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Wilhelm Lehner: Der Freiheit entgegen


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7 Antworten in diesem Thema

#1 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 27 Dezember 2004 - 12:43

Wilhelm Lehner
Der Freiheit entgegen

Ein Roman von Deutschlands Zukunft

Der Freiheit entgegen - Ein Roman von Deutschlands Zukunft ist ein typisches Werk aus der Endzeit der Weimarer Republik. Es erschien 1930 als Fortsetzungsroman in der rechtsextremen Tageszeitung "Völkischer Beobachter". Die Folgen des verlorenen Krieges, der Untergang der Monarchie, Chaos, Putsche, Attentate, Inflation und Reparationslasten traumatisierten weite Teile der Bevölkerung. Der neuen Republik wurden Gesellschaftsentwürfe entgegengehalten, die eher Abrechnung mit dem Heute als Entwurf für das Morgen waren.
Der Freiheit entgegen beginnt mit einem dystopischen Gesellschaftsbild und wagt dann den nationalistischen Blick bis über die Mitte der 30er Jahre. Noch wird Frankreich als Erzfeind betrachtet. Eine Gruppe von Weltkriegsoffizieren nimmt im Alleingang Revanche für den Untergang des Reiches. Eine gigantische Luftflotte und neueste Kriegswaffen drängen den Gegner hinter den Rhein und letztlich in die Knie.

Damit nimmt der Autor die tatsächliche Entwicklung nach 1930 weitblickend vorweg. Seine völkische Vision eines »Befreiungskrieges« wurde grausame Wirklichkeit, die erneut in den Untergang führte. Somit ist dieser Roman eine Mahnung für alle Lebenden und ein Teil der Geschichte der deutschen Science Fiction, der nicht dem Vergessen anheimfallen sollte.

Das umfangreiche Nachwort des Herausgebers Wolfgang Both illustriert die Umstände seiner Entstehungszeit, beleuchtet die technische Entwicklung der Luftfahrt- und Kriegstechnik und stellt ihn so in seinen historischen Kontext.

Der Band erscheint in einer einmaligen, auf 111 Exemplare limitierten & numerierten Sammleredition als goldgeprägtes Leinen-Hardcover mit Lesebändchen und Schutzumschlag.

SHAYOL Verlag
Utopisch-Phantastische Bibliothek - Band 2
Hardcover, Leinen mit Gold-Prägung und Schutzumschlag,
kaptalt, Lesebändchen, ca. 240 Seiten
Erscheint im Februar 2005
EUR 39,00 - ISBN 3-926126-40-X
Die Buch ist nur direkt beim Verlag und bei einigen Genre-Buchhandlungen erhältlich und wird nicht über den Regulären Buchhandel vertrieben.
Weitere Informationen | Bestellung

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Bearbeitet von Ronni, 16 Januar 2005 - 13:24.

Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#2 Ulrich

Ulrich

    Temponaut

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Geschrieben 14 Februar 2005 - 20:00

Bin ich gerade am Lesen. "Der Freiheit entgegen" ist sehr stark zeitbezogen auf damalige Verhältnisse. Generell zu dieser Reihe fällt mir auf, dass nicht nur die Wiederveröffentlichung der Romane wichtig ist, sondern auch die Kommentierungen und Analysen, so dass dieser Reihe auch eine sekundärliterarische Bedeutung zukommt bzw. zukommen kann.

#3 Markus K. Korb

Markus K. Korb

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Geschrieben 14 Februar 2005 - 22:21

Hallo Ronni,der Roman entstammt also dem "Völkischen Beobachter" - dies bedeutet, dass es ein heißes Eisen ist, das hier hinsichtlich des ideologischen Umfelds verlegt wird. Demzufolge denke ich, dass besondere Umsicht im Umgang damit gefordert ist.Ich fände es sehr wichtig, wenn ein sekundärwissenschaftlicher Apparat, sprich Anmerkungen, Literaturhinweise, Querverweise in diesem Roman enthalten wären. Ist das der Fall, oder geht das Nachwort des Herausgebers auf den Stand des Autoren und des Werks im ideologischen Umfeld ein?Auf bald,Markus

#4 Ronni

Ronni

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Geschrieben 15 Februar 2005 - 10:01

der Roman entstammt also dem "Völkischen Beobachter" - dies bedeutet, dass es ein heißes Eisen ist, das hier hinsichtlich des ideologischen Umfelds verlegt wird. Demzufolge denke ich, dass besondere Umsicht im Umgang damit gefordert ist. Ich fände es sehr wichtig, wenn ein sekundärwissenschaftlicher Apparat, sprich Anmerkungen, Literaturhinweise, Querverweise in diesem Roman enthalten wären. Ist das der Fall, oder geht das Nachwort des Herausgebers auf den Stand des Autoren und des Werks im ideologischen Umfeld ein?

Das Buch hat ein ausführliches Nachwort, in dem der Herausgeber auf das ideologische Umfeld eingeht, in dem der Roman entstanden ist. Das es ein heißes Eisen ist, ist uns schon bewußt. Genau aus diesem Grund wird es auch nur 111 Exemplare geben, da wir den Text in erster Linie Literaturwissenschaftlern zugänglich machen möchten. Wir betrachten die "Utopisch-Phantastische Bibliothek" als Sammlung kommentierter Zeitdokumente zur Science Fiction, zu denen eben auch "Völkische Utopien" gehören, für die "Der Freiheit entgegen" ein typisches, wenn auch unbekanntes Beispiel ist. Gruß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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#5 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 15 Februar 2005 - 18:33

Mir fehlt bei der Kommentierung, wie der Roman in Zusammenhang mit anderen Zukunftsromanen damaliger Zeit zu sehen ist. Das wenige im Nachwort zu diesem Thema reicht mir nicht ganz. Auf jeden Fall ist der Roman ohne begleitenden Text heute kaum rauszubringen. Es gibt zwar interessante Ideen (wirtschaftliche Verflechtungen, überhöhte Reparationsforderungen, Fremdherrschaft), die aber hinter dem Vergeltungsgedanken zurückstehen. zwei Drittel habe ich jetzt gelesen und irgendwie reicht es mir, weil der Roman schablonenhaft abläuft. Auf der einen Seite kritisiert der Autor die schlechte Behandlung Deutschlands, auf der anderen Seite gibt es keinen Ansatz den Kreis ewiger Vergeltung zu durchbrechen oder die Tragödie in diesen Auseinandersetzungen zu erkennen.Der Band ist, wie Ronnie bereits sagt, vor allem für Wissenschaftler interessant. aus Lesersicht schadet es nicht, den Roman einmal gelesen zu haben. Aber es gibt bestimmte dutzende oder noch viel mehr intelligentere Geschichten aus der selben Zeit.

#6 Ronni

Ronni

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Geschrieben 15 Februar 2005 - 18:52

Mir fehlt bei der Kommentierung, wie der Roman in Zusammenhang mit anderen Zukunftsromanen damaliger Zeit zu sehen ist. Das wenige im Nachwort zu diesem Thema  reicht mir nicht ganz.

Zum Teil hast Du natürlich recht. Andererseits ist es ein zu weites Gebiet, um es als Nachwort in diesem Buch "zu verschwenden". Diese Thematik wird aber noch in AC und bei Shayol behandelt.

Auf der einen Seite kritisiert der Autor die schlechte Behandlung Deutschlands, auf der anderen Seite gibt es keinen Ansatz den Kreis ewiger Vergeltung zu durchbrechen oder die Tragödie in diesen Auseinandersetzungen zu erkennen.

Was dem damaligen Zeitgeist entsprach und im Endeffekt zur NS-Diktatur geführt hat.

Aber es gibt bestimmte dutzende oder noch viel mehr intelligentere Geschichten aus der selben Zeit.

Auf alle Fälle, wie man ja am Beispiel Das Automatenzeitalter von Ri Tokko sieht.

Gruß Ronni
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#7 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 03 März 2005 - 12:35

Am Ende des Romans "Der Freiheit entgegen" hatte ich schon Kopfschmerzen, weil die Handlung noch nicht einmal unterhaltsam ist.

eine abschließende Kommentierung von mir:

Die Utopisch-Phantastische Bibliothek des Shayol Verlags ist eine Sammlung kommentierter Zeitdokumente zur Science Fiction. Während der erste Band Das Automatenzeitalter eine technische Vision par excellence und soziale Utopie war, ist Der Freiheit entgegen. Ein Roman von Deutschlands Zukunft eine völkische Utopie zur Zeit der Weimarer Republik, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich erschien der Roman 1930 als Fortsetzung in einer Tageszeitung und malt ein Bild der nahen Zukunft. „Die Folgen des verlorenen Krieges, der Untergang der Monarchie, Chaos, Putsche, Attentate, Inflation und Reparationslasten traumatisierten weite Teile der Bevölkerung. Der neuen Republik wurden Gesellschaftsentwürfe von links und rechts entgegengehalten, die eher Abrechnung mit dem Heute als Entwurf für das Morgen waren.“ (Text vom Beiblatt).

Der Freiheit entgegen beginnt wie ein Wirtschaftskrimi, in dem ein ausländisches Unternehmen alle Getreideernten der Welt aufkauft. Der Angestellte Hartmann erkennt die Gefahren für seine Heimat Deutschland und warnt die Regierung, obwohl er nach dem Ersten Weltkrieg schmählich empfangen wurde. Später kehrt er ganz zurück nach Deutschland und baut mit anderen Weltkriegsoffizieren eine neue Luftflotte auf. Das scheint auch geboten, denn Frankreich will seinen Rivalen Deutschland, dem es wirtschaftlich zunehmend besser geht, militärisch niederzwingen und durch Reparationsleistungen an Deutschland die eigene Wirtschaft fördern. Die deutsche Luftflotte kann die Niederlage abwenden und handelt damit entgegen der abwartenden Haltung der Regierung.

Der Roman hat insofern eine Relevanz, nämlich als Negativ-Beispiel, wie mit dem eigenen Leid umgegangen wird. Es wäre absurd nicht der eigenen Opfer zu gedenken bzw. sich das von anderen verbieten zu lassen. So bringt der Autor Wilhelm Lehner zum Teil begründete Kritik an den auferzwungenen Lasten nach dem Weltkrieg vor, doch das war nicht sein Anliegen einen Roman zu schreiben. Es geht um nichts anderes als Aufrechnung und dem Gedanken Rache zu nehmen. So lässt Lehner die Protagonisten die gesamte Stadt Verdun vernichten, weil ein Kamerad von den Franzosen hingerichtet wurde. Die Widersprüchlichkeit besteht darin, dass er das eigene Tun als positiv und nützlich deutet, das gleiche bei den Gegnern als schändlich einstuft. Lehner nimmt die Sinnlosigkeit des tödlichen Kreislaufs in Kauf, erkennt sie nicht und ist erst recht nicht fähig zu sagen „Es ist genug“. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es klügere Analysen, z.B. von Erich Maria Remarque oder Johannes R. Becher.

Der vorliegende Band ist ein Stück Sekundärliteratur, das einen bisher unbekannten Titel deutscher Zukunftsliteratur kritisch beleuchtet. Wilhelm Lehners Erzählung ist im Rahmen der Einführung und des Nachwortes Wolfgang Boths zu sehen. Weniger die Geschichte, als vielmehr die anschließende Analyse ist wichtig. Der Herausgeber Wolfgang Both stellt die gesellschaftlichen und politischen Ursachen und Zusammenhänge der im Roman vertretenen Meinung in einer treffenden Aufarbeitung heraus. Der Revanchismus Lehners gründet u.a. auf der Weltkriegsniederlage Deutschlands, den hohen Reparationsforderungen und wirtschaftlichen Folgen, der politisch instabilen Lage und der ablehnenden Haltung des Autoren gegenüber der vorherrschen Politik. Entgegen den Entspannungsbemühungen, z.B. von Stresemann, vertritt Lehner eine rückwärtsgewandte Auffassung, der Wiederherstellung alter Zustände. Interessant, jedoch nicht unbedingt von Nöten, wäre eine Einordnung in die Zukunftsliteratur der damaligen Zeit. Both streift das Thema der literarischen Einordnung leider nur am Rande. Durch die Publikationsform als Roman mit ausführlicher Kommentierung erhält die Utopisch-Phantastische Bibliothek einen nicht zu unterschätzenden wissenschaftlichen Stellenwert.

#8 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 22 März 2005 - 22:31

Wie versprochen ist nun ein Essay über einen Teilaspekt der Vorkriegsutopien online: Die sozialistischen Utopien seit Bellamy von Wolfgang Both. Griß Ronni
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

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