Vor kurzem sah ich diesen Film im Hotel-TV, und mir fiel auf dass er eigentlich starke SF-Elemente enthält: Eine etwas in die Zukunft verlegte Prämisse, auch technisch (die Riesenkuppel, "neben der Großen Mauer Chinas das 2. von Menschen erbaute Objekt das mit bloßem Auge aus dem Weltraum gesehen werden kann"), dabei auch ziemlich gesellschaftskritisch und warnend vor den Auswüchsen der heutigen Reality-Shows.
(Kleine Kritik am Rande...
Der Film ist gut konstruiert, denn er lässt den Zuschauer, der keine Ahnung von der Geschichte hat, die Möglichkeit erst langsam dahinter zu kommen, was hier Sache ist. Ab Mitte des Films wird dies dann schlagartig deutlicher gezeigt, durch die Szenen hinter der "Kulisse", in der wir auch den hohepriesterlichen Regisseur kennen lernen. Am stärksten lebt der Film jedoch von Carrey, der sich sichtlich bemüht eine (erste?) ernste Rolle mit Würde und Glaubwürdigkeit zu stemmen, was ihm gut gelingt; auch die Nebenrolle - den Namen des Schauspielers habe ich mir leider nicht gemerkt - des gleichaltrigen Freundes, der schon sein ganzes Leben diese Rolle spielt, war gut besetzt. Die Themen des Films sind gut gewählt - man gruselt sich vor der Vorstellung das eigene Leben könnte derart verlaufen - und sehr aktuell, aber gegen Ende wirkt die Sache doch etwas zu parabelhaft. Den Schnitt der Story in dem Moment als Truman Burbank die "alte Welt" verlässt ist allerdings genial. Harris als nur-in-seiner-Kreation-lebender Gottregisseur war glaubhaft gespielt; gut gefiel mir auch das Cameo von Natascha McElhone.)
Was ich erstaunlich finde, ist wie der Film auf dem ersten Kamm der Reality-TV-Welle an kam, deren Extrapolation er ja letztendlich betreibt. Inzwischen ist "Reality" das Höchste was das Langweil-Medium Fernsehen der Masse bieten kann, wobei die beste "Reality" doch wohl wirklich diejenige sein wird, in der die gefilmten Menschen gar nicht merken, dass sie gefilmt werden; und damit sich das Ganze weiter rentiert, MÜSSEN sie unwissend bleiben...
Tja, und vorgestern las ich in einer engl.-sprachigen Zeitung, dass eine neuseeländische junge Frau (von der ich mal annehme dass sie gerade schwere Zeiten durchlebt) versuchte, ihr noch ungeborenes Kind mittels EBay einem beliebigen Interessenten zur kommerziellen Verwertung gegen eine Dreiviertel Million $ an zu bieten. EBay hat das Angebot storniert. Hieß die Frau etwa mit Nachnamen Burbank? Selten so gestaunt. Der Film (inzwischen immerhin schon 7 Jahre alt) als Weissager?
Was halten andere Board-Walker (zu dt.: ihr) von dem Film?
P.S.: Noch zur Poll-Frage... Hier im Board wurde der Film schon 2 Mal erwähnt, einmal als Joe Chips Vorschlag für die Jahrhundertfilm-Liste im entspr. Thread, und einmal in einem Thread zum skurrilen Thema Verwandheit von SF und Kino! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 12 Februar 2005 - 23:56.