Bearbeitet von Jürgen, 05 Februar 2005 - 21:15.
Version 5 Punkt 12
Erstellt von
Jürgen
, Feb 05 2005 17:17
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#1
Geschrieben 05 Februar 2005 - 17:17
Ein kürzlicher Abstecher zu einem Flohmarkt zugunsten der Flutkatastrophe in Asien erbrachte als "Beute" unter anderem einen Roman von Reinhold Ziegler.Dieser war noch original verschweisst, im Hardcover und kostete die Unsumme von einem ganzen Euro. Eigentlich schade, dass dieses Buch als ungeliebtes Mauerblümchen in einer Buchkiste mit hochliterarischen Werken von Konsalik und Pilcher ein Schattendasein führte, denn dieser Roman gehört imho zu den besten im Bereich Jugendbuch und vor allem im Genre Jugend-SF.Er ist sogar so gut, dass ich ihn erst selbst lesen wollte, bevor er in die Hände meines Sohnes gelangt.Das er dann für einen Jugendroman wirklich aussergewöhnlich gut war, zeigt die Tatsache, dass ich mir die Mühe machte, eine kleine Rezension zu diesem Roman zu verfassen.Version 5 Punkt 12 von Reinhold ZieglerReinhold Ziegler gehört zu den deutschen Autoren, die sich im Bereich Jugendbücher mittlerweile einen Namen gemacht haben. Seine Bücher erreichen nicht selten Zweit- und Drittauflagen; seinen ursprünglich erlernten Beruf als Maschinenbauingenieur hat er zugunsten der Schriftstellerei bereits aufgegeben. Das vorliegende Buch aus dem Beltz & Gelberg Verlag richtet sich in erster Linie an das jugendliche Publikum zwischen 12 und 16 Jahren. InhaltHandlungsort ist die Retortenstadt "Wohnwiesen", einer Metropole vor den Toren Berlins, die unter Nutzung von Informationstechnologie zu einer europäischen Musterstadt mit zwei Millionen Einwohnern ausgebaut wurde. Bargeld hat als Zahlungsmittel ausgedient, sämtliche Ausgaben werden über eine Pi-Karte abgerechnet. Das Nahverkehrssystem ist optimal ausgebaut und die allseits vorhandene Vernetzung macht das Leben in dieser Stadt gerade für junge Leute attraktiv. In Wohnwiesen ist auch das DaZe, das Datenzentrum angesiedelt. Es ist eine Einrichtung, die statistische Daten speichern und für künftige Stadt- und Landentwicklungen den regierenden Institutionen zur Verfügung stellen soll.Tubor Both, ein durchaus begabter Computer-User und Statistiker, muss seine bisherige Heimat München im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 2011 verlassen. Als Alternative zu seiner bisherigen Arbeit in einem Münchener Verlag, wird ihm die Möglichkeit angeboten, in Wohnwiesen, in der dieser Verlag eine Außenstelle besitzt, zu arbeiten. Dort angekommen, erfährt er von einem früheren Freund, warum ihm dieses Angebot unterbreitet wurde und welchen Zweck es diente. Tubor beschließt auf Grund dieser Informationen den Verlag zu verlassen und innerhalb von Wohnwiesen, dass nun sein Zuhause ist, einen anderen Job zu suchen. Die einzige Position, die im offeriert wird, ist eine Anstellung als Statistiker im DaZe. Er nimmt die Stelle an und bekommt einen Einblick in die unglaublichen Datenmengen, die vom DaZe verwaltet werden.Als er durch einen Zufall die achtundsechzig jährige Programmiererin Chris kennen lernt, ahnt er bereits, dass einige Sachen im DaZe nicht so laufen, wie sie es eigentlich sollten... und Chris selbst, die maßgeblich die Software-Grundlagen entwickelte, mit denen das DaZe operiert, weiß, welche Macht die Computer im DaZe besitzen. Ein Plan nimmt Gestalt an, dessen Erfolg das Leben in Wohnwiesen und auch anderswo in Europa nachhaltig verändern könnte...BetrachtungReinhold Ziegler hat hier einen zeitnahen SF-Roman abgeliefert, der einen bedeutsamen Zweck erfüllen könnte; einerseits eine jugendliche Leserschaft für das Lesen an sich zu interessieren und anderseits die geneigten Leser an das Thema SF heranzuführen. Abweichend von der Vorstellung, dass Science Fiction grundsätzlich etwas mit Raumschiffen, blitzenden Laserstrahlen und strahlenden Weltraumhelden zu tun hat, zeigt er mit dieser Story auf, dass SF durchaus mit Hilfe von hochgerechneten Entwicklungen die Welt von Morgen glaubhaft darstellen kann. Ziegler nutzt aber auch das latente Interesse der jungen Leserschaft an zukünftige Entwicklungen im Bereich der Computer und Computerspiele dazu, mahnend auf die immer weiter ausufernden Datensammlungen der herrschenden Mächte hinzuweisen.Die Akteure besitzen den glaubwürdigen Charme der Durchschnittlichkeit. Sie sind keine Übermenschen oder Genies, sondern eher der seine Schrulligkeit auslebende computerbegeisterte Nachbar oder der alternde Workoholic, der vor lauter Bemühungen, den Vorgesetzten seine Leistungsfähigkeit zu demonstrieren, übersieht, wie seine Familie in die Brüche geht. Diese Figuren haben einen hohen Erkennungswert, weil sie so oder so ähnlich auch heute in jeder größeren Stadt zu finden sind. Die Geschichte selbst, in der schwierigen Ich-Form erzählt, entwickelt sich gefällig und bekommt nach dem ersten Drittel des Buches einen tragenden Spannungsrahmen. Dieser wird auch bis zum gelungenen Ende aufrecht erhalten und macht dadurch diesen Roman zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Zieglers Art, die technischen Gegebenheiten nur andeutungsweise zu spezifizieren hat den Vorteil, dass dieser Roman nur unwesentlich durch den Alterungsprozess der schnellen technischen Entwicklungen leidet. Ausschließlich an einigen Kleinigkeiten wie die im Roman nicht vorhandenen Handys und PDA´s oder der heute üblichen Daten-Flatrate wird der Leser daran erinnert, dass der Roman aus dem Jahre 1997 stammt.FazitReinhold Ziegler hat ein durchaus empfehlenswertes Buch abgeliefert, das gerade der jugendlichen Zielgruppe eine spannende Story bereitstellt. Selbst die Tatsache, dass der Roman bereits im Jahre 1997 veröffentlicht wurde, ändert nichts daran, dass die Geschichte heute noch als aktuell eingestuft werden kann und das Szenario vorstellbar ist. Buchdaten:Titel: Version 5 Punkt 12 / Reinhold ZieglerCopyright: 1997 Beltz Verlag230 Seiten - gebundene AusgabeISBN 3 407 80843 7
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