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Kurzgeschichtenlesezirkel DSFP nominierte Storys


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20 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 13:18

Hi!

 

Ich dachte mir, ich lese mal ein paar von den Storys, die vom DSFP nominiert wurden (zumindest jene, die ich noch nicht kenne natürlich und auch nicht zwingend alle, weil ich gar nicht alle besitze), und vielleicht wollen ja ein paar von euch mitmachen. Ich habe schon mit einigen gesprochen und offenbar lesen ja welche von euch jetzt absichtlich die Storys, die nominiert wurden, gerade WEIL sie nominiert wurden und so etwas in der Art habe ich auch vor.

 

Also, wer macht mit?

 

Der Scope besteht aus (man kann auch nur eine davon lesen oder alle neun oder irgendwas dazwischen):

 

 
»Davy ’n‘ Jean« von Gabriele Behrend, erschienen in »Rock Planet«, herausgegeben von Marianne Labisch, p.machinery, ISBN 978 3 95765 404 5
 
»Ascheweg« von Robert Corvus, erschienen in »C.R.E.D.O.« herausgegeben von Karl-Ulrich Burgdorf und Rainer Schorm, p.machinery, ISBN 978 3 95765 393 2
 
»Wichtig ist nur, was die Leute glauben« von Christian Endres, erschienen in »EXODUS 48«, herausgegeben von René Moreau, Heinz Wipperfürth und Hans Jürgen Kugler, Eigenverlag René Moreau, ISSN 1860-675X
 
»Die Tür in den Sommer« von Ulf Fildebrandt, erschienen in »NOVA 34«, p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-396-3, ISSN 1864-2829
 
»Eine kleine Geschichte von Zeit und Gewalt« von Ulf Fildebrandt, erschienen in »c’t 16/24«
 
»Ich bin die Auferstehung und das Leben« von Heidrun Jänchen, erschienen in »NOVA 35«, p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-435-9, ISSN 1864-2829
 
»Ein Schritt ins Leere« von Aiki Mira, erschienen in »Psyche mit Zukunft«, herausgegeben von Jol Rosenberg, ohneohren Verlag, ISBN-13 978-3-903296-16-9
 
»Die seltsame Geschichte des Roswell Zwischenfalls« von Peter Schattschneider, erschienen in »Der Traum des Philosophen« von Peter Schattschneider, Hirnkost Verlag, ISBN-13 978-3-98857-108-3
 
»Gaia, allein« von Maximilian Wust, erschienen in »Science Fiction goes Punk«, herausgegeben von Tessa Maelle, Mario Franke und Uli Bendick, p.machinery, ISBN-13 978-3-95765-434-2

Davy'n'Jean kenne ich schon, die Tür in den Sommer natürlich sowieso, und ein Schritt ins Leere auch, zudem Wichtig ist nur, was die Leute glauben.

 

Für diesen Lesezirkel würde ich absichtsvoll noch den Schattschneider und den Wust lesen und die Story von Heidrun Jänchen.


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#2 ShockWaveRider

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 13:40

Grundsätzlich eine schöne Idee!

Aber das sind halt doch 9 Beiträge aus 9 verschiedenen Anthos.

Okay, du räumst ja ein, dass man auch nur einen Teil der Stories lesen kann.

Aber man muss halt doch i.A. für eine Story ein komplettes Buch anschaffen.

 

Gibt es Möglichkeiten, an die Anthos heranzukommen ohne sie kaufen zu müssen?

Ich wäre z.B. bereit, meine Anthologie-Exemplare (derzeit 2) an andere Teilnehmer auszuleihen.

 

Gruß

Ralf  


Bearbeitet von ShockWaveRider, 23 Juli 2025 - 13:41.

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#3 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 13:53

Ich weiß absolut, was du meinst, ich hatte 2020 mal alle für den Kurd-Laßwitz-Preis nominierten Storys gelesen und alles gekauft und auch ausgerechnet, wie viel ich da ausgegeben hatte. (Spoiler: knapp 100 Euro, ebooks only)

Das war vor Rezensionsexemplaren oder gar Frei-Exemplaren für diverse Jury-Tätigkeiten.

 

Daher begrüße ich, dass wir uns gegenseitig ausleihen, ich habe nur leider keine verleihbaren Prints. Ich steige mehr und mehr wieder auf Prints um, zumindest für die Kinder, und irgendwann sicher auch wieder für mich selbst, es gibt also Hoffnung für die Zukunft ...


Nachtrag: Zumindest eine Lesung der Aiki-Story kann ich via YouTube anbieten: https://www.youtube....h?v=O1GLuFdk-Ss


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#4 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

    ThrillerAutor

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 14:14

Wenn wir uns das hin und herschicken, lacht vor allen Dingen die Post.

Vielleicht mögen die nominierten Autory (falls sie an unseren Meinungen interessiert sind) ein PDF in die Runde werfen? 


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                         


#5 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 14:18

Ich stelle meine Story gerne allen zur Verfügung.

 

Lasst es mich nur eben mit Tessa klären. Im Endeffekt hat sie ja die Rechte daran.


"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 14:26

Maximilian Wust: Gaia, allein

(Nanopunk)

 

Hier war die Schwierigkeiten, mit festen Charakteren zu arbeiten,  Zwillingsschwestern Maja und Juna, die nicht irgendwie verändert werden durften (und auch alles überleben mussten), denn in der Anthologie ging es darum, sie nach und nach Abenteuer in  unterschiedlichen Punk-Welten erleben zu  lassen.

Der Herausforderung hatten sich so einige Autory gestellt, u. a. eben auch Max Wust. 

 

Zunächst einmal fällt auf, dass Wust richtig gut schreiben kann. Er kann mit Adjektiven umgehen.

 


Dünen umgaben sie; schwarze, schimmernde Wogen aus Staub unter einem totgrauen Himmel. Die Luft schmeckte verbraucht, wie in einem Keller.

 

Wir haben hier nicht nur den visuellen Sinn, den ja die meisten von uns gern ansprechen, sondern sogar noch den Geschmackssinn, und das bei einer Beschreibung ganz am Anfang einer Story, das macht Lust, in  die Geschichte tiefer einzusteigen.

 

Die Schwestern sind jetzt auch seit einiger Zeit gewohnt, von eine Welt in die nächste zu torkeln (sie reisen via einer Münze und werden von einer Welt in die nächste transportier, können aber offenbar selbst bestimmen, wann sie eine Welt wieder verlassen), insofern wundern sie sich auch nicht, erkunden nur sofort die Umgebung. Das ist gesetzt, weil der Scope der Anthologie das so hergibt und die Story weiter hinten abgedruckt wurde.

 

Dann gibt es noch auf der ersten Halbseite das erste Rätsel, als spannungsgebendes Element: Obwohl es heiß ist, ist der Boden (der scheinbar aus schwarzem Sand besteht) kalt. Was ist da los? (Plus, wenn ich mir mal diese laute Bewunderung erlauben darf, SO SCHNELL und effizient Spannung erzeugen, das ist einfach geil, wie meine Kinder sagen würden). Und kurz darauf verlieren sie die Münze im Sand, können also nicht einfach weiterreisen und müssen eine Möglichkeit finden, die Münze wiederzufinden. (Hat jemand die gesamte Anthologie gelesen und kann mir sagen, ob die Schwestern häufiger von ihrer Münze getrennt werden?)

 

 

Die Schwierigkeit bei dieser Art von Story ist ja auch, dass die Autory nicht zu tief in die Persönlichkeiten eintauchen können/dürfen. Es muss ja noch zu dem passen, was alle anderen über Maja und Juna erdacht haben. Insofern können keine bewegenden Hintergrundgeschichten der beiden Hauptfiguren die Charaktere plastisch machen, Idee und Action muss die Story tragen. (Hätte ich mitgemacht, ich hätte vermutlich auf eine Figur fokussiert, die sie kennenlernen und der eine tragische Hintergrundgeschichte gegeben.)

 

Dann betreibt Wust Weltenbau in a nutshell, sehr effektiv. Es gibt Wasser, aber keine Planzen. Der Boden erwärmt sich langsam, man kann aber leicht einsinken, wie in Treibsand.

 

(Der Buchsatz ist ein wenig eigenwillig, manchmal ist etwas ohne für mich erkennbaren Grund kursiv gesetzt.)

 

Es stellt sich heraus, der Sand sind in Wirklichkeit wirklich viele kleine Naniten (was aufgrund des Genre vielleicht nicht überraschend ist). 

 

Dann kommt eine weitere Figur ins Spiel (ich sage mal, ein Einheimischer), der überaus plastisch und gelungen beschrieben wird. Und dann wird auch rasch der Titel klar! Und ein wenig Humor kommt auch schnell zum Tragen. 

 

Bald schon kommt es für die Zwillinge zu einer brenzligen und schwierigen Situation und das, obwohl der Einheimische (Adam, so nennt er sich bald) eigentlich kein Antagonist ist. Er hat lediglich andere Pläne für Maja und Juna als sie selbst. Vorwerfen könnte man ihm nur, dass er sie nicht selbst entscheiden lässt, was mit ihnen passieren wird.

Ein schöner Konflikt, den wir aus dem Alltag kennen: Ich denke, irgendwas ist gut für dich und mache es, obwohl du nicht einverstanden bist. Obwohl ich es per se nicht böse meine, entsteht dir trotzdem ein grauenhafter Schaden, weil du etwas anderes für dich wolltest.

 

Dann gelingt Wust gegen Ende etwas, das ich bei dieser Aufgabe nicht für möglich gehalten hätte: Er bringt doch etwas von der Persönlichkeit rein (vor allem Junas, aber auch Adams), so dass es die anderen Geschichten aber nicht kaputtmachen würde, und schafft es so, der Story neben der äußerst angenehmen Stimulanz für mein Hirn auch noch was für meine Gefühle zu geben. Und zwar komplexe Gefühle, nicht nur die üblichen Verdächtigen.

 

Doch, die Story kann was. Möglicherweise hätte ich die auch nominiert. :-)


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#7 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 23 Juli 2025 - 14:50

Ich stelle meine Story gerne allen zur Verfügung.

 

Lasst es mich nur eben mit Tessa klären. Im Endeffekt hat sie ja die Rechte daran.

 

Ich versuche mal, ein paar der anderen Autory anzuschreiben, vielleicht können diese ja mit ihren Herausgeber*innen ähnliches abmachen, es ist ja auch irgendwie eine Werbung für das Gesamtwerk, vor allem beispielsweise beim Schattschneider.

 

 

Nachtrag: Und ich frage mal René wegen der Endres-Story, manchmal veröffentlichen sie ja eine der Storys online. 


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#8 ShockWaveRider

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Geschrieben 24 Juli 2025 - 20:15

Dann will ich wenigstens einen Beitrag leisten:

 

Christian Endres: Wichtig ist nur, was die Leute glauben

(in: EXODUS 48, Illustration von Frank G. Gerigk)

 

Inhalt: Die Ich-Erzählerin holt ein illegales Crypto-Wallet aus einer ebenso illegalen Serverfarm, als sie und ihre Komplizen von einem SEK überrascht werden. Die IE entkommt auf ihrem Fahrrad und schüttelt mit Hilfe verbündeter Widerständler sogar eine Drohne ab. Dann findet sie sich vor der Klimaschutzbehörde wieder, wo sie den Crypto-Stick übergeben soll. Ist sie in eine Falle geraten?
Fazit: Voll rein in die Handlung und bis zum Schluss mit Vollkraft in die Pedale getreten. CE kann schreiben, die Routine merkt man der Story an. Das Ende, so nett es ist, erscheint mir nicht 100% überzeugend.
Illu: Frank Gerigks Illu mit der Fahrradkurierin und der Drohne sieht man den KI-Ursprung an. Leider.

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 24 Juli 2025 - 20:28.

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#9 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 25 Juli 2025 - 10:05

»Ich bin die Auferstehung und das Leben« von Heidrun Jänchen

 

Ich habe mal im NOVA-Thread gewühlt und kann mich fast komplett Chris Grimm anschließen, genauso ging es mir auch (hatte das Ende ungefähr so erwartet, aber erst wenige Seiten vor dem Schluss).

 

 

 

Alpträume, an die man sich nicht erinnerte, waren die schlimmsten, denn man konnte sie nicht bei Tageslicht betrachten

 

 

Jänchen ist eine der wenigen Autory, von denen ich mir wünsche, sie würde mehr schreiben (statt weniger, um die Flut mal in den Griff zu kriegen), ich war noch nie enttäuscht. Hier geht es um Helene, die einen wirklich, wirklich undankbaren Job als Trauma-Psychologin hat und (zum Zeitpunkt des Geschehens vor allem drei) Menschen betreuen muss, die immer wieder zur Erkundung geschickt werden, um ein Alien-Monster besiegen zu können (womöglich, eines Tages), aber oft kommt der Trupp nur zu wenigen Minuten, bis sie (erneut) sterben und ihre Einsätze bringen stets nur wenig Erkenntnis. Dann geht der Zyklus von Neuem los, neue Körper werden aus den Tanks geholt, Erinnerungen werden verpflanzt (nicht alle wirklich erlebt) und nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen.

 

Ich habe vermutlich zu viele Filme dieser Art gesehen, daher fand ich mich schlecht zurecht und wusste vorzeitig um den Twist.

 

Trotzdem eine super Story, vor allem für die gestellte Aufgabe. Das Muttersein ist hier ganz neu (und SF-mäßig) gedacht, wirklich schön gelöst die Aufgabe der Ausschreibung (ich habe von den anderen Texten bisher nur einen gelesen und der hatte mir nicht so gut gefallen). Es gibt Spannung, Tragik, Menschlichkeit und eine Menge coolen Weltenbau, was will man mehr!


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#10 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 26 Juli 2025 - 12:30

Hirnkost hat freundlicherweise die Story von Peter Schattschneider online gestellt

https://www.shop-hir...desphilosophen/

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#11 ShockWaveRider

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Geschrieben 26 Juli 2025 - 14:30

Cool!  :thumbup:

 

findet

Ralf


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#12 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 27 Juli 2025 - 07:43

René schafft es zurzeit nicht, Christians Geschichte online zu stellen. Aber wer sie lesen soll, soll sich melden und bekommt ein PDF

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#13 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 28 Juli 2025 - 18:45

Hier, ich, gerne.

 

(Ja, ich habe meine Ausgabe der Exodus perma-verliehen und bin zu faul, sie einzusammeln.)


Bearbeitet von Maxmilian Wust, 28 Juli 2025 - 18:45.

"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#14 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 29 Juli 2025 - 18:55

Also, zunächst mal danke für den Aufwand, Yvonne. Dann fang ich auch mal an.

 

Bitte hierbei nicht böse sein, wenn es sich bei mir hinzieht. Ich habe kaum eine der nominierten Geschichten bei mir zuhause und sogar mein Exemplar von "Psyche mit Zukunft" schwimmt gerade irgendwo im freundschaftlichen Verleih-Ozean ... denn im Regelfall verleihe ich viele Bücher für immer, weil sich sonst meine Wohnung, die von Freunden sowieso schon "Die Bibliothek" genannt wird, noch mehr damit füllen würde.

 

 

Wichtig ist nur, was die Leute glauben

von Christian Endres

 

Eigentlich mag ich Climate-fiction und Solarpunk. Beide Genres können und haben auch schon unglaublich interessant vom Luxus der Moral und dem Verfall von eben jener erzählt – nur leider nicht so gut im heutigen politischen Klima. Moralethik ist da nichts, was wirklich abgelegt oder hinterfragt werden kann. In Folge dessen entwickeln sich Geschichten in beiden Genres oft farb- und geschmacklos. Viele davon wirken auf mich wie ein Witz, der sich selbst nicht erlaubt hat, witzig zu sein. Die Pointe bleibt ob der Vorsicht stumpf. Das ist Endres schon mal nicht passiert. Hier mein Daumen hoch.

 

Christian Endres und Aiki Mira haben für mich eine primäre Eigenschaft gemeinsam: Sie sind unglaublich talentierte Schreiber und können selbst langweilige oder toterzählte Ideen spannend oder künstlerisch hochwertig interpretieren (zumal ich bei Aiki noch keinerlei Spannung erlebt habe, aber das ist ja auch nicht thems Prämisse). Der Schreibstil von Endres gefiel mir wieder einmal sehr: Schnell, knackig, "routiniert", wie er oft im Internet genannt wird. Das Lesen an sich war unglaublich angenehm. Ähnlich wie bei Texten von Christoph Grimm oder Frank Lauenroth, so blieb ich nicht einmal hängen oder habe Zeilen übersprungen. Die Charaktere sind glaubwürdig, die Gedanken "relatable" und schlau, aber ohne ins Katatonisch-Intellektuelle abzudriften. Die Nominierung ist allein dem handwerklichen Aspekt wegen definitiv nachvollziehbar.

 

Leider konnte "Wichtig ist nur, was die Leute glauben" trotzdem bei mir einfach nicht zünden. Und es ist gut, dass ich die Geschichte jetzt noch zwei weitere Male gelesen habe, weil ich es jetzt endlich benennen kann:

 

Ein wenig störten mich die Nebengedanken in brenzligen Situationen. Ich mag Action-Literatur. Ich lese gerne Stackpole, Dan Abnett oder generell die Fast-Food-Romane aus dem Universum von Warhammer 40,000. Aber was die Action darin so satt und ergiebig macht, ist ihre puritanische, ja fast existenzielle Art. Wenn gekämpft wird, wird gekämpft. Ohne Nebensätze und Nebengedanken. Alle Zweifel, Analysen und spätere Reue kommen danach. Aber das allein war es nicht.

 

Bis zum Schluss kam bei mir einfach keine Spannung auf. Gerade in Kurzgeschichten, wo jeder – einschließlich dem Protagonisten – ein sofortiges Ende finden kann, fühlte sich keine Szene wie mit echtem Risiko durchsetzt an. Alles verläuft viel zu glatt, alle Komplikationen lassen sich instantan überwinden. Und gerade bei einer Geschichte, die von ihrem "CGI-Studio mit unendlich Budget" lebt (Zitat von Alastair Reynolds), ist sie essentiell.

 

Ja, das wird gegen Ende nochmal aufgegriffen und wie für Endres üblich, so ist das Lampshade Hanging durchaus nachvollziehbar. Wird aber dann rau negiert:

 

Spoiler

 

Das zentrale Thema hingegen, das immer spannende Drama des Pale King, hat mir wie jedes Mal sehr gefallen. Was tust du, wenn du das unausweichliche Ende deines Volkes herannahen siehst und nichts mehr dagegen tun kannst? Davon hätte ich mir weit mehr gewünscht. Leider ging es im Gewohnten unter: Der typische Held und der typisch nulldimensionale Bösewicht, der mit einfachsten Tricks überlistet wird.

 

Jedoch mit bemerkenswerter handwerklicher Finesse verfasst.

 

Das macht es auch schwer, die Geschichte für mich final zu bewerten. Sie war zu gut geschrieben, um sie einfach nur abzutun. Ihr fehlte lediglich der Funke. Und der Geschmack von Risiko.

 

 

Zum Schluss möchte ich noch klarstellen: Christian Endres schreibt definitiv besser als ich, er kommt schneller zum Punkt, hat weit mehr Erfahrung, gekoppelt mit weit größerem Talent. Auf die Zeichenkunst übertragen arbeite ich noch an den Proportionen, während er überlegt, mit welcher Grundierung er seine perfekt geworfenen Schatten hinterlegt. Die von mir angekreideten Fehler sind mir auch schon selbst unterlauen, mehrfach, genauso wie sie es noch tun werden. Man kann mir also gerne Neid unterstellen.


Bearbeitet von Maxmilian Wust, 30 Juli 2025 - 09:59.

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#15 Sam Francisco

Sam Francisco

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 09:27

Es ist zwar schon etwas länger her, dass ich die Geschichte von Endres gelesen habe, aber danke Maximilian, jetzt verstehe ich, warum sie mir damals nicht gefallen hat. Das trifft den Nagel auf den Kopf.
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#16 FranzH

FranzH

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 09:30

Ich finde diesen Lesezirkel sehr spannend.

 

Wer mag, kann nach der Lektüre aller nominierten Geschichten noch als "Übungsaufgabe" Punkte vergeben:

Jede Geschichte erhält zwischen 0 und 15 Punkte mit der Randbedingung, dass mindestens je einmal 0 und einmal 15 Punkte vergeben werden.

Die Wertung würde ich nicht veröffentlichen, aber die Erfahrung ist interessant: Das Herunterbrechen und Reduzieren aller Gedanken zu einer Geschichte auf eine einzige Zahl und dann noch diese Zahl in Relation zu den anderen zu setzen und eben nicht einfach nur allen den gleichen Wert zuordnen zu können....

Viel Spaß!



#17 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 09:39

Dazu müssten wir streng genommen alle lesen und ich glaube, das kriegen die meisten von uns nicht hin.

 

Max, ich stimme Sam zu, ich glaube, mir ging es sehr ähnlich (bis auf das Detail mit Nebengedanken im Kampfgeschehen, sowas liebe ich ja, ich muss mal gleich prüfen, ob ich das in der Endres-Story gut fand). 


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#18 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 09:53

»Wichtig ist nur, was die Leute glauben« von Christian Endres

 

Das ist auch für mich ein Reread, es ist aber länger her, dass ich die Story gelesen hatte, frisch nach erscheinen, denke ich.

 

Erstmal cool, dass das erzählende Ich hier eine Frau ist. Das verhindert schon mal einige Klischees und ist frischer. 

Es gibt Weltenbau zum Thema Wetter (Hitze, Starkregen), was ja schon fast üblich ist, aber auch nötig. 

 

Bei der Einführung der Figur versäumt es der Autor hier, ausreichend viele emotionale Komponenten zu vermitteln. Ja, es gibt einen Cousin (Ben) und der hat ihr den Job verschafft und dann folgen alle möglichen Nebeninformationen von Fakten und Weltenbau, aber nichts zu den Figuren. Ich erfahre nichts über die Beziehung zwischen dem erzählenden Ich und Ben. So bleibt das erzählende Ich sehr gesichtslos für mich und das ist auch der Grund, warum ich mich später nicht um sie fürchte. Es gibt keine emotionale Bindung zwischen ihr und mir, sie bleibt mir gleichgültig. Damit ist Endres aber nicht alleine (und er hat das an anderer Stelle schon ganz anders und besser gemacht), das ist eher ein allgemeines Problem, das ich häufig mit unserer Kurzprosa (oder auch Langprosa, aber sowas breche ich dann ab) habe.

 

Ich finde nur, in dieser Story wäre etwas mehr menschliches Unterhautfett angebracht gewesen, zumal ihr ja direkt gedroht wird, damit, dass ihrem Cousin und ihrer Kernfamilie etwas angetan wird. Zu denen habe ich aber auch keinen Bezug, so könnte ich nur abstrakt denken: "Na ja, Familie steht man nahe und will nicht, dass denen was passiert", aber sowas zieht bei mir nicht mehr, ich brauche Details, sonst bin ich nicht invested. 

 

Genial finde ich dieses Bild:

 


 

Squashs Kopf zerplatzt, als wäre er ein matschiger Kürbis im zu heißen Spätsommer, der Halloween nicht überleben wird. Blut und Gehirn spritzen wie in einem Horrorfilm mit feuchtem Klatschen auf ein paar Rechner.

 

 

Nun weiß ich aber auch, was ich  zu erwarten habe, denn es wird null komma null Angst und Panik geschildert. Der Autor hat sich also gegen jede Innensicht der Ich-Person entschieden. Ich weiß ja nicht, wie es euch ginge, aber ich denke, ich würde darauf schon irgendwie reagieren, wen ich Zeugin einer solchen Szene würde. Ich finde hier eher viel zu wenige Nebengedanken, gar keine Nebengedanken! Und eine bewusste Leerstelle, ja, sowas könnte es natürlich sein, aber die funktioniert bei mir nicht, ich fülle das nicht, ich kriege keine Angst. 

Klar, sie fliegt, sie flieht auch schnell, was passiert, ist durchaus logisch, ich habe kein Problem mit dem reinen Plot bis zu dieser Stelle, er ist nur nicht so geschildert, dass ich mitfiebern würde.

 

Später wird dann aber geschildert, wie sie sich Sorgen darum macht, ob sie sich ein neues Rad leisten könnte. Finanzielle Probleme werden also laut gedacht, aber keine, bei denen es um ihren Leib geht? Klar, das könnte man vermitteln (Angst, die man sich vorstellen, die man begreifen und sofort verarbeiten kann und Angst, die so groß und mächtig ist, dass es sowieso erstmal nicht in den Kopf reingeht), aber ich habe nicht den Eindruck, dass es das hier ist. 

 

Mit dem Plot habe ich weniger Probleme. Den finde ich ganz originell (ziemlich cool zusammengefasst mit viel Humor in der KLP Laudatio von Udo Klotz, finde ich). Das mag am Ende hin etwas vereinfacht sein, das geht für mich aber in Ordnung.

 

Mich stört eher die distanzierte Art, in der es verfasst ist, damit werde ich nicht so recht warm

 

Aber Max, zu viele Nebengedanken im Kampf habe ich hier irgendwie überlesen, glaube ich. 


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#19 FranzH

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 11:39

Dazu müssten wir streng genommen alle lesen und ich glaube, das kriegen die meisten von uns nicht hin.


Das stimmt natürlich, aber interessant wird es schon ab etwa der dritten gelesenen Geschichte.

#20 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 30 Juli 2025 - 11:55

»Die seltsame Geschichte des Roswell Zwischenfalls« von Peter Schattschneider
 
Hm, wenn ich das nachher ranken soll, bin ich jedenfalls sicher, dass die Schattschneider-Story bei mir einige Sphären über der Endres-Story läuft. 
 
Was ich bei Endres so explizit kritisiert habe (was streng genommen unfair ist, weil das zwar auf "Wichtig ist nur, was die Leute glauben" absolut zutrifft, aber nicht generell auf Endres-Prosa), kann ich hier hingegen loben:
Die Figuren werden sehr plastisch und beide Seths (aus beiden Zeitlinien) erhalten so viel Gesicht und Profil, dass ich ihre Gefühle gut nachvollziehen kann.
 
Ich persönlich finde ja, bei Parris wurde ein wenig zu dick auf die ekliger Antagonist-Schiene gehauen, wobei mir natürlich klar ist, dass es in Kurzgeschichten nicht ganz einfach ist, das etwas abgestufter und graustufiger hinzukriegen. Es war nur wirklich sehr sehr dick! 
 
Gegen den Plot ist nichts einzuwenden. Zwar habe ich mir die Lösung auch wieder einige Seiten vorher genauso auch überlegt (Ich wiederhole mich: Ich lese wohl zu viel SF), aber das Drumherum mit der Story um den dreizehnjährigen Seth im 19. Jahrhundert und das massiv gut recherchierte Zeitkolorit (mit Comanchen und Mukwooru). Da ich kürzlich erst aus einer ähnlichen Zeit Der Schamane von Noah Gordon gelesen habe (Reread), passte das jetzt auch ganz gut zu meinem Lesejahr. 
 
Mir ist noch einiges aufgefallen, das meiste positiv und an einer Stelle mal was negativ. 
 
Erstmal die Struktur: Die Struktur ist klasse und sehr clever. Ich würde natürlich normalerweise einen weiten Bogen um eine SF-Story machen, die ca. 9000 v. Christus beginnt und dann zwei Absätze später zu 1822 springt. Da ich historische Romane (bis auf wenige Ausnahmen, die ich alle vier in diesem Jahr wiedergelesen habe) normalerweise meide, würde man mich damit verjagen. Aber natürlich bin ich schwer zu verjagen, wenn ich als Einleitung prophezeit bekomme, dass ich jetzt eine Erklärung für den Roswell-Zwischenfall 1947 erhalten, sofern ich zu Ende lese. Dann lese ich auch historische Prosa.
Und der Seth Coleman aus 1822 wird auch sofort plastisch und emotional erlebbar für mich gemacht. Fast ein bisschen zu sehr (mitleiden, vor allem wegen Parris).
 
Ich muss nur ein bisschen jammern, den in der ansonsten sprachlich wunderbar ausgefeilten, sehr gehobenen und angenehmen Story, gibt es auch mal ausgelutschte Dinge wie das hier zu lesen:
 
 
 

Plötzlich wankte Watkins. Der stattliche Mann fiel um wie ein Sack, ein Pfeil ragte aus seiner Brust.

 
 
Ich hatte die Diskussion schon mal (auch mit Franz, denke ich), da wurde ich dann gefragt: Das heißt also, wenn es schon mal jemand ungefähr so geschrieben hat, darf man das nie wieder so schreiben?
So weit würde ich nicht gehen, aber der von mir zitierte Absatz, vor allem der Teil mit dem "wie ein Sack umfallen" wurde schon SEHR OFT genauso geschrieben und ich als Leserin möchte gern neue Sätze lesen und keine bereits 100.000x gelesenen.
Vor allem nicht von einem Autor, der auch zu solchen Beschreibungen in der Lage ist: 
 
 

Die sanften Hügel glänzten wie Goldnuggets, und ihre langen Schatten schwärzten das Tal. Die kargen Sträucher verloren ihre Farbe, nur der Talgrund schimmerte in den letzten Sonnenstrahlen wie gestocktes Blut.

 
 
Das habe ich so definitiv noch nicht gelesen, vor allem den zweiten Teil nicht. Sonnenlicht und Gold, okay, aber selbst daraus macht er etwas eigenes und die Kombination ist sprachlich schon sehr toll. 
 
Um noch mal konkreter damit zu werden, was ich gegen Parris habe, das ist mir zu dick und Antagonisten wurden mir schon zu oft so dargestellt, auch die Frauenfeindlichkeit (der Figur, nicht der Story!) ist schwer zu ertragen. 
 
Die Story hingegen ist sehr aware und modern und inkludiert an einer Stelle sogar explizit alle Geschlechter (wörtlich cis und trans). 
 
Und  natürlich sind viele Stellen des 1822er Seth Coleman massiv tragisch. 
 
Hui, ich habe sogar die Stelle markiert, an der ich wusste, wie sich das Ganze auflöst. Nice. 
 
Aber auch die andere Erklärung (Stichwort Explosion) war klasse und die habe ich nicht vorher erraten.
 
Insgesamt eine gute Story. Ich müsste mich also fürs Nominieren bedanken, denn sonst hätte ich die wohl nicht nachgeholt, da ich die Sammlung gar nicht besitze.

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#21 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 31 Juli 2025 - 12:08

»Eine kleine Geschichte von Zeit und Gewalt« von Ulf Fildebrandt

 

Die andere Story von Ulf kenne ich vielleicht etwas zu gut (ich habe sie lektoriert, jedenfalls u. a., in späteren Durchgängen war Marianne aktiv), daher halte ich mich da erst noch zurück. Ich kann aber sagen, dass ich auch überlegt hatte, die (für den KLP) zu nominieren, aber am Ende doch fünf andere Geschichten besser fand (u. a. die auch hier nominierte Story von Aiki und Kadaver von Frank Lauenroth und offenbar zwei, drei andere, ich finde es nicht mehr, die haben es wohl alle nicht auf die Shortlist geschafft)

 

Mir fällt positiv auf (und das geht nur, wenn man Autory seit Jahren stalkt, ich habe in den letzten fünf Jahren doch einige Kurzgeschichten und ein paar Romananfänge von Fildebrandt gelesen), dass er kaum noch Phrasen verwendet. Einmal "ein Schuss zerriss die Stille" (was aber eher eine lässliche Sünde ist), aber sonst lese ich nichts von dem, was Fildebrandt vor ein paar Jahren noch mehrfach pro Seite wiederholt hat, sondern seine eigenen Bilder und seine eigene, individuelle Stimme, was ich sehr begrüße! 

 

 

Inhaltlich habe ich nun einen Konflikt, und zwar folgenden:

 

Ich mag die Prämisse der Story sehr. Und per se auch die rückwärts erzählte Struktur, das ist kreativ und interessant. Ich bin absolut einverstanden mit dem Plot und dem Hergang und finde die Idee klasse und sehr menschlich (obwohl ja eben eine KI-Drohne das erzählende Ich ist und Menschen nur sehr am Rand vorkommen, es gibt glaube ich nur eine Sprechrolle einer Nebenfigur, die Story ist ja c't-typisch sehr kurz).

 

Aber (und jetzt bin ich mal direkt, weil ich glaube, der Autor kann das ab): Warum hat er das so langweilig erzählt? Ich hätte ja niemals zu Ende gelesen, wenn die Story nicht nominiert wäre. Für mich fehlt da jede Spannung. Bis am Ende der Geschichte endlich klar wird, was das Thema ist und worum genau es geht (und wie gesagt, ich finde die Details zu der Idee, dem Erleben der Zeit und der Konsequenzen, die das erzählende Ich daraus zieht, spektakulär gut), habe ich mich so gelangweilt und mich gefragt: So what?

 

So viel Geduld habe ich als Leserin (normalerweise) nicht. Ich brauche schon irgendeinen Anker am Anfang. Wenn ich mich zu drei Vierteln der Story frage Warum haben die das bloß nominiert?, dann stimmt doch irgendwas nicht. Es wirkt relativ lange wie eine typische KI-Perspektiven-Story mit leicht ungewöhnlichem Setting (bewachte Grenze, Flüchtlinge, die bei Überqueren erschossen werden müssen). 

 

 

Am Ende muss ich revidieren, und, um in Franz Regeln oben zu bleiben, muss die Geschichte etwas höher einsortieren als ich es eigentlich getan hätte oder vorgehabt hätte. Ich laufe also die ersten drei Vierteln  mit der Idee im Kopf herum "das kriegt null Punkte von mir" und dann denke ich "Hm, ich muss vielleicht doch auf fünf bis sieben erhöhen". Hätte er genau diese Idee für mich ansprechender umgesetzt, könnte die Story locker unter den Top 3 landen, zurzeit gemeinsam mit Mira und Schattschneider. Hat er aber nicht.

 

Grummel.

 

Aber nun gut, wenn er so weitermacht, kommt das vielleicht noch. :-)


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