Yep, genau. Damit liegen wir ja nicht weit auseinander, denn genau das habe ich auch gesagt. Deswegen denke ich, dass es diese erste Direktive gerade in der absoluten Form nie geben wird. Denn in absehbarem Rahmen würden die Nachteile für unsere Kultur überwiegen, und nur auf dieser Basis werden letztendlich Regeln aufgestellt. Aber selbst in Star Trek schaffen sie es nicht, ein anderes Vorgehen plausibel zu machen. Denn begründet wird diese "erste Direktive" ja immer mit dem Wohlergehen der unterentwickelten Völker, aber gerade unter diesem Gesichtspunkt klaffen planetengroße Löcher in der Stringenz des Konzepts. Vor allem nämlich weil ...Mal ganz ehrlich, bei diesem ganzen (Nicht-) Einmischungskram geht es doch gar nicht so sehr um diejenigen, auf die wir (keinen) Einfluss nehmen, sondern eher darum, welche Wirkung unser Handeln oder sein Unterlassen auf uns selbst hat.
... wie hier festgestellt nicht die tatsächliche kulturelle Auswirkung auf die fremde Kultur im Mittelpunkt steht, sondern die Perspektive der eigenen Kultur. Es ist prinzipiell keine Risikoabwägung vorgesehen zwischen verschiedenen Einflüssen auf die fremde Kultur (z.B. das Risiko des Einflusses eines Kometeneinschlags und der Verhinderung desselben). Selbst wenn die Rettung vor einer globalen Katastrophe insgeheim unter Täuschung der heimischen Bevölkerung vonstatten gehen könnte, gilt das schon als Problemfall; während umgekehrt ein Risiko eingegangen und eine Täuschung inszeniert wird, wenn es um vergleichsweise banale Interessen der Föderation wie Forschung gilt. Und, nicht zuletzt, die Grenze für die Einflussnahme wird da gezogen, wo die Fremden die Föderation beeinflussen können, und nicht unter einer individuellen Betrachtung der betroffenen Fremdkultur. Aber vielleicht ist das letztlich auch kein Scheitern in der Darstellung einer heilen Gegenwelt bei Star Trek, sondern sogar ein besonders realistischer Zug in der Serie: Denn immerhin kann man auch an der Geschichte bis heute beobachten, wie Regeln sich aus blanker Zweckmäßigkeit für die eigene Gruppe entwickeln und so auch ausgestaltet werden; wie dann aber dieser tatsächliche Zusammenhang aus den Augen verloren und eine moralische Rechtfertigung konstruiert wird, gerade um diese Regel zu verabsolutieren, stabilisierend zu wirken und zu verhindern, dass sie bei jeder Gelegenheit hinterfragt wird. Ich denke, die Beobachtung, dass dieser kulturhistorische Mechanismus sich sogar in einer konstruierten Kultur wie Star Trek niederschlägt, ist sehr viel interessanter als die Bedeutung der ersten Direktive an sich - die sich, wenn die Zeit gekommen ist, ohnehin auf Basis von Gegebenheit entwickeln oder nicht entwickeln wird, die man heute noch gar nicht voraussehen kann.Die (unbemerkte) Rettung vor einem Planetenkiller würde eine Zivilisation in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung nicht beeinflussen (natürlich abgesehen davon, dass sie jetzt überhaupt noch existiert), da keine Interaktion zwischen den Gruppen stattfindet. Sollte man so etwas also gestatten?