Also Joe, da bin ich mir gar nicht sicher, wie Ruff das gemeint haben könnte. Zum einen denke ich, dass er keinen so derben Begriff benutzen würde. Andererseits ist malefica ja auch Ausdruck der verletzten Psyche von Penny. In dieser Person kommen alle die Abwertungen ihrer Persönlichkeit zum Vorschein, die sie in ihrem Leben erlebt hat. So kann das dann auch wieder gewollt sein. @molosovsky: Der Klappentext ist immer so eine Sache, aber bei diesem Buch ist das schon eine gewaltige Aufgabe, denn wie will man den Inhalt des Buchs beschreiben? Ich glaube nicht, dass man mit wenigen Worten eine brauchbare Zusammenfassung hinbekommt. So gesehen ist der Klappentext eigentlich gut gelungen. Eine generelle Frage an Euch alle: Das Buch ist definitiv keine SF und ob es sich der phantastik im weitläufigen Sinne zuordnen läßt, wird sich noch zeigen. Dann liegt eigentlich eine Themaverfehlung unserer seits vor. Nun, mich stört es nicht. Der Roman ist echt gut. Ich bin jetzt bei Seite 210 der englischen Ausgabe. Langsam zeigt sich, wie es weitergeht. Ich denke heute werde ich den 1. großen Abschnitt beenden.maledicta - schlecht sprechen /böse sprechen malefica - sclechte fotze/möse oder böse fotze wobei im portugisischen - fica - eine form von sein wäre ist schlecht / ist böse
Matt Ruff - Ich und die anderen
#31
Geschrieben 05 Januar 2005 - 09:05
#32
Geschrieben 05 Januar 2005 - 10:56
Wegen Maledicta und Malefica.
Kann ja sein, ich assoziiere arg wild, aber mir springt zu Beginn der beiden Namen das male (männlich) entgegen. Vielleicht eine beabsichtigtes Signal von Ruff: »die männlich, auf Männer-Art Handelnde« (= Gewalttätige) und die »männlich, in Männer-Art Sprechende« (= Fluchende).
Bekannt sind mir außer Malaise, Maledictum (siehe Requiem-Messe, z.B. Mozart) auch noch Malefiz und verwandte Begriffe, die vom lateinischen Wort für »Übel, ungelegen, schlecht†¦« abgeleitet sind.
Im Roman werden die beiden Namen übersetzt mit Evil-Speaker und Evil-Doer, gerade letzteres ist ja eine Lieblingsvokal von uns allen geworden, seit ein Weltpolitiker sie gern und oft gebraucht :-)
@Rusch: Vorweg: Du liegst freilich mit Deinem Argument auf der sichereren Seite †¦ ABER: Ich denke, es ist leichter zu schreiben, daß »Ich und die anderen« keine SF ist, als es ausformuliert zu begründen, aus mehreren Gründen.
Eindeutige Genre-Definitionen sind meiner Ansicht/Erfahrungen nach Wunschdenken, denn ein Genre lebt vom Wechselspiel zwischen Routine (Genre-Regeln) und Innovation (Abweichen von Genre-Regeln).
Ich finde es etwas fad, daß man sich unter SF (fast) außschließlich fiktive Zukunftswelten vorstellt, noch dazu ist viel SF ziemlich auf Technik fixiert (oder auf Politisch-Gesellschaftliches wie bei Bradbury, Orwell oder Capek). --- Ab und zu fällt es ja jemanden auf, daß der Genre-Namen SF ja noch nicht mal die Zukunft als Handlungszeit impliziert. Wie siehts mit »Der Schwarm« von Frank Schätzing oder »The Day after Tomorrow« aus? Sind in der Gegenwart angesiedelt und dennoch akzenptieren viele diese Stoffe als SF.
»Ich und die anderen« ist im besten Sinne eine spekulative Fiktion, und spekuliert wird eben über das, was man »Ich« oder »Persönlichkeit« zu nennen pflegt. Zwei große Theorien werden vorgebracht: die Vasen-Theorie und die aufgeteilter Rosenstock-Theorie.
Daß darüberhinaus so gut wie keine Psychologie auftaucht, ist für mich eine der großen Stärken des Romans. Psychoanalytisch gibts kaum mehr Kluges zu theoretisieren, solange um und mit den harten Neuro- und Kognitionswissenschaften.
Alles was im Roman an sogenannter Innerer Geographie/Landschaft geschildert wird (sowohl Andys Haus am See, als auch Penny Höhle), ist für mich zweifelsohne Phantastik, wenn man sich des Wortes in der ursprünglichen und klarst zu handhabenden Bedeutung annimmt: »sichtbar werden lassen, erscheinen lassen«. Etwas ist also phantastisch, wenn es sichtbar oder anschaulich werden läßt, was so nur schwelich bis gar nicht mit eigenen Augen zu betrachten ist. Beispiel:
»Ich hatte 2,8 Promille«, wäre die faktisch gemessene Wirklichkeit eines toxologischen Mischungsverhältnis.
»Ich hatte 5 Weizen und mehere Runden Scotch«, ist das gleiche anhand der Getränkebezeichnungen, weniger exakt, aber immer noch sehr anschaulich.
»Ich war so besoffen, daß ich einigen Bergen die Gipfel abgebrochen habe«, ist eine von vielen Redewendungen, die obwohl sie total ungenau und gar nicht bei der Sache ist, ziemlich gut rüberbringt, WIE besoffen man wohl gewesen ist.
Zum Thema passend: »Ich war so besoffen, daß ich nicht mehr wußte, ob ich Männlein oder Weiblein bin«.
Schön ist ja auch: »Diese Erinnerungen sind so verlohren in der Zeit, wie Tränen im Regen.« --- Da ist außer dem Regen nichts Gegenständliches zum sich-Vorstellen, und dennoch kommt einem (mir zumindest und anderen P.K. Dick/»Blade Runner«-Fans) dieser Satz äußerst anschaulich/wahr vor.
Ich geh lieber mal weiterlesen, sonst fang ich noch an, hier über die ontologischen Provokationen von Phantastik gegenüber den tradierten mono-hierarchischen Großillusionen (Religionen, Ideologien), nur soviel:
Jeder hat eine selbst-konstruierte Welt im Kopf, was aber noch keine Apologie des Solepsismus sein soll.
Grüße
Alex / molosovsky
Bearbeitet von molosovsky, 05 Januar 2005 - 11:03.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#33
Geschrieben 05 Januar 2005 - 13:25
Ich kenne die Bibel auch nur aus den Bach-Kantaten. Die Erschaffung Andrews ist aber so deutlich als "Schöpfungsakt" erkennbar (sozusagen aus dem See geschöpft ), daß mir der Zusammenhang mit dem Originaltitel ins Auge stach.Da ich von Bach (fast) nur Instrumentales kenne, und die Bibel nicht ernstzunehmen weiß und deshalb immer noch keine habe, mußte mir sowas wie die religiöse Ebene entgehen.
"Mouse" hat für mich ein so verfremdetes Schriftbild, daß irgendwie die Assoziationen des Kosenamens nur schwer aufkommen wollen. Vielleicht haben die Übersetzer gedacht, "Maus" würde zu einer derart geschundenen Person nicht passen. Mir fiel dies nur im Unterschied zur Übersetzung von Alan Dean Fosters: "Der Highway ins Nichts"auf.Wegen Mouse und Maus: Eigennamen werden selten übersetzt.
Die Übersetzung finde ich auch nicht optimal. "Fucking" entspricht wohl eher dem deutschen Zusatz "Scheiß-" Bezüglich der Frage, ob in Ruffs Buch der Kindesmißbrauch ausgenutzt bzw. verharmlost wird, kann ich nur sagen, daß ich zu keinem Zeitpunkt diesen Eindruck hatte. Natürlich ist die Behandlung eines solch heiklen Themas immer eine Gratwanderung. Man sollte aber den eher unsentimentalen Ton der Akteure nicht mit einem Mangel an Mitleid des Autors verwechseln. Die Beschreibung von Pennys Martyrium läßt da wohl keinen Zweifel offen. Der Stil erinnert mich etwas an Jurek Beckers Roman: "Jakob der Lügner", der gezeigt hat, daß sich Humor und ein todernstes Thema nicht gegenseitig ausschließen müssen. Mich ärgert allerdings auch die reißerische "Aufmachung" des Hanser-Verlags, der mit dem geschmacklosen Schutzumschlag den Roman offenbar zu einem Jugendbuch machen will. Zur Einordnung des Romans: Für mich ist der Roman Psycho-Fiktion mit phantastischen Elementen. Die willentliche Erschaffung einer Seele (Andrew) läßt sich wohl mit normaler Psychologie nicht erklären. Da aber die Beschreibung der Seelenlandschaften deutlich konstruktivistische Züge trägt, finde ich diesen Roman in einem SF-Forum nicht deplaziert. Gruß, KonradEhr interessant finde ich die Frage, wie man Maledictas viele fucking übersetzt hat.... Ich werd mit der Vorstellung von Klang und dem Textbild von vielen vielen Maledictischen »verfickt, verfickten, usw« nicht ganz glücklich.
Bearbeitet von Konrad, 07 Januar 2005 - 11:30.
#34
Geschrieben 07 Januar 2005 - 09:37
#35
Geschrieben 11 Januar 2005 - 17:10
entschuldige, daß ich so lange gepaust habe.
Kobo Abe kenn ich (immer) noch nix, weiß aber, daß dies wahrscheinlich ein Fehler ist. Ich kann deshalb auch wenig auf die von Dir nicht gezogenen Verbindungen zwischen Abe und Ruff eingehen.
Aber †¦
†¦ wenn ich mal frei weg über die grauen und schwer zu verschubladisierenden Grenz- und Übergangsbereiche der Phantastik assoziieren darf.
†¢ »Set This House†¦« ist zweifelsohne fiction und läßt man Theorien über das Bewußtsein (aka Seele, Persönlichkeit, Psyche, Geischt) als Wissenschaft gelten, dann ist das Buch sogar science fiction. Zugestanden, die wenigen Worte über Reintagration (Vasen-Theorie) und Hausbau (Rosenbusch-Theorie) sind für strenge SF-Verkoster womöglich zu flüchtig und oberflächlich.
†¢ Strukturell haben wir eine Queste oder einen Bildungsroman vor uns. In gewisser Weise kann man fast sagen, daß es sich weitestgehend um in die Realität eingestülpte Fantasy handelt. Andrew ficht als Narren-Ritter mit anschwellenden Chaos in seiner Inneren Landschaft, die voller protestatntischer Ikonographien ist; Penny bricht zu Expiditionen das Kaninchenloch hinab auf und erkundet (wie Andrew auch) ihre Vergangenheit. Im Englischen wird Andrew von einigen als figment gezeichnet, was Phantasieprodukt, Einbildung, aber auch Märchen bedeuten kann. Märchen- und Sagenhaft wirken auch mich sprachlich einige Passagen.
Requisiten, hier die auffällig entscheidenden Gescheh- und Erkenntnisse bei Blicken in Spiegel, sowie der Einsatz von Spindeln, Säcken, finsteren Hütten und Kellern, Labyrinthen, Auferstehungen, Antipoden.
Für mich fehlt eindeutig eine Genre-Benamsung a la Psycho-Fantasy, oder vielleicht schmissiger: Psychontasy (naja, Drako Suvins hat ja mal den Begriff cerebrale Phantastik geprägt †¦Â wers braucht).
Nicht erst in den letzten Jahren - da aber für mich persönlich auch erkenntlich - mausern sich ja die Geschichten um Innere Welten zu einer eigenen Form von Phantastik. In Filmbeispielen gesprochen: »Twelve Monkeys« hat ja noch einen kräftigen Schlack SF an sich, aber ich würde z.B. »Unzertrennlich« (Cronenberg) »The Game« oder «Fight Club« gleichwohl ehr der Phantastik als dem Realismus zuordnen. Auch realistischer auftretende Filme über aus dem Ruder geratene Innenwelten wie »Beautiful Mind« oder »Memento« glänzen für mich mit einer schwer genau zu beschreibenden phantastischen Athmosphäre. Viel Ähnlichkeit mit »Set This House In Order« finde ich auch in Gilliams »The Fisher King«: hier ebenfalls verflochten mit Märchen- und Sagenmotiven der Zufall einer Begenung und folgender Queste zweier Narren-Ritter, auch wenn nur einer von beiden eine Macke hat, die ihn nackerte fette Elfen sehen läßt.
Als Gegenbeispiele nenne ich »Zeit des Erwachens«, »The Madness of King George« oder »Der Todmacher«: hier wird der Tumult der Innenwelt lediglich von Aussen geschildert, quasi-dokumentarisch. Freilich kann man sich hineinversetzten in die extravaganten Psychen der Protagonisten, aber dramaturgisch und stilistisch wird nicht gezaubert, sondern Patientengeschichten vermittelt. Genre-technisch wären dies Beispiele für Psycho-Dramas.
So. Ein Buchtip mehr macht das Kraut auch nicht mehr fett:
Die Geschichte eines 13jährigen autistischen Sherlock Holmes-, Zahlen-, und Muster-Fans in der englischen Provinz, seiner Ermittlungen, wer den Nachbarshund mit der Mistgabel erstochen hat, und seine Queste ins große London, schildert äußerst ideen- und kenntnisreich Mark Haddon in »Supergute Tage« bei Blessing (»The Curious Incident of the Dog in the Night-Time«, 2003).
So, über »Set This House†¦« kommentier ich drüben in Thread 2 weiter, weil ich hier nicht wagen will zu spoilern, denn dereinst durchkommende Neugierige werden wohl erst mal Thread 1 lesen.
Grüße
Alex / molosovsky
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#36
Geschrieben 11 Januar 2005 - 17:57
quote rusch
ich aber!Also Joe, da bin ich mir gar nicht sicher, wie Ruff das gemeint haben könnte
oder bildest du dir wirklich ein maledicta und malefica seien namen wie fritz, hans und franz?
-----------------------------------------------------------------
endlich kommt es zum gut vorbereiteten höhepunkt
andrew geht K.O. - und gideon tritt aufs parkett ;-)
und penny gibt gas - und beginnt in einem das ersten buch beendeten, das nächste gut einleitenden schlusssatz eine koalition mit ihren bis dahin, von ihr verleugneten geistern
sehr gut gemacht und bis dahin war das buch in keiner weise langweilig
ich bin schon lange durch und muss dazu sagen - es ist selten dass mich ein buch
mit kaffee und zigaretten rund um die uhr an mein sofa fesselte bis ich es endlich durch hatte
sehr gut arbeitet MR die szene im park auf - als andrew penny erklärt was sie für eine krankheit hat
super die schilderung aus beiden perspektiven - und wichtig
(wie die inboard-kamera bei einem formel 1 grand prix auf welche man umschalten kann ) - meisterlich!
die schilderung der szene mit dem kleid - ein meisterwerk
glaubwürdig stellt MR die (bestimmt ebenfalls) kranke mutter da
das verängstigte mädchen - dann die kellerszene
es ist gut geschrieben - und ließ sicher niemanden von euch kalt
ziel ereicht - würd ich sagen
lg joe
dr. grey ist der hammer - die mag ich
#37
Geschrieben 11 Januar 2005 - 19:37
Ich denke die Namen bedeuten Schlechtreden und Schlechtsein (oder besser Schlechthandeln) und nicht der etwas derbe Ausdruck. Da meinte ich, Joe. Aber sicher bin ich mir dabei nicht. Das dies keine Namen wie Fritz und Franz sind, ist mir schon klar. Der Name steht für das was die beiden Alter Egos sind.hi all
quote ruschich aber!Also Joe, da bin ich mir gar nicht sicher, wie Ruff das gemeint haben könnte
oder bildest du dir wirklich ein maledicta und malefica seien namen wie fritz, hans und franz?
-----------------------------------------------------------------
#38
Geschrieben 12 Januar 2005 - 07:12
Joe Chip gestand:
Toll, was für Exemplare würden denn da nach Wien ausgeliefert!es ist selten dass mich ein buch mit kaffee und zigaretten rund um die uhr an mein sofa fesselte bis ich es endlich durch hatte
Joe geht Buch kaufen, auspacken. Buch läuft zur Traffik und zum Billa, besorgt Tschik und Kaffe. Buch kocht Kaffe, Buch richtet Aschenbecher her und fesselt dann Herrn Joe an sein Sofa. -- Fast ernsthaft: in Wien hat das bei mir mit der Ernährung durch Zigaretten und Kaffee ganz gut funktioniert. Zwischendurch ein Schnitzelsemmerl oder eine Käsekreiner, und wieder zurück ans Lesen. (Neid, hier in Frankfurt gibts ja erbärmlich wenig gescheite Würschtlinger.)
Zu den unterschiedlichen Ansichten bezüglich der Auslegung der Namen Maleficia und Maledicta: ich denke, Joe und Rusch haben recht, denn das ist Auslegungssache. Ich neige zwar zur Meinung von Rusch, sehe aber andererseits nichts, das wirklich gegen Joes Auslegung spricht.
Was mir noch in Teil eins aufgefallen ist:
†¢ Wunderbar fand ich die Reality Factory. Große Halle in der einige kleine Zelte um ein größeres Zelt stehen. Ein Camp in einem Gebäude. Bei der Vorstellung der Reality Factory (Kapitel 2 und 3) wird ausdrücklich der Vorteil dieser Notlösung gepriesen (†¦Â angenehm schnell und einfach hergestellter Privatraum).
†¢ Beobachtung bei Rudy's Quick Fix (Kapitel 5):
FRAGE:They sat less than ten feet apart, but might as well have been in seperate buildigs.
Bei dem Jim Carrey-Film, den sich Mouse vielleicht im Kino angucken wollte (Kapitel 4) handelt es sich um »The Cable Guy«, oder?
Grüße
Alex / molosovsky
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#39
Geschrieben 12 Januar 2005 - 08:39
Da ich den Film nicht kenne, kann ich die Frage nicht beantworten. Aber bei dem Spiel, dass sich Andrew im Toy Shop ansah, handelte es sich eindeutig um "Das verrückte Labyrinth" von Ravensburger. Man muss wissen, dass deutsche Spiele trotz der anderen Sprache nach USA importiert werden. Viele werden dort veröffentlicht, andere nur importiert. In einer US Game Zeitschrift habe ich mal gelesen: Deutschland ist für zwei Dinge berühmt: Panzer und Spiele.FRAGE: Bei dem Jim Carrey-Film, den sich Mouse vielleicht im Kino angucken wollte (Kapitel 4) handelt es sich um »The Cable Guy«, oder? Grüße Alex / molosovsky
#40
Geschrieben 12 Januar 2005 - 21:24
hi jungsZu den unterschiedlichen Ansichten bezüglich der Auslegung der Namen Maleficia und Maledicta: ich denke, Joe und Rusch haben recht, denn das ist Auslegungssache. Ich neige zwar zur Meinung von Rusch, sehe aber andererseits nichts, das wirklich gegen Joes Auslegung spricht.
ich hab doch selbst geschrieben (vor allen weiteren postings nacheditiert)
dass es im PORTUGIESISCHEN eine form von sein ist
also - ist schlecht bedeutet
wenn rusch das ordentlich gelesen hätte - wär die diskussion gar net da
lg joe
#41
Geschrieben 13 Januar 2005 - 08:48
#42
Geschrieben 18 Januar 2005 - 15:43
Ich weiß nicht, ob verschiedene Seelen in einem Körper wirklich eine so tolle Sache ist, wie einige von euch meinen. Für die "Hauptseele" ist es bestimmt ganz nützlich, aber alle anderen sind die meiste Zeit zum Zuschauen verdammt in einem Körper, den sie nicht beeinflussen können.
Interessant finde ich die "Helfer" Seelen, wie z.B. der Driver oder der Navigator von Penny. Sie haben nur einen Zweck und keine tiefe Persönlichkeit. Gibt es soetwas oder ist es nur eine Erfindung von Matt Ruff?
Das Thema "Kindesmissbrauch" geht einem beim Lesen ziemlich an die Nieren. Öfter wird im Buch die Frage gestellt, warum Menschen Böses tun (Pennys Mutter, Warren Lodge, der Mörder von Mrs. Winslows Familie) - eine Antwort muss leider ausbleiben, aber man fängt an, darüber nachzudenken.
Sehr interessant ist auch, wie die Sprache auf die Psyche wirkt - entweder bei Penny oder im Restaurant ("this fucking kid"). Das deckt sich mit meinem angelesenen Halbwissen.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Zur Frage SF oder nicht: wenn es multiple Persönlichkeiten nicht geben würde, wäre das Buch eindeutig SF / Inner Space. So bewegt es sich am Rande zur Phantastik.
Sullivan
#43
Geschrieben 18 Januar 2005 - 16:23
Also DAS ist definitiv keine tolle Sache. Der mit den Speziellen Fähigkeiten kommt ja auch daher, dass jede einzelne Seele sich bestimmte Eigenschaften antrainiert hat. Dafür können sie halt sonst nichts. Ein normaler Mensch verfügt über das komplette Portfolio. Mir fällt etwas gerade ein, was mir schon lange unter den Nägeln brennt: Worin besteht der Unterschied zwischen Schizophrenie und der Entwicklung unterschiedlicher Persönlichkeiten. Sind das verschieden starke Ausprägungen der selben Krankheit?Ich weiß nicht, ob verschiedene Seelen in einem Körper wirklich eine so tolle Sache ist, wie einige von euch meinen. Für die "Hauptseele" ist es bestimmt ganz nützlich, aber alle anderen sind die meiste Zeit zum Zuschauen verdammt in einem Körper, den sie nicht beeinflussen können.
#44
Geschrieben 18 Januar 2005 - 18:07
Weiterhin sehr interessant, der erste Absatz des Artikels:Oft werden in der Alltagssprache Multiple Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie fälschlicherweise gleichgesetzt: Während es bei Schizophrenen im Rahmen eines Größenwahns zu einer Identifikation mit einer anderen Person kommen kann, existieren bei der Dissoziativen Identitätsstörung zwei oder mehr Persönlichkeiten in einer Person. Auch sprechen Personen, die unter einer Dissoziativen Identitätsstörung leiden, nicht auf dieselben Medikamente an, die in der Behandlung von Schizophrenie eingesetzt werden.
Die Dissoziative Identitätsstörung - besser bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung - ist bis heute eine der umstrittensten psychiatrischen Diagnosen. Sie bezeichnet das Vorhandensein von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen, die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der betroffenen Person übernehmen. Die Erkrankung wird meist von einer Reihe anderer Symptome begleitet, so dass es häufig zu Fehldiagnosen kommt. Als Ursache für die Dissoziative Identitätsstörung wird wiederholter Missbrauch in der Kindheit angenommen. Die Aufspaltung in zwei oder mehr Teilidentitäten kann als Versuch verstanden werden, mit dem erlebten Trauma zurechtzukommen: Das reale Geschehen wird vom Bewusstsein abgetrennt. Die Behandlung der Multiplen Persönlichkeitsstörung ist meist langwierig. Ziel ist es, eine größtmögliche Stabilisierung des Betroffenen zu erreichen. Neben der Alltagsbewältigung stehen dabei das Kennenlernen und die Kooperation der Teilidentitäten untereinander im Vordergrund. Soweit möglich, sollte die Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse in die Therapie mit einbezogen werden. Eine Integration und Verschmelzung der Teilidentitäten wird von vielen Betroffenen als Therapieziel abgelehnt.
@Sullivan:
Ruff setzt sich ja mit einer Erkrankung (oder besser: einer medizinischen Indikation , die wissenschaftlich bislang nicht vollständig erfasst werden kann) auseinander. Wenn man so will betreibt er wissenschaftliche Spekulationen, was "Ich und die anderen" für mich klar als wissenschaftliche Fiktion ausweist.Zur Frage SF oder nicht: wenn es multiple Persönlichkeiten nicht geben würde, wäre das Buch eindeutig SF / Inner Space. So bewegt es sich am Rande zur Phantastik.
Grüße
Holger
(Georg Christoph Lichtenberg)
#45
Geschrieben 18 Januar 2005 - 18:35
Obwohl: ein Bewußtsein haben wir ja alle, wir haben halt kniffligerweise auf unser eigenes einen gaaaanz anderen Blickwinkel (Klasse I) als auf die von Mitmenschen (Klasse II) (oder Tieren und animistischen Naturgeistern, Engeln, Dämonen, Gott, ich nenns mal Klasse II-Expansion Set †¦ ich will da mal nicht so kleinlich sein: ich mein, immerhin ist die technophile Menschheit ja höchst ambitioniert einmal technisch-digitales Bewußtsein zu konstruieren/synthetisieren.)
Aus Sicht der MPD-Theorie ist das Leben halt weniger ein Schachspiel gegen Gott, wobei man nur seine eigenen Figuren sieht und die Regeln nicht kennt;
als vielmehr eine perfide Kombination aus Reise nach Jerusalem auf einem Karussell und Multispieler-Schachpartien mit verbundenen Augen und sporadischen »Truth or Dare«-Einlagen.
Aber ich schweife gewaltig ab.
Seiten-Meinung: Bücher wie das von Ruff - allgemein schöne* Geschichten - sind für Ottonormalsterbliche (wie mich, siehe Laie) wohl geeigneteres Spiegel-Werkzeug über solche im Grunde hoch-esoterischen Charaden.
Das Privileg, das Bewußtsein als stofflich-objektives Phänomen zu erleben (abzüglich der Flohbandkosten für Schödingers Katze) genießen erst die Experten mit fähiger Technologie. Hirn-Tomographien werden ja schnell mal zu »den neuen Landkarten des Bewußtseins« hochgejubelt.
Wir alle können also dieses seltsame Phänomen, das man Bewußtsein nennt, in uns und bei anderen beobachten. Das Phänomen ist für Normalos magisch, nicht-stofflich. Es äußerst sich uns nur indirekt: a) über diffus zu benamsende Aktivitäten auf der inwendigen Bühne des eigenen Körpertheaters (Seelenleben, Gemüthslage, Launischkeit, wie ma druff is halt); b) und als Signale, Zeichen, Aktionen und Re-Aktionen der Mitmenschen (und für uns faszinierenden Lebewesen).
Die Heftigkeit ist in beiden Fällen in einen konzentrierten Kernbereich am höchsten:
†¢ als Trieb auf der Seelenbühne: Bewußtseinszustände, bei denen das reptilienbewährte Stammhirn seine Turbinen voll hochfährt, greifen razt-fazt als selbstgenerierte und -induzierte Totalvergiftung mit körpereigenen Hardcore-Drogen auf den ganzen Organismus über.
†¢ Intimität im sozialen Raum: Macht oder Ohnmacht, Gewalt oder Sex, Arbeit oder Kreativieren †¦ die Kommunikationskanäle der Habtik, des pur Guteralen, des gegenseitigen Verschlingens, aber auch: durchaus nicht soooooo selten beim gemeinsamen Musizieren und anderen potentiell »emphatischen« Tätigkeiten wie Sport, Spiel und Senf-Sorten-Crossing in gehobener Stimmung möglich.
Wie das Bewußtsein sich nun vom Kern weiter ordnen läßt, sprengt nicht nur den Rahmen dieses Forums, sondern überfordert bisher wohl auch »die Menschheit«.
†¢†¢†¢
Unmittelbar auf den Roman bezogen, kann ich aufrichtig sagen:
†¢ Penny zu Beginn: Blackouts ihres Kalibers lassen sich mittels Komasaufen und ähnlichen erreichen. Ich kenne ein paar Blackout-Varianten, von mehrtägigen Höchstfieber bis zur Ziviwohnheimparty. Konnte mich nicht dafür enthusiasmieren, das für einen erstrebenswerten Dauerzustand zu halten.
†¢ EINE einzige »normale« Person: Kann nicht sagen, daß ich tiefe Prägungen für diese Sicht habe, noch empfinde ich so. Ich glaube aber, daß viele Menschen die ich beobachten konnte, ihre schlimmsten Probleme deshalb haben, weil sie zu sehr von der Ideal-Vorstellung des ausgereiften, fixierten und dann beibehaltenen festen Charakters ausgehen.
†¢ Andrew mit Ordnung im Haus: ein Hausmeister als milder Diktator (immerhin lange Zeit und folkoristisch heute noch DAS angebliche Ideal der Massen) mit einer Schar von kräftig ausindividuierten Facetten.
Wenn ich die Trauma-Erfahrungen mal abziehe, dann ist Andrew sicherlich DIE Idendifikationsfigur für mich in Ruffs Buch. Na Kunststück, Andrew ist ja auch der fiktions-interne Ich-Autor und Gesamtherausgeber des Textes, den wir da lesen.
†¢†¢†¢
Und noch zwei Service-Links:
†¢ eine deutsche Bücherliste, zur ersten Orientierung für jene, die Ruff für das Thema angefixt hat.
†¢ und ein skeptischer Artikel aus der »Die Zeit« aus dem Jahre 1997.
Wünschen allen {sic} angenehme Lektüre
Grüße
Alex / molosovsky (das Team)
* †¦ im Auge des Betrachters. Genauso wie der berühmte Splitter :-)
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#46
Geschrieben 18 Januar 2005 - 19:47
#47
Geschrieben 18 Januar 2005 - 21:40
#48
Geschrieben 18 Januar 2005 - 23:24
ich hab das auf einer englischsprachigen seite nachrecherchiert und soweit ich es verstanden habe - geht das so die multiplen lernen damit umzugehen - da kann es sein dass ein geist malen kann der andere gern schreibt und genau so treten die dann auch - je nach wunsch in erscheinung noch was - so wie ich das mit meinen englischkentnissen verstand - haben die noch viel mehr geister als MR in sein buch reinpackte lg joeDie Frage, die sich mir nun stellt: Kann ein Mensch mit multibler Persönlichkeitsbildung tatsächlich mit sich Selbstgespräche führen? Oder tritt immer nur eine Facette in den Vordergrund während die anderen vollkommen ruhen
#49
Geschrieben 31 Dezember 2006 - 01:03
Besucher die dieses Thema lesen: 0
Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0