Irgendwie erinnert mich diese Kritik an meinen Eindruck von dem einzigen Roman von John Harrison, den ich besitze "In meiner Hand - die Erde". In Eile habe ich diesen Autor vor Jahren in einer Bahnhofsbuchhandlung mit Harry Harrison verwechselt. Als ich meinen Irrtum bemerkte, hatte ich schon ein ungutes Gefühl, weil ich dachte, daß dieser Name wohl ein Pseudonym ist, das genau aus diesem Grund gewählt wurde. Der Roman stellte sich als routiniertes Konsumprodukt heraus, Marke "Lesen und Vergessen", nicht Wert, auch nur drei Worte darüber zu verlieren. Bis jetzt habe ich auch noch nichts gehört, was mich dazu bringen könnte, nochmal einen Roman von diesem Autor zu kaufen. Gruß, KonradIch habe mich jetzt auch zum Ende durchgequält ... http://www.sonnenstu...istik/licht.htm
Licht
#31
Geschrieben 12 Februar 2005 - 16:41
#32
Geschrieben 12 Februar 2005 - 17:04
Hm, mal sehen - nicht, dass ich dich überreden wollte, aber Mr. Harrison (M.J.) hat durchaus Sachen geschrieben, die man gut lesen kann. Allerdings ist dazu ein Wechsel des Genres nötig. Du müsstest dich nämlich in die trüben Gefilde der Fantasy begeben, dann könntest du zwei (na gut, eineinhalb) stimmige Romane + eine KG-Sammlung von M. John Harrison lesen, die ich (vor zugegebenermaßen vielen Jahren) durchaus mit Vergnügen und ohne Bauchschmerzen gelesen habe: Den sogenannten "Viriconium-Zyklus" - eine melancholisch angehauchte Endzeit-Geschichte mit gebrochenen bis etwas selbstmitleidig-zerquälten "Helden", ein bisschen wie Moorcocks "Elric" oder "Corum", allerdings ohne dass dem Affen andauernd Zucker gegeben wird (sprich: Sturmbringer mal wieder ein paar Seelen von Freund & Feind verschlingt), und auch sprachlich /erzählerisch dem hektisch runtergeschrubbten Moorcock-Kram überlegen. Irgendwann so gegen Ende des zweiten Romans (glaube ich - uff, ist wirklich lange her) wurde es dann ein bisschen öde, ein bisschen zu viel fin de siècle in Fantasyland, und die KGs in diesem Umfeld haben qualitativ eine recht große Spannbreite. Aber der erste Band - "The Pastel City / Die Pastellstadt" und ein paar Kurzgeschichten sind imho wirklich lesenswert ... wenn man denn bereit ist, sich in die schmuddeligen Gefilde etc.pp. Grüße GerdBis jetzt habe ich auch noch nichts gehört, was mich dazu bringen könnte, nochmal einen Roman von diesem Autor zu kaufen.
#33
Geschrieben 12 Februar 2005 - 18:34
Au, das wird ganz ganz schwer. Ich kann Fantasy nur ertragen, wenn ich merke, daß der Autor das Genre genausowenig ernst nimmt wie ich. Gruß, Konrad PS: Wenn ich die Realität satt habe, höre ich lieber Musik.Du müsstest dich nämlich in die trüben Gefilde der Fantasy begeben...
Bearbeitet von Konrad, 13 Februar 2005 - 01:39.
#34
Geschrieben 19 Februar 2005 - 13:38
#35
Geschrieben 19 Februar 2005 - 15:48
Hm, ich hab vielleicht nicht alle abgefahrenen Ideen in Licht verstanden, aber insgesamt fand ich doch, dass der Roman am oberen Ende der SF-Qualitätsskala liegt. Mir ist nicht so richtig klar, was an den geschilderten Ereignissen abstrakt ist - am abstraktesten in seinen Bildern ist noch der Space-Opera Handlungsstrang über Seria Mau. Die Gegenwarts-Geschichte ist völlig un-abstrakt. Ich habe den Eindruck, mit abstrakt meinst du eher das, was du weiter unten auch bemängelst: dass sich nicht alle Fragen innerhalb einer halben Seite aufklären. Das ist natürlich Geschmackssache - ich finde, dass ein Aha-Effekt umso schöner ist, wenn er komplex und sorgfältig vorbereitet ist.Ich hasse abstrakte Kunst, Literatur eingeschlossen.
Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich davon überzeugt bin, nicht geisteskrank zu sein - und richtig stoned war ich seit Jahren nicht mehr ...Ungewöhnliche Geschichten und Ideen sind eine tolle Sache, aber bitte nicht so abgedreht und unverständlich, das man entweder geisteskrank oder total stoned sein muss, um sie zu verstehen.
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
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#36
Geschrieben 19 Februar 2005 - 20:10
Das setzt voraus, daß es einen Aha-Effekt gibt. Der Roman wird zwar im letzten Drittel deutlich besser, liefert aber 1.) keinerlei Argumente dafür, warum er in den ersten zwei Dritteln vor sich dahinplätschert und 2.) führt die Handlungsstränge eher notgedrungen denn inspiriert zusammen. Unter einem Aha-Effekt verstehe ich, daß Details, die ich vorher nicht einordnen konnte. plötzlich zusammengeführt werden und ich ausrufen möchte"Ja, klar, warum hab' ich das nicht gemerkt?". Das geschieht hier nicht, und darin sehe ich den ersten Fehler. Der zweite Fehler ist die zu lange Durststrecke bis zur schwachen Konklusion. In einem umfangreichen Roman erwarten Leser gewisse Teilerkenntnisse, quasi als Belohnung, weil (und damit) sie dabei bleiben. Der dritte Fehler ergibt sich aus den beiden ersten: In einem kürzeren Roman wäre eine geniale Pointe die Durststrecke wert. Aber für einen kurzen Roman gefällt sich Harrison zu sehr in zwar gefälligem, aber über weite Strecken eher inhaltsarmem Geschwafel und liefert - wie gesagt - noch nicht einmal eine geniale Auflösung. Und wenn ich "gefällig" sage, meine ich dies im Sinne von "routiniert". Die vielgelobte Stilsicherheit Harrisons ist nicht annähernd so genial, wie von verschiedener Stelle behauptet wurde. Sicher ist der Text durchformter als ein durchschnittlicher SF-Spannungsroman, aber bei weitem nicht durchformt genug, um avantgardistisch oder gar genial genannt zu werden. Wir haben also einen Roman, der für einen Spannungsroman nicht spannend genug ist, der für einen sense of wonder zu wenig Neues bietet und dessen künstlerischer Wert dem eines guten Handwerkstückes ähnelt, daß zwar sauber gearbeitet, aber eben doch nichts Besonderes ist. Nun könnte man sagen, der Roman hätte von Allem etwas. In Ordnung. Man könnte aber auch sagen, er ist unentschlossen bis konzeptlos. In solchen Zweifelsfragen höre ich auf mein Bauchgefühl: Der Roman hat mir nur an wenigen Stellen gefallen, mich dafür fast durchgängig frustriert und mir letztendlich nichts gegeben. Abgelehnt. (Ansonsten: Man beachte meine vollständige Rezension.)Das ist natürlich Geschmackssache - ich finde, dass ein Aha-Effekt umso schöner ist, wenn er komplex und sorgfältig vorbereitet ist.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#37
Geschrieben 19 Februar 2005 - 22:06
Ich bitte diesen Satz als Produkt meiner Enttäuschung und nicht als persönliche Beleidigung zu betrachten. Ich hatte mir leider sehr viel von diesem Roman versprochen und habe mich dann wohl beim bewerten stellenweise etwas im Tonfall vergriffen. Ich bitte dies zu entschuldigen, sollte dies gewünscht sein, werde ich das Posting um die betreffenden Stellen kürzen.Dazu möchte ich noch anmerken, dass ich davon überzeugt bin, nicht geisteskrank zu sein - und richtig stoned war ich seit Jahren nicht mehr ...
#38
Geschrieben 20 Februar 2005 - 22:01
R. Scott Bakker
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