 1975Der Seher 1978Lem:Solaris 1972Die Sterntagebücher 1978TransferTerminusDie JagdIn den 80er sind beispielsweise die ganzen Kurzgeschichten von Robert Sheckley in Deutschlanderschienen, die mit ihrem schwarzen Humor damals ganz außergewöhnlich waren.Gruß,Konrad

#23 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 Oktober 2004 - 20:21

Und was es so gut wie gar nicht gab waren Themen, die Kritisch mit zeitpolitischen Themen ins Gericht gingen. Ein große Tradition der SF starb mehr oder weniger in den 80ern. Ich bleibe dabei: Die SF war orientierungslos, denn die alten Themen waren nicht mehr so faszinierend wie früher.

Danke, Rusch. Schön dass ich weiter mit diskutieren kann. (@Jürgen: "Die SF" ist m.E. alle SF, die wir Boarder in der Lage sind, zu konsumieren. Und das beinhaltet zu einem großen Teil auch SF in engl. Sprache, übersetzt oder noch nicht. Viele lesen engl.-sprachige SF auch - zur Not - im Original.)

Rusch, dann sag doch mal welche "zeitpolitischen" Themen d.E. nicht angesprochen wurden. Am besten mit Beispielen aus anderen Epochen, die beweisen dass es da anders war. M.E. sind mindestens 2 Autoren, die ich oben nannte, schon sehr zeitgeistig gewesen: Butler und Robinson. (Der Roman Gold Coast von Letzterem bleibt mir sehr stark in Erinnerung als ein Schnappschuss der möglichen Welt zu der wir uns damals hin bewegten.)

@Konrad:
Natürlich benennt jeder von uns Titel die man selber hervorragend fand, aber ein bisschen lasse ich mich auch von den Artikeln/Essays Anderer leiten, z.B. z.Zt. insbesonders Adam Roberts.

Zu deiner Liste: Mit den rein dt. Titeln der Werke von US-Autoren kann ich persönlich nicht so viel anfangen, aber Silverberg finde ich vom Stilistischen her beachtenswert. Lem ist bei dt. Bekannten von mir so sehr und dauerhaft beliebt, dass ich erst dadurch dazu kam ihn in den letzten 5 Jahren zu lesen, und finde auch ihn bemerkenswert genug, um mir vorstellen zu können, dass seine Bücher das SF-Interesse in der BRD zumindest auf kleiner Flamme in den Erscheinungsjahren und danach hielten. Wenn ich mich nicht irre kam doch auch ca. zeitgleich mit der dt. Version des Romans Tarkovski's Solaris-Verfilmung ins Kino?

Überhaupt ist ja evtl. die Tiefphase, die ihr meint, einfach eine in der das Genre sich zum ersten Mal ins Mainstream erweiterte, und deshalb eine Zeit lang in den SF-Regalen entspr. weniger wurde? (Soll heißen: Die Verlage haben bestimmte Werke nicht mehr als SF kategorisiert.) Die SF-Kinofilme der 70er (das gilt für Solaris genauso wie für Star Wars Ep. IV) scheinen mir eh eher "mainstreamige" Umsetzungen, mal "seriös", mal "retro" (Umbau des Westerns bzw. des Kriegsfilms mit SF-Symbolik). Leider weiß ich zu wenig über namhafte Mainstream-Literatur der späten 70er und frühen 80er um feststellen zu können, ob damals erste bisher "reine" SF-Themen darin vermehrt auftraten. (Das dt. Beispiel das ich oben nannte, Briefe in die chin. Vergangenheit, das auch heuer nicht in SF-Regalen zu finden wäre, scheint dafür zu sprechen.)

Auch kann ich mir vorstellen, dass zumindest Star Wars (evtl. auch Star Trek - bitte nicht steinigen!) die New-Wave-Bewegung erstmal ziemlich ausbremste, weil diese Produktionen zu der Zeit ein Rückschritt in trivialere/trashige Formen zu sein schienen, die das SF-Avantgarde längst hinter sich gelassen hatte. Dass diese "Pulp"-Produkte zu einem großen allgemeinen Akzeptanzschub von SF durch Bisher-Mainstream-KonsumentInnen wenige Jahre später führten, haben SF-Verleger evtl. erst nach und nach kapiert? (Ähnlich dem Schub den Herr der Ringe Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung für das Fantasy-Genre bewirkte.)

Fazit: Evtl. waren die späten 70er und frühen 80er einfach die Zeit in der SF erwachsen wurde, sich häutete, die Flügel ausbreitete und danach von einer viel breiteren Leserschaft (inbes. auch wesentlich mehr Frauen) wahrgenommen wurde.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 17 Oktober 2004 - 20:56.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#24 ANUBIS

ANUBIS

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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 00:08

Nicht zu vergessen die Romane von John Sladek!!Greetz
" Der erste Trank aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott "

Werner Heisenberg,Atomphysiker
  • (Buch) gerade am lesen:Der Totenerwecker von Wrath James Wright
  • (Buch) als nächstes geplant:???
  • • (Film) als nächstes geplant: ???
  • • (Film) Neuerwerbung: EUREKA-Season 5

#25 Gast_Gerd_*

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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 00:50

Nicht zu vergessen die Romane von John Sladek!!

Stimmt, Anubis! Vor allem Roderick & Tic-Toc (und wenn wir noch Barrington J. Bayleys "The Soul of the Robot" dazunehmen, haben wir die Weiterentwicklung von bzw. Antithese zu Asimovs Roboterromanen umfassend abgehakt http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png ) Und für Jürgen schon mal die ersten innovativen Titel von Knaur, Moewig und Ullstein. (Wobei ich jetzt schon weiß, woran wir uns dann wieder hochziehen werden :lookaround: ). Grüße Gerd

#26 Jürgen

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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 09:00

@Konrad

Was den sprachlichen Ausdruck angeht, muß ich gestehen, daß z.B. Neuromancer einen ausgesprochen zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Die Diskussionen zu diesem Roman hier im Forum zeigte, dass du mit deiner Meinung nicht alleine bist. Aber selbst wenn man die sprachlichen Mittel Gibsons ausser acht lässt, bleibt von der Thematik imho ein innovativer Roman übrig. Das Thema war neu und unverbraucht.

Es muß sicherlich der sprachliche Ausdruck und der berühmte "doppelte Boden" hinzukommen, um diese Wertung auszulösen.

Vollste Zustimmung !

Gateway habe ich damals als überdurchschnittlich empfunden, weil es den ökonomischen Hintergrund für Entdeckungen/Eroberungen und die damit verbundene Unmenschlichkeit in einem neuen Kontext sehr einfühlsam darstellt.

Da habe ich nun folgendes Problem... ich habe erst in den letzten Tagen das Buch gelesen und kann deine Einschätzung nicht teilen. Und darauf aufbauend sehe ich noch ein allgemein anderes Problem. Sind Rezensionen teilweise zeitabhängig bzw. besitzen sie sogar ein Verfallsdatum? @Yip

Überhaupt ist ja evtl. die Tiefphase, die ihr meint, einfach eine in der das Genre sich zum ersten Mal ins Mainstream erweiterte, und deshalb eine Zeit lang in den SF-Regalen entspr. weniger wurde? (Soll heißen: Die Verlage haben bestimmte Werke nicht mehr als SF kategorisiert.)

Über diese Frage habe ich länger nachgedacht. Aber fällt das nicht wiederum in den Zeitraum NACH 1990 ? Irgendwie passt dieser Vorgang mehr in die Zeit der post-cyberpunk Ära... als Hacker-Romane wie Pilze aus den Boden schossen und der Genre-Unterschied (SF / Computerthriller ) verblasste. Gibt es noch andere Beispiele für das "verwischen" von Genre und Mainstream? Ich habe langsam die Befürchtung, dass wir uns in eine Art der Heisenberg´schen Unschärferelation verirren, weil immer mehr Information weitere Fragen aufwerfen. Wobei... eine "Aufarbeitung" der SF in den letzten dreissig Jahren steht diesem Forum sehr gut zu Gesicht und hat auch anhand des Sachverstandes der Mitglieder die Chance, mehr als nur ein Diskussionsergebnis hervorzubringen. Wenn sich vielleicht noch ein paar Leute mit dem nötigen Sachverstand dem Thema anschliessen, wäre evtl. eine aussagekräftige Zusammenfassung drin. Das wäre ein gutes Hilfsmittel für Neu- und Quereinsteiger ins SF-Genre. Nur so´ne Idee Gruss Jürgen PS: Gerd... ich würde es begrüssen, wenn du dich registrieren würdest. Sachverstand ist im SF-Netzwerk IMMER gefragt... und den scheinst du ja unzweifelhaft zu besitzen http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cheesy.gif

Bearbeitet von Jürgen, 18 Oktober 2004 - 09:23.

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#27 Rusch

Rusch

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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 10:43

@Konrad

Was den sprachlichen Ausdruck angeht, muß ich gestehen, daß z.B. Neuromancer einen ausgesprochen zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Die Diskussionen zu diesem Roman hier im Forum zeigte, dass du mit deiner Meinung nicht alleine bist. Aber selbst wenn man die sprachlichen Mittel Gibsons ausser acht lässt, bleibt von der Thematik imho ein innovativer Roman übrig. Das Thema war neu und unverbraucht.

Mag ja sein, dass ich den Roman nicht sonderlich mag, aber ich würde Gibson niemals absprechen, dass er eines der wichtigesten Werke der SF verfasst hat. Der Roman war Zukunftsweisend für die SF. Mit Gateway war ich auch nicht so zufrieden. Es gibt Ideen, die man in späteren Werken wiederfindet. So bin ich z. B. überzeugt davon, dass Peter F. Hamilton ein Fan der Gateway Reihe ist. Und auch Richard Morgan hat den Komplex Bewusstseinskopien aufgegriffen und weitergesponnen. Aber die Romane war ein wenig eigen. Ich habe so den Eindruck, als ob es Pohl nicht schafft, einen Anständigen Schluss zu verfassen. Der erste Band hatte in der Mitte einige Längen und der Schluss kam dann hopplahopp. Der zweite ging dann, aber der dritte fließt so dahin und ist dann irgendwie aus. Ich weiss nicht, ich weiss nicht. Aber um auf das Grundthema zurückzukommen: Ich habe geschrieben, dass die SF keine Zeitkritischen Werke mehr gebracht hatte. Ein Grund hierfür war vielleicht, dass die Welt in einem sehr starren Zustand war. Der Kalte Krieg hatte die Welt fest im Griff und Themen wie Nuklearkrieg und Atomare Verseuchung waren zum einen schon ausgiebig behandelt und zum anderen wollte auch keiner mehr darüber lesen. Mitte der 80er kam Bewegung in die Welt. Ich will mal Begriffe wie Balkanisierung, Genforschung, Stammzellenforschung, Informationswelt, Virtualisierung, etc erwähnen. Genug Stoff für die SF also um ordentlich durchzustarten, Themen aus der Gegenwart zu nehmen und diese in die Zukunft zu projezieren. Vielleicht war es tatsächlich so, dass die fehlenden Impulse von Außen gefehlt hatten um die SF voran zu treiben. Das würde auch erklären, warum Lem in den 80ern eine Hochphase hatte. In dieser Zeit rumorte es ja mehr und mehr im Osten.

#28 Gast_Konrad_*

Gast_Konrad_*
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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 21:49

@Yip: Silverberg finde ich insbesondere wegen seiner "dichten" Sprache sehr interessant. Ich habe beide Autoren allerdings nicht im Original gelesen; bin mir da meiner eigenen fremdsprachlichen Grenzen leider sehr bewußt. Hier sind übrigens die englischen Titel der Bücher: Sturgeon: Baby wird drei (More than Human) Prognose: positiv (The Joyous Invasion) Das Geheimnis von Xanadu (The Worlds of Theodore Sturgeon, 1.Teil) Tausend Schiffe am Himmel (The Worlds of Theodore Sturgeon, 2.Teil) Sein Name war Mensch (Sturgeon is Alive and Well...) Silverberg: Jetzt Plus Minus (Unfamiliar Territory) Steinbock-Spiele (Capricorn Games) Kinder der Retorte (Tower of Glass) Der Seher (The Stochastic Man) @Jürgen: Was war denn nun mit dem Trantor- oder Foundation-Zyklus falsch ?

Und darauf aufbauend sehe ich noch ein allgemein anderes Problem. Sind Rezensionen teilweise zeitabhängig bzw. besitzen sie sogar ein Verfallsdatum?

Eine typische "kommt darauf an"-Frage. Die Perzeption eines Buches wird sicherlich vom aktuellen zeitgeschichtlichen und literarischen Umfeld beeinflußt. Es hängt also sehr davon ab, wie stark diese Bezüge die Rezension prägen. Ich hoffe aber doch sehr stark, daß Du mir damit nicht durch die Blume sagen willst, ich solle mir meine "alte" Meinung über Gateway an den Hut stecken. :rolleyes: In diesem Zusammenhand müßten wir dann auch die Frage diskutieren, welche Aussagen einen vergangenen Zeit wohl besser wiederspiegeln, die Erinnerungen eines Zeitzeugen oder die theoretischen Betrachtungen eines Historikers. Gruß, Konrad

#29 Rusch

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Geschrieben 18 Oktober 2004 - 22:51

More than Human habe ich mir vor zwei Wochen bestellt. Ich bin man gespannt was geboten wird.Hinsichtlich des Roboter & Foundation Zyklus von Asimov kann man sagen, dass die neuen Romane mit Ausnahme von "Forward to Foundation" keine richtig großartigen Werke sind. Die Grundelemente (Foundation Trilogie, Robotergeschichten, Bailey Romane) sind viel, viel älter. Daran finde ich wenig progressives.

#30 Gast_Konrad_*

Gast_Konrad_*
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Geschrieben 19 Oktober 2004 - 00:01

Über die spätere Ergänzung der Foundation-Trilogie kann ich nichts sagen.Gemeint waren die ersten drei Bücher, die in Deutschland in den 70er erschienen sind.Diese waren herausragend durch die neue Idee des "Psychohistorikers".Die Diskussion ist aus der Behauptung entstanden, schon in den 70er hätte es keinegute SF mehr in Deutschland gegeben.


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