Nur mein ganz persönliches Fazit zu Enterprise 3. Staffel:
ich war am Anfang nicht unbedingt begeistert. Fangen wir mit der Oberfläche an: an den gesungenen Titeltrack hatte ich mich ja gewöhnt, aber die neue Fassung mit unterlegtem Primitiv-Stampf-Rhythmus musste nun wirklich nicht sein. Klingt ja, wie auf der Heimorgel neu hinzugefügt.
Über Archer z.B. hab ich mich chronisch aufgeregt. Dieser kaltschnäuzige Zug, den er plötzlich drauf hatte etc. Auch seine Taten fand ich z.T. mehr als bedenklich.
Aber komisch - ich habe über diese Staffel insgesamt weitaus häufiger nachgedacht und mit Leuten diskutiert als über die anderen ST-Serien.
Als eine der besten DS9-Folgen hat sich bei mir jene eingeprägt, wo Sisko ausgetickt ist und damit drohte, die Atmosphäre eines ganzen Planeten zu verseuchen, um den verräterischen Eddington in seine Finger zu kriegen. Character in conflict, oder so :-)
Ich gucke auch gerne mal Folgen, wo alles durch einen raffinierten Trick ohne Blutvergießen gelöst wird und am Ende alle glücklich sind - aber die Abwechslung bringt es, finde ich, auch im Bereich der Unterhaltung.
Eine Serie ohne Widerhaken ist für mich schnell vergessen. Und, allen anderen Kritikpunkten zumTrotz, ENT 3 besaß diese Widerhaken.
Allerorten hab ich mitbekommen, wie über die Serie im Fandom und Co diskutiert wurde. Und zwar nicht im Sinne von: "Troys lila Strampelanzug sieht aber besser aus, als die knappe Nachtwäsche von T'Pol." Oder: "ist die Defiant kampfstärker als die Enterprise D...?"
Sondern es wurden sich die Köpfe um moralische Fragen heiß geredet. "Wie konnte Archer das nur zulassen? Hätte man nicht besser ..."
Für eine TV-Unterhaltungsserie ist das in meinen Augen schon mal ein respektables Ergebnis. Die Lösung wird nicht vorgekaut, sondern muss sich auch mal im Kopf des Zuschauers bilden. Das Dilemma wird nicht aufgelöst, es bleibt als schmerzender Dorn im Fleisch stecken. Mutig, mutig.
Das nun wie erwartet die Reptilianer und Insektoiden die bösen sind hat mich während der Folge nur wenig gestört. Aber wenn man im nachinein darüber nachdenkt, fragt man sich halt schon ob solche altbekannten Klischees in Star Trek sein müssen.
Und zuletzt zum Thema Klischee:
Wäre denn ein einfach umgedrehtes Klischee besser gewesen?
Ist ein Klischee mit anderen Vorzeichen plötzlich kein Klischee mehr, weil es pc ist?
Würden also in Zukunft alle netten, niedlich aussehenden Aliens die Bösen sein, wäre das ebenso vorhersehbar.
Gruß,
Linda
EDIT: Kollateralschadenan der Grammatik im Eifer des Gefechtes
Bearbeitet von Linda Budinger, 17 März 2005 - 13:07.