Sven Haupt
Ein Übermaß von Welt
Herausgeber : Eridanus Verlag
Erscheinungstermin : 1. Dezember 2025
Auflage : 1.
Sprache : Deutsch
Seitenzahl der Print-Ausgabe : 224 Seiten
ISBN-10 : 3946348572
ISBN-13 : 978-3946348573
»Wie weit werden wir reisen?«, fragte Thea. Der Mann zeigte wortlos mit einem Finger nach oben. »Werden wir ferne Dörfer sehen? Fremde Orte, wo andere Menschen leben?« Er zeigte weiter nach oben. »Orte, wo Menschen noch nicht gewesen sind?« Der Mann zeigte energischer nach oben. »Du willst …«. Sie verstummte, gestikulierte vage und zeigte schließlich ebenfalls nach oben. »In … in den … Himmel?« Der Mann namens Gale zuckte mit den Schultern. »Er ist von manchen so genannt worden.« Thea starrte ihn an. »Was werde ich dort finden?« Gale lächelte sie an. »Exakt das, was du mitbringst.«
Kommentar
Ja, es ist ein Haupt mit der typischen Protagonistin, dem lockeren Stil und den philosophischen Gedanken. Thea entdeckt die Welt des gewaltigen Schachtes, die merkwürdiger nicht sein könnte. Gut die Hälfte des Buches wird geprägt durch diese Erkundungstour und die Dialoge mit ihrem Mentor Gale. Haupt gelingt eine unglaublich plastische Schilderung dieser speziellen Welt (für deren Existenz er eine schlüssige SF-Erklärung liefert). Aber es sind vorallem die Dialoge die in witziger Weise philosophische Fragen über Freiheit, Bestimmung, Menschsein erörtern. Ich kenne keinen Autor der komplexe Themen so leicht und locker vermittelt, so dass der Leser aus dem Text sowohl gut unterhalten als ein wenig klüger auftaucht. Gale erinnert mit seinen kryptischen Kommentaren an Gandalf (er wechselt auch von grauer zu weißer Kleidung!). Überhaupt finden sich viele Anklänge an aktuelle Themen (Waldbewohner ähneln Ewoks) und Klassiker (der Aufstieg kann als Odyssee interpretiert werden inkl. Scylla und Charybdis sowie der Insel der Circe / die Dialogform war schon bei antiken Philosophen beliebt). Auf gewisse Weise entspricht der Aufstieg im Schacht einem gelebten Leben mit dem erwartbaren Ende. Und hier kommen wir zum letzten Drittel des Buches. Hier wird Gale eher zum Prediger einer buddhistischen Weltsicht und die lockere Dialogform geht teilweise verloren. Zudem werden die Szenerien zunehmend schwieriger zu schildern umso esoterischer sich die Handlung entwickelt. So bleibt am Ende ein zwiespältiger Eindruck: Extrem gelungener Entwicklungsroman mit (für mich) zu religiös geprägtem Ende.
Fazit
Leseempfehlung für jeden Haupt-Fan, nichts für Hard-SFler
Sven Haupt - Ein Übermaß von Welt
Erstellt von
rostig
, Heute, 09:00
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#1
Geschrieben Heute, 09:00
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