Frage zur ''30 x 60 = 1800'' -Regel
#1
Geschrieben 19 Januar 2005 - 23:51
#2
Geschrieben 20 Januar 2005 - 01:11
Der Lektor kennt die Formate und Typos, die in seinem Verlag üblich sind. Je nachdem existieren feste Verteilungsschlüssel, nach denen man direkt Manuskriptseiten in Buchseiten umrechnen kann (mit statistischen Schwankungen, weil der Umbruch halt nicht immer berechenbar ist). Deshalb ist die Manuskriptseiten-Norm ja so beliebt, weil man einen einheitlichen Standard hat, von dem aus man bequem auf die unterschiedlichsten Buchseitenformate und Layouts umrechnen kann.wie kann ein Lektor oder Redakteur schätzen, wieviele Seiten der Roman haben wird, wenn er denn gedruckt wird
#3
Geschrieben 20 Januar 2005 - 12:45
Bearbeitet von Michael Schmidt, 20 Januar 2005 - 12:48.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#4
Geschrieben 20 Januar 2005 - 14:24
Hallo, also von "Entscheidung" zur die Normseite will ich hier nicht sprechen. Um die Entstehung der Manuskript-/ Normseite zu verstehen, musst du einen Blick in finsterste Zeiten werfen: (dramatische Musik ein) ein Zeitalter ohne Computer, ohne zahllose Formatierungsmöglichkeiten und Fonts, ohne Eingabehilfen und Rechtschreibprüfung ... das Prä-Personal Computer-Zeitalter. (dramatische Musik aus) Damals waren Autoren froh, wenn sie eine Schreibmachine hatten, auch wenn es "nur" eine mechanische Reiseschreibmachine war. Auf diesen Dingern ist Weltliteratur entstanden... Und wollte man nur einen einzigen Satz umstellen, musste man die ganze Seite neu tippen, oder die Zähne zusammenbeißen und es stehen lassen. Und nix mit Fotokopien :-) Durchschläge auf schmierigem, hauchdünnen Kohlepapier waren angesagt. Man, was eine Sauerei das war. Da auch damals schon lektoriert wurde (und keinesfalls schlechter als heute) hatten die Seiten jeweils breiten Korrekturrand (ein gewisser Rand ist bei der Schreibmachine technisch bedingt, unter anderem muss das Blatt in der Walze fest genug sitzen.) Damit auch in bzw zwischen den Zeilen geschrieben und korrigiert werden konnte, waren es Zeilen mit doppeltem Abstand (sowas konnte man an dem Typewriter manuell einstellen). Bei dieser Einstellung kommen im Schnitt 30 Zeilen heraus, und die Seite ist linksbündig, da Schreibmachine nun mal von links anfängt. Und schwupps: alle Manuskripte hatten einen breiten Rand (für Korrekturen), sie waren doppelzeilig, linksbündig geschrieben und hatten so im groben Durchschnitt bereits den 1800 Zeichen-Wert. Da man an der Schreibmachine auch die Zeilenlänge einstellen konnte (vorher Zeichen zählen) einigte man sich dann wohl irgendwann auf 30 Zeilen X 60 Zeichen. Die nicht-proportionale Schrift stammt übrigens auch noch daher und erleichtert es dem Lektor tatsächlich, Fehler zu sehen und vor allem doppelte Leerzeichen aufzuspüren. Man sieht, es hat alles einen leicht erklärbaren Ursprung. Und weil sie sich bewährte, bleibt uns die Manuskriptseite auch heute noch erhalten. Danke für die Aufmerksamkeit... Gruß, Linda edit: VerTIPPserWarum hat man sich für 1800 Anschläge entschieden, und wie kann ein Lektor oder Redakteur schätzen, wieviele Seiten der Roman haben wird, wenn er denn gedruckt wird?
Bearbeitet von Linda Budinger, 20 Januar 2005 - 14:27.
Unter dem Vollmond (Sieben Verlag) Mystery/Romance
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Die Kunst, Happy Ends zu schreiben, liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt mit der Geschichte aufzuhören.
#5
Geschrieben 20 Januar 2005 - 16:28
#6
Geschrieben 20 Januar 2005 - 17:16
#7
Geschrieben 21 Januar 2005 - 13:53
#8
Geschrieben 21 Januar 2005 - 15:48
Ganz einfach darauf, dass eine Standardmanuskriptseite als Seite mit 30 Zeilen a 60 Anschläge in nichtproportionaler Schrift definiert ist. Mehr nicht. Wie der Autor das zustandekriegt, ist mehr oder minder ihm selbst überlassen. Nur gibt es dazu sicher sinnvollere und weniger sinnvolle Möglichkeiten. Wie gesagt, ich habe auch schon mal ein Manuskript gekriegt, wo die 30 Zeilen mit 60 Anschlägen in höchstens 11 Punkt mit einfachem Zeilenabstand und riesigen Rändern in der Mitte des Blattes zusammengequetscht waren. Das waren in gewisser Hinsicht sicher auch Standardmanuskriptseiten. Aber ganz gewiss keine, die einen Bearbeiter begeistern würden. P.S.: Wo die Freiheiten bei der Definition der Manuskriptseite aufhören, erfährtst du hier.In all diesen Punkten gehen die Meinungen weit auseinander, und jeder meint, nur seine Angaben seihen die einzig richtigen. Worauf ist dies zurück zu führen?
Bearbeitet von Lomax, 21 Januar 2005 - 15:52.
#9
Geschrieben 25 Januar 2005 - 08:34
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#10
Geschrieben 05 März 2005 - 12:43
Hallo, nun mach dich nicht verrückt, ein bisschen kommt es auch auf den Inhalt an , und du bist schon auf dem richtigen Weg. Ganz genau kriegt man das nie hin, schon gar nicht mit den unterschiedlichen Druckern. Ich empfehle dir: 12p Courier 1,5 Zeilen Abstand Seite einrichten: 3,5 cm oben 4,5 cm unten 3 cm links 2,5 cm rechts Dies ist unverbindlich, da es bei jedem Drucker etwas anders ist! Mal druckt er 29, mal 31 Zeilen auf einer Seite - das ist gar kein Problem! Es klappt selten mit genau 30 Zeilen. Aber das ist nicht wild, wenn es nur ungefähr stimmt, hilft das dem Lektor, und es ist ein sauberes Bild. Wichtig sind die breiten Ränder, damit der Lektor oben, daneben und drunter seine Bemerkungen setzen kann. Zwischen den Zeilen wird nicht korrigiert, sondern mit Fehlerzeichen am Rand. (Kannst du übrigens im Duden Rechtschreibung, ganz vorn, "Korrekturregeln" einsehen) - keine Silbentrennung - besser Fließtext als Blocksatz - Seitennummerierung rechts oben (schneller Überblick beim Blättern) - wenn du unbedingt Name und MS-Titel auf jeder Seite haben willst, dann bitte klein als Fußzeile, damit es nicht den Lesefluss stört Lochung und Heftstreifen sind völlig ausreichend. Wenn mit deinen Ms. gearbeitet wird, wird es eh vollgesudelt. Aufwändige Bindungen kann man sich sparen, kosten nur Geld und den Lektor Nerven, weil er sich schwer tut mit der Handhabung. Meistens wird das Ms. nämlich aus dem Heftstreifen und Blatt für Blatt einzeln genommen. Größere Absätze mit 1 Leerzeile dazwischen trennen. Kapitelüberschriften, Nummern oder "*" mittig setzen. Neue Kapitel entweder auf neuer Seite oder mit zwei Leerzeilen Abstand davor, sowie einer Leerzeile darunter, bis der Text losgeht. Alles klar? P.S.: "Widerspruch" schreibt sich ohne "e", damit er nicht zu häufig wiederkehrt ...Schonmal ein Dankeschön für die Antworten.
#11
Geschrieben 06 März 2005 - 12:54
Kleine Ergänzung: Zwischen den Zeilen werden zwar nur selten Korrekturzeichen gesetzt (Manche Lektoren setzen sich aus pragmatischen Gründen auch gerne über Konrads Erben hinweg, je nachdem, für welchen Zweck/Empfänger die Korrektur bestimmt ist...), aber dafür in jedem Fall um so mehr - inhaltlich - kommentiert. Für den Korrektor nicht relevant, für den Lektor schon; aber die reinrassigen Korrektoren sterben ohnehin aus. Heutzutage sind die Zuständigen sowohl Lektor, Korrektor, Marktforscher als auch Seketärin und eventuell noch Layouter in Personalunion. Um so wichtiger, es den Ärmsten so angenehm wie möglich zu machen. Talent und handwerkliches Können sind wichtig, aber gegenseitige Em- und Sympathie nicht minder.Zwischen den Zeilen wird nicht korrigiert, sondern mit Fehlerzeichen am Rand. (Kannst du übrigens im Duden Rechtschreibung, ganz vorn, "Korrekturregeln" einsehen)
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#12
Geschrieben 06 März 2005 - 21:42
yep, so isses. Lektoriert auf dem Papier wird sowieso nur noch sehr selten, sondern meistens direkt am Bildschirm. Auf dem Papier finden sich vor allem die Bemerkungen, über die ggf. (sprich: so sollte es sein, ist es aber leider nicht immer) mit dem Autor gesprochen wird.Kleine Ergänzung: Zwischen den Zeilen werden zwar nur selten Korrekturzeichen gesetzt (Manche Lektoren setzen sich aus pragmatischen Gründen auch gerne über Konrads Erben hinweg, je nachdem, für welchen Zweck/Empfänger die Korrektur bestimmt ist...), aber dafür in jedem Fall um so mehr - inhaltlich - kommentiert. Für den Korrektor nicht relevant, für den Lektor schon; aber die reinrassigen Korrektoren sterben ohnehin aus. Heutzutage sind die Zuständigen sowohl Lektor, Korrektor, Marktforscher als auch Seketärin und eventuell noch Layouter in Personalunion. Um so wichtiger, es den Ärmsten so angenehm wie möglich zu machen. Talent und handwerkliches Können sind wichtig, aber gegenseitige Em- und Sympathie nicht minder.Zwischen den Zeilen wird nicht korrigiert, sondern mit Fehlerzeichen am Rand. (Kannst du übrigens im Duden Rechtschreibung, ganz vorn, "Korrekturregeln" einsehen)
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