A. & B. Strugatzki
#1
Geschrieben 19 Oktober 2004 - 22:06
ich habe mir, wie bereits erwähnt auf dem flohmarkt einige tolle TB´s zugelegt
unter anderen auch ein buch mit KGs der strugatzkis
Mittag, 22. Jahrhundert (Surkamp – Phantastische Bibliothek)
bei amazon sind einige gebraucht erhältlich
werde nach und nach ein statement zu den einzelnen stories abgeben, was sich ein wenig hinziehen kann, da ich es eher als abendlesebuch verwende – und das sicher nicht täglich
es beinhaltet die geschichten
Nacht auf dem Mars
Spezielle Voraussetzungen
Planetenerkunder
Tiefsee-Erkundung
Kerzen vor dem Pult
Von Wanderern und Reisenden
Ein gut eingerichteter Planet
Der Jäger
Die Niederlage
Heute will ich mit der ersten beginnen
Nacht auf dem Mars, ist die geschichte zweier ärzte, welche auf dem weg zu einer marskolonie sind (wo sie den ersten auf dem mars geborenen menschen entbinden sollen) und mit ihrem fahrzeug verunfallen
zu fuss setzen sie den weg durch die skurril beschrieben marslandschaft fort und treffen auf zwei „sehr gewissenhafte“ fährtensucher welche ihnen geleitschutz geben, da in dieser gegend ein seltsames marstier sein unwesen treibt, menschen überfällt und tötet
selbstverständlich kommt es zur konfrontaion mit dem monster
es passiert nicht viel in der geschichte – vor allem hat sie einen sehr unbefriedigenden schluss – doch!!! – und das macht die story so schön – beschreiben die strugatzkis die szenerie in fabelhaften bildern
man hat ein wunderschön gezeichnetes bühnenbild vor augen und revue passierend erscheint es als ob man einen film gesehen hat
schon die erste geschichte in dem büchlein macht lust auf weitere
lg joe
#2
Geschrieben 26 Oktober 2004 - 18:33
weiter gehts
Spezielle Voraussetzungen, ist die geschichte eines raumfahrtsprojektes,
bei welchem eine expedition fast mit lichtgeschwindigkeit andere planetensysteme erkunden soll
dabei ist es so, dass zum zeitpunkt der rückkehr des raumschiffs, auf die erde, für die besatzung einige jahre vergingen
ihre nachfahren werden aber bereits seit über hundert jahren tod sein
durch eben spezielle physikalische veraussetzungen gelingt es dem kapitän samt seiner besatzung nach bereits neun jahren zurückzukommen
wehrmutstropfen – die crew selbst ist aber viel mehr gealtert
dieses experiment wagen sie aus liebe zu ihren frauen und aus liebe zur erde welche sie vermissen
interessant wird die kurzgeschichte aber noch dadurch dass die strugatzkis diese geschichte gleich drei mal erzählen –
und zwar stets in der ersten person
erstens durch einen freund des kapitäns, der den start schildert – gleichfalls einen längeren dialog mit dem kapitän führt welcher die frage stellt warum man seine frau zurück lässt um nach über huindert jahren zurückzukehren
zweitens durch die frau des kapitäns, welche die gefühle der zurückgelassen wunderbar darstellt und in rückblicken das kennen lernen der beiden schildert
und drittens natürlich zur auflösung der ganzen story, erzählt der pilot selbst was auf der reise passiert ist
genau solche literarische tricks machen mir richtig spass
zudem die geschichte auch noch gefällt, da mich seit den 80ern, als carl sagan im TV das phänomen erklärte, die tatsache fasziniert, dass man nicht altert wenn man mit lichtgeschwindigkeit reist
lg joe
#3 Gast_Gast_Uwe Sauerbrei_*
Geschrieben 04 November 2004 - 07:14
#5
Geschrieben 07 November 2004 - 12:40
hi uwe
hab nun die dritte geschichte gelesen und kann endlich mal was negatives von mir geben
die planetenerkunder sind zwar sehr gut beschriebene charaktere, welche in guten wissenschaftlichen dialogen die erkundung eines unbekannten planeten diskutieren, doch ansonsten nicht wirklich bestechen. sie befinden sich auf einem satelliten von welchem sie regelmässig erkundungsflüge starten, nachdem die hälfte der geschichte an mir vorbei plätscherte.
es werden dinge angerissen von welchen man glaubt und hofft am ende der story eine lösung vorzufinden, doch leider bleibt diese aus.
es kann aber auch sein dass gerade ich nicht der richtige leser für diese KG bin, da es manchmal recht wissenschaftlich zu geht - und das nicht gerade meinen geschmack trifft
gegen ende wurde ich allerdings mit einer packend geschrieben actionszene über meinen kummer wegen hinweg getröstet
lg joe
PS: grandios allerdings: die strugatzkis sind echte meister bei der namensgebung ihrer protagonisten!!!!
#6
Geschrieben 12 November 2004 - 13:40
die strugatzkis gehen ins wasser und noch dazu sehr tief ....
... und wieder einmal bin ich begeistert von ihren hervorragenden schilderungen
in tiefsee-erkundung begleitet der leser eine dreiköpfige crew bei eim tauchgang, welcher die vernichtung eines riesentintenfisches zum ziel hat
diese dreisig meter grossen wesen sind räuber und reissen wale - trotzdem ergibt sich bei zwei der besatzungsmitglieder (es sind neue praktikanten) ein konflikt - ob man so ein seltenes tier töten darf
gute dialoge begleiten die schönen schilderungen der sonstigen handlung im submariner
dass einer der beiden praktikanten die tiefsskrankheit bekommt und durchdreht bringt abermals spannung in die kurzweilig zu lesende story
ebenso interessant: ein praktikant ist weiblich und so kommt es natürlich auch noch zu zwischenmenschlichen gedankengängen über liebe und verliebt sein bei einem crewmitglied
zB....... ist es gut bei einem solchen unternehmen parfum zu tragen?
klingt nach einer längeren geschichte - aber so ist dem nicht
sensationell wie arkadi und boris das alles unterbringen auf 18 seiten
hut ab
lg joe
#7
Geschrieben 13 November 2004 - 10:08
#8
Geschrieben 13 November 2004 - 10:29
#9
Geschrieben 13 November 2004 - 13:16
#10
Geschrieben 13 November 2004 - 14:06
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
- • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
- • (Buch) als nächstes geplant:Jeff VanderMeer - Akzeptanz
-
• (Buch) Neuerwerbung: Ramez Naam - Crux, Joe R. Lansdale - Blutiges Echo
-
• (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation
#11 Gast_Jorge_*
Geschrieben 13 November 2004 - 22:34
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png Sehr lesens-bzw empfehlenswert!@Joe Chip: Ich bin gespannt wie Dir die Erählung "Der Jäger" gefällt. Sie hat eine ganz nette Pointe.
#12
Geschrieben 13 November 2004 - 22:48
hi trurl - hi jorge
da bin ich schon gespannt wie eine geigensaite http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif
hab grad mal weiter geschmöckert und bin wieder begeistert vom fabelhaften erzählstil der brüder (obwohl ich schon vom experiment sehr angetan war!!!)
in kerzen vor dem pult haben wir es mit eine fiktion erster sahne zu tun
eine gruppe wissenschaftler ist im begriff das gehirn eines im sterben liegendenforschers zu konservieren
die autoren legen wunderbar dar dass das was in so einem menschlichen geist alles drin ist nicht auf eine CD/R passt
man benötigt in der geschichte 6 riesige gebäude für dieses unterfangen
grandiose dialoge beherschen diese sehr kurzweilige geschichte
lg joe
#13
Geschrieben 14 November 2004 - 17:44
von reisenden und wanderern beschäftigt sich mit der erforschung des weltraums und parallel dazu mit der erforschung des meeres
der ich-erzähler markiert meereswesen mit sendern welche sich aus dem salzwasser zurückziehen und nicht nur süsswassergewässer ab nun bewohnen
nein – sie gehen bereits an land
es beginnt ein fabelhafter dialog mit einem weltraumarchäologen über sinnhaftigkeit nach leben im all zu suchen
wie sieht dieses leben aus – was gibt’s für eine konfrontation mit einer möglichen anderen intelligenz – und kann es sein dass diese intelligenz uns bereits gefunden hat und ignoriert?
zB.: woher will man wissen ob nicht ein frosch uns sucht
sehr gut gelingt den strugatzkis die parallele weltraum – meer
zudem hat die geschichte noch einen sehr interessanten schluss –
- denn der weltraumarchäologe hat ein kleines problem seit seiner letzten expedition....
ich bin echt begeistert von diesem büchlein – schade dass es bald zu ende ist
die strugatzkis haben eine wunderschöne sprache – es fließt dahin beim lesen wie öl
lg joe
#14
Geschrieben 21 November 2004 - 16:38
wieder einmal erstaunen die strugatzkis
unsere aus vorhergegangenen KGs bekannten planetenerkunder befinden sich wieder auf der suche nach intelligeten wesen im all und erkunden einen planeten wo die natur einfach zu perfekt erscheint
es gibt keine mücken oder moskitos, es gibt elefantengrosse wesen welche honig geben wie kühe milch ...
es herrscht regelrechter friede in der natur des planeten
doch plötzlich ist der perfekte planet alles andere als das - geschehen seltsame dinge - proviant verschwindet, ausrüstungsgegenstände liegen nicht da wo sie abgelegt wurden.....
grandioser schluss - unvorhersehbar - aber überzeugend
wieder einmal überzeugen A&B mit einem philosophischen thema
wann hat man das recht sich einzumischen und wer hat das recht kontakt aufzunehmen?
lg joe
#15
Geschrieben 25 November 2004 - 21:27
hi all
es ist soweit - ich habe den jäger gelesen und in der tat .... echt gut!!!!
ganz harmlos unterhält sich kostylin zu anfangs mit gnedych
kostylin ist ein mann welcher tiere präpariert die der jäger gnedych sowie andere jäger auf ihren reisen durchs weltall erlegen und zur erde bringen um sie im museum auszustellen
die harmlose unterhaltung endet damit dass der jäger zu seinem regelmässigen rendevouz ins museum muss - dort schreitet er in erinnerungen schwelgend dann durch die hallen, vorbei an den ausgestopften tieren dieses interplanetarischen zoos um angekommen im pavillon 10 bei einem besoneren exponat stehenzubleiben und andächtig zu verharren
es handelt sich dabei um den kopf eines lebewesens von einem planeten, wo man ausser diesem 4 armigen tier kein lebewesen fand welches die grösse eines kleinen krebses überschritt - und doch war dieses tier da - dieses eine - und er hat es erlegt
jahre später fand man auf diesem planeten spuren von einer raumschifflandung, nahm aber später an es seinen die landespuren eines reparaturschiffes der erde
und trotzdem geht dem jäger gnedych ein ganz bestimmter gedanke nicht aus dem kopf......
eine grossartige geschichte, die perfekt an den restlichen stories des universums dieses buches anknüpft
lg joe http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png
#16
Geschrieben 10 Dezember 2004 - 10:32
so - ich hab das büchlein nun durch
in der letzten geschichte geht es um ein sehr langwieriges experiment welches leider fehlschlägt - trotz der umfangreichen vorberitung (über jahre) scheitert es wegen einer kleinigkeit
die niederlage war nicht vorauszusehen, da man vergass einzuplanen was menschen 200 jahre zuvor am ort des experimentes machten
aufgrund verborgener projektile in einem ehemaligen schiessbunker wird die bedeutenste maschine welche die menschen jemals gebaut haben zerstört
ein sich selbst aufbauendes objekt, welches aus einem künstlichen ei geboren wird
doch finden sie, die planetenerkunder einen schwachen trost in diesen zwei sätzen:
"Das Ziel ist nur Mittel zum Zweck!"
"Das Glück liegt nicht im Glück selbst, sondern im Streben danach!"
im allgemeinen zu den strugatzkis und ihren kurzgeschichten im mittagsuniversum sei gesagt, dass ich sehr angetan von der erzählweise der beiden autoren bin
die egschichten sind stets mit handlungsabläufen des alltags und guten dialogen über das was uns allgemein bewegt gespickt
und wie schon im experiment ist der leser von sympathischen figuren umgeben, welche leider meist russische namen haben
doch auch daran gewöhnt man sich nach kurzer zeit und kann sich gar nicht mehr vorstellen dass sie anders heissen könnten als gorbowski, kondratjew oder sorotschinski
die perfekt konstruierten stories sind absolut zu empfehlen
lg joe
PS: ich verwende ja free-cards als lesezeichen und will den spruch der auf jener steht, welche ich für dieses buch verwendete ebenfalls hier deponieren - da er sehr gut zum buch passt und zudem was die planetenerkunder erleben
Bis wir nicht akzeptieren, dass das Leben selbst im Geheimnis begründet ist, werden wir nichts lernen.
Henry Miller
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