
[FF Fant./Horr.] Romane von Matt Ruff
#1
Geschrieben 19 November 2004 - 10:15
(Georg Christoph Lichtenberg)
#2
Geschrieben 19 November 2004 - 11:27
#3
Geschrieben 19 November 2004 - 13:52
tja, der Matt Ruff †¦ ein großartiger Autor. Steht in meiner Bibliothek in einer Sonderabteilung außerhalb der alphabethischen Ordnung, zusammen mit meinen anderen Knochenmark-Autoren: Helmut Krausser, Wolf von Niebelschütz, China Miéville, Neal Stephenson, Umberto Eco, Neil Gaiman, Walter Moers, John Irving, Douglas Coupland und Arno Schmidt.
Ruff schreibt ja ziemlich langsam. Er sagt von sich selbst, daß er halt ein recht fauler Zeitgenosse ist. Somit also erst drei Romane in 14 Jahren.
»Fool on the Hill« (1988) besteht aus drei großen Strängen: (1) Ein Hund und eine Katze auf der Suche nach dem Hundehimmel (also Tier-Fantasy a la »Watership Down« von Richard Adams); (2) Der Krieg von kleinen Elfen gegen einen begraben geglaubten dämonischen Bösewicht (also Fantasy mit vielen Anleihen bei Shakespeare); (3) Die Abenteuer von George einem Hilfsdozenten und einer extravagant-anarchistischen Studentengruppe an der Cornell-Uni, an der alle Storys handeln oder zusammenlaufen (Campus-Roman mit Gewürzen der griechischen Mythologie und humorigen Verbeugungen auf Mittelerde und Tolkien-Spinner. --- Davor, daneben und dazwischen tummeln sich viele kleine Geschichten in der Geschichte (der Mann mit der Phobie vor der Zahl 13, der Einritt der Bohemier in einem Provinzkaff). Ziemlich atemberaubend, was Ruff in seinem Erstling alles durcheinanderschmeißt: Komik, Abenteuer, Spannung, Tragik und Romantik †¦ zudem ist »Fool on the Hill« ein Buch, daß ungestüme Hoffnung atmet, zu guter Laune ansteckt.
»Sewer, Gas & Electric« = G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke (1997) pendelt ebenfalls zwischen überraschend vielen verschiedenen Genres. Im großen und ganzen ein wilder Science-Fiction-Prosa-Comic, wie sein Vorgänger manchmal brüllend komisch, manchmal bitterböse †¦ wobei die Tragik sich diesmal vornehmlich im großen Plot entfaltet. Trotz all der munter-originellen Szenen und Abenteuerlichkeiten, wird der Leser am Ende in eine etwas bedrückende Stimmung entlassen. Sehr aufregend fand ich die in »G.A.S.« stattfindende Auseinandersetzung mit der bei uns weitestgehend unbekannten Ayn Rand, einer Science-Fiction-Ideologin des letzten Jahrhunderts, deren Ansichten zumindest mich frösteln lassen, und man darf Ruff hier als durchaus als scharfen Kritiker der New-Cons und ungebändigten Neo-Liberalen verstehn.
»Set This House In Order« = Ich und die Anderen (2003) ist für mich sein bester und beeindruckenster Roman bisher. Der englische Untertitel lautet »A Romance of Souls«, und das ist wortwörtlich gemeint. Hier geht es um zwei Menschen, die an der Multiplen- Persönlichkeits-Störung leiden. Während Andy von seinem Zustand weiß und damit zu leben gelernt hat, hat Penny keine Ahnung davon, daß viele konkurrierende Teilpersönlichkeiten um ihren Körper ringen. Im Milieu der Seattle'schen New Economy begegnen sich Andy und Penny als Mitarbeiter einer IT-Spiele-Firma namens Virtuell Reality. Obwohl das dritte Buch stellenweise genauso verspielt und humorig wie seine beiden Vorgänger ist, mutet es dem Leser weit mehr unangenehme Aspekte des Lebens zu. Gut, daß da »Set This House†¦« nicht so wirr und trügerisch wie »G.A.S.«, sondern ehr optimistisch-romantischer wie »Fool†¦« ausklingt.
Ruff kann man als Popkorn-Unterhaltung lesen.
Man kann sich an der postmodernen Intertextualität vergnügen und die kecken Anspielungen auf U- und E-Kultur-Zeug suchen gehen.
Man kann sich an der zeitkritischen Ebene erfreuen und daß diese besorgte Kritik nicht so bieder und trocken daherkommt.
Man kann den speziellen Weltenbau der drei Bücher genießen. Aus allen drei Welten ließen sich abwechslungsreiche Rollenspiel-Welten ableiten.
Großes Lob kann ich den Übersetzer-Paar Giovanni und Ditte Bandini zollen. Sehr ordentliche Arbeit und warum? Weil der Hanser-Verlag auch gut ein Jahr Übersetzungs-Zeit einräumte!
Lustig fand ich zuletzt die Entdeckung in der Danksagung von Neal Stephensons »Baroque-Cycle«, daß Matt Ruffs Frau (eine Antiquariatsbetreiberin) eine der ersten Probeleserinnen des wuchtigen Geschichtsabenteuers von Meister Stephenson war. So schließen sich Kreise (für mich) sehr sinnfällig.
Service: die Website von Matt Ruff. Nette Hintergrundinfos (FAQ) zu den Romanen, Musikplaylisten zur Arbeit an ihnen und die Umschlagsgestaltung der verschiedensprachigen Ausgaben ect pp.
Grüße
Alex / molosovsky
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#4
Geschrieben 19 November 2004 - 14:08
#5
Geschrieben 20 November 2004 - 00:14
Ja, aber ich finde es kommt schon auch durch, dass Ruff Rand mag. Ein ultra-kapitalistischer Rahmen ist heute eben nicht mehr besonders in (Sehr aufregend fand ich die in »G.A.S.« stattfindende Auseinandersetzung mit der bei uns weitestgehend unbekannten Ayn Rand, einer Science-Fiction-Ideologin des letzten Jahrhunderts, deren Ansichten zumindest mich frösteln lassen, und man darf Ruff hier als durchaus als scharfen Kritiker der New-Cons und ungebändigten Neo-Liberalen verstehn.

G.A.S. fand ich also auch eine würdige, moderne Hommage auf Ayn Rand, obwohl Ruff darin natürlich Rand's Schwächen auch herausputzt. Aber schließlich wird ja die Illuminaten -Trilogie darin auch durch den Kakao gezogen. Ich fand das Buch ganz gut lesbar, mit vielen lustigen Einfällen. Skurril wie HHGTTG, wenn es auch in meiner Erinnerung nicht ganz an dessen innovatives Niveau heranreichte.
Die anderen Ruffs die oben genannt wurden, kenne ich noch nicht.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#6
Geschrieben 30 November 2004 - 19:15

Auf jeden Fall nutzt Ruff die Gelegenheit für eine Generalabrechung mit ihr. Sowohl persönlich, als auch was ihre Thesen betrifft, die tatsächlich ... interessant sind.Ja, aber ich finde es kommt schon auch durch, dass Ruff Rand mag.
Abschließend muß ich sagen, dass ich G.A.S nicht mit dem Anhalter in eine Ecke stecken würde. Sicher, humorvoll, satirisch, aber doch intelektuell ein gutes Stück ausgereifter. Die Rahmenhandlung des Romans ist wirklich nicht sehr komplex und gar nicht mal exorbitant originell. Der Verdienst Ruffs dürfte viel mehr das Feuerwerk an kleinen Geschichtenschnipseln sein, die er in die Handlung einwebt (die Herkunft des Dollars, Kites "Entarmung", die Pfadpfinder, etc.). Eines der seltenen Bücher, die mir mit 600 Seiten zu kurz sind. Viele Grüße HolgerIch fand das Buch ganz gut lesbar, mit vielen lustigen Einfällen. Skurril wie HHGTTG, wenn es auch in meiner Erinnerung nicht ganz an dessen innovatives Niveau heranreichte.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#7
Geschrieben 30 November 2004 - 22:22
Hi, Holger, dieser Satz ist so kryptisch gut, dass ich eine Zeit lang dachte du findest HHGTTG ausgereifter. Inzwischen wette ich wieder auf G.A.S. - vieleicht klärst du mal meine beiden Hälften auf, welches Buch nun das Reifere war?Abschließend muß ich sagen, dass ich G.A.S nicht mit dem Anhalter in eine Ecke stecken würde. Sicher, humorvoll, satirisch, aber doch intelektuell ein gutes Stück ausgereifter.
Wenn du Ruff's Buch meinst, halte ich dagegen, dass das m.E. eine reine Stildifferenz ist - G.A.S. ist einfach moderner. Sein Humor ist auch amerikanischer, was uns evtl. näher steht, als HHGTTG's britische Trockenheit. So etwas wie die Vogonen hat G.A.S. meiner Erinnerung nach (ist auch schon wieder 2 Jahre her) nicht zu bieten...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 30 November 2004 - 22:49.
/KB
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"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
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#8
Geschrieben 01 Dezember 2004 - 10:48

Da magst Du Recht haben. Grüße HolgerSein Humor ist auch amerikanischer, was uns evtl. näher steht, als HHGTTG's britische Trockenheit.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#9
Geschrieben 01 Dezember 2004 - 10:52
(Georg Christoph Lichtenberg)
#10
Geschrieben 02 Dezember 2004 - 14:04
Ansonsten verrät Ruff u.a., dass er die Iluminatus-Triolgie niemals gelesen hat und erst von Kritikern den Hinweis auf die Übereinstimmungen, auch von uns hier als Hommage aufgefasst, erhielt. Mehr über die rätselhaften und kuriosen literarischen Ausschweifungen Ruffs hier: http://home.att.net/...s/sewrfaq1.html.
Grüße
Holger
(Georg Christoph Lichtenberg)
#11
Geschrieben 02 Dezember 2004 - 14:40
#12
Geschrieben 02 Dezember 2004 - 15:27
Viel Spaß! Eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Ist aber absolut nicht mit G.A.S. zu vergleichen, da ganz anderer Stil, Intension, etc. Ich werde NIEMALSLAND diese Weihnachten unter dem Baum lesen. Aach, schön ....Aber jetzt gebe ich mir erst mal Niemandsland von Neil Gayman - ein Buch, das diesem nicht unähnlich zu sein scheint.

Wirklich interessant. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass solche Cross-Over Romane, die durchaus auch als abgemilderte Form der Fantasy verstanden werden können als kleinen Ausgleich für schwergewichtige Hard-SF lese.Es ist übrigens interessant, dass SF-Crossoverromane in der Best of SF Liste oft vorne stehen. Beispiele: Tore zu Anubis Reich, G. A. S., Niemandsland, Perdido Street Station
Grüße
Holger
(Georg Christoph Lichtenberg)
#13
Geschrieben 02 Dezember 2004 - 16:22
#14
Geschrieben 02 Januar 2005 - 18:29
#15
Geschrieben 07 Juni 2006 - 21:36
Ein wenig ging es mir auch so - wobei mir dadurch nicht der ganze Lesespaß verdorben wurde. Aber grad zum Ende hin hat es etwas genervt. Ansonsten war das Buch recht kurzweilig, teilweise sehr vergnüglich, und die vielen herrlichen Ideen machen es allmal lesenswert, auch wenn einige Passagen bzw. Nebenhandlungen etwas langatmig geraten sind.Es gibt eine Sache in "Fool on the Hill", die mir den ganzen Spaß an dem Buch gründlich verdorben hat, und das ist der Handlungsstrang mit der Figur die sozusagen die ganzen Ereignisse aus dem Hintergrund beeinflußt und ein bißchen hier und da an dem Fäden zieht, damit die Handlung in den richtigen Bahnen bleibt und ihren vorbestimmten Verlauf folgt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wenn ein Alter-Ego des Autor aus dem Buch heraus sagt, "Achtung, das ist nur eine Geschichte, keiner der Figuren kann den ihr vorbestimmten Pfad verlassen".
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#16 Gast_Guest_*
Geschrieben 08 Juni 2006 - 06:48
#17
Geschrieben 08 Juni 2006 - 07:36
#18
Geschrieben 16 September 2006 - 16:11
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
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#19
Geschrieben 30 Oktober 2006 - 09:25
#20
Geschrieben 30 Oktober 2006 - 10:30
Auf Englisch also nächstes Jahr im Sommer. Auf Deutsch dann ca. 1 Jahr später. Aber man darf dennoch hoffen,daß es vielleicht schon zur Leipziger Buchmesse erscheint (also ca. Frühling 2007). Stets zu Diensten Alex / molosovskyBad Monkeys will be published in the U.S. by HarperCollins in July/August 2007. The book is also slated to be published in the U.K., Germany, France, the Netherlands, and Brazil, but I don't have dates for those editions yet.
Bearbeitet von molosovsky, 30 Oktober 2006 - 10:30.
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#21
Geschrieben 30 Oktober 2006 - 10:41
#23
Geschrieben 17 August 2007 - 02:13
*Nur* 230 Seiten. Ein Gespräch zwischen einem Gefängnispsychiater und einer Mörderin.
Schnellübersetzung des Klappentextes:
Jane Charlotte hat der Polizei erzählt Mitglied einer geheimen Organisation zu sein die sich der Bekämpfung des Bösen widmet; ihre Abteilung nennt nicht "Behörde zur endgültigen Beseitigung von hoffnungslosen Personen", kurz "Böse Affen". Der Gefängsnispsychiater versucht herauszubekommen ob Jane lügt, oder verrückt ist -- oder ein ganz anderes Spiel spielt.
Ruff legt wieder mal was ganz anderes hin als zuvor, auch wenn ich mich bisher (S. 100) sagen trau, daß er weiter auf dem "verrückt/locker und ernst/nachdenklich"-Weg geht, den die Entwicklung von "Fool", "G.A.S.", "Set this House†¦" zeichnet.
Hier gehts zur supergeheimen Sonderwebsite zum Buch: OMNES MUNDUM FACIMUS. Ruff hat nun auch ein Blog.
Ach ja: bisher zeigt das Buch durchaus auch phantastische Züge, wenn auch eher im Sinne solcher modernen "Psycho-Phantastik" wie eben "Set this House in Order" ("Ich und die Anderen") oder Palahniuks "Fight Club".
So. Genug Pause. Muß weiterlesen.
Grüße
Alex / molo
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Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#24
Geschrieben 18 August 2007 - 13:49
#25
Geschrieben 18 August 2007 - 19:30

#26
Geschrieben 19 August 2007 - 11:24
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
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#27
Geschrieben 21 August 2007 - 13:47
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#28
Geschrieben 21 August 2007 - 16:13

#29
Geschrieben 21 August 2007 - 16:34
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#30
Geschrieben 21 August 2007 - 16:49
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