Zum Inhalt wechseln


Foto

Sind SF-Romane dicker geworden


  • Please log in to reply
31 Antworten in diesem Thema

#31 Lomax

Lomax

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 842 Beiträge
  • Wohnort:Leichlingen

Geschrieben 23 November 2004 - 01:25

...dass es noch eine andere Erklärung für zunehmende Dicke in der SF gibt: Es gibt immer weniger (gute) Lektoren in den Verlagen.

Über Dinge, die man im Lektorat hätte sehen müssen, kann man sicher einiges sagen - aber ich glaube, selbst wenn es mehr Lektoren gäbe und sie wirklich Zeit für alles hätten, würden sie die Romane doch nicht dünner machen. Denn, wie oben angesprochen: Dicke fördert den Verkauf! Und damit liegt es nicht im Interesse des Lektors, das Buch kürzer zu machen. Auch früher wurde ja in erster Linie aus finanziellen Gründen gekürzt, weil dicke Bücher teuer waren. Natürlich wird im Lektorat wohl doch häufiger gekürzt als länger gemacht, weil sich zwar Dicke im Prinzip besser verkauft, aber nur, solange es nicht zu "selbstverliebt" wirkt. Um zwischen diesen Polen das richtige Maß zu finden, ist ein Lektor wohl schon gefordert - aber zum Glück unterstützen die Autoren das Lektorat, indem sie ihre Bücher so lang machen, dass der Lektor sich beim Kürzen austoben kann und trotzdem das Endergebnis den Anforderungen der neuen Zeit entspricht ;-) Man sollte nicht vergessen, dass beispielsweise mit "Der Schwarm" ja schon ein Titel "Nach Kürzung" vorliegt ...
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#32 Linda Budinger

Linda Budinger

    Infonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIP
  • 150 Beiträge
  • Geschlecht:weiblich

Geschrieben 23 November 2004 - 13:45

Ich kenne mich mit Aufteilungen und dt. Ausgaben kaum aus; mich wundert es aber, dass hier noch keineR auf den Gedanken gekommen ist, dass es noch eine andere Erklärung für zunehmende Dicke in der SF gibt: Es gibt immer weniger (gute) Lektoren in den Verlagen.

Wenn doch (und wenn der Verlag sich das bei so einem Star trauen würde), wären z.B. sicherlich Neal Stephenson's letzte 3 Werke wesentlich dünner geworden.


Dieses Phänomen ist mir tatsächlich bereits aufgefallen. Das erste Werk eines Newcomers ist für das Genre meist eher durchschnittlich bis dünn.
Wird der Autor dann richtig erfolgreich, nehmen die Bücher oft an Umfang zu. (Ich werfe als Beispiel jetzt einfach mal "Harry Potter" in den Raum :-))
Bei den Nachfolge-Wälzern (allgemein) hat man als Leser dann häufiger das Gefühl, dass man etwas hätte kürzen können, dass etwas nicht richtig ist... Nun die rhetorische Frage: sind die Erstlingsbücher besser als die Nachfolger, weil da der Lektor noch rigeros bearbeitet und gestrafft hat, um den optimalen Erfolg zu gewährleisten? Und schwächeln die dicken Nachfolger, weil der Autor sich das zu heftige Eingreifen des Lektorates dann verbeten hat?
Umfangreiche Bände verkaufen sich tatsächlich gut. Vor allem, wenn sie von bekannten Autoren kommen. Solange das Publikum bereit ist, dafür auch Längen zu schlucken oder Füllmaterial (unwichtiger Extra-Strang, inhaltsleere Beschreibungen) in Kauf zu nehmen, dann kapitulieren die Lektoren vielleicht und sparen sich Arbeit.

Übrigens: auch das Filmgenre schlägt zu. In den 70ern, 80ern, frühen 90gern konnte man sich darauf verlassen, dass ein Film nach 90, spätestens 100 Minuten zuende war. Anhand des Aufbaus ließen sich sogar die Szenen teilweise bis zum Abschluß vorhersagen. Die einzigen längeren Streifen kamen aus den 50gern etc, historische Monumentalfilme wie Cleopatra, Vom Winde verweht oder Ben Hur.
Heute hat schon jeder zweite Film, den ich im Kino sehe, deutlich über 100 Minuten und über einen Überlängenzuschlag wundere ich mich schon gar nicht mehr.

P.S.: @Linda

So, bevor mich die SF-Fans nun wegen des langen Fantasy-Postings hauen (denn immerhin ist das hier ja ein SF-Board),

Bitte poste MEHR nicht weniger - ich finde deine Postings immer lesenswert. Ich denke wir sind ein relativ offenes PHANTASTIK-Board

Keine Sorge, war auch nur ein Scherz :D
Neuster Roman:
Unter dem Vollmond (Sieben Verlag) Mystery/Romance
***************************************************

Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.


Besucher die dieses Thema lesen: 1

Mitglieder: 0, Gäste: 1, unsichtbare Mitglieder: 0