Als ich letztes Jahr eine Ausgabe von Dick´s Erstlingswerk Hauptgewinn : die Erde auf dem Flohmarkt erstand, erwartete ich nicht unbedingt Spitzen-SF vom allerfeinsten. Mein Interesse galt mehr der Untersuchung, wie weit Philip K. Dick damals von der Thematik und dem Stil seiner letzten Werke entfernt war.
Um es vorweg zu nehmen... selbst in diesem relativ "alten" Roman konnte ich DEN Dick erkennen, der mir viele interessante und amüsante Lesestunden beschehrte...
Rezension
Hauptgewinn: die Erde von Philip K. Dick
Der vorliegende Roman wird allgemein als Dick´s Durchbruch im SF-Genre genannt. 1955 geschrieben, beinhaltet die Story einen Handlungsrahmen, der auch heute noch in großen Teilen als wahrscheinlich und denkbar betrachtet werden muß. Die Frage, ob sich die Machtverhältnisse in den Ländern zugunsten global operierender Firmen verschiebt, ist aktueller denn je.
Handelt es sich deshalb bei diesem Werk um eine weitsichtige Extrapolation unserer Welt von Morgen ? Nicht direkt, denn die politische Aussage entlarvt die Geschichte als typische Dick´sche Prognose für eine Zukunft, in der sich das Interesse der Menschen mehr am Konsum als an den Instrumenten der Demokratie orientiert.
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Klappentext:
Die Welt hat sich eine neue Ordnung gegeben: Die Bewohner aller neun Planeten nehmen an einer solaren Lotterie teil, Quizspielen, deren Preis nicht in Konsumgütern besteht, sondern in Macht und sozialem Status - und der Hauptgewinn ist es, der Quizmaster selbst zu sein, der durch Zufall bestimmte absolute Diktator des Sonnensystems.
Doch mit der neuen Ordnung ist es nicht weit her, die alten Mächte, die Konzerne und Trusts, halten immer noch die Fäden in der Hand. Und auch um die absolute Macht des Quizmasters ist es nicht allzu gut bestellt, wie Cartwright feststellen muss, als er sich die Position durch Manipulation der Lotterie aneignet. Öffentliche Attentäter haben es auf ihn abgesehen, und die Konzerne haben andere Pläne als er.
Dieser Roman von Philip K. Dick war sein erster grosser Erfolg und ist die erzählerische Verarbeitung der Neumannschen Spieltheorie.
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Zwei Handlungstränge, die Dick mehr schlecht als recht verbunden hat, bilden das Grundgerüst des Romans. Zum einen der Plot um den neuen Quizmaster Cartwright, der durch eine geschickte Manipulation zum allmächtigen Herrscher der Erde wird und die Handlungsebene um eine Gruppe von Menschen, die, der Situation auf der Erde überdrüssig, zu einem bisher noch nicht karteographierten Planeten im äußeren Sonnensystem in einem alten Frachtraumschiff aufbrechen.
In diesem Roman kann lediglich die Handlungsebene um die politische Auseinandersetzung Catwrights mit seinem Vorgänger überzeugen. Dick zeigt hier seine schriftstellerische Extraklasse und enwirft eine politische Welt, wie sie abstruser nicht sein könnte. Der Herrscher der Erde muss sich mit höchstrichterlich genemigten Meuchelmördern auseinandersetzen und Angestellte gehen "Lehnsverträge" ein, die sie bis zum Tod an ihre Arbeitgeber binden.
Dick´s Version läßt den Leibeigenen in einer modernen Form auferstehen und überträgt die Macht an globale Firmen und deren Privatarmeen. Das Überleben in dieser Welt wird zur Kunst und bizarre Formen der Machterhaltung bilden die Würze des Romans.
Dabei taucht in diesem Roman erstmals eine besondere Menschengattung auf: die Te-Pe´s; Menschen, die Gedanken erkennen und interpretieren können. In späteren Werken werden sie in leicht veränderten Form als Präkognitoren immer wieder in Erscheinung treten bzw. als Hauptakteur die Handlung beherrschen.
Die zweite Handlungsebene hinterlässt einen mehr als zwiespältigen Eindruck. Die Reise zur "Flammenscheibe", ein geheimnisvoller zehnter Planet im Sonnensystem, von einem gewissen John Preston "entdeckt", entpuppt sich als überflüssiges Füllmaterial mit einem lieblos hingeschluderten Abschluß.
Der Zusammenhang mit der Handlungsebene auf der Erde wirkt aufgesetzt und künstlich; macht sich teilweise als störende Unterbrechung im Lesefluß bemerkbar. Warum diese Ebene überhaupt in eine durchaus überzeugende Grundstory eingebaut wurde, wird auf Ewigkeit ein Geheimnis des Autors bleiben, aber der Verdacht, dass hier eine längere Kurzgeschichte auf Romanniveau gestreckt werden musste, ist nicht von der Hand zu weisen.
Fazit
Das Erstllingswerk eines der genialsten Autoren des letzten Jahrhunderts bietet auch heute noch einigen Unterhaltungswert.
Auch wenn die Wahl zweier Handlungsebenen im voliegenden Werk als mißlungen erachtet werden kann, ist für genügend kurzweiligen Lesespaß mit der richtigen Portion Dick´schen Phantasie gesorgt.
Gruss
Jürgen
Bearbeitet von Jürgen, 17 Januar 2005 - 16:16.